2012 wird das Jahr der Aktie. Nach über einem Jahrzehnt Flaute, Crash und Chaos steht uns jetzt eine Rallye ins Haus. Sie können in diesen Tagen sehen, mit welch einer Kraft die Kurse anziehen. Am Montag rückte der Dow-Jones-Index um 0,5 Prozent auf 12.874 Punkte vor. Der DAX kam um 0,7 Prozent auf 6.738 voran. Der Nikkei und andere Börsen befinden sich ebenfalls im Höhenflug. Die alten Höchststände sind nicht fern.
Es ist eigentlich erstaunlich. Denn diese Rallye findet statt, obwohl es überall Krisenherde gibt. Athen brennt wohlgemerkt lichterloh an diesem Tag. Das Land ist mausetot. Die Griechen sind pleite – es wird Generationen dauern, bis die südeuropäischen Schuldenländer wieder auf gesunden Beinen stehen. Wenn überhaupt. Aber trotzdem rennen die Börsen nach oben.
Der Ölpreis hält sich hartnäckig bei 100 Dollar je Fass. Es kommt einfach zu keiner Korrektur mehr. Woran liegt der Höhenflug? Es gibt für die billige Geldschwemme der Notenbanken rund um den Globus keine wirklich guten Anlagemöglichkeiten. Anleihen rentieren sich nicht mehr. Und unter das Kopfkissen das Geld zu legen, das macht keinen Sinn. Kommt die Inflation, dann sind die Barmittel auf einen Schlag entwertet.
Wohin also mit der Asche? Das System ist voll mit Geld. Großkonzerne sitzen auf Barmittelbeständen in Rekordhöhe. Nun sucht das System nach einer vernünftigen Anlagemöglichkeit. Gold ist bei 1.700 Dollar je Feinunze schon recht teuer, da macht es für viele Anleger keinen Sinn mehr, auf den fahrenden Edelmetall-Zug zu springen.
Weil Aktien die beste Rendite auf lange Sicht abwerfen, fließt das Bargeld jetzt in Strömen eben an die Wall Street, die liquideste Börse der Welt. Und in der Folge ziehen die anderen wichtigen Börsen in Asien, Südamerika und Europa mit.
Ich glaube, dass wir schnell neue Rekordhochs sehen können in New York und Frankfurt. All die unsinnigen Weltuntergangs-Prophezeiungen machen keinen Sinn. Die Weltbevölkerung wächst wie verrückt. Menschen in den Schwellenländern möchten den guten Lebensstandard des Westens wenigstens in minimalsten Ausmaßen genießen können. Die Armen wollen Kühlschränke, Mikrowellenherde, Öfen, Autos, Klimaanlagen, Fleisch und Cola. Dieser Drang nach westlichen Standards, nach Demokratie, Selbstbestimmung, Freiheit und Konsum lässt sich nicht mehr aufhalten.
Durch das Internet geht alles noch viel schneller. Es hat sich vieles durch das World Wide Web geändert. Es hat sich geändert, wie wir Informationen beziehen, wie wir kommunizieren, wie wir Reisen buchen, Partner suchen, Bücher und Zeitungen lesen, fernsehen und so weiter.
Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien und andere Diktaturen fallen wie Eintagesfliegen einfach tot um. Aus! Vorbei! Die Revolutionen des Volkes werden durch das Internet angefeuert.
Ich rechne mit einem Börsenboom, der die nächsten Jahre anhalten wird. Vielleicht bis 2014 und 2015. Es spricht jedenfalls viel dafür. Kleinere Korrekturen kann es immer wieder geben. Aber insgesamt stehen die Zeichen auf Wachstum.
Conclusio: Das ist meine Meinung. Mit 100-prozentiger Sicherheit weiß ich das natürlich nicht. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Schwarze Schwäne können nämlich immer mal wieder auftauchen. Daher kann jederzeit etwas völlig Unvorhersehbares passieren. Aber insgesamt geht es uns doch allen seit Jahrhunderten immer besser. Schauen Sie sich nur den Dow Jones Index seit den 1930er Jahren an. Diese Linie sagt mehr als 1.000 Worte. Oben über diesen Text habe ich den Chart hinzugefügt. Dieser phänomenale Auftrieb setzt sich fort. Der deutsche DAX hat sich seit übrigens seit Einführung ebenfalls prächtig entwickelt. Wer mit einer optimistischen Grundeinstellung investiert, hat bessere Karten.
Setzen Sie auf Qualitätsaktien. Wenn Sie Hochsolides kaufen, kann nichts anbrennen. Im Supermarkt suchen Sie sich ja auch nicht das Fallobst aus. Der Pessimist ist der einzige Mist auf dem nichts wächst. Das zeigen die Charts ganz klar.
Moin Herr Schäfer,
ich teile Ihre Einschätzung, dass weiterhin viel Geld an die Börsen fließen wird und die Kurse daher tendenziell eher höhre als niedriger notieren werden. Denn die Notenbanken haben das System mit Geld geflutet und es gibt keine wirklichen attraktiven Anlagemöglichkeiten.
Nachdenklich stimmt mich hieran, dass ich genau dieses Szenario schon einmal miterlebt habe, nämlich Ende der 1990er Jahre. Damals „kurierte“ Alan Greenspans Fed die aufkommende Rezession auch einfach mit der Geldschleuder und die Börsen schossen in die Höhe. Am Ende kam das böse Erwachen, die „Dot-Com-Blase“ war als Schlagwort geboren – und viele (Klein-)Anleger um viel Erspartes ärmer.
Aktuell droht ein solches Szenario meines Erachtens nicht, denn es gibt einen gravierenden Unterschied zu damals: die Bewertungen der Unternehmen. Schaut man sich die KGVs an und andere relevante Kennzahlen, notieren Aktien gerade mal im Mittelfeld der „üblichen“ Bewertungen. Und das nach durchaus enormen Kurssteigerungen seit dem Spätherbst. Aktien sind also immer noch kaufenswert, jedenfalls für Langfristanleger. Sofern man davon ausgeht, dass die Unternehmensgewinne nicht unisono wegbrechen und dann die Bewertungen natürlich doch zu hoch wären. Aber danach sieht es nicht aus, die Wirtschaft(en) wachsen zwar nicht mehr so stark, aber sie gleiten auch nicht in tieferschütternde Rezessionen ab. Stock-Picking ist daher angesagt!
Und hier sind wir wieder einer Meinung: solide Unternehmen mit stetigen Erträgen, möglichst noch mit attraktiver Dividendenausschüttung, die sollte man sich ins Depot legen. Die stehen auch die unvermeidlichen Kursrücksetzer an den Börsen durch und versüßen dem Anleger die Schwächephasen mit einer freundlichen Dividendenzahlung auf's Konto.
Wer heute überbewertete Aktien kauft, weil sie gerade „in“ sind, sollte stets bereit sein, sie ganz schnell wieder abzustoßen. Denn das sind die Sprinter im Marathonwettbewerb, die sehen immer kurzfristig wie die absoluten Gewinner aus, brechen dann aber schnell ein, wenn's ans Durchhalten geht. Daher unbedingt in solide Aktien mit Stehvermögen investieren, sonst sieht man nie die Zielflagge.
Danke Herr Kissig!
Das war eine wirklich gute Antwort. Das sehe ich genauso. Beste Grüße TS
Hmm.. ja, ich denke auch, dass wir insgesamt ein (sehr) gutes Börsenjahr erleben werden. Die Gründe haben Sie ja schon gut dargestellt.
DAX zwischen 6800 und 7100 ist aber trotzdem ein Verkauf!
Aber genau jetzt gibt es enorm viele Aktien-Optimisten jenseits und diesseits des Atlantiks, sodass die Aufwärtsbewegung wahrsch. zumindest einige Wochen verschaufen muss, bevor es wieder weiter nach oben geht …
Ob und wie stark es dann wieder nach oben geht, entscheiden in diesen Zeiten (des realen Notenbank-Sozialismus) fast ausschließlich die 5 größten Notenbanken der Welt bzw. deren Entscheidungsvorbereiter und sonst niemand. Wirtschaftliche Entwicklung und fundamentale Bewertungen spielen eine klar untergeordnete Rolle.
Da ich der Meinung bin, dass sich die führenden Notenbanken weiterhin in kartellartiger Manier dahingehend abgesprochen haben, dass lockeres Geld derzeit aus diversen Gründen weiterhin verfügbar sein sollte, wird diese Liquidität die Börsen heuer letztlich (ordentlich) befeuern.
Außerdem gibt es ja ca. 40 Wahlen heuer weltweit, was Politiker veranlassen wird via Medien, Notenbanken, Statistiken, Volkswirten, etc. gute Stimmung zu verbreiten.
Wildcard ist natürlich ein Iran-Syrien-Ägypten-Irak-Israel-Krieg im Jahr 2012, der wider Erwarten der Finanzgilde „außer Kontrolle“ geraten könnte … und nicht innerhalb ein paar Tage/Wochen exekutiert wird.
Büchse der Pandora wird nun geöffnet
Arabischer Frühling = Christlicher Winter!
Ich habe jetzt ganz vergessen, auf Ihre Analyse zu den arabischen Ereignissen kurz einzugehen.
<< Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien und andere Diktaturen fallen wie Eintagesfliegen einfach tot um. Aus! Vorbei! Die Revolutionen des Volkes werden durch das Internet angefeuert. >>
Ihre Ansicht zum arab. Frühling (die deckungsgleich ist mit jener unserer Massenmedien) könnte wahrsch. nicht entfernter von den tatsächlichen Gegebenheiten sein.
Das einzige, was in diesen Ländern wirklich befreit wurde, sind extrem rückständige fundamentalistische islamische Bewegungen. Die Auswirkungen auf den Tourismus sollten schon sehr bald alle zu spüren bekommen.
In Libyen möchte man die Scharia nun wieder gerne einführen. Noch ist eine Mehrheit dagegen … 35 % aller Libyer wollen auch wieder einen starken Mann, soll halt irgendein anderer STammeshäuptling sein. Außerdem wurden dort die oppositionellen Al-Kaida-Kämpfer bewaffnet. Die Waffen wurde nicht zurückgegeben, übrigens von keiner Gruppe. Die Leute trauen dem Frieden anscheinend weniger als wir hier in den westlichen TV-Zimmern..
In Ägypten haben die Islamisten die massive Mehrheit bei den Wahlen errungen. Die Facebook-Generation (als hübscher Aufmacher für unsere Massenmedien) existiert lediglich als völlig marginale Gruppe ohne jede Relevanz. Auch werden die Übergriffe auf Christen in Ägypten nun immer massiver. Natürlich berichten unsere Massenmedien kaum darüber, da dadurch die „Arabische Frühlingsidylle“ gestört werden würde …
Echte, nachhaltige Demokratie ist jedenfalls das letzte, was wir vom arabischen Frühling erwarten drüfen. Allerhöchstens eine Scheindemokratie für Quasi-Militärregierungen, deren Etat dann großteils von Westmächten bestritten werden wird … damit kann man zumindest russische und chinesische Machtansprüche in dieser Gegend zurücktreiben (=Realpolitik im Nahren Osten).
(Was mit Demokratien passiert, wenn denen das Geld ausgeht und sie keines mehr bekommen bzw. nur mit enormen Auflagen, darf man die kommenden zwei Jahr in Griechenland studieren …)
Syrien ist als nächstes Staatsgebilde dran, um die ganze Region in die totale Instabilität zu führen. Fällt Syrien nun mit Unterstützung der Opposition durch westliche Kämpfer/Geheimdienste, sollte man sich u.a. auch auf einen äußerst agressiven Putin-Ton in der Weltpolitik gefasst machen.
Wenn jedenfalls alle diese islamischen „Zellen“ in diesen Ländern „befreit“ sind (was bald der Fall sein dürfte), dürften sich die „Zellen“ länderübergreifend sehr schnell zusammenschließen und gegen ihre neu entdeckten alten Feinde, die Christen und besonders die Israelis, zu Felde ziehen (= Kriege). Der Traum vom Kalifat ist ein ganz starker Zusammenhalt für viele Fundamentalisten.
Die jungen Demonstranten, die dazu benützt wurden, diese Umwälzungen herbeizuführen, werden dann keinerlei Rolle mehr in ihren Ländern spielen.
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Diktaturen bzw. totalitäre Herrscher sind zu gewissen Zeiten (leider) auch Garant für Stabilität. Finden die Umwälzungen zu schnell statt, kann alles mögliche passieren. Nur weil Osteuropa gut gegangen ist (hat aber andere geschichtliche, religiöse, bildungsmäßige Voraussetzungen) muss das nicht auch für den nordafrikanischen Gürtel/Nahen Osten gelten.
Außerdem: christliche Länder ordnen ihr Leben bereitwillig dem KONSUM unter. In islamischen Ländern ist das definitiv nicht der Fall, obwohl auch dort die Sucht nach Konsum stärker wird ..
Wenn jetzt die russische Regierung von Oppositionellen bzw. die chinesische Regierung von Oppositionellen aufgrund der vielfachen Vergehen gegen die Menschenrechte umgestürzt zu werden drohte, dann werden die dortigen Machthaber sehr wahrsch. massiv dagegen vorgehen … und der geld-und rohstoffknappe Westen wird das auf politisch-korrekte-entrüstete Weise akzeptieren, weil sie a) eh nichts ändern können, b) sie das Geld von denen brauchen und c) weil ein Umsturz in diesen Ländern (die ja auch totalitäre Regime sind, wie in Afrika) extreme Instabilitäten zur Folge zur Folge haben könnte. Es wird somit natürlich mit zweierlei Maß gemesssen.
„Wir“ wollen den Umsturz in Nordafrika, etc. (aus falschen Überlegungen heraus), weil wir den dortigen KONSUM (Wohlstandgewinn für uns) haben wollen.
@ nashorn, danke für diese beiden Einwürfe.
Sehr kritisch und spannend zugleich sind Ihre Gedanken zur Börse und zum arabischen Frühling. Ich bin beeindruckt.
Ja stimmt, wir müssen sehen, wie demokratisch die „befreiten“ Länder werden.