Sorge vor der Börsenblase: Ich habe keine Angst

Was die enorme Börsenrallye mal wieder zeigt: Die Reichen werden reicher, die Armen bleiben arm. Die Reichen legten ihr Vermögen in Aktien und Immobilien an. Diese beiden Assets sind kräftig angesprungen. So haben die Reichen durch Ihre Investments ihr eigenes Vermögen weiter ausgebaut. Sie kauften ihre eigenen Aktien in die Höhe. Wie clever eigentlich?

 

Manch einer, der besonders clever war, gründete eine Ecommerce-Firma. Buden wie die Taxifirma Uber oder die private Zimmervermittlung Airbnb.com schießen wie Pilze aus dem Boden. Es werden die „einfachen“ Leute im Grunde ausgenutzt. Für billiges Geld spielen Leute mit ihrem Haus jetzt Hotelier oder mit ihrem Privatwagen Taxifahrer. Und machen ein paar smarte Gründer zu Milliardären. Des einen Leid, des anderen Freud. Das bestätigt einmal mehr: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer.

 

Die Armen horten das Wenige, was sie haben, in Cash. Und bekommen dafür keinerlei Rendite.

 

Die künstlich gehaltenen Null-Prozent-Leitzinsen haben dem typischen Sparer das Leben schwer gemacht. Sparbücher, Festgelder, Staatsanleihen werfen nichts mehr ab. Gleichzeitig ist die Inflation da. Sie nimmt den Sparern ihre Kaufkraft weg.

 

Manch ein Experte warnt schon vor einer überteuerten Börse. Und vor dem nächsten Crash. Ja, der Börsencrash kommt irgendwann. Es kann aber lange dauern. Eine Übertreibung kann Jahre anhalten. Ja, im Bereich der Sozialen Medien und Biotechs haben sich luftige Bewertungen aufgebaut. Hier hat sich die Euphorie zu schnell ausgebreitet. Überschüssige Luft kann hier entweichen. Ganz klar. Ich glaube, das streitet kaum jemand ab.

 

Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Shiller warnt am lautesten vor dem Platzen der Börsenblase. Ich habe mit Shiller schon häufiger in New York gesprochen. Er spricht übrigens fließend Deutsch. Hier ist er auf meinem Foto zu sehen:

Ja, die Bewertungen sind schon recht hoch. Aber wie gesagt, es kann erst mal so teuer bleiben. Wir wissen es einfach nicht.

 

Kommt ein Schwarzer Schwan vorbeigeflogen, stürzen die Kurse ab. Passiert kein dramatisches Unglück, geht es weiter rauf. Erstaunlicherweise haben bislang Kriege, Krisen und Bomben wenig der Wall Street anhaben können. Ob im Gaza-Streifen, in der Ukraine oder im Irak, die Stimmung bleibt auf dem Finanzmarkt gut. OK, die Börse hat einen Tag mal einen Schluckauf. Danach ist wieder alles in bester Ordnung. So scheint es zumindest zu sein.

 

Warum das so ist? Es herrscht Anlagenotstand. Wenn Sie reich sind, wo sollen Sie sonst das Geld hintun? Es gibt ja nirgendwo eine vernünftige Verzinsung. Aktien bieten eine gute Alternative.

 

Ich habe mich sehr lange mit Prognosen beschäftigt. Ich las Websites, bin auf Konferenzen gegangen usw. Jeder möchte uns erzählen können, wohin die Kurse laufen werden. Doch ich habe leider wenig gelernt. Ich habe nur eines gelernt: Die Auguren wissen wenig über die Zukunft. Sie vermuten nur vieles. Sie schauen ständig in die Kristallkugel:

Insofern kann ich Ihnen leider wenig zu der angeblichen Börsenblase sagen. Nur so viel: Wir wissen es erst hinterher. Es gibt ein paar Szenarien: Es kann eine hartnäckige Seitwärtsphase vor uns stehen. Eine solche Phase führt zu einer Korrektur der hohen Bewertungen im Laufe der Zeit. Oder es kann weiter aufwärts gehen. Oder die Kurse crashen. Vielleicht so heftig wie 1929. So wie es auf dem Zeitungsausschnitt oben zu sehen ist. Alles ist möglich.

 

Ich als Langfristanleger kümmere mich wenig um Aussagen von Shiller & Co. Es bringt einfach nichts. Ich lege mein Geld für 25 bis 30 Jahre an. Ich rate Ihnen auch zu mehr Gelassenheit.

 

Ich suche großartige Unternehmen zu vernünftigen Preisen. Die finde ich. Da kann ich mir nicht jedes Mal die Frage stellen: Was passiert, wenn ein Schwarzer Schwan vorbei fliegt? Was passiert, wenn im Irak ein neuer Krieg mit US-Streitkräften (Boots on the ground) ausbricht? Was passiert, wenn… All diese Fragen kann kein Mensch beantworten. Niemand kennt eben die Zukunft. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, was ich weiß.

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12 Kommentare
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Ajax87
9 Jahre zuvor

Danke für einen weiteren interessanten Kommentar. Eine Frage zur Biotech-Branche hätte ich. Wie würden Sie die Aktie von BB Biotech bewerten?

ZaVodou
9 Jahre zuvor

Ich suche großartige Unternehmen zu vernünftigen Preisen.

Dein anderer Artikel klang für mich wie: "Zahlen Sie ruhig (ein wenig) mehr, Sie müssen das nämlich auf lange Sicht sehen. Auf lange Sicht (20-30 Jahre) gesehen ist das nämlich gar nicht so schlimm, wenn man zu viel für eine Aktie zahlt".

Für was stehst Du denn jetzt? Und was ist für Dich ein vernünftiger Preis? Wie machst Du den aus?

Ahoj, ZaVodou

 

Patsche
9 Jahre zuvor

Was spricht dagegen, auf günstigere Kurse zu warten?

In den USA gab es bisher keine Korrektur, die meisten Titel notieren immer noch nahe ATH. Der Dax ist zyklischer und u.a. deshalb sind einige der Titel schon stärker zurückgekommen. 

Ich persönlich vermeide lieber die (ersten) 20-30% nach unten, auch wenn ich den perfekten Zeitpunkt nicht erwischen werde.

kurt huber
9 Jahre zuvor

Günstige dividendentitel wie zb? ;-)

Thx! Lg

Gast
9 Jahre zuvor

Kurt, ich würde einfach mit diversen Screenern erst vorsortieren, dann schauen, was so in Frage käme. Aus dem Ergebnis hier: http://goo.gl/X7zFYi würde ich z.B. FLY kaufen, wenn ich mich heute Abend noch für was entscheiden müsste. Je großzügiger man die Ratios wählt, umso mehr Auswahl hat man natürlich.

– http://goo.gl/8sMdXg

– http://goo.gl/Nfou5N

– http://screener.finance.yahoo.com/stocks.html

usw…

Mike
9 Jahre zuvor

Tim dann nenn doch bitte mal beispiele. Welche Aktien findest du gerade?

Danke

Markus
9 Jahre zuvor

Einerseits Empfehlungen erwarten und andererseits kritisieren wenn es nicht so läuft…

 

Selber Hirn einschalten und auch bereit sein die Konsequenzen für das eigene Handeln zu tragen wäre mal was. ;-)

Ich finde nach dem Kursrutsch beim DAX gibt es auch hierzulande wieder tolle Dividendenaktien für "akzeptable" Preise zu haben. Nachteil ist ganz klar, dass die Dividende nur einmal im Jahr ausgeschüttet wird.

Grüße

[…] Sor­gen vor der Bör­sen­blase: ich habe keine Angst (Deutsch, TimSchäfer) […]

Franz Veldung
9 Jahre zuvor

Auf sämtlichen Börsen-Portalen wird gelogen,dass sich die Balken biegen.Beispiel: Eon wird immer noch mit einem Gewinn je Aktie von im Schnitt 96 Cent für 2014 ausgewiesen.Man sieht mal wieder die kreative Buchführung aller orten.Auch heute wieder:Henkel.Der Reingewinn nach Zinsen,Steuern und Abschreibungen nur 3,72 Euro,bei Kursen von über 100!Ein Anstieg des absoluten Reingewinns von nur 3% in 2014.Die Aktie hat aber über 35% im gleichen Zeitraum zugelegt.Aktien sind nicht mehr billig-sondern sehr teuer.Ganz klare Blase.Zu 100% Notenbank getrieben.Das wirkliche KGV der wirklichen Reingewinne aller DAX-Werte liegt aktuell bei 25,5.2000 bei 25.Wer´s nicht glaubt,sollte besser recherchieren und auf die Zahlen von 2000 zurückgreifen.Beispiel Deutsche Bank.Reingewinn in 00: 9,36 Euro je Aktie.Kurs 2000 bei um die 95 Euro,also ein KGV von unter 10.Und heute?Der Kurs gedrittelt,aber das KGV auf Basis des Gewinns für 2014 :verfünffacht.Das endet noch mal ganz,ganz böse!Das habe ich 2000 gesagt,das sage ich jetzt.Obwohl selbst ich mir 2000 nicht vorstellen konnte,dass sich der DAX fast vierteln würde in nur 3 Jahren.Nur die Notenbanken halten die Börsen oben.Der niedrige Zins schafft Gier und Gier ist gefährlich.Die Insider wissen das.Sie scheuen jede Zinserhöhung,wie Dracula die Sonne.Panisch wird jede FED-Sitzung genau interpretiert,analysiert und darauf gehofft,dass ja die Wirtschaft nicht all zu schnell gesundet,weil ja das mit einer Zinsanhebung früher oder später verbunden wäre.Ich nenne das einfach nur krank!
Und dennoch:Das Beispiel Japan zeigt,das Börsenkräche auch bei 0% Zinsen erfolgen können.Japan hat seit 95 den Zins bei fast bei Null.Dennoch kam es 97-Asienkrise,98 Russland und LTCM-Hedgefondskriese,2000 DotCom- Krise und 2007- Immobilienkrise zu massiven Rückgängen,OBWOHL die Zinsen bei Null lagen,OBWOHL es für Staatsanleihen kein Geld gab.Denn das ist ja das Argument der Longies:Die Notenbanken regeln alles!Übrigens Bayer hatte 2000 3 Euro je Aktie verdient,bei Kursen um die 45 Euro.Und heute?Der Reingewinn,der wirkliche Reingewinn,denn findet man aber nur ganz versteckt im Geschäftsbericht,liegt bei gerade mal 4 Euro je Aktie,bei Kursen von über 120!Das ergibt ein 30er KGV!

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