Daytrading lohnt nicht. Value Investing dagegen schon

Ich erhielt gestern folgende eMail: Ich habe ihren Blog aufmerksam gelesen und finde ihn sehr interessant. Seit wenigen Wochen habe ich mich intensiv mit der Thematik Börse & Aktien beschäftigt. Ich konzentriere mich zurzeit (noch vorwiegend theoretisch durch diverse Fachliteratur) auf den Bereich des Daytrading und `spiele´ vorerst in meinem Musterdepot herum. Soweit läuft alles im grünen Bereich. Nun meine Frage an Sie: Was würden Sie mir ebenfalls zu den zehn Börsentipps als Einsteiger raten? Ich habe leider finanztechnisch nichts in dieser Richtung gelernt, aber bin mit vollem Eifer und Spaß dabei.

Ich rate Ihnen auch als Anfänger meine zehn Börsentipps zu befolgen. Beim Daytrading verlieren die meisten. All die Transaktionskosten, Steuern und das schlechte Timing führen dazu, dass nichts übrig bleibt. Die Banken verschweigen gerne, dass nur wirklich wenig Menschen beim Daytrading erfolgreich sind. Daher stellen Discountbroker wie Charles Schwab ungern ihre Daten für Studien zur Verfügung.

Es gibt dennoch Untersuchungen, die belegen: Je mehr die Anleger traden, desto weniger bleibt am Ende übrig. Es hängt wohl ebenfalls mit dem Übermut zusammen, der sich entfaltet. In Taiwan wurde eine umfangreiche Analyse vorgenommen. Das Land eignet sich dafür, weil es dort nur eine Börse gibt, an der gehandelt wird. Und die Börse stellte alle Daten zur Verfügung. Zehn Millionen Transaktionen wurden so über Jahre hinweg unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Daytrader sind in der überwiegenden Zahl der Fälle große Verlierer. 80 Prozent verloren Geld. Nur bei 1,0 Prozent der Daytrader konnten die Professoren wirklich mit Garantie feststellen, dass sich die Strategie rechnete. Daytrading hat etwas mit der Spielsucht der Menschen zu tun. Sie glauben, dadurch die Welt steuern zu können, indem sie nur kurzfristig die Positionen halten. Dabei weiß kein Mensch, wie sich der Kurs kurzfristig entwickeln wird.

 

Gewiss sind Sie als Langfristanleger vielen Faktoren ausgesetzt, die den Kurs jeden Tag ändern. Im Grunde müssen Sie hilflos zusehen, wie ihre Aktien Achterbahn fahren. Was soll’s? Das stört Staranleger wie Buffett oder George Soros kaum.Ich bin daher vom Value Investing überzeugt. Ich bin Langfristanleger. Je jünger Sie sind, desto besser.

Tun Sie, was Warren Buffett sein Leben lang tat. Die Investorenlegende beobachtet gute, starke Konzerne. Etwa Coca-Cola, Johnson & Johnson oder American Express. Kommen diese Firmen aus der Mode und sinkt der Kurs dramatisch, dann steigt Buffett ein. Der Investor schwimmt gegen den Strom. Kauft nur, was die Masse achtlos wegwirft. Seine bevorzugte Haltedauer „ist für immer“. Kaufen Sie also Ihre Lieblingsaktien und bleiben Sie langfristig investiert. Am besten Sie schauen nicht täglich nach dem Kurs Ihres Unternehmens, das macht Sie nur nervös. Bleiben Sie cool – ganz gleich, in welche Richtung sich der Kurs bewegt. Erfolgreiche Anleger haben die Gabe, ruhig Blut zu bewahren. Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Super-Investoren. Die größten Vermögen wurden in Krisenphasen geschaffen. Privatanleger neigen dazu, in Panikphasen zu verkaufen, genau dann, wenn es die beste Zeit wäre, um billig Aktien abzustauben. Freilich sind die institutionellen Anleger nicht besser. Schauen Sie sich nur an, was in der Finanzkrise alles passiert ist.

Weltweit führende Banken standen vor der Pleite, weil sie bescheuerte Investments eingingen. Sie liehen Menschen für den Hauskauf Geldsummen, die die Kunden nie mehr zurückzahlen konnten. Bei den aktiven Investmentfondsmanagern zeigt sich zudem, dass die meisten schlechter als ihr Vergleichsindex abschneiden. Bis zu 80 Prozent der Fonds schaffen es nicht, ihre Benchmark zu schlagen.

Mein Tipp: Als Value Anleger kaufen Sie nur, was Sie kennen. So gehen die Milliardäre vor. Buffett oder Investmentguru Peter Lynch kaufen nur, was sie verstehen beziehungsweise kennen. Setzen Sie nur Geld ein, dass Sie in den kommenden Jahren nicht benötigen. Je länger Sie das Investment unangetastet lassen, desto besser. Denn dann kann sich der Zinseszinseffekt entfalten. Reinvestieren Sie die Dividenden und frische freie Mittel in die Aktie. Idealerweise kaufen Sie nach, wenn sich die Aktie gerade in einer Korrekturphase befindet.

Wie kraftvoll sich der Zinseszinseffekt bemerkbar macht, zeigt der Fall von Oseola McCatry. Die schwarze Haushälterin spendete 1995 der University of Southern Mississippi 150.000 Dollar und ihre Geschichte machte landesweit Schlagzeilen. Präsident Bill Clinton ehrte sie. Die Dame kümmerte sich ihr Leben lang um die Wäsche ihrer Kunden. Sie lebte bescheiden. Kein Auto, kein Kabelfernsehen, keine Zeitung. Sie lief eine Meile zum Supermarkt. Ihre Ersparnisse legte sie bei verschiedenen Sparkonten an. Und so wuchs eine große Summe heran. Hätte McCarty statt auf Sparkonten ihre Ersparnisse in Aktien angelegt, hätte sie anstatt mehreren hunderttausend Dollar sogar mehr als eine Million Dollar anhäufen können.

Werden Sie aufgrund Ihrer Anlagefortschritte nicht geizig. Alle Superinvestoren engagieren sich für Stiftungen. Warren Buffett übertrug nahezu sein gesamtes Vermögen an die Wohltätigkeitsorganisation seines Freundes Bill Gates. Wen auch immer sie nehmen, ob George Soros, Carl Icahn, Stephen Schwarzman oder Carlos Slim, sie alle spenden große Summen. Laut einer Studie des Psychologie-Professor Timothy Kasser sind großzügige Menschen zufriedener als geizige. Spenden Sie!Ich glaube sogar, dass wer etwas Gutes tut (spendet), der verdient Geld schneller, als jemals zuvor.

Nehmen wir an, Sie haben eine Million Euro angehäuft. Sie spenden 100.000 Euro. Und diese Summe verdienen Sie anschließend mit einer smarten Aktientransaktion innerhalb von zwei Monaten zurück. Ich vermute, dass dies bei den Spendern mit den positiven Gedanken zusammenhängt, die nach der guten Tat freigesetzt werden.

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hajue
14 Jahre zuvor

Die Transaktionskosten beim Daytrading sind relativ hoch. Zudem ist es wirklich nur Handel, keine Investition. Swing-Trading scheint lukrativ, jedoch: Kurse schwanken zu ruhigen Börsenzeiten intraday oft nur um wenige Prozent. Wenn man nun eine Aktie kauft und der Kurs schwankt lediglich um ein halbes Prozent, dürfte man in der Regel keinen Gewinn verbuchen. Es entstehen Kosten für Kauf, Verkauf, Courtage, Handelsplatz, und mehr. Kursverluste sind auch drin – also Gebühren plus Verluste kompensieren Gewinne recht schnell.

Es ist nicht absehbar, wie sich Kurse in der kurzen Frist entwickeln. In der langen Frist wird entweder der Kurs in die gewünschte Richtung gehen oder man verkauft im Verlust, da handfeste Informationen vorliegen. Andernfalls kann man sich glücklich schätzen und zu einem niedrigeren Preis nachkaufen.

Besonders im Daytrading sind Entscheidungen oft nicht rational, da man unter Zeitdruck steht. Dieser Druck sowie die Risikofreude sind charakteristisch für Glücksspieler (!)

Die Investiton in starke Unternehmen über einen langen Zeitraum scheint seit Dekaden eine unterschätzte Erfolgsstrategie zu sein. Vermutlich wird sich dies nicht ändern; denn der schnelle Zock wirkt im Gewinnfall wie der Pluspunkt eines Belohnungssystem, Verluste blendet das Hirn völlig aus. Man kommt halt leicht in Versuchung, nicht unbedingt ein höheres Risiko, jedoch sehr hohe Kosten für schnelle Gewinne in Kauf zu nehmen.

Mit ein wenig Mathe/ Statistik und Programmierkenntnissen kann man sich schnell einen Überblich über verschiedene Tradingstrategien verschaffen und diese auf tausende Trades testen. Die Chance im Daytrading langfristig zu überleben, sinkt durch Transaktionsgebühren enorm, auch durch die Stops, die man als Value-Investor eventuell nicht nutzt, da man den langfristigen Wert eines Unternehmens einschätzt und sich nicht auf empirische Chartanalyse verlässt.

14 Jahre zuvor

hajue, danke für Deinen Beitrag. Ich stimme Dir mal wieder voll und ganz zu. Sind wir doch mal ehrlich: Die Leistungen der Fondsindustrie und Vermögensverwalter sind doch bescheiden. 80 Prozent der aktiven Fondsmanager schneiden schlechter als ihre Benchmark ab. Das ist der Hammer! Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Vermögensverwalter es ebenfalls nicht schaffen, ihre Benchmark zu schlagen. Ganz zu schweigen von den Blendern und Scharlatanen. Die Industrie luchst den Menschen Gebühren ohne Ende ab und schiebt Wertpapiere hin und her. Wer ein paar Regeln befolgt, kann doch selbst eine viel bessere Performance in die Scheune fahren. Ohne Gebühren und ohne die Katze im Sack kaufen zu müssen. Bei der Aktienanlage handelt es sich um keine besondere Wissenschaft. Es ist eigentlich ganz simpel, wenn man seine Gefühle (Angst und Gier) versucht, weitgehend auszuschalten.

hajue
14 Jahre zuvor

Definitiv. Den richtigen Fondsmanager zu finden ist riskanter als auf gut Glück in ein S&P 500 Unternehmen zu investieren. Das liegt nicht nur an dem Einkommen, den Fondsmanager aus dem Kapital ihrer Kunden in Form von Gebühren beziehen, sondern an dem vermeintlichen Handlungsdruck unter dem sie stehen. Ich finde es richtig, wenn ein Fondsmanager genug Mut aufbringt und nicht aufgrund der kurzfristigen Marktperformance investiert – auch wenn er Gefahr läuft, Kunden zu verlieren.

Die dot.com-Bubble und die jüngste Wirtschaftskrise haben der Bevölkerung das Vertrauen in Aktien genommen. Sobald jedoch ein Bankberater mit Bedacht auf Provisionen einen Fonds empfiehlt, wird gutgläubig investiert. Da kann man durchaus verstehen, wenn risikoaverse Anleger ihr Erspartes auf Tagesgeldkonten schieben – trotz magerer Zinsen und Inflation.

Aktien rocken einfach -> man siehe Buffet: http://bit.ly/aGtJCG

14 Jahre zuvor

hajue, besten Dank für das lustige Youtube-Video mit Warren Buffett als Axel Rose. Buffett kann sich selbst auf den Arm nehmen. Das können die wenigsten an der Wall Street…

[…] nicht. Statistische Untersuchungen belegen regelmäßig, dass über achzig Prozent aller Daytrader auf lange Sicht Verluste machen. Das erscheint auch logisch: Nach der Random Walk Theorie bewegen sich Aktienmärkte im […]

[…] Die Deutschen wollen sich 2021 mehrheitlich selbst um ihre Finanzen kümmern. Gut so! Sie schätzen sich beim Thema Geldanlage nach wie vor als überwiegend konservativ ein (57 Prozent). Nur 13 Prozent der Befragten bezeichnen die eigene Risikobereitschaft als (sehr) hoch. 17 Prozent planen, mit etwas mehr Risikobereitschaft ins neue Jahr zu gehen, wohingegen 25 Prozent ihre Risikobereitschaft reduzieren wollen. Das lässt auf eine erhöhte Vorsicht der Deutschen schließen, was ja per se nicht schlecht ist. Das Zocken mit Pennystocks, Aktien oder wilden Finanzprodukten bringt unterm Strich eh nichts, das zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien. […]

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