Mein neues Jahr begann herrlich. Ich war am 1. Januar im Flughafen in Houston und wollte nach New York fliegen. Als ich meinen Koffer aufgab, erhielt ich folgendes Angebot am Automaten beim Einchecken: Ob ich mein Ticket für 200 Dollar an die Airline verkaufen wolle, weil die Maschine überbucht sei? Ich grübelte erst, drückte dann aber „Nein“ auf der Tastatur und wartete am Gate auf meinen Flug. Das Angebot schien mir nicht gut genug.
Kurz vor dem Einlass in die Maschine erhöhte eine Mitarbeiterin von United Airlines schrittweise das Angebot. Sie rief in die wartende Menschenmenge ihre Gebote. Erst bot sie 200, dann 300, schließlich 500 Dollar. Ich ging sofort an den Schalter, als ich die 500 Dollar hörte. Sie stellte mir einen Reisegutschein über 500 Dollar aus, weil ich meinen Sitzplatz freiwillig an die Airline zurück gab.
Im Gegenzug musste ich rund eine Stunde in Houston auf den nächsten Flug warten. Das nahm ich gerne in Kauf: Ich konnte nämlich gratis in die Lounge warten. Vor mir stand ein riesiges Büfett. Wie lecker. Jede Menge Getränke gab es. Und massenweise Zeitungen.
Meinen neuen Sitzplatz stufte die Airline gratis von der Holzklasse in die „Business Class“/Erste Klasse hoch. Aus reiner Dankbarkeit. Wie angenehm! Ich verdiente nicht nur 500 Dollar, sondern flog ganz vorne in der feinen Sitzreihe nach New York. Gereicht wurde im Flugzeug ein warmes Abendessen. Und Wein. Die Beinfreiheit war gewaltig. Der schwarze Ledersessel war bequem.
Es gab nichts zu meckern. Beim nächsten Deal bin ich wieder dabei. Schneller und angenehmer können Sie kaum Geld verdienen.
Es gibt Leute, die sich viel besser mit solchen Dingen auskennen. Ich habe einen Bekannten in New York, der könnte darüber ein Buch schreiben. Er ist Vielflieger. Die Airlines schenken ihm Gratis-Hotelübernachtungen, Gutscheine, Fahrtdienste usw.
In China kaufte ein Mann ein Erste-Klasse-Ticket, um gratis in die Lounge zu kommen. Dort ass er genüßlich. Anschließend verschob er den Flug um exakt einen Tag. Er kam am Folgetag in die Lounge, futterte sich durch und verschob den Flug abermals auf den nächsten Tag. Das machte er mehr als 300 Mal, bis endlich die Airline Wind von dem Trick bekam. Dann stornierte der clevere Chinese das Ticket und ließ sich das Geld gutschreiben. Wie krass. So weit würde ich jetzt nicht gehen.
Auf den Fotos sehen Sie, wie mein Flug begann: Erst gab es warme Nüsse, dann warme Speisen mit Salat. Jede Menge Wein. Zum Schluss warme Kekse.
PS: Dieser Ami hat das kostenlose Erste-Klasse-Fliegen zum Beruf gemacht. Es wäre gewiss nichts für mich. Trotzdem ist sein Lebensstil spannend. Ich finde zum Beispiel seinen Minimalismus in punkto Besitz (alles passt in einen Koffer) ansprechend, wobei ich mein Hab und Gut nicht soweit reduzieren könnte.
Das ist ein bisschen anderes, aber auch interessant und spannend.
http://www.businessinsider.com/man-gets-60000-emirates-airlines-flight-with-frequent-flyer-miles-loophole-2015-10 oder http://www.businessinsider.de/fuer-300-dollar-einmal-um-die-ganze-welt-2015-12.
Der Chinese mit dem 1.-Klass-Ticket: Das ist kein Held, sondern ein Schmarotzer. Jemand, der das System über Gebühr ausnützt.
Allein kann man so was machen.
Anders sieht die Sache aus wenn man mit Kindern und Frau unterwegs ist.
Wobei eine Stunde jetzt auch nicht wirklich schlimm ist…
@ mischko56
Danke für die Links.
@ Stefan
Mit Partnerin oder Partner geht das schon. Dann verdoppelt sich der Verdienst auf 1.000 Dollar. Selbst mit Kindern ist eine Stunde Warten in der Lounge kein großes Problem, denke ich.
@ Tim
Klar, ne Stunde ist ja nix…einen halben Tag am Flughafen rumzuhängen mit Familie ist da schon was anderes…
Fliege übrigens im Mai mit Familie nach Fort Lauderdale….mal sehen wie´s wird. Die Anreise wird wohl stressig.
@ Stefan
Viel Spass in Florida. Mein nächster Flug war garantiert. Insofern wusste ich, dass ich nur rund eine Stunde warten musste.
Nun so viel Glück hatte ich leider bisher nicht. Etwas aber schon. Als wir von unserem Urlaub zurück wollten, hatten wir das Glück (wie immer) uns in der Schlange anzustellen, in der es dann schließlich am längsten dauerte. Während der Wartezeit versuchte Condor den Leuten die nächsthöhere Klasse für einen Aufpreis von 50 € schmackhaft zu machen, was einige auch annahmen. Die Flugzeit war immerhin 9 Stunden. Als wir endlich einchecken wollten (wir waren die Letzten), stellte sich heraus, dass der Flug ebenfalls überbucht war und wir deshalb kostenlos ein Upgrade bekamen. Das Warten hat sich gelohnt.
Ein anderes mal fiel ein Flug wegen einem technischen Defekt aus. Es musste erst eine Ersatzmaschine eingeflogen werden. Die Airline machte den Reisenden ein Angebot, diese zum nächsten Flughafen zu bringen (1,5 h Fahrzeit) und 100 € in bar zu kassieren. Ich blieb, nahm den Ersatzflieger und traf die anderen Reisenden am Zielflughafen wieder. Ich ließ mich dann nach der EU-Richtlinie entschädigen. Brachte alles in allem 650 €. Die Klage führte ich übrigens selber, ohne Anwalt. Das geht, nur die Wenigsten wissen es. Kosten null, lediglich 3 Stunden Zeitaufwand.