Was würden Sie mit einer Million Euro machen? Angenommen Sie landen einen Sechser im Lotto, was dann? Ich würde zunächst meine Hypotheken tilgen und dann erst mal intensiv nachdenken.
Es ist gar nicht so einfach die richtige Antwort parat zu haben. Jedenfalls wäre es ratsam, ein großes Polster des Gewinns vernünftig anzulegen. Den Löwenanteil würde ich an der Börse anlegen. Konservative, langweilige Dividendenpapiere eben.
Viele Menschen, die einen Millionengewinn kassieren, verschwenden das Geld in ein bis zwei Jahren bis auf den letzten Cent. Sie geben einfach alles aus und stürzen sich mitsamt der Familie ins Unglück. Es gibt massenweise Horrorgeschichten.
Luxusurlaub, Geldgeschenke, teure Autos, Schmuck, edles Zeug … bis alles weg ist.
Es gibt Clevere. Wie Bonnie Brown. Sie war eine der ersten Angestellten bei Google. Sie war die Masseuse bei der Suchmaschine. Das Gehalt war bei dem Start-up Google lausig. Ganze 450 Dollar kassierte sie pro Woche. Was sich allerdings als Ölquelle herausstellte, waren die Optionen. Bonnie Brown verkloppte nicht ihren Aktienbesitz, nein, sie behielt den Großteil der Wertpapiere langfristig. Das machte sie zur Multimillionärin.
Sicherlich hatten andere bei Google ähnliche Chancen. Einige werden auf die Nase gefallen sein, weil sie auf den schnellen Gewinn aus waren. Sie haben die Chance ihres Lebens vertan, weil sie ihr Geld nicht zusammen halten konnten. Weil sie keine Geduld hatten.
Im Endeffekt ist es traurig, wenn jemand so eine Chance hatte und sie verspielt hat.
Im Grunde kann ich nur jedem raten, unterhalb der eigenen Verhältnisse zu leben. Nachzudenken! Zu Planen! Vorsichtig zu sein! Konservativ zu handeln. Mit jeder Art von Konsum vorsichtig umzugehen. So wie Angela Merkel. Unsere Kanzlerin bestellt den billigen (aber guten) Hauswein im Hotel. Den Rest in der Flasche hebt sie für den nächsten Tag auf.
Wer ein wenig Phantasie hat, sollte seine Belohnung gedanklich in die Zukunft verlegen können. Der typische Konsument hat ein gravierendes Problem damit, Vorsorge zu treffen. Der gute Wein wird eben heute, hier und jetzt konsumiert. Das gesamte Gehalt lieber gleich heute auszugeben ist natürlich einfacher, als etwas zu sparen. Anlegen? Sparen? Notgroschen? „Wozu denn?“, denken sich wohl einige.
Die meisten Milliardäre sind sparsam, verdammt sparsam.
Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele: Ingvar Kamprad (Ikea-Möbel, billiger Haarschnitt), Michael Bloomberg (wenige Schuhe), Carl Icahn (er mag offenbar günstige Möbel), Warren Buffett (gebrauchte Autos, altes Haus), Carlos Slim (alter Benz, altes Haus), David Einhorn (fährt mit dem ÖPNV). Hier sind weitere Beispiele.
Der mexikanische Superinvestor Carlos Slim sagt:
„Reichtum ist wie eine Orchidee. Eine Orchidee musst du wachsen lassen. Reinvestieren musst du, um sie größer zu machen oder du musst diversifizieren.“
Finanzielle Unabhängigkeit kommt normalerweise nicht über Nacht (abgesehen vom Lottogewinn). Es ist harte Arbeit notwendig. Es erfordert Disziplin, Geduld, Sparsamkeit, Vorsicht – es ist wie eine empfindliche Pflanze.
Wie viele träumen im Spielkasino, an der Lottoannahmestelle oder an der Börse von dem schnellen Glück? Millionen Konsumenten jagen diesem Traum tagtäglich hinterher. Dabei ist das völlig unrealistisch. Der typische Börsianer zockt, tradet. Manch einer macht auf Pump wilde Geschäfte – ohne zu merken, dass er bzw. sie auf dem Holzweg ist.
Zurück zur Ausgangsfrage: Was würden Sie mit einer Million Euro machen? Ab in den Luxusurlaub? Renovierung? Villa? Rolls-Royce? Oder lieber das Geld an der Börse vernünftig anlegen? Was halten Sie von Festgeld, Indexfonds, einer Notreserve?
Natürlich würde Ich, wie jetzt auch schon, in verschiedene Anlageklasse diversifizieren.
Die Milliadäre, die oben aufgezählt wurden, sind meist diejenigen der ersten Generation; also diejenigen, die das Vermögen zusammengerafft haben. Oft haben sie mit irgendwelchen Komplexen zu kämpfen und sind deshalb so sehr auf das Materielle fixiert. Es ist zu bezweifeln, ob sie ein erfülltes Leben führen.
Hinzu kommt noch, dass meist keine zwei Generationen dauert bis alles oder der größte Teil wieder weg ist. Und das ist ja auch gut so, um eine zu extreme Konzentration zu verhindern. Nicht selten hat bereits die nächste Generation, also die Kinder, erhebliche Probleme mit dem unverdienten Reichtum umzugehen. Nicht selten konnten es hier zu psychischen und/oder Drogenproblemen oder allgemeiner zur Lebensuntüchtigkeit.
Ich glaube, wie malen uns das Leben der Superreichen zu schön, weil uns so vermittelt wird und wir das glauben wollen.
@ Felix
Stimmt. Reichtum macht nicht glücklich(er).
Ich finde, die meisten Superreichen haben sich Gedanken gemacht und gehen mit positivem Beispiel voran. Mark Zuckerberg, Peter Thiel, Bill Gates, Warren Buffett, Michael Bloomberg, Carl Icahn, Jeff Bezos, Paul Singer, Carlos Slim … sie alle setzen sich für wohltätige Zwecke ein. Sie arbeiten daran, gute Menschen zu sein. Mir fällt kein einziger Superreicher ein, der alles zusammenrafft.
Hi Tim,
ich habe in meinem Bekanntenkreis ebenfalls Beispiele, bei denen ein Lottogewinn bzw. eine Erbschaft in sechsstelliger Höhe in kurzer Zeit wieder ausgegeben wurde.
Persönlich würde ich eine Million Euro so wie jetzt auch anlegen und ein üppiges passives Einkommen kassieren.
Pro 1.000 angelegte Euro lassen sich monatlich 3,50 Euro netto (also nach Abzug von Steuern und Gebühren) an Zinsen und Dividenden erzielen. Bei einer Million sind es entsprechend 3.500 Euro netto pro Monat. Für eine Person ist das in jeden Fall ausreichend davon zu leben, für eine Familie sicherlich ein guter Grundstein.
VG
Lars
@Tim
Ich glaube, Du siehst die Superreichen durch eine rosarote Brille. Alles feine Kerle, die durch Sparsamkeit und Fleiß ein Vermögen gemacht haben.
Ich behaupte, dass das nur ein ganz kleiner Teil ist. Ich nenne sie Vorzeigekapitalisten.
Letzte Woche gab es einen Bericht im Fernsehen über GolmanSachs und diese Woche eine über die Treuhandgesellschaft. Das sind nur die Spitzen eines Eisbergs, den wir als Ottonormalverbraucher durch solche Berichte zu Gesicht bekommen. Ich denke mal, dass so die Wirklichkeit aussieht und viele Reiche eben auf nicht so ganz legale Weise an ihr Geld gekommen sind bzw. auch kommen/erhalten.
Wenn es nach mir ginge, gäbe es die ganzen Superreichen nicht.
Was ich aber auch bedenklich finde, ist dass man als Millionär heutzutage schon als sehr reich gilt. Der Nettoertrag aus einer Million Euro ergibt jedoch lediglich ein ganz normales Haushaltseinkommen einer Famile. Das hab ich mal einem Grünen an dessen Wahlstand vorgerechnet. Dabei habe ich Immobilien noch gar nicht berücksichtigt. Ich glaube, manche Politiker wissen nicht, was ein ganz normales Reihenhaus in einer Großstadt mittlerweile kostet.
Das Problem ist, dass man die Fleißigen, die sich einen gewissen Reichtum erarbeitet haben, sehr hoch besteuert, während man die wirklich Reichen – die Superreichen – in Ruhe lässt.
Warum wohl?
Jetzt noch zu Deiner Frage:
Mein Traum ist noch immer ein kleines Häuschen auf Mallorca bzw. europäischen Mittelmeerküste. Nichts Protziges. 80 qm mit kleinem Garten, aber ob da eine Million Euro reicht? Ich glaube nicht.
Theoretisch reichen 500 k mit Entnahmeplan um die 6 % und abbezahltes Wohneigentum.
Spielen natürlich viele Faktoren wie Lebensumstände, Kapitalverzehr ja/nein, Zinssätze und Entnahmen nach Stückzahlen oder fixe Summen eine Rolle.
Ob dass ein erstrebenswertes Ziel ist, lasse ich mal dahingestellt.
Wie viel Mallorca-Urlaube drin sind, ohne gleich ein Häuschen kaufen zu müssen… Evtl. langweilt Malle mit den Jahren auch…
Hallo Tim,
ich denke, dass ich ziemlich genau wüsste, was ich mit einer Million machen würde. Min. 10% würde ich für gute Zwecke reservieren. Den Rest würde ich dann über einen längeren Zeitraum in Tranchen in dividendenstarke Titel investieren. Etwaigen Konsum (z.B. Reisen) würde ich in jedem Fall nicht direkt von der Million finanzieren, sondern über den Umweg der erzielten Dividenden.
Grundsätzlich wollte ich auch noch etwas zur Sparsamkeit anmerken. Ich denke, dass es hier nicht alleine um billig gehen sollte. Ich kenne viele Leute, die nur billig einkaufen und trotzdem keinen Cent übrig haben. Warum?
Weil sie entweder Kram kaufen, den sie nicht brauchen (war ja billig) oder oft auch minderwertige Produkte, die bald wieder defekt sind bzw. repariert werden müssen.
Ich verfolge einen anderen Weg, und zwar kaufe ich nur sehr wenig. Eben das was ich wirklich brauche oder was mir mir wirklich Freude und Nutzen über einen langen Zeitraum verspricht. Dann aber hohe Qualität, die auch mehr kosten darf.
Anstatt 20% für Rabatte auf billigen Plunder zu sparen, spare ich lieber 100% und kaufe derartige Dinge gar nicht.
@ alle
Danke für die spannenden Vorschläge. Wichtig ist schon schön zu streuen. Nicht alles auf eine Karte setzen! Aktien aus dem Inland und Ausland. Und andere Assets wie Grundstücke, Wohnungen …
@ ZaVodou
Mit Blick auf die Superreichen gilt: Wer sehr egoistisch handelt, wird irgendwann auf die Nase fallen. Ich glaube, es zahlt sich für Milliardäre bzw. Großkonzerne nicht aus, andere abzuzocken oder reinzulegen. Die besten Firmen haben gleichzeitig ein gutes Image. Berkshire Hathway, Walt Disney, Google, Apple, BMW, Sony, Daimler, VW, BASF, Nestle… natürlich gibt es überall Probleme und Schwächen.
@ Lars,
um den von Dir angegebenen Ertrag zu erwirtschaften, da muss der eventuelle Lottogewinner schon selbst viel Ahnung haben. Auf einem Tagesgeldkonto kannst Du dann nur den „Notgroschen“ lassen. Aber die wenigsten Neu-Millionäre haben diese Kenntnisse. Wahrscheinlich kurbeln die erst mal die Wirtschaft an, was für uns auch nicht schlecht ist.
Was ich mit der Million machen würde?
Reisen nach Kanada, USA Route 66, Australien und nochmal NZL. Dann ist immer noch was übrig.
VG
Anna
Hallo Tim,
da ist mir ein Steinbrück, der mindestens 5€ für einen Wein ausgibt und jeden Tag einen Neuen bestellt lieber. Der macht was für die Konjunktur… ;-)
Nicht falsch verstehen; ich mag Deine Artikel; Sparen ist wichtig.
Die Merkel-Hinweise (Lobhudelei) in letzter Zeit sind aber unterirdisch.
Eine Kanzler(in) sollte beurteilt werden, ob sie die richtige Massnahmen oder Mehrheiten in der Regierung findet um gescheite Entscheidungen zu treffen. Sollte also kein Windfähnchen sein. Dann könnte sie für die Menschen Vorbild sein. Solange sie oder andere ihr Geld nicht verprassen und später monetäre Unterstützung brauchen, ist mir das sowas von egal wie sie ihr Geld ausgeben.
Wünsche allen einen schönen Wochenanfang!
Pierrot
Hallo Anna,
deine Reiseziele teile ich auf jeden Fall. Bei diesen Reisebudget dürften aber scon noch ein paar exotischere Länder in Asien und Afrika dabei sein.
Was Angela Merkel anbelangt, so ist für mich auch nicht entscheidend, dass sie wie eine Nonne lebt, sondern dass sie ein gute Politik macht.
Was ich bei einer ähnlichen Frage von Tim schon sagte, das wichtigste wär mir das niemand davon erfährt.
Der Rest käme dann von ganz allein.
Einen Großteil anlegen, langsam dann die Arbeitsbelastung runterfahren, kreative und bildende Tätigkeiten die jetzt etwas in den Hintergrund getreten sind wieder etwas mehr aufleben lassen und jeden Tag so gut es geht versuchen mit Sinn zu füllen.
mfg
@ Pierrot
Ich finde die Politik von Frau Merkel ok, aber nicht super-toll.
Bei einigen Politikern stelle ich gravierende Lücken in Wirtschaftsfragen fest. Nicht mal Grundkenntnisse sind bei einigen Volksvertretern vorhanden. („Was ist ein Bond?“) Deswegen wird die Altersarmut nicht effektiv bekämpft in Dtld.
Was ich an Merkel bewundernswert finde, ist: Eine so mächtige Frau bleibt in ihrer Freizeit eine ganz normale Person und hebt nicht ab.
@ Felix,
hast schon recht, aber in den Tropen müsste höchstwahrscheinlich meine Auslandskrankenversicherung einspringen. Bin vor fünf Jahren schon in Mexiko an meine Grenzen gekommen. Dann macht es auch keinen Spaß.
VG Anna
@Anna und Felix
Mich hat´s vergangenen November nach Chile und Argentinien verschlagen. Die drei Wochen im dortigen Sommer waren faszinierend. Die Reise über die Anden – ein Traum, kann ich nur empfehlen.
Allerdings auch erschreckend, wie es in der „zweiten Welt“ teilweise noch zugeht. Ein wenig Erleichterung nach der Rückkehr ins biedere Deutschland war schon vorhanden ;)….
Neben einem warmen Geldregen für Freunde und Verwandte, sowie einer investierten Rücklage, wäre das Erkunden der Welt sicher die reizvollste Nutzung der Million. Shanghai und Sydney, das wäre was.
Ich würde von der Million keinem erzählen und alles komplett in Dividenden-Papiere investieren. Das sollte dann gute 30.000 € im Jahr bringen. Die würde ich möglichst weiter investieren um den Zahlungsstrom noch zu erhöhen.
Hallo Tim!
Ob es an den fehlenden Grundkenntnissen in Wirtschaftsfragen liegt, dass Politiker die Altersarmut nicht bekämpfen, möchte ich bezweifeln.
Altersarmut wird vor allem steigen wegen dem Niedriglohnsektor. Jetzt könnte man sich auch streiten, ob Angela Merkel (incl. EU) mit ihrer Austeritätspolitik eine Mitschuld tragen…
http://fdlbooksalon.com/2013/06/29/fdl-book-salon-welcomes-david-stuckler-and-sanjay-basu/
Herzliche Grüsse,
Pierrot
Die Triebfeder der Wirtschaft, des Kapitalismus und der Börse sind die Gewinne. Punkt. ;-)
Um Gewinne zu erhöhen werden Kosten gedrückt. Was man alles unter Kosten drücken sich vorstellen kann…
Es sind sicherlich viele Ursachen der Altersarmut oder der Armut allgemein. Ob Politiker eine grundlegende Ursache bekämpfen wollen???
Nur wenn der öffentliche Druck der Allgemeinheit sich wandeln sollte.
Der Mehrheit geht es in den Industrieländern sehr gut.
Die Deutschen allgemein sind sowieso sehr unkritisch und erheben sich ungern vom Fernsehsessel. ;-)