Eine Bekannte ist felsenfest davon überzeugt, dass sie mit Trading viel Geld verdienen kann. Ich diskutiere oft mit ihr. Leider folgt sie meinen Argumenten nicht. Ich habe daher heute vier Tipps aufbereitet, die meiner Meinung nach wichtig sind, um erfolgreich an der Börse zu sein. Meine vier Kern-Thesen habe ich verschiedenen Studien entnommen, zum Teil finden Sie entsprechende Links. Auch spielt das Anlageverhalten Warren Buffetts eine Rolle. Die Liste ist nicht vollständig.
1. Verzichten Sie auf Zertifikate und Derivate. Die Zahl dieser neuen Produkte ist explodiert, keiner blickt in dem Dschungel durch. Doch die Sparer greifen gerne in diesem Bereich zu, obwohl die Struktur der Produkte alles andere als transparent ist. Weder die Gesamtkosten noch die die genaue Architektur dieser Konstrukte ist mir klar, wenn ich die Prospekte lese. Weil ich nur Bahnhof verstehe, lasse ich die Finger weg. Vor allem kann ich die Risiken nicht eindeutig definieren, die ich mit solchen Instrumenten eingehen würde. Generell rate ich Ihnen: Wenn Sie nicht durchblicken, Finger weg! Was mich am meisten stört: Als Interessent erfahren Sie nicht auf einen Blick, was das Produkt für Gebühren und Kosten verursacht und welche Risiken es enthält. Wenn Sie in den USA beispielsweise eine Kreditkarte beantragen, zeigt Ihnen die Bank auf einem Blatt Papier alle Kosten, Zinsen und Gebühren. Sie kaufen also nicht die Katze im Sack. Das wäre hierzulande eine gute Lösung für mehr Transparenz in dem Sektor, eine einheitliche Liste mit den wesentlichen Fakten. Sie kaufen ja auch kein Auto, das Sie nicht fahren können.
2. Verringern Sie Ihre Handelsaktivität. In den meisten Depots findet ein wildes Hin und Her statt. Das kostet Geld. Jede Transaktion nagt an der Performance. Zu viel Handelstätigkeit führt nachweislich zu einer schwachen Performance. Einer der Gründe für die extreme Handelstätigkeit ist die Selbstüberschätzung. Tendenziell werden Aktien, die sich über den Einstandskurs entwickeln, schnell verkauft. Dagegen bleiben die Verlierer-Aktien lange im Depot. Fragen Sie sich selbst, was ist der Grund für Ihre geplante Transaktion. Sind die Umstände wirklich relevant, aufgrund dessen ich meine Position verkaufen will? Spielen vielleicht Gefühle, ein Skandal oder was auch immer eine Rolle? Ist es ratsam, jetzt auf einem niedrigen Kursniveau zu verkaufen oder wäre es nicht besser, abzuwarten? Spielt vielleicht ein Statusdenken eine Rolle? Weil alle Freunde Gold- oder Solaraktien besitzen, muss ich die jetzt auch welche kaufen? Ist es sinnvoll jetzt schon meine Position zu verkaufen, die Aktie liegt 20 Prozent im Plus, aber sie kann ja noch höher steigen? Warren Buffett hält seine Kern-Positionen (Coca-Cola, American Express, Wells Fargo, Washington Post, Wal-Mart, Johnson & Johnson, Procter & Gamble) jahrzehntelang beziehungsweise er trennt sich nie von ihnen.
3. Suchen Sie nach Schnäppchen. Die Masse wird von Modethemen getrieben (Gold, Solar, Biotechs, Internet). Das führt zu Fehlbewertungen, zu abenteuerlichen KGVs, KBVs etc. Suchen Sie nach Aktien, die günstig sind, weil sie nicht im Rampenlicht stehen. Langweilige, traditionsreiche Branchen können durchaus hohe Renditen abwerfen. Ob nun Banken, Versicherungen, Getränkehersteller, Autobauer, Tapetenkonzerne oder Einzelhandelsketten – das kann lukrativ sein. Es muss nicht unbedingt ein heißer Internet-, Biotech- oder Edelmetalltitel sein. Sind Sie eingestiegen, brauchen Sie Geduld. Wenn Sie auf eine hohe Qualität (Produktqualität, Markanteil, Gewinnqualität) achten, sollten Sie sich fortan keine Sorgen mehr machen. Es kann dauern, bis der Markt das Potential Ihrer Aktie entdeckt. Es kann auch passieren, dass der Markt nie den von Ihnen ermittelten Bewertungsabschlag aufholt. Wenn der faire Preis Ihrer Aktie einmal erreicht worden ist, brauchen Sie nicht aussteigen. Falls der Kurs aufgrund eines Problems, Rücktritts, Rückrufaktion etc. unter Druck gerät, bieten es sich an, eine Aufstockung der Position vorzunehmen. Wenn die Horde der Börsianer (Herdenverhalten) aus einem Wert rennt, bieten sich für erfahrene Anleger wie Warren Buffett immer wieder interessante Einstiegszeitpunkte. Wer es sich nicht zutraut, sein Depot aktiv mit Aktien und Anleihen zu managen, kann auch eine passive Strategie verfolgen und einfach einen Index wie den S&P-500 (mit einem ETF beispielsweise) nachbilden. Gegen eine solche Entscheidung spricht nicht viel. Es ist eine sehr günstige und grundsätzlich erfolgreiche Strategie. Von aktiv gemanagten Aktienfonds rate ich ab, weil die Kosten zu hoch sind.
4. Kaufen Sie Aktien. Fonds, Sparbücher, Festgelder, Bausparverträge und Lebensversicherungen sollten Sie meiden. Mischen Sie in Ihr Portfolio Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern. Wenn man in die Portfolios der Deutschen blickt, kriegt man die „Krise“. Die Direktanlage in Aktien ist extrem unterrepräsentiert. Dabei werfen Aktien nachweislich langfristig die höchsten Renditen ab. Wo bunkern hingegen die Deutschen Ihr Geld? In Sparbüchern, Lebensversicherungen und Bausparverträgen. Es sind unsere liebsten Kinder – obwohl die Erträge lausig sind. Die Menschen versuchen offenkundig, Risiken mit aller Macht zu vermeiden und zahlen einen hohen Preis für ihre Risikoscheu. Denn sie verzichten auf eine wesentlich höhere Rendite. Leider gibt es keine einflussreiche Interessenvertretung, die für die Direktanlage in Aktien kämpft. Dagegen haben die Bausparkassen, Banken und Versicherungen einen enormen Einfluss auf unsere Parlamentarier. Den Einfluss des Deutschen Aktieninstituts, kurz DAI, auf den Bundestag und die Regierung schätze ich als gering ein. Trotz des großen Engagements der Frankfurter Einrichtung und ihres Chefs Professor Dr. Rüdiger von Rosen kann das Institut wenig gegen die mächtigen Milliardenorganisationen ausrichten. Dabei sind die Argumente des DAI äußerst wichtig. Nur 8,2 Millionen der Deutschen besitzen direkt oder indirekt (Fonds) Aktien, das sind 12,6 Prozent der Bevölkerung. Betrachtet man die direkte Anlage in Aktien fällt das Resultat noch ernüchternder aus: Lediglich 3,4 Millionen Anleger beziehungsweise 5,3 Prozent der Bevölkerung besitzt direkt Aktien. Seit Jahren sinkt das Interesse. Es müsste die Aufgabe der Regierung sein, sich für Aktie als Anlageform stark zu machen. Weil keiner in der deutschen Bevölkerung das Wort ergreift, sollten sich die Deutsche Bundesbank und die EZB dafür einsetzen. Das Problem der Altersarmut ließe sich so erfolgreich bekämpfen. Es ist eines der besten Bausteine zum Vermögensaufbau. Das Deutsche Aktieninstitut bezeichnet das wachsende Desinteresse für die Aktie als eine „gefährliche soziale Schere“: „Je geringer die Ausbildung, je niedriger die berufliche Position und je niedriger das Einkommen, desto stärker ziehen sich die Bundesbürger aus der Aktienanlage zurück.“ Eine Auswertung der Deutschen Bundesbank kommt zu dem Schluss, dass nur 3,9 Prozent des Vermögens der Deutschen direkt in Aktien investiert ist. Das ist bedenklich.
Vier Aktien-Tipps! So sind Sie erfolgreich an der Börse
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Sehr guter Text, habe ihn gleich verlinkt.
Bei der vom DAI ermittelten Quote waere noch interessant, wie viele der Anleger ihre Anteile ein Jahr und laenger halten, dann kommt man vermutlich auf nochmals deutlich niedrigere Werte !
Achja. Eine solche Regierungsunterstuetzung (wie von Ihnen gefordert) gibts garnicht:
http://investor.gov/
Eine sehr gute ergänzende Seite 6 Kardinalfehler Anlegern hier:
http://www.be24.at/blog/entry/654154/die-sechs-kardinalfehler-von-uns-anlegern/fullstory
Intransparenz von Zertifikatekosten gebe ich Ihnen voll Recht -> TER (Total Expense Ratio) wie bei Fonds wäre gefordert.
Aber deshalb auf leicht verständliche Discount-/Bonus- aber auch Hebelzertifikate (Turbos Long UND Short! wenn der Markttrend abwärts läuft oder massive Überbewertungen da sind)zu verzichten wäre ein Fehler.
Auch ETF sind Fonds! … und die kostengünstigen i.d.R. passiv gemangeten Varianten, sind durchaus sehr zu empfehlen.
Aber hier beginnt leider auch schon ein Wildwuchs mit aktiven Varianten – analog zu den Zertifikaten.
Ob nur “Buy and Hold forever” von ein paar Qualitätsaktien in volatilen Märkten über verschiedene Assetklassen hinweg heute noch alleinig ausreichend ist, ist zumindest anzuzweifeln.
Der ARERO Weltfonds wäre eine gute weltweit und assetmäßig diversifizierte, kostengünstige Variante, wenn man an das Buy an Hold-Prinzip glaubt.
Danke hubsen für Ihre Ideen. Ihre Einwände sind berechtigt. Mit Long/Short Transaktionen sind durchaus ein paar Hedgefonds ziemlich erfolgreich. Das unterscheidet ja die Hedgefonds von den aktiv gemanagten Fonds für die Privatanleger (DWS, Fidelity, Templeton), die praktisch ja nie short gehen und das gesamte Portfolio long haben. Ich traue mir das Shorten nicht zu, daher lasse ich persönlich die Finger von diesem Werkzeug. Den ARERO Weltfonds schaue ich mir an. Danke für den Tipp. Beste Grüße aus NYC in meine Heimat
Lieber selber Shortselling im kleinen Rahmen betreiben (gute Anleitung für Anfänger von Harald Weygand unter gleichnamigen Buchtitel)
oder auch mal aus “Zu gut um wahr zu sein”-Gelaufenem aussteigen (Gewinne realisieren) und an der Seitenlinie auf bessere Marktzeiten warten.
Bei Hedgefonds wäre ich mal supervorsichtig! weil:
a)hohe Kosten:
hohe Ausgabeaufschläge, hohe TER, oft unmäßige Performance-Fee in der Aufwärtbewegung und abwärts “nicht mal ein Händedruck” ;-)
b)Prinzipielle Intransparenz (black box Computerprogramme)auch bei klarer Zuordnung zu einer der vielen möglichen Hedgefondsstile
meine spontane Idee: Vielleicht Trendfolger gegen den Trend (nach großen Verlusten)kaufen, wenn schon lange keine ausgeprägten Trends mehr waren – Motto: “rein statistisch sollte es mal wieder ein Trend kommen”
c) weitere Nachteile: Zumeist kein oder ein untauglicher Vergleichsindex, zumeist erfolgt keine Überprüfbarkeit der eigenen Performance-Darstellung durch neutrale Dritte.
Habe mal mit einem “ruhigen” Indexzertifikat “Warrior II” :-)auf ein von Experten ausgewähltes /vorselektiertes Hedgefondsportfolio 1/3 des Einsatzes verloren …und davor war über 1 Jahr der Handel mit meinem Zertifikat ausgesetzt und das Geld gebunden.
Bin von Hedgefonds vorläufig “kuriert” :-)
Hallo hubsen! Ihren drei kritischen Punkten im Hinblick auf die Hedgefonds stimme ich zu. Absolut! Danke für die gute Zusammenfassung.