Value versus Trendfolge: Wer hoch steigt, kann tief fallen!

Anhand eines Beispiels möchte ich Ihnen heute erklären, wie sich die Value- von der Momentum-Strategie unterscheidet. Die Aktie einer Maschinenfabrik kostet 1.000 Euro. Sie erzielt einen Gewinn von 200 Euro je Anteilsschein. Nun steigt der Value-Fan für 1.000 Euro ein. Er erhält nach einem Jahr Haltedauer eine Rendite von 20 Prozent auf sein eingesetztes Kapital. Wir unterstellen, dass die Maschinenfabrik eine Vollausschüttung der Gewinne vornimmt. Jetzt kommt der Momentum-Anhänger ins Spiel. Er ist begeistert von den starken Ergebnissen. Er hatte von Freunden von der starken Performance gehört. Sein Motto ist: “Buy high, sell higher!” Kaufe hoch, verkaufe höher. Die Erwartungen an den Vorstand der Maschinenfabrik sind jetzt gestiegen. Der Markt erhofft sich höhere Erträge und starke Umsatzzuwächse. Daher ist der Trendfolge-Anleger begeistert. Er ist bereit für die Aktie nun 2.000 Euro zu zahlen. Bleibt der Gewinn jedoch konstant, fällt die Rendite des neuen Aktionärs mit zehn Prozent nur halb so hoch aus wie die des Value-Fans (20 Prozent). Der Schnäppchenjäger, der bei 1.000 Euro eingestiegen ist, stößt jetzt sein Aktienpaket an die Horde ab. So sind 20 Prozent Rendite innerhalb eines Jahres in der Scheune. Das Problem, das die Herde hat, die die Maschinenfabrik spät entdeckt, ist: Die Erwartungen der Masse sind enorm. Häufig gelingt es dem Unternehmen gar nicht mehr, die Phantasie zu dämpfen. Die Analysten nehmen reihenweise Ihre Erwartungen nach oben. Stimmt jedoch in einem Quartal die Hoffnung mit den Zahlen nicht mehr überein, stürzt der Kurs ab. Schnell kann sich ein Kurs halbieren. Es gilt der Börsenspruch: „Wer hoch steigt, kann tief fallen.“ Das bedeutet für den Momentum-Anleger, der Kurs muss sich verdoppeln, um lediglich die Verluste wieder aufzuholen.
Im Kern rate ich dazu, die Value-Strategie zu verfolgen. Da ein früher Einstieg zu günstigen Kursen erfolgt, sind die Risiken gering. Freilich kann auch ein Trendfolge-Spieler eine gute Rendite in die Scheune fahren. Boomphasen wie bei Baidu.com, Apple, Netflix oder Google können nämlich über viele Jahre hinweg anhalten. Jedoch meiden die Value-Stars solche Wachstumsfirmen, denn sie haben Angst vor Rückschlägen. Irgendwann lässt bei jeder Wachstumsfirma einmal der Schwung nach. Die Gründe können vielfältig sein: Vielleicht weil die Kunden nicht mehr von der Ware überzeugt sind. Zurückzuführen ist das wiederum auf die Konkurrenz, die den Markt aufrollt. Es kann zu Qualitätsproblemen kommen. Sinkt das Image, schwindet das Interesse. Das ist kurz skizziert die Strategie von Leuten wie Fondsmanager Martin Whitman oder Warren Buffett. Sie verzichten lieber auf eine verlockende Performance. Als 1998 und 1999 IT-Aktien von einem Hoch zum nächsten stürmten, konnten Anleger nach ein paar Monaten Haltedauer 50 Prozent Rendite und mehr erzielen. So etwas zieht natürlich die Menschen in Scharen an. Irgendwann entsteht bei den Lemmingen der Eindruck, dass die Kurse gar nicht mehr sinken können und nur nach oben laufen. Völlig ausgeblendet werden die Risiken. Es kommt zu krasser Selbstüberschätzung in solchen Phasen: Die Menschen glauben, sie hätten eine besondere Gabe, stets die richtigen Aktien auszuwählen. Dabei ändert es sich nie, wie man an der Börse Firmen bewertet. Es geht um die Cash Flows und letztendlich nur um die Unternehmensgewinne. Aus diesem Grund schaue ich mir grundsätzlich immer folgende drei Kennziffern an: Kurs-Umsatz-, Kurs-Buchwert- und Kurs-Gewinn-Verhältnis.

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