So liest Warren Buffett die Bilanzen

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Ein gelungenes Buch hat die Schwiegertochter von Warren Buffett, Mary Buffett, geschrieben. Mary war mit dem Sohn des Milliardeninvestors Peter zwischen 1981 und 1993 verheiratet. Peter Buffett ist ein Musiker, dessen Bruder Howard Graham ist ein Landwirt (der soll mal Chairman von Berkshire Hathaway werden).
Peter Buffett lebte viele Jahre in einem schicken Appartement in New York nahe des „Union Square“. Seine Luxuswohnung ist derzeit auf dem Markt für 4,2 Millionen Dollar. Auf diesem Link können Sie sich die Anzeige des Immobilienmaklers anschauen. So schlecht scheinen die Kinder des Börsenaltmeisters jedenfalls nicht zu leben. Der Blick aus der New Yorker Wohnung ist imposant.
Zurück zum Buch: Mary stellt in ihm die Investmentmethode des Genies exzellent zusammen. Es heißt: So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen: Quartalsergebnisse, Bilanzen & Co – und was der größte Investor aller Zeiten daraus macht.
Geschrieben hat sie das Buch im Jahr 2008. Der Börsenbuchverlag legt nun eine ins Deutsche übersetzte Version vor. Ein paar wenige Passagen sind mittlerweile veraltet, etwa dort, wo es um den mittlerweile sanierten Autobauer General Motors geht. Aber gut 95 Prozent des Inhalts ist nach wie vor aktuell.
Ich finde die Schwiegertochter bringt das Vorgehen des Genies auf den Punkt. Sie erklärt detailliert, was an den Aktien Buffetts anders ist. Vor allen Dingen geht sie auf den Wettbewerbsvorteil seiner Aktienlieblinge ein. Anhand zahlreicher Unternehmenskennzahlen erläutert sie, wie man diese exzellenten Firmen findet, woran man die „Überflieger“ erkennt.
Buffett geht es eben nicht in erster Linie um eine niedrige Bewertung, wenn er einsteigt. Das scheint eher zweitrangig zu sein. Nein, es geht ihm hauptsächlich um eine hohe Qualität, um einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, um die Marktmacht.
Am besten gefallen Buffett monopolähnliche Verhältnisse. Deutlich wird dies bei seinen Investments an dem Rasierklingen-König Gillette bzw. Procter & Gamble, an Wal-Mart, Moodys, Burlington Santa Fe Railway.
Diese Strategie leuchtet ein: Je mächtiger ein Konzern ist, desto geringer ist das Risiko bei der Aktie.
Hat Buffett investiert, bleibt er in der Regel Jahrzehnte an Bord.
Beständigkeit spielt überall in Buffetts Leben eine große Rolle. Er wohnt seit 1957 im gleichen Haus in Omaha, er liebt gebrauchte Autos und hat auch in seinem Büro seit Urzeiten wenig verändert.
Dauerhaft gut entwickeln sich auch seine Aktienlieblinge. Umsatz, Gewinn, Dividenden und Cash Flow sollen kontinuierlich nach oben marschieren. Buffett schaut zehn Jahre zurück, wenn er die Unternehmenszahlen analysiert. Wichtig sind ihm ferner: niedrige Forschungsaufwendungen, eine geringe Verschuldung, überschaubare Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie moderate Abschreibungen. Saftig muss die Rohertragsmarge ausfallen.
Die Ratingagentur Moodys hat zum Beispiel enorme Margen und gleichzeitig keinerlei Forschungsaufwendungen (wobei Buffett mittlerweile ein paar Anteile an dem Ratinghaus verkauft hat).
Der Überschuss und das Ergebnis je Aktie muss unbedingt auf Sicht des zurückliegenden Jahrzehnts schön nach oben klettern (ein Ausnahmejahr mit einem Rücksetzer scheint er zuzulassen, mehr aber nicht).
Wilde Schwankungen in der Gewinnreihe bringen den Staranleger auf die Palme, solche Aktien meidet er strikt. Er findet es gut, wenn Vorstände eigene Aktien zurückkaufen. Bereinigte Unternehmensgewinne wie EBITDA sind für ihn nicht von großer Bedeutung. Er blickt bevorzugt auf das Ergebnis vor Steuern und den Überschuss.
Alles in allem ist das Buch eine exzellente Lektüre. Es öffnet einem die Augen und ist verständlich geschrieben. Wirklich kompliziert wird es nirgendwo. Es gibt ein paar Schwächen. So wiederholen sich Teilbereiche. Die schematische Aufschlüsselung der Bilanz in einzelne Kapitel wirkt manchmal langweilig. Aber auf fast jeder Seite findet sich irgendwo ein neuer spannender Hinweis.
Lieber Leser, ich wünsche Ihnen alles Gute für das Neue Jahr. Vor allem Gesundheit, Glück und Erfolg!
Für das Neue Jahr sollten Sie sich ein paar gute Vorsätze vornehmen. Die New Yorker Vermögensberaterin Suze Orman rät folgende Prioritäten zu beachten: An erster Stelle stehen Menschen (Familie, Freunde, Kollegen etc.). An zweiter Stelle sollte das „Geld“ rangieren. Nummer drei auf der Prioritätenliste und damit Schlusslicht sollten „Dinge“ sein, sprich Konsum (Autos, Handys, Designerkleidung usw.).
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen das Beste!

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Dmitrij Karle
11 Jahre zuvor

Tim,
das Buch liegt schon seit geraumer Zeit bei mir in meinem Ebay-Account und möchte nur noch gekauft werden.
Danke für den schnellen und informativen Einblick in dieses Buch. Das wird demnächst gekauft!

p.s.

Auch wünsch ich dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Viel Erfolg weiterhin hier im Blog.
Gesundheit und Glück für dich und deine Familie und Freunde.

Happy New Year!

Ich wünsche Dir Tim auch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013 ! Luxusgüter sollte man sich vom Passiven Einkommen kaufen – meine persönliche Meinung.

11 Jahre zuvor

Hi Tim,

ich würde zu gerne hören, wie du den Hinweis zum “Landwirt” Howard Graham(“der soll mal Chairman von Berkshire Hathaway werden”) betonen würdest… bin mir nicht sicher, ob zwischen den Zeilen ein bisschen Ironie mitschwingt.

Guten Rutsch und vielen Dank für den exzellenten Blog (ich wünschte, ich hätte ihn schon vor Jahren entdeckt)

Peter

11 Jahre zuvor

@ Dmitrij Karle
Danke. Dir auch alles Gute und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

@ Finanzielle Freiheit mit Dividenden
Danke. Dito. Guter Rutsch.
Luxus hin und wieder ist ja OK. Klar, am besten ist es, wenn man den Konsum dank eines passiven Einkommens finanzieren kann.

@ Peter
Ein wenig Ironie schadet nie. Aber der Howard Buffett, der Landwirt, soll in der Tat eine Rolle bei Berkshire spielen. Siehe hier.
Alles Gute, Guten Rutsch!

ZaVodou
11 Jahre zuvor

Warum schaut Buffett auf das EBITDA? Also den Gewinn vor Steuern und Abschreibungen? Ich schau mir immer die Gewinne nach Steuern an. Was nutzt mir als Anleger ein gut wirtschaftendes Unternehmen, wenn der Staat z.B. hergeht und 50 % der Gewinne als Steuern einkassiert? Da kann ein schlechter wirtschaftendes Unternehmen, dass z.B. nur mit 15 % Steuern beslastet, nur weil es in einem anderen Staat seine Steuern zahlt, wesentlich interessanter sein.

11 Jahre zuvor

@ ZaVodou
“Bereinigte Unternehmensgewinne wie EBITDA sind für ihn NICHT von großer Bedeutung.”

Cheers, Chris

ZaVodou
11 Jahre zuvor

@ chris

hab' ich überlesen, danke.
Im Nachsatz steht aber: “Er blickt bevorzugt auf das Ergebnis VOR Steuern und den Überschuss.”

11 Jahre zuvor

@ ZaVodou

Laut Mary Buffett ist für das Genie vor allem das Vorsteuerergebnis von Interesse. Er vergleicht dieses etwa mit der Verzinsung von Anleihen.

Wer sich das Berkshire-Imperium genauer anschaut, stellt fest: Es handelt sich um ein gigantisches Steuersparmodell.

Wo es geht, spart Buffett Steuern. Er zahlt an sich nur ein kleines Gehalt (500.000 Dollar) um so wenig Ek-Steuern wie möglich abführen zu müssen.

Aktienkursgewinne realisiert er nicht, er hält die Positionen nach Möglichkeit für die Ewigkeit, um den Gewinn nicht versteuern zu müssen.

VG

ZaVodou
11 Jahre zuvor

Danke Tim, dass Du das noch mal bestätigst, dass er die Gewinne VOR Steuern anschaut. Ich meine das auch irgendwo gelesen zu haben.
Wenn man sich Aktien aus den USA anschaut mag das richtig sein,weil sie ähnlich besteuert werden. Wenn ich aber international anlege muss ich doch aber auch die Steuern mit in meine Renditeberechnung einbeziehen.
Hier weiderhole ich mich jetzt vielleicht, aber es nutzt doch nichts die Gewinne VOR Steuern anzuschauen.
Beispiel: Firma A hat einen Gewinn vor Steuern – unter ansonsten gleichen Voraussetzungen – von 100 USD und Firma B von 90 USD. Jetzt kommen aber die nationalen Steuern hinzu. Danach hat Firma A nur noch 60 USD an Gewinn vorzuweisen und Firma B 75 USD. Warum soll ich als Anleger jetzt trotzdem Aktien von Firma A kaufen?

11 Jahre zuvor

@ ZaVodou
Ich kann es nicht beantworten, warum er das Ergebnis VOR Steuern mehr mag als das Nettoresultat.

Ich kann nur eine Vermutung anstellen.

Wenn er Firma A als Komplett-Übernahmeziel mit Anleihe B als Alternative vergleicht, braucht er einen gemeinsamen Nenner. Er vergleicht also die Zinsen der Anleihe vor Steuern (B) mit dem Gewinn vor Steuern des Unternehmens (A). Je nachdem, wer mehr Rendite VOR Steuern verspricht, landet in seinem Portfolio.

Das ist meine Interpretation.

Georg
9 Jahre zuvor

Danke für den tollen Blog.

Ich lese gern Blogs von Value-Anlgern und -fans. Vor Bloggern wie Tim, die regelmäßig wirklich wissenswerte und konstruktive Artikel bloggen, ziehe ich meinen Hut. Auch die Kommentare hier sind immer lesenswert, selten fehlt das Niveau, wie das bei manchen anderen Blogs und Foren der Fall ist.

In einem anderen von mir gelesenen Blog (Simple Value Investing von Stefan Mohr) habe ich nun aktuell einen interessanten Artikel über die Veröffentlichung und Pflege von Fundamentaldaten gelesen. Ich könnte mir vorstellen, dass er auch andere Freunde von Tims Blog interessieren könnte. Da es zu dem aktuellsten Eintrag zur Riesterrente nicht passend ist, erlaube ich mir, den alten “Wie liest Buffett Bilanzzahlen”-Artikel für meinen Kommentar zu verwenden. Weil ich das Buch einerseits für sehr lesenswert halte und es wunderbar zu diesem Blogeintrag passt:

http://simple-value-investing.de/blog/fundamentaldatenuebersicht-deutscher-unternehmen-als-buch

Georg

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