Value Investing ist ziemlich schwierig umsetzbar. Unsere Psyche macht uns nämlich einen Strich durch die Rechnung. Ein Value Investor stemmt sich gegen das Herdenverhalten. Ein Value-Profi kauft gerne, wenn es crasht, wenn die Fetzen fliegen.
In diesen Phasen geht es aber verdammt heftig zu. Die Negativmeldungen in den Medien überschlagen sich. Chaos bricht aus.
Ein weiteres Problem: Der exakte Tiefpunkt lässt sich niemals finden. Es wird also notgedrungen so kommen, dass der Einstandskurs unterschritten wird. Der Kurs kann sehr weit darunter fallen. Es ist erniedrigend. Es ist hart. Es fühlt sich grauenvoll an.
Die meisten Menschen kommen damit nicht klar. Allein die natürliche Volatilität wird dazu führen, dass der Einstiegskurs unterschritten wird. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz. Wer mit Stop-Loss-Orders hantiert, kann schnell auf dem falschen Fuss erwischt werden. Ich verzichte persönlich darauf. Ein Crash kann dazu führen, dass Ihre Aktien alle aus dem Depot gekegelt werden – zum schlechtesten Zeitpunkt überhaupt.
Es fällt Otto Normalbürgern schwer, Qualitäts- von Schrottaktien zu unterscheiden. Legende Warren Buffett kauft am liebsten nur Qualitätsaktien. Riskante oder schäbige Unternehmen meidet er. Buffett scheut hohe Risiken. Er setzt daher immer auf ein ethisch-einwandfreies Management. Schummler, Egoisten, Windbeutel, Skandalnudeln, all das meidet der Börsenmeister. Mit unseriösen Managern möchte das Genie nichts zu tun haben. Ihm ist es in seiner 50-jährigen Karriere auf der Kommandobrücke der Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway gut gelungen, schlechte Charaktere zu meiden.
Er hat eine unglaubliche Menschenkenntnis. Anders kann ich mir das nicht erklären. Natürlich unterliefen ihm Fehler. Aber selten. Macht Buffett einen Fehler, spricht er darüber offen. Seine Fehlgriffe bügelte er mit seinen exzellenten Deals aus.
Buffett betreibt Buy and Hold. Er profitiert vom Zinseszins. Seine Kernbeteiligungen behält er mehrere Jahrzehnte – ja für immer.
Hier erklärt Buffett in einem Drei-Stunden-Interview mit dem Börsensender CNBC sehr gut, wie er denkt, wie er handelt, wie seine Strategie funktioniert. Gleich zu Beginn des Gesprächs sagt das Genie, warum ihm Dividenden so wichtig sind. Er möchte einen stetigen Cashflow sehen. Aus diesem Grund hält er nichts von Gold oder Kunst, weil diese Assets keine regelmässigen Ausschüttungen erzeugen. Sehen Sie selbst:
Sehr viel Geduld zu haben ist das Herzstück von Buffetts‘ Value-Strategie. Selbst ein aktiver Staranleger wie John Neff hielt seine Positionen im Schnitt drei Jahre lang. Wenn heute jemand in den USA seine Anteile sechs oder zwölf Monate hält, ist das schon außergewöhnlich lang.
Der Normalanleger zerstört sich den Hebel des Zinseszinses mit einer hohen Handelsaktivität. Gewinneraktien werden zu schnell abgestoßen. Die besten Tage im Jahr versäumen Hobbybörsianer. Dividenden unterschätzen sie. Dabei spielen die Ausschüttungen eine bedeutende Rolle.
Privatanleger interpretieren zu viel in die täglichen Kursbewegungen hinein. Das tägliche Auf und Ab sagt dabei wenig aus. Die Volatilität hat nichts mit Risiko oder Qualität zu tun.
Crasht es, sind Staranleger wie George Soros, Carl Icahn oder David Einhorn sehr aggressiv mit Zukäufen beschäftigt. Sie sitzen in solchen Situationen auf recht hohen Cashreserven. Es scheint so, als hätten sie darauf gewartet.
Der Privatanleger hat wenig oder gar kein Geld in der Kriegskasse, um solche Chancen nutzen zu können. Der typische Privatanleger bekommt es in einer Panik selbst mit der Angst zu tun und verkauft.
Nachtrag: Ich habe diesen Blog-Eintrag kurz in einem Youtube-Video zusammengefasst:
Hallo Tim,
deinem Beitrag ist nichts hinzuzufügen. Das mit Aufsitzen und Nachkaufen bei guten Aktien kann ich auch wieder erst vor kurzem bestätigen. Ich hab meine Öl-Werte vor Paar Wochen aufgestockt…..und jetzt sind die Kurse schon um einiges Höher. Wäre ich kein Value-Anleger, dann hätte ich damals Panik bekommen und diese schnell im Tiefpunkt verkauft.
Gruß
FF
Dann sollte ich ja heute Aktien aus Griechenland kaufen als Value-Investor, oder?
Übrigens hübsch, wie sich die Medien aktuell überschlagen, um für die Aktie zu trommeln. Hätte ich mir letzten Oktober bei Dax 8300 oder for 4-5 Jahren gewünscht. Aber da ging die Welt ja (medial) unter.
Danke für das Interview Tim !
Gibts das auch als Pdf-Transcript zum Lesen?
Naja, ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die Kunst besteht -abgesehen von der psychologischen Seite- vor allem darin zu erkennen ob der Kurseinbruch nur vorübergehender Natur sein wird.
Was nützt es wenn ein Aktienkurs zB 20% einbricht, man kauft wie verrückt zu weil man überzeugt ist von dem Unternehmen, der Kurs fällt aber weiter und weiter. Und bleibt dann dauerhaft auf niedrigem Niveau. Telekom zum Beispiel, EON, RWE, Allianz hat auch mal 400 € gekostet, Deutsche Bank usw usw. Und das sind jetzt nicht gerade Zockerwerte gewesen…
Das eigentliche Genie von Buffett sehe ich darin, dass er eben erkennt welche Dinge nur temporär ein Problem sind und welche dauerhaft. Er kann sehr gut abschätzen welche Unternehmen in 10, 20 und 30 Jahren deutlich höhere Gewinne machen werden als heute.
Wer von uns Privatanlegern kann das schon?
@Stefan:
Deshalb kaufe ich schon lange nicht mehr deutsche Werte. Ich schaue immer auf Dividendenrendite und auf die History. Deutsche Werte sehen was Dividendenhistory anbelangt sehr schlecht aus. Mal zahlen die 10% Dividende….dann am auf einmal nichts mehr.
@Hans Wurst: Na, das ist aber dann doch ein wenig pauschal. Guck mal auf SAP, Fuchs Petrolub, Fielmann etc. etc.
@ Hans Wurst
Die Öl-Multis sind allesamt Cashmaschinen. Zumindest wenn der Ölpreis auf einem „normalen“ Niveau ist. Ich sehe den Ölpreis-Einbruch auch als Value-Chance.
@ Stefan
Ein Transcript habe ich leider nicht von dem Buffett-Interview.
Hallo,
eine Sache die mich immer wieder beim Beispiel Warren Buffet und dem Value-Investing stört: Es ist in der Tat sehr leicht Aktien über Jahrzehnte zu halten, wenn das monatliche Einkommen so „hoch“ ist das man etwaige Anschaffungen mit dem Girokonto bezahlen kann. Keine Frage, Herr Buffet ist ein sparsamer Mann aber es ist ein unterschied mit 2000€ Monatlich auszukommen und 40.000 im Depot zu haben oder mit 20.000€ Monatlich und 40.000.000 im Depot.
Grüße
Thomas
@Thomas
Buffett hat als CEO von Berkshire Hathaway immer „nur“ 50.000 Dollar brutto als Jahresgehalt bezogen, bis es dann vor einiger Zeit mal auf 100.000 Dollar angehoben wurde. Von diesem Geld bestreitet er seinen Lebensunterhalt, nicht von seinen Aktieninvestments.
Buffett lieben alle; er ist der nette Onkel von nebenan. Etwas schrullig vielleicht, fast schon tollpatschig, aber jederzeit liebenswert. Jeder würde ihn gerne als Nachbar haben.
Glaubt wirklich jemand, dass man mit solchen Eigenschaften aus dem Nichts ein Multimilliarden-Business aufbauen kann? Sind da nicht ganz andere, weniger schmeichelhafte Eigenschaften, wie Kaltblütigkeit, Rücksichtslosigkeit, Killerinstinkt, Ausbeutung von Schwachen, Egoismus, ja Brutalität, erforderlich.
Ob Warren Buffett wirklich der weiße Ritter ist, als der er medial dargestellt wird, kann ich nicht beurteilen. Mein Skeptizismus sagt mir eigentlich, dass da etwas nicht stimmt. Gibt es wirklich den Maha Gandi, den Nelson Mandela des Kapitalismus?
Den Buffett kenn ich nicht und alles was ich so mitbekomme lässt ihn nicht so schlecht darstehen. Allerdings will Goldman Sachs da irgendwie nicht hinein passen, eine Bank die gegen ihre eigenen Kunden wettet soll ein „ethisch-einwandfreies Management“ haben?
Ich glaube wenn du in Schei..e steigst dann stinkst du, das trifft genauso auf Mr. Buffett zu. Mit GS verbinde ich üblen Geruch der auch auf ihm haftet, ganz klar weiss er was dort abgeht und ohne Veto/Verkauf findet es wohl seine Zustimmung.
Fabulous Fab sag ich nur.
Entweder die Berichte sind falsch oder die Gier ist doch menschlich, man glaubt es kaum. :-)
https://www.youtube.com/watch?v=zNEeHd6kY3I
Würde jemand von Euch freiwillig mit solchen Ra..en Geschäfte tätigen?
Buffett ist zweifellos ein knallharter Geschäftsmann, ohne Frage. Aber war und ist immer ehrlich und integer. Niemand kennt ihn von uns wirklich persönlich, aber ich habe die meisten Bücher und Biografien von ihm gelesen. Man kann in seiner Vergangenheit wühlen, wird aber keine Leichen finden. Das wurde schon oft versucht, aber niemand hat es je geschafft. Einfach weil nichts da ist.
Wie gesagt, beim Geschäft ist er allerdings knallhart, da fehlt oft die menschliche Seite.
@Alexander
Wie erklärst du dann GS?
Du kannst nicht integer sein wenn deine Angestellten jegliche Ethik vermissen lassen.
Den Kopfstand versucht ja Deutschland mit Kraus Maffei auch, liefern in Länder wie Saudi Arabien und wollen dann aber von nix wissen!
https://www.youtube.com/watch?v=owXb0p3l9JQ
Übrigends stiegen die deutschen Rüstungsexporte letztes Jahr um 43% und DE ist der 3 grösster Waffenexporteur der Welt.
Soviel zum Image Deutschland stehe für den Frieden, alles nur Lug und Trug.
Buffett ist ein Gott und total integer…..nur wieso soll er keine Geschäfte machen?
Ein Gott ist er sicherlich nicht, die sind – glaube ich (ich habe allerdings noch keinen gesehen, ehrlich gesagt) – unsterblich, während Buffett doch recht altert. Aber genau diese distanzlose Bewunderung, um nicht zu sagen Anbetung, die dem Mann auch hier zu Teil wird, macht mich stutzig, ob da nicht eine Legende aufgebaut wurde, die es in der Realität gar nicht gibt.
Ich glaube hier machen einige den Fehler und reduzieren das Value Investing auf Qualitäts-Aktien lange halten und dann kaufen wenn es knallt. Ich sage das ist zu einfach. Value Investing ist mehr. Am wichtigsten ist eine Vorstellung vom wert einer aktie/unternehmen zu haben. Und diese mit genügend sicherheitsmarge zu kaufen. Qualität wie sie hier beschrieben wird mag im rahmen der Globalisierung der letzten 30 jahre gut gelaufen sein aber trifft das auch auf die zukunft zu? Weiterhin sollte man nicht vergessen dass der junge buffett einen sehr hohen turn over hatte. Dieses buy and hold ist unter anderem ein Größen problem. Er hat mal gesagt das er mit einem kleinen Betrag investiert in smallcaps und höherem turnover 100% p.a. erreichen kann. Ich will hier nicht dafür plädieren sondern nur die Beiträge und die halbwahrheiten differenzieren.
sorry für die fehler im text. Schreibe auf einem alten handy ;-)
Jawohl. Warren Buffett ist kein guter Mensch. Niemandem sollte er ein Vorbild sein. Er arbeitet mit einer kriminellen Ratingagentur zusammen und besitzt in Berkshire Hathaway für Millionen ihre Aktien. Er lässt sich von einer kriminellen Bank bestechen, indem er 10% Dividenden bekommt, wenn er ihre stinkende Aktien für Milliarden kauft, damit die kriminelle Bank mit Warren Buffett ihren schlechten Ruf verbessert. Warren Buffett betreibt kein Value Investing, falls er die Wrigleys Aktien mit KGV 35 kaufte. Warren Buffett hat im Kopf nur seine Milliarden Dollars und deswegen hat ihn seine erste Frau verlassen. Warren Buffett versucht sein ganzes Leben der reichste man von USA zu werden, deswegen wird er richtig an die Armem oder Kranken erst nach dem Tode spenden und keine Freude mehr daran haben. Er lügt, dass die FED alles richtig macht und die amerikanischen Kinder sind dann so verwirrt von Warren Buffett’s Worten, dass sie mit Waffen durch die Schule laufen und auf ihre Mitschüler schießen.
Über die amerikanischen Milliardäre werden nur Lügen verbreitet. Hinter jedem großen Vermögen steckt ein Verbrechen. Damit jemand Milliardär werden kann, müssen Millionen Menschen verhungern. Der größte amerikanische Finanz-Verbrecher J.P. wird von den minderjährigen blonden Journalistinen Star-Fondsmanager genannt, obwohl er mit CDO und CDS die AIG um Milliarden betrogen hat (mit Hilfe von GS und DB) und zum Bankrott brachte und er wertet noch auf seine gerechte Strafe.
Und in den deutschen Medien? Kriminelle Manipulation mit hoch überbewerteten Aktien Morphosys, Chipotle, Amazon, Facebook, BYD, Tesla ua. Überall steht die Empfehlung kaufen, trotz KGV 1000, KBV 10, KUV 10. Die Redakteure von E.a.S., B.O., F.M., D.A. und anderswo empfehlen die relativ starken Aktien zu kaufen, die im letzten Jahr 100% stiegen. KGV 1000, KBV 10, KUV 10 ist ihnen ganz egal. Sie haben nämlich den Crash 2000-2002 von relativ starken aber teuren Aktien nicht erlebt, weil sie damals noch nicht geboren waren. Zu der Manipulation mit Morphosys, Chipotle, Amazon, Facebook, BYD, Tesla würde heute Andre Kostolany sagen: „Alles Betrug.“
@Ben
Bitte halte dich an die Gebrauchsanweisung deiner Medikamente! DU darfst nicht alles auf einmal schlucken!
Buffett ist auch nur ein Mensch und das glorifizieren finde ich seltsam.
Buy and hold nach Graham funktioniert mit kauf und verkauf je nach Bewertung, Buffett hält weil er bei seinen Summen den Wert ja zuviel beeinflussen würde.
Mancher hier scheint mit ähnlichen Summen zu kalkulieren! :-)
Ansonsten spricht nichts dagegen seine Assetts im Auge zu haben, zuviele sind ja schon den Bach runter. Blockbuster ging – Netflix kam, wer da angestrengt hält der wird wohl keine gute Performance haben können.
Ja genau ihr Neider! Hackt nur auf Warren Buffett herum….nur weil ihr euer erbärmliches Leben nicht auf die Reihe bekommt!
Oh Mann, das mit dem Anstaltsfreigang klappt auch nicht wirklich. Oder gibt es in der Psychiatrie schon Internetzugang?
Tja schau mal in den Spiegel Willi *Kopf schüttelt
„Buffett betreibt Buy and Hold.“
Tja Tim, uns aller Warren hat das (mal wieder) vergessen, und sämtliche 41 Mio Aktien von XOM (Exxon Mobil) verkauft, nebst dem Rest von COP u.a.
Wenn man 3 Depotwerte hält, aber alles andere darin kauft und verkauft (wie es eigentlich auch sinnvoll ist), ist man dann ein „Buy-and Holder“?
Ich finde, Buffett ist ein ganz normaler, aktiver Fondsmanager wie alle anderen auch. Und so sollte sich vernünftigerweise jeder Kleinanleger auch verhalten. Leider trenne ich mich noch viel zu zögerlich von Werten. Mir fällt es immer zu schwer, mir einen Griff ins Klo einzugestehen, und auch mal Verluste zu realisieren. Manchmal gibt es ja auch wirklich eine Wiederauferstehung. Mit Nokia bin ich auch fast wieder am Einstiegspreis nach Jahren.
Grüße
MS
@ Matthias
Buffett ist kein Fan von Anleihen. Sie werfen zu wenig Rendite ab. Weil er seine Kriegskasse nicht komplett in Anleihen packen will, legt er seit 4 Jahrzehnten seine Cashposition immer in Ölaktien an. Früher bestand sein Festgeldkonto aus dem Öl-Giganten ConocoPhillips. Er parkte sein Geld dort, nahm Kursanstiege und Dividenden mit. Jedes Mal, wenn er Geld für seine Lieblingsaktien benötigte, weil die gerade billig waren, verkaufte er Teile (oder seinen gesamten Bestand). Ölaktien sind für ihn wie Festgeld. Das hat mir mal ein Manager von ConocoPhillips erklärt, der Buffett gut kannte. Ja, vielleicht kann es auch mit dem Trading zu tun haben. Vielleicht versteht er Öl gut. Ölaktien sind für ihn auf jeden Fall besser als festverzinsliche Anlagen. Fazit: ConocoPhillips, PetroChina und Exxon. Das betrachtete er wohl eher als Festgeld. Deshalb hat er ja jüngst mit dem Erlös aus Exxon seinen IBM-Bestand aufgestockt. IBM liebt er über alles. Sein IBM-Anteil geht in Richtung 10%.