Hindenburg Research stellt den Betrieb ein. Gründer Nate Anderson hat keine Lust mehr, weiter zu machen, obwohl der Shortseller erfolgreich war. Zu seinen bekanntesten Fällen zählt Icahn Enterprises (IEP). Seit er die Holding des Aktivisten Carl Icahn (88, Foto: CNBC) im Mai 2023 attackierte, schrumpfte der Börsenwert von 18 auf nur noch 4,9 Milliarden Dollar. Der Firmenplünderer und aktivistischen Investor Icahn steht nun vor einem Scherbenhaufen, die Wall Street sorgt sich angeblich um den Zustand seiner Firma, schrieb die „New York Times“. Mit seinem Sohn Brett besitzt er ca. knapp 90% seines Unternehmens. Er wolle keine Aktien verkaufen, versicherte der umstrittene Hedgefondsguru der Zeitung.
Der Kurs stand so hoch, obwohl es mehrere kritische Fragen gab
Seinerzeit schrieb Anderson über Icahns Holding, was den Kurssturz ausgelöst hat: „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass IEP-Anteile aus drei Hauptgründen um über 75% aufgebläht sind“:
(1) IEP werde mit einem Aufschlag von 218% auf seinen zuletzt gemeldeten Nettoinventarwert (NAV) gehandelt, was weitaus höher ist als bei allen Vergleichsunternehmen.
(2) Er habe klare Beweise für aufgeblähte Bewertungsnoten für die weniger liquiden und privaten Vermögenswerte von IEP gefunden.
(3) Das Unternehmen habe seit seiner letzten Offenlegung im laufenden Jahr zusätzliche Leistungseinbußen erlitten.
Die meisten geschlossenen Holdinggesellschaften würden rund um ihren NAV oder mit einem Abschlag dazu gehandelt. Zum Vergleich: Von anderen Starmanagern geführte Unternehmen wie Dan Loebs Third Point und Bill Ackmans Pershing Square würden mit Abschlägen von 14 % bzw. 35 % auf den NAV gehandelt. Insofern ist die üppige Bewertung von Icahns Firma mehr als erstaunlich.
Anderson schreibt: „Wir haben IEP außerdem mit allen 526 in den USA ansässigen geschlossenen Fonds (CEFs) in der Bloomberg-Datenbank verglichen. Die Prämie zum NAV von Icahn Enterprises war höher als bei allen anderen und mehr als doppelt so hoch wie die nächsthöhere, die wir gefunden haben.
Ein Grund für die extreme Prämie zum NAV von IEP ist laut einer Überprüfung der auf Privatanleger ausgerichteten Medien, dass durchschnittliche Anleger (a) von der hohen Dividendenrendite von IEP und (b) von der Aussicht angezogen werden, gemeinsam mit der Wall-Street-Legende Carl Icahn zu investieren. Institutionelle Anleger besitzen praktisch keine Anteile an IEP.“
Icahn widersprach den Vorwürfen.
Mit extrem hohen Dividendenrenditen lockte offenbar Icahn Privatanleger in seine Aktie
Mit hohen Dividendenrenditen lassen sich offenbar Privatanleger ködern. Die damalige Dividendenrendite von Icahn Enterprises betrug 15,8%, was sie mit Abstand zur höchsten Dividendenrendite aller US-amerikanischen Large-Cap-Unternehmen macht, während die nächsthöhere bei etwa 9,9 % lag. Die Wunderdividende war angeblich möglich, weil Icahn den Löwenanteil der Aktien besaß und seine Dividenden größtenteils in Anteilen (anstelle von Bargeld) erhielt, wodurch der Barmittelaufwand zur Zahlung der Dividenden an die verbleibenden Anteilseigner reduziert wurde.
Die Dividende sei überhaupt nicht durch den Cashflow und die Anlageperformance von IEP gestützt gewesen, so der Vorwurf. Das Unternehmen verlor Geld und erhöhte gleichzeitig seine Dividende mehrmals. Der Leerverkäufer verglich das mit „Ponzi-ähnlichen Wirtschaftsstrukturen“.
Diese Struktur sei von der Investmentbank Jefferies unterstützt worden, warf Anderson der Bank vor. Es sei die einzige große Investmentbank mit Research-Abdeckung für IEP gewesen. Sie habe IEP-Anteile kontinuierlich mit „Kaufen“ bewertet. Es sei „eines der schlimmsten Fälle von Sell-Side-Research-Fehlverhalten, die wir je gesehen haben“.
Aderson warf Icahn außerdem vor: „Übermäßig aggressive Bewertungen der weniger liquiden/privaten Investitionen von IEP“ in den Bilanzen vorzunehmen.
So habe IEP 90% eines börsennotierten Fleischverpackers gehalten, der mit 243 Millionen Dollar in der Bilanz bewertet worden sei, obwohl das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt einen Marktwert von nur 89 Millionen Dollar hatte. „Mit anderen Worten: IEP bewertete den Wert seiner Aktienbeteiligungen 204% über dem vorherrschenden öffentlichen Marktpreis.“ Auch zweifelte Anderson die Wertansätze des Immobilienbesitzes an. Die gemeldeten Werte seien seit Jahren stabil in der Bilanz, obwohl die Nettoeinnahmen schrumpften.
Hindenburg attackierte zuletzt u.a. den Online-Gebrauchtwagenhändler Carvana, Super Micro Computer und das indische Konglomerat Adani. Er fühlte sich nicht mehr sicher, deutete er in seinen Abschiedsworten an.