Ich beobachte mit großer Sorge, welche Strategien bekannte Fondsmanager verfolgen, welche Aktien sie kaufen und verkaufen. Seitdem ich mich mit dem Thema intensiver beschäftige, bin ich alles andere als beeindruckt von den Stars. Manchmal wundere ich mich, wie hundsmiserabel die Geldzauberer abschneiden – bei diesen Traumgehältern. Wenn Sie so wollen, ist die ganze Branche ein Witz. Wenn 75 Prozent der aktiv gemanagten Fonds schlechter als der Vergleichsindex abschneiden, dann haben sie doch ihre Daseinsberechtigung verloren. Oder sehe ich das falsch? Fonds für den Otto-Normal-Verbraucher sind ein Sumpf aus Gebühren, riesigen Marketingbudgets und wilder Handelstätigkeit. Obwohl es kein Geheimnis ist, dass das Umschichten von Positionen schädlich ist, drehen die Gesellschaften im Schnitt den gesamten Wertpapierbestand einmal jährlich um. Da geht es schon mal munter zu. Wie im Spielkasino.
Überlegen Sie doch mal, welche Kosten Sie als Anleger tragen müssen? Das geht auf keine Kuhhaut. Wenn Sie Kosten haben von nur einem Prozent jährlich, was super wäre, dann summiert sich das zu einem gewaltigen Batzen in einem Leben auf: In 60 Jahren fehlen Ihnen so 40 Prozent Ihres Fonds, also fast die Hälfte ist futsch. Autor Jeff Sommer von der “New York Times” vergleicht dies mit einem winzigen Loch in einem Ozean-Tanker: Stetig tritt Wasser ein. Wenn das Loch nicht geschlossen wird, sinkt eines Tages das Schiff. Ich habe schon gesehen, wie so ein Fonds einfach dicht gemacht wurde. Da war einfach kein Geld mehr übrig. Alles weg! Die Kunden erhielten am Ende ein paar Pfennige für ihre Anteilsscheine. Das ist traurig, aber wahr. Die Abwärtsspirale setzt sich so richtig in Gang, wenn die ersten Kunden beginnen, ihre Gelder abzuziehen. Dann fallen die Kosten in Bezug zum Vermögen natürlich immer stärker ins Gewicht. Sie müssen wissen, einer gewinnt immer: Der Fondsbetreiber.
Zum Teil nimmt sich der Fonds direkt seine Gebühren aus ihrer Sparsumme, der Rest geht zu Lasten der verwalteten Assets. Es handelt sich um einen riesigen Honigtopf, an dem sich alle munter bedienen. Im Grunde müssten doch alle Anleger in der Summe so wie der Gesamtmarkt abschneiden. Sprich, wenn der S&P-500-Index im Schnitt um zehn Prozent jährlich auf Sicht von 50 Jahren zulegt, sollten das alle Anleger in der Summe ebenso mitmachen. Mitnichten! Was kommt am Ende des Tages bei dem Fonds-Sparer an? Vielleicht die Hälfte der Marktrendite? Vielleicht noch weniger? Das ist meine Vermutung! Den Rest stecken sich die Fondsgesellschaften und deren Manager in die eigene Tasche. Um es klar zu sagen: Es ist nicht alles schlecht, was die Branche anbietet. Beileibe nicht! Es gibt beispielsweise kosteneffiziente Indexfonds, die Billig-Gurus wie Warren Buffett oder Jack Bogle empfehlen. Außerdem gibt es wenige, aber dafür exzellente Fondsmanager. Nicht zuletzt finden Sie Produkte, bei denen die Kosten fair gedeckelt sind. Als Anleger sollten Sie sich grundsätzlich umfassend informieren, wenngleich es schwierig ist in diesem Dschungel den Überblick zu behalten.
Das Geschäftsmodell ist einfach genial: Sie sammeln das Geld der Sparer praktisch ohne Risiken ein und legen es an. Den Instituten sind die Erträge sicher. Gigantische Marketingbudgets und die Organisation müssen ja schließlich bezahlt werden. Und außerdem muss ja noch ein schöner Gewinn für die Gesellschaften herausspringen. Anleger, die ihr Kapital zur Verfügung stellen, müssen dagegen voll ins Risiko gehen. Ihnen wird nichts garantiert. Sie haben das Risiko und die Kosten. Da werden viele der Fonds-Adressen beweihräuchert und gehuldigt. Aber niemand macht sich die Arbeit und blickt hinter die Kulissen. Was ist eigentlich mit all den Fonds, die wegen Erfolgslosigkeit eingestellt werden? Was ist mit den Fonds, die grottenschlecht abschneiden? Ständig gehen neue Fonds an den Start. Für die gescheiterten interessiert sich niemand. Es ist ein Kommen und Gehen. Wie auf dem Jahrmarkt.
Ähnlich ist das bei den Hedgefonds. Nur die legendären Namen halten sich lange. Das Interesse an den Milliarden-Zockern ist natürlich groß, wie diese Website zeigt. Hier ist das Geschäftsmodell ja im Prinzip mit den Publikumsfonds vergleichbar: Geld einsammeln, Gebühren kassieren, das Risiko trägt der Anleger – voll und ganz. Ein Unterschied besteht allerdings: Meist haben die Hedgefonds-Gurus eigene Gelder im Feuer. Das können schon mal Milliardensummen sein. Insofern ist die Motivation enorm. Unter den Verwaltern gibt es viele alte Haudegen. Die nutzen ihren Bekanntheitsgrad. Häufig kommt folgende Strategie zum Einsatz: Erst decken sich die Stars mit Aktien einer Gesellschaft ein. Anschließend machen sie ihr Investment publik und kritisieren gleichzeitig den Konzernvorstand. Sie fordern, dass Töchter verkauft, Kosten gesenkt, Sonderdividenden gezahlt oder Vorstände zurücktreten müssen. Weil gepoltert wird, machen sich Börsianer Hoffnung. Der Kurs steigt. Nun hat der Hedgefonds seinen Schnitt gemacht, bevor irgend etwas passiert ist.
Carl Icahns Spezialität sind Übernahmeangebote. Die bereitet der Hedgefonds-König reihenweise vor. Seit Jahren. Zuletzt legte er Offerten für den Versorger Dynegy, für den kanadischen Filmverleiher Lions Gate Entertainment oder den Waschmittelhersteller Clorox vor. Meist macht Icahn nur Wirbel. Sein Angebot zieht er irgendwann zurück beziehungsweise die Firmen lehnen seine Offerte ab. Der Milliardär hat sich schon grosse Adressen vorgeknöpft. Yahoo. Time Warner. General Motors. In einer Studie haben Wissenschaftler analysiert, was bei Icahns Aktionen eigentlich für den Langfristanleger herausspringt. Kommt in der Tat ein Deal zustande, sprich eine Übernahme, dann steigt das Papier um 25 Prozent. Wenn hingegen nichts passiert, fallen die betroffenen Aktien anschließend um 60 Prozent nach 18 Monaten. Mit anderen Worten ist es zu spät eine Aktie zu kaufen, wenn der Wirbelwind zur Attacke bläst. Dann ist der Zug längst abgefahren, der Kurs viel zu hoch. Für Icahn scheint es sich jedenfalls zu lohnen. Sein Vermögen wird vom Magazin Forbes auf 12,5 Milliarden Dollar taxiert. Seit 1994 hat er 93 Attacken gestartet. Als der 75-jährige Raider gefragt wurde, ob er sich an dem Spenden-Aufruf Warren Buffetts beteiligen wolle, antwortete Icahn, er sei nicht gebeten worden mitzumachen. Zum Hintergrund: Buffett fordert, dass alle Milliardäre den Großteil ihres Vermögens über eine Stiftung den Bürgern zurückgeben sollten. Ich glaube, dass der Druck auf Icahn zu groß wurde. Er ließ sich nun bekehren und veröffentlichte schließlich diesen Brief.
Publikums- und Hedgefonds: Abkassiert wird immer
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Einen ersten Überblick über die erheblichen Kosten von Fonds gibt Ihnen dieser Artikel ausDIE ZEIT, wobei gar nicht mal alle Kosten einzeln aufgeschlüsselt werden. Der Bericht geht im Kern nur auf die Vertriebsprovisionen ein, nicht so sehr auf die laufenden Betriebskosten.
Hier ist ein weiterer lesenswerter Artikel aus der FTD zum Thema Fonds-Gebühren.