Hedgefonds: Der tiefe Sturz der Stars

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Ob Carl Icahn oder John Paulson. Ob George Soros oder David Einhorn. Sie werden alle angehimmelt, ja geradezu vergöttert. Sie sind berühmt. Alle schauen auf ihre Transaktionen. Die Menschen glauben, dass sie Genies sind.
Mag sein, dass sie exzellente Investoren sind. Aber Fehler machen die Stars genauso wie wir „Normalsparer“. George Soros (Foto: Harald Dettenborn, Wikipedia) kaufte beispielsweise ein Aktienpaket von Lehman Brothers – kurz bevor die New Yorker Investmentbank pleite ging. Es war für den Guru eine Blamage – ein kompletter Verlust.
Die wahre Erfolgsformel der Stars, die sie reich macht, heißt eigentlich „20 plus 2“. Das bedeutet, sie kassieren für das Vermögen, das ihnen anvertraut wird, eine Erfolgsbeteiligung auf die erzielten Gewinne von 20 Prozent. Sprich, wenn deren Assets aufgrund guter Investments um 500 Millionen Dollar pro Jahr zulegen, streicht der Hedgefondsmanager hiervon 100 Millionen Dollar für das Privatportemonnaie ein.
Hinzu kommen pauschal zwei Prozent Gebühr für die verwalteten Assets. Werden fünf Milliarden Dollar gemanagt, kassiert der Geldzauberer 100 Millionen Dollar an konstanten „Verwaltungsgebühren“. Allein mit dieser Summe lässt sich locker ein Büro mit zehn oder zwanzig Angestellten schmeißen. Nichts ist einfacher als das. Sicherlich bleibt eine saftige Marge hängen – ohne dass ein Cent für den Anleger verdient werden muss.
Natürlich ist der Druck groß. Bringt der Manager nicht die erhoffte Rendite, wandern seine Anleger ab. In der Folge hat der Manager immer weniger Geld zu verwalten. Insofern muss die Rendite stimmen. Aber die wenigsten Hedgefonds überzeugen wirklich. Ich sprach mit Simon Lack, einem Hedgefonds-Kritiker. Lack sagt, der Sektor verbreite mehr Schein als Sein. Nur sieben Prozent der Fonds halten sich stetig unter den Top-Performern. Der Rest scheitert im Laufe der Zeit.
John A. Thaler ist so einer, dem gerade die Felle wegzuschwimmen scheinen. Vor einem Jahr legte sein Fonds JAT Capital 30 Prozent zu – in einem schwierigen Umfeld. Gewiss, eine beachtliche Leistung. Doch dieses Jahr verlor der Geldzauberer enorme Summen. Er setzte einfach auf die falschen Pferde. Sein Aktienliebling Tempur-Pedic, ein Matratzenhersteller, stürzte um 70 Prozent ab. Autsch! Auch sein geliebter Kaffeekapsel-Hersteller Green Mountain Coffee Roasters stürzte bitter ab. Hinzu kam: Aktien, die er leerverkauft hatte wie die Abspeck-Firma Weight Watchers, das chinesische Internetportal Ablibaba.com oder der US-Einzelhändler Sears, zogen plötzlich an. Deren überraschendes Kursplus erwischten Thaler auf dem falschen Fuß. Thaler ist nicht der einzige Star, der in die Kritik geraten ist.
John Paulson steht ebenfalls unter Druck. Er wurde für sein aggressives Shorten des Immobilienmarktes zur richtigen Zeit gefeiert. Privat verdiente Paulson 2010 mit seinem Fonds fünf Milliarden Dollar. Plötzlich blieb der Erfolg aus. Seither lieferte Paulson einen Flop nach dem nächsten ab. So verlor er mit einer umstrittenen chinesischen Waldfirma fast 500 Millionen Dollar auf einem Schlag. Seine Kunden scheinen die Geduld mit ihm zu verlieren und zum nächsten „Star“ abzuwandern. Die Menschen reagieren wie eine Herde. Sie rennen immer einem neuen Guru hinterher.
Die gesamte Branche ist umstritten und ziemlich intransparent. Im Aufsichtsrat solcher Fonds sitzen immerzu die gleichen Aufseher. Manch ein Chef-Kontrolleur überwacht gleichzeitig 100 oder 200 verschiedene Fonds – wie soll das funktionieren?
Außerdem gibt es zu viele schwarze Schafe. Angefangen vom größten Betrüger aller Zeiten, Bernie Madoff, über den umstrittenen Ezra Merkin bis hin zu Samuel Israel III, der seinen Selbstmord vorgetäuscht hatte und untertauchte, als sein Schneeballsystem aufgeflogen war. Durch sein Verschwinden hoffte er, dass Gras über die Sache wächst. Doch hatte die Polizei Zweifel an seinem Selbstmord. Sie fand sein Auto mit einer Abschiedsnotiz auf einer Brücke in New York. Problem war nur: Sein Leichnam wurde nicht gefunden.
Keine Frage, es gibt sehr gute, ja geradezu brillante Manager. Aber die meisten sind eher mittelmässig. Es gibt ferner jede Menge Versager und ein paar Betrüger. Alles in allem ist das Geschäft ziemlich riskant.
Fazit: Mehr Schein als Sein!

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klaus goehner
11 Jahre zuvor

super bericht.
Nur wer sind die sieben Prozent der Fonds, die sich stetig unter den Top-Performern halten.

11 Jahre zuvor

Danke.

Ich habe die Top-Namen jetzt leider nicht zur Hand.
Vielleicht hilft diese Website weiter:

Guru Focus.

Dort sind alle Stars aufgelistet mit der jeweiligen Strategie und den Portfolios.

VG
Tim

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