Es ist ein PR-Gau sondergleichen. Auf die führende Investmentbank in New York schlagen nahezu alle Medien ein. Sie suchen ständig nach einem neuen Haar in der Suppe. Haare gibt es jede Menge. Es schwimmt ein ganzes Bündel in der Suppe. Goldman-Kritiker kommen tagtäglich in den führenden Zeitungen, Funk und Fernsehen zu Wort.
Noch vor Jahren galt Goldman Sachs als der Engel der Branche. Jetzt wird die Bank mit dem Teufel oder einem blutsaugendem Tintenfisch verglichen, der vor lauter Gier seine Kunden aussaugt.
In der Tat sind Kunden wie die Düsseldorfer IKB an krummen Deals mit Goldman Sachs fast zugrunde gegangen. Ein dubioses Produkt hieß Abacus. Hedgefondsguru John Paulson verdiente sich mit diesem für ihn maßgeschneiderten Produkt eine goldene Nase. Andere Goldman-Kunden (die auf der anderen Seite des Deals wie die IKB saßen) erlitten Schiffbruch. Ein kritischer Umgang mit solchen umstrittenen strukturierten Finanzpapieren ist durchaus angebracht.
In der gestrigen Ausgabe der „USA Today“ erschien mal wieder ein riesiger Artikel über die einstige Goldman-Führungskraft Greg Smith. Das Massenblatt zitierte aus dem neuen Enthüllungsbuch des Kritikers. Smith sagt, Goldman habe den Kunden guten Thunfisch in Dosen versprochen, aber in Wahrheit ihnen Hundefutter verkauft.
Komplexe Finanzprodukte sind eben schwer zu verstehen. Sie können vollgepackt sein mit zweifelhaften Bestandteilen, mit Gift, mit massiven Gebühren.
Ich finde, es ist an der Zeit nach vorne zu schauen. Goldman wird hoffentlich gelernt haben aus diesem Desaster. Es ist es nicht wert, einen großen Deal zu machen, wenn Kunden dafür auf der Strecke bleiben. Wer sich ethisch einwandfrei verhält, wird langfristig davon profitieren. Zumindest ist es wichtig, Interessenkonflikte offenzulegen. Wer hierzu schweigt, hat etwas zu verbergen. Goldman schwieg, wettete gegen die eigenen Kunden.
Für Value-Anleger können in solchen PR-Krisen durchaus Chancen stecken. Ich halte Goldman für ein hervorragendes Unternehmen, das Fehler gemacht und daraus gelernt hat.
PS: Ich besitze keine Goldman-Papiere.
Wo liegt der Unterschied zwischen New York und Bayern? – Wer in New York eine Bank kritisiert, der wird in TalkShows eingeladen und in Zeitungen zitiert. Kritisiert jemand in Bayern eine Bank, so wird er in den tiefsten Kerker geschmissen!
Zu polemisch? Mag sein, aber ein Funken Wahrheit steckt in dem Vergleich allemal.
Rhetorische Frage: Was nützt das ganze (zwangsläufig globalisierte) Internet, wenn die Köpfe provinziell bleiben?