Ein Streifzug durch die Buchläden: Reich mit dem Lesestoff?

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Ich gehe in New York gerne in Buchläden und schmökere in den Bestsellern bei einer Tasse Kaffee. Mir fiel auf, dass die Amerikaner Ratgeber mögen. Im Mittelpunkt des Lebens stehen hier Themen wie Motivation, Selbstverwirklichung, Reichtum und Gründergeist. Kurz: Die Menschen streben nach dem American Dream. In einer Buchhandlung am New Yorker JFK-Flughafen stehen ganze Regale voll mit Titeln wie „Millionär sein mit 30. Der schnellste Weg zu finanzieller Unabhängigkeit.“ „Automatisch Millionär werden. Ein kraftvoller Plan reich zu leben und reich das Leben zu beenden.“ „Das Geheimnis wie Millionäre denken. Das innere Spiel von Wohlstand bestehen.“ „ Denke und Wachse Reich. Das Buch könnte für dich eine Million Dollar wert sein.“ „Der Millionär an der nächsten Tür. Die überraschenden Geheimnisse der amerikanischen Reichen.“
Im Buchladen Borders, direkt an der New Yorker Penn Station, finde ich auf den Verkaufstischen Phil Towns Buch „Rule #1“. Bei uns heißt der Titel „Die Regel Nummer 1: Einfach erfolgreich anlegen!“ In der Lektüre beschreibt Town, wie man am besten sein Geld nach der Value-Strategie investiert. Der Leitfaden ist einfach und verständlich geschrieben. Town geht darauf ein, bei Aktieninvestments wie ein Eigentümer zu denken und zu handeln. „Und lass dich niemals verführen zu glauben, dass der Markt effizient ist“, warnt er eindringlich. Einfach, verständlich und einleuchtend ist das kleine grüne Buch: “The Little Book of Value Investing”. In Deutschland ist es unter dem Titel “Die Value Zauberformel” erschienen. In den USA finden Sie es in nahezu jeder Buchhandlung, es ist ein Bestseller. Christopher H. Browne beschreibt, wie man am besten solide Value-Werte aufspürt und in sie investiert. Ich hatte mit Christopher Browne und seinem Bruder ein längeres Gespräch geführt. Die Brüder kennt man in der New Yorker Börsenszene. Sie managen mehrere Milliarden Dollar streng nach der Value-Methode. Auf große Resonanz stößt ebenfalls die Neuerscheinung „The Black Swan“. Bei uns heisst der Titel „Der Schwarze Schwan“. Professor Nassim Nicholas Taleb zieht darin über unsinnige Prognosen vom Leder. Der New Yorker Ökonom zeigt anhand etlicher Beispiele auf, dass die Vorhersage von Krisen nicht möglich ist. Taleb sagte mir, dass er derzeit zu viele Journalistenanfragen erhält – vor dem Hintergrund der Finanzkrise. Sein Buch kam wohl zur rechten Zeit raus.
Ein Verkaufsschlager scheint das Werk von T. Harv Eker zu sein: „Secrets of the Millionaire Mind: Mastering the Inner Game of Wealth.“ In Deutschland ist das Buch unter dem Titel „So denken Millionäre“ erschienen. Es ist richtig spannend zu lesen. Eker stellt dar, dass Reiche anders denken und handeln als der Durchschnittsbürger. Eker hebt hervor, dass es wichtig ist sich Ziele zu setzen. Ähnlich bereitet Wallace D. Wattles dieses Thema auf. Sein kleines Büchlein liest sich ebenfalls flott. Der Titel: „The Science of Getting Rich. Attracting Financial Success Through Creative Thought.” Wattles stellt klar, dass nicht der Wohnort oder die Vorbildung darüber entscheiden, ob wir reich oder arm sind, sondern unsere Gedanken. Ich kann Ihnen das Buch nur ans Herz legen.
Fondsmanager Ken Fisher hab ich in New York schon mehrmals getroffen. Seine Reden sind immer exzellent, interessant, hintergründig. Seine Bücher kann ich allerdings nicht empfehlen. Sie sind trocken, schwer zu lesen, kompliziert. Kurz: Es ist schwere Kost. Donald Trumps Buch „Think BIG and Kick Ass in Business and Life“ ist dagegen amüsant, informativ und sehr zu empfehlen. Es ist zwar ein dickes Buch, aber die Lektüre lässt sich zügig lesen. In meinem Buchshop finden Sie es (links).
Außerdem gibt es natürlich viele Bücher von Jim Cramer. Cramer ist ein TV-Star. Täglich führt er ab 18 Uhr durch seine einstündige Talkshow „Mad Money“ auf dem Börsenkanal CNBC. Er beginnt die Sendung immer mit dem gleichen Worten: „Hallo, ich bin Cramer. Willkommen zu Mad Money. Willkommen zu Cramerika. Andere Menschen wollen Freunde gewinnen. Ich möchte Dir nur helfen, Geld zu verdienen. Mein Job ist nicht nur Dich zu unterhalten, sondern ich möchte Dich schulen. So ruf mich an unter der Nummer 1.800-743-CNBC.” 15 oder 20 Zuschauer kommen jeweils zu Wort. Sie fragen, was sie mit ihren Aktien tun sollen. Zukaufen? Halten? Verkaufen? Drei, vier Sätze schmettert der Meister ihnen entgegen. In jedem Sektor hat der ehemalige Hedgefondsmanager seine Lieblingsaktien. Ab und zu erscheint im Lauftext am unteren Rand des Bildschirms der Hinweis, dass Cramer selbst im Besitz der Aktie ist.
Cramers Markenzeichen sind die hochgekrempelten Ärmel. Ständig macht der 53-Jährige zudem verrückte Dinge, verkleidet sich als Arzt, wirft seine eigenen Bücher durchs Studio, wirbelt mit einer Peitsche oder zerschneidet Puppen. Seine Anrufer begrüßen ihn mit dem Ausruf „Boo-yah“. Er drückt in seiner Show ständig auf Tasten, die verschiedene Geräusche von sich geben – beispielsweise einen fahrenden Zug oder eine applaudierende Menschenmenge. CNBC lädt Cramer auch in andere Sendungen ein. Gerne schlüpft er in die Rolle des Börsenclowns: Während die Moderation ihn zum aktuellen Börsengeschehen befragt, beginnt er beispielsweise in einem Chartheft nach Aktien zu suchen. FED-Chef Ben Bernanke beschimpfte Cramer im August 2007 lauthals mit knallrotem Kopf: „Der weiß nicht, wie schlecht der Markt dasteht. Er hat keine Ahnung! Er hat keine Ahnung! … Die sind verrückt!“ Währenddessen hämmerte er mit der Hand auf den Pult. Immer wieder spielt CNBC noch heute diesen Ausraster. Cramer war wütend, weil die Zentralbank die Leitzinsen seinerzeit nicht senkte. Seine Bücher sind ok, sie hauen mich aber ehrlich gesagt nicht vom Stuhl.
Dann entdecke ich Bücher von Dave Ramsey. Ramsey ist im Gegensatz zu Cramer die Ruhe in Person. Auf dem neuen Fox-Business-Kanal hat er eine Show zum Thema Sparen. Amerikaner lieben oder hassen ihn. Der 48-jährige mit dem weißen Vollbart ist eine Radiolegende und ein Bestsellerautor. Er rät, auf Konsum zu verzichten. „Cash is King“ ist seine Devise. Sein Oberziel: schuldenfrei zu sein. Amerikaner haben eine negative Sparquote. Sie konsumieren auf Pump. Millionen Haushalte sind überschuldet. Sie nutzen massenweise Kreditkarten. Saftige Zinsen sind für die Plastikkarten fällig – bis zu 30 Prozent. „Ein bescheuertes Produkt“, bezeichnet Ramsey die Kreditkarten. „Wenn du mit Bargeld bezahlst, dann tut das weh. Du fühlst das. Wenn Du aber das Plastikgeld benutzt, dann merkst du das gar nicht.“ Ramsey ist Multimillionär. „Ich habe keine Kreditkarte“, sagt er stolz. Seine Anhänger verbrennen, zersägen, zerschießen ihre Kreditkarten vor laufender Kamera. Die Zuschauer schildern ihm ihre finanzielle Situation live am Telefon. Manchmal weinen sie. Der berühmteste Schuldenberater des Landes gibt ihnen dann Ratschläge. Wer es aus der Schuldenfalle schafft, darf in den Hörer schreien: „Wir sind schuldenfrei!“ In jungen Jahren baute Ramsey ein Immobilienimperium auf und verlor alles, als eine Bank die Kreditlinie kündigte. Seine Bücher finde ich als Ratgeber einleuchtend. Ich empfehle sie.
Die meisten Bücher scheint Suze Orman in der Borders-Filiale zu haben. Orman wuchs in armen Verhältnissen auf. Die 57-jährige schrieb sechs New-York-Times-Bestseller. Die zehnfache Dollarmillionärin gestaltet auf CNBC die “The Suze Orman Show“. Im Kern geht sie der Frage nach: „Kann ich es mir leisten?“ Ihre Anrufer stehen immer vor einer Investitionsentscheidung: Manch einer will sein Haus renovieren, den Keller ausbauen oder ein teures Auto erwerben. Die Teilnehmer erläutern, wie viel Ersparnisse beziehungsweise Schulden sie haben und was sie verdienen. Orman gibt ihnen schließlich grünes Licht oder lehnt den Kaufwunsch ab. Ihre Bücher muss man nicht unbedingt haben.

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