Die Horde stürmt aus Aktien. Insider kaufen

Dank des jüngsten Crashs ist Value-Jagd einfach geworden. Ich finde in Deutschland reihenweise Aktien, die zum Buchwert gehandelt werden oder sogar unterhalb der Substanz zu haben sind. Was kann ich schon bei einem traditionsreichen Familienkonzern falsch machen, wenn ich solche Aktien zum Schnäppchenpreis abstaube?
So notiert einer der weltweit führenden Pumpenhersteller (KSB aus dem pfälzischen Frankenthal) unter Buchwert. Das ist erstaunlich. Die Bilanz ist stark, die Geschäftszahlen sind überzeugend. Ich könnte hier zig spannende Firmen auflisten. Schauen Sie mal im DAX, MDAX und SDAX nach, wer nahe am Buchwert notiert. Sie werden überrascht sein: Große Namen wie die Deutsche Bank, Münchener Rück, Commerzbank, Eon, RWE oder Allianz sind darunter. Die Finanzwerte notieren sogar massiv unterhalb des Eigenkapitals.
Oft ist in diesen Tagen zu beobachten, dass Insider massiv die eigenen Papiere einsammeln. So beispielsweise bei dem Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich. Bei anderen Familienbetrieben decken sich ebenfalls Insider im großen Stil ein. Etwa bei Henkel oder HeidelbergCement. Es ist der hysterische Markt, der sich ohne Grund von Substanzwerten trennt. Es ist schizophren. Es trifft Unternehmen, die wachsen und gedeihen. Auf einem derart niedrigen Kursniveau solche Werte aus dem Depot zu werfen, macht keinen Sinn. Es leuchtet mir nicht ein. Ist das alles Panik? Ja, es ist die Dummheit der Masse. Die Meute liegt immer daneben. Sie kauft am liebsten dann Aktien, wenn die Weltbörsen von einem Rekordstand zum nächsten jagen. Wenn die Börsen dagegen am Boden liegen, steht die Meute unter Schock und verkauft. Die Geldabflüsse aus amerikanischen Aktienfonds sind dramatisch.
OK, selbst wenn eine neue Rezession auf uns zurollen sollte, ist das kein Beinbruch. Eine neue Rezession kann ein Quartal, allenfalls zwei Quartale andauern. Und dann? Dann ist der Spuk wieder vorbei. Der Aktienmarkt nimmt den Aufschwung viel früher vorweg und fällt nicht über die gesamte Durststrecke hinweg. Insofern ist während einer volkswirtschaftlichen Schrumpfungsphase an der Börse keine Saure-Gurken-Zeit angesagt. Im Gegenteil. Langfristig wachsen die Volkswirtschaften ohnehin. Uns geht es immer besser. Menschen neigen dazu, zu klagen. Viele sind einfach undankbar, blenden den Fortschritt aus. Ein Student lebt heute auf einem Niveau, von dem Öl-Magnat John Davison Rockefeller vor 80 Jahren nur träumen konnte.
All diejenigen, die in diesen Tagen an der Wall Street protestieren, wundern mich jeden Tag aufs Neue: Sie sitzen dort am Straßenrand mit den neuesten Apple-Rechnern, Smartphones, einem frisch gebrühten Starbucks-Kaffee und beklagen sich über den gierigen Kapitalismus. Es ist schon merkwürdig. Das passt alles nicht zusammen.

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12 Jahre zuvor

Das Handelsblatt hatte kürzlich alle 30 DAX-Werte unter die Lupe genommen und etliche Aktien “entdeckt”, die unter Buchwert notieren. Sehen Sie hier im Handelsblatt selbst. Es ist der Wahnsinn. Fast der halbe DAX notiert unterhalb des Eigenkapitals. Es ist eine schöne Chance für smarte Anleger mit Geduld! Mag sein, dass es weiter runter geht. Aber irgendwann kommt wieder der Aufschwung.

Oliver
12 Jahre zuvor

Hallo Tim,

Deine Beobachtungen und auch Deine daraus abgeleiteten Schlüsse kann ich nur teilen. “Kaufen wenn die Kanonen donnern” für nicht-Börsianer stoße ich dabei immer wieder auf Unverständnis, doch wenn man sich mit der Materie ein bißchen beschäftigt funktioniert das wirklich und macht dann (ja gerade dann bzw. in einem Jahr nach Kurssteigerungen) einen riesen Spaß. Dann funktioniert auch das gute alte Buy-and-Hold mit Dividendenstrategie, was doch viele verteufeln, weil man besser Stop-Loss-Orders setzen sollte. Wer zu guten Preisen einkauft braucht auch keine Stop-Loss-Orders.
Gerade gingen wieder 5% an Thyssen Krupp an Blackrock – es ist schon erstaunlich in wie vielen deutschen Unternehmen die inzwischen mit im Boot sind. Das ist ein ganz anderer Blickwinkel auf die gute alte Deutschland AG. So schlecht geht es allen dann wohl doch nicht – “Jammern auf hohem Niveau”.
Gleiches gilt dann auch für Demonstranten auf der Straße – schon interessant Deine Beobachtungen auf der “Demo-Straße”. Schade nur das das ein oder andere Anliegen vielleicht sogar zu recht angesprochen wird. Aber ich teile auch Deine Ansicht das es schon einer Entscheidung bedarf, ob und wie ich den Kapitalismus verteufele und dann gleichzeitig dort mitmache. Da ist dann wieder das “Meckern auf hohem Niveau” ohne (eigene) Konsequenzen daraus zu ziehen.
Wie dem auch sei – weiterhin viel Spaß an der Börse und pfiffige Ideen für Deine Berichte.

12 Jahre zuvor

Hi Oliver, ich stimme zu. Warum sollte ich jetzt auf so einem niedrigen Niveau meine Aktien verkaufen?

Wer dazu rät, den nehme ich nicht ernst. Kommt gar nicht in die Tüte!

Ich glaube, die erfolgreichsten Anleger sind Contrarians, die gegen den Strom schwimmen. Ein schönes Wochenende!

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