Ein großes Problem in der westlichen Hemisphäre wird die alternde Gesellschaft. Wir haben zu wenig Nachwuchs. Das Analysehaus Brookings hat eine beeindruckende Graphik erstellt. Es zeigt Großstädte mit ihrem zugrundeliegenden Arbeitsplatz- und Einkommenswachstum. Die roten Kreise, die Sie in Europa überall sehen, verdeutlichen: Diese Metropolen schrumpfen.
Dagegen boomen Asien, Lateinamerika und Osteuropa, dort sind die Kugeln blau.
Langfristig hat das erhebliche Auswirkungen auf diese Länder. Indien zum Beispiel hat ein Milliardenvolk, das zu 63 Prozent aus jungen Menschen besteht (unterhalb von 30 Jahre alt). Das bedeutet, hier gibt es eine tolle Zukunft, mehr Konsum, mehr Wachstum, mehr Steuereinnahmen.
Ein ergrautes Volk bremst das Wachstum. Die Altersversorgung wird kontinuierlich problematischer. Immer weniger Junge müssen immer mehr Senioren versorgen. In der „New York Times“ habe ich zu diesem Dilemma einen spannenden Artikel entdeckt.
In China sind von 100 Landsleuten nur 11,3 über 65 Jahre alt. In Großbritannien sind es 25,1, in den USA 19,9.
Die Perspektiven für das Bruttosozialprodukt hängen von den Jungen ab. Je jünger die Menschen, desto rosiger fallen die Wachstumsprognosen aus. Das hat wiederum Folgen auf den Wohlstand, auf die Finanzbranche, die Demokratie.
Die OECD prognostiziert für Deutschland und Italien im Jahr 2060, dass mehr als 55 Prozent mindestens 65 Jahre alt sein werden. Das ist besorgniserregend. Deutschland wird ein Seniorenstaat. Was kann die Überalterung verhindern? Eine Lösung wäre die Immigration, der Zuzug junger Menschen. Japan ist extrem strikt bei der Einwanderung, die Folge: Es handelt sich um eine ergraute Insel, die stagniert. Jegliche Impulse fehlen vom Inland.
Die US-Bevölkerung wächst aufgrund der liberalen Immigration. Allerdings gibt es ein gemischtes Bild in den Großstädten. So boomen die Metropolen an der Westküste und die Südstaaten (Texas, Kalifornien etc.). An der Ostküste (einschließlich New York) schrumpft dagegen die Bevölkerung.
Der Methusalem-Trend hat zur Folge, dass die staatliche Rente tendenziell sinken muss. So wird es häufiger passieren, dass 80-jährige arbeiten müssen, um ihre Miete, ihr Auto und anderes bezahlen zu können. Ich las kürzlich die Story des 78-jährigen Amerikaners Ralph Bruce, dem die Rente nicht reicht. Er muss im Kasino trotz seines hohen Alters arbeiten. In Deutschland wird es mehr solcher Fälle geben.
Ich glaube unseren Politikern nicht, die uns versichern, die Rente sei sicher. Unsere Politiker versprechen uns mehr, als sie einhalten können. Es wird viel dummes Zeug erzählt, um die eigene Wiederwahl zu sichern. Die Fakten sprechen jedenfalls eine andere Sprache.
Ich rate Ihnen, ausreichend vorzusorgen. Legen Sie in Ihrem Arbeitsleben reichlich Taler zurück. So können Sie sich ein hartes Brot im Alter ersparen.
Vernünftig können Sie u.a. mit schönen Dividendenpapieren Vorsorge treffen. Halten Sie nach Möglichkeit Ihre Qualitätspapiere sehr lange. Warren Buffett weist darauf hin, dass Trading und Aktivität an der Börse ein teurer Spass sind. Buffett sind die vielen Trader nur Recht. Der 82-jährige nutzt die hohen Aktienumsätze der überwiegend jungen Trader, um kursschonend seine Aktienpakete aufzubauen. So macht man das.
Hi Tim,
gut, dass Du häufiger auf die drohende Gefahr für viele Leute hinweist. Ich mache das bei mir auch immer wieder.
Leider verdrängen viele Menschen dieses Thema, ob wohl ich den Eindruck habe, dass sie dies schon wahrnehmen. Ein erstaunliches Verhalten.
Da hilft nur, dass u.a. wir Blogger versuchen relativ einfache Möglichkeiten zu zeigen, um die drohende Altersarmut zu mindern oder gar zu vermeiden.
Denn noch nie war es für Privatleute einfacher an der Börse teilzunehmen und dort auch erfolgreich zu sein. Nicht mit Trading, sondern mit langfristigen Investitionen.
VG
Lars
Hallo Tim,
Als junger Mensch hat man das Gefühl die Rente reicht aus im hohen Alter und man sollte das kurze Leben geniessen.
Man findet tausend Gründe um nicht zu sparen und nicht für die zukunft vorzusorgen. Früher dachte ich auch der lohn reiche knapp aus um die familie zu ernähren. Das Buch “Der reichste mann von babylon” hat mich zum nachdenken gebracht. Seit dem gilt der spruch “am ende vom geld war noch viel vom monat übrig” nicht mehr für mich. Und das beste ist, dass wir dadurch nicht schlechter leben. Eher das Gegenteil ist der Fall. Dadurch das ein teil vom erspartem fuer buy and hold aktien investiert wird, sind wir jeden tag mehr entspannter weil wir wissen dass wir so auf magere jahre vorbereitet sind.
Leute, jeder von uns muss selber aktiv werden.
Mfg
tom
Hallo Tim,
das Thema sieht so einleuchend aus. Es gibt aber auch andere Aspekte. In Deutschland steht ein Heer an bestens qualifizierten Frauen bereit, am Erwerbsleben teilzunehmen. Das war in den vorherigen Generationen nicht Fall. Da Frauen lediglich einfache Arbeiten verrichten konnten, weil sie keine entsprechenden Qualifikationen hatten. Die sprichwörtliche katholische Landfrau hatte kein Abitur. Das hat sich grundlegende geändert. Auch dafür ist Angela Merkel symptomatisch.
Außerdem gibt es so etwas wie eine demografische Rendite, wenn es weniger Kinder gibt. Nicht nur alte Leute kosten Geld, auch Kinder tun das. M.a.W es werden weniger Schule, Universitäten usw. benötigt, was die sozialen Kosten auf dieser Seite reduziert.
Also kein Grund für Weltuntergangsstimmung.
Was man als Sparer und Anleger zusätzlich leider immer im Kopf haben sollte ist, dass wenn der Rest nicht vorsorgt, man irgendwann zur Kasse gebeten wird.
SO ist die Meute; haben die alles verfrühstückt und man selber noch etwas, ist man der böse Bonze und der soll zahlen ;) .
Hallo Reinhard,
ich habe mit der Überalterung der Bevölkerung keine Weltuntergangsstimmung verbreitet, sondern versucht, die Fakten zu schildern.
In den USA haben die meisten Menschen keinerlei Rücklagen gebildet. Sie können allenfalls im Schnitt auf 1.200 Dollar Rente hoffen. Vergessen wir nicht die Inflation. In Deutschland sind die Perspektiven der gesetzlichen Rente düsterer (weil weniger Nachwuchs als in den USA).
Ein Finanzpolster aufzubauen ist daher ratsam.
VG Tim
Gegen eine alternde Gesellschaft helfen nur steigende Geburtenraten und mehr Immigration.
Bei beiden Themen kann die Politik die Rahmenbedingungen verbessern.
Die Betonung liegt auf dem Wörtchen “kann”. (Vielleicht müsste auch eher der Konjunktiv benutzt werden…)
Damit Familienpolitik einen höheren Stellenwert bekommt müsste im Grunde zuallererst das bestehende Wahlrecht geändert werden. Ich persönlich bin der Meinung, dass jedes Elternpaar bzw. alleinerziehende Väter und Mütter pro minderjährigem Kind eine zusätzliche Stimme bekommen.
Das hätte zur Folge, dass Familien schon im Wahlkampf verstärkt umworben würden.
Die (Familien-) Politik würde sich ändern. Eine alternde Bevölkerung bedeutet nämlich, dass die Politik sich an der Bevölkerungsstruktur ausrichtet, nicht nur im Wahlkampf. Also muss hier schon im Wahlrecht entgegengesteuert werden, sonst bleibt es beim Teufelskreis.
Wie ich in diesem Spiegel-Artikel neulich las verläuft die Immigration in den USA auch nicht immer frei von behördlicher Diskriminierung: In dem Artikel geht es darum, dass Kindern von illegalen Einwanderern selbst dann noch Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie in den USA geboren sind.
Ich weiß nicht, ob das ein Ausnahmefall ist. Selbst wenn ist es (ein wenig) schockierend.
Von Obama seien die Latinos enttäuscht, heißt es weiter, denn er habe in seiner ersten Amtsperiode nichts zur Verbesserung ihrer Situation getan.
Schon erstaunlich wie ich finde, denn genau aus diesen Wählerschichten bekam er die meisten Stimmen, in dem Land, dass sich Experten zufolge bis zum Jahr 2040 in ein Land verwandelt, in dem die Minderheiten die absolute Mehrheit bilden werden.
Gruß Matthäus
Man kann nur frühzeitig anfangen sich ein Dividenden Depot aufzubauen http://finanzielle-freiheit-dividende-blog.de/ und sich so eine zweite Säule der Rente zu schaffen. Viele Leute haben das schon erkannt und bauen sich als dritte Säule bereits ein Passives Einkommen durch Internet Einnahmen auf. Der normale 9 to 5 Job wird langfristig nicht reichen.
Bei all den düsteren Prognosen darf man aber auch steigende Produktivität und den technischen Fortschritt nicht vergessen.
Roboter sind gerade mal ein bisschen im Automobilbereich im Einsatz, aber das Potenzial ist noch riesengroß.
Zudem kann das Vermögen ja auch im Ausland arbeiten und Renditen erzielen. In Europa gibt es große Vermögen.
@ Martin
Das ist ein guter Punkt.
Den Japanern geht es ja an sich nicht schlecht. Sie haben mit die höchste Lebenserwartung, meistens schönen Sonnenschein und viel High-tech.
Trotzdem stagniert die japanische Wirtschaft seit 20 Jahren. Es ist ein uraltes Volk. Je älter Menschen werden, desto weniger konsumieren sie. Ein 80-jähriger muss nicht unbedingt alle 2 Jahre in neues Auto fahren. Ein 30-jähriger macht das natürlich gerne. Eine 90-jährige braucht kein neues Eigenheim, sie braucht keine neue Justin Bieber DVD, nein, das ist der alles Wurst egal.
Deshalb ist der Überalterung eines Volkes ein Problem, es fehlt der inländische Schub, die Nachfrage, die Steuern etc. Gewiss bedeutet das nicht, dass die Welt untergeht. Den Japanern geht es alles in allem nicht schlecht.
Ich würde bei den Alten jetzt nicht das BIP als Wohlstandsgradmesser heranziehen. Jeder Arztbesuch erhöht z.B. das BIP, aber wohl nicht den Wohlstand. Nicht jede Konsumentscheidung führt zu glücklicheren Menschen.
Zumindest der Gesundheitsmarkt ist ein recht sicherer Wachstumsmarkt.
In Japan könnte das Problem auch Corporate Governance sein. Man schaue sich mal an wie das Establishment auf den aufgedeckten Skandal bei Olympus reagiert hat. Zudem ist das Management nicht auf Kapaitalrenditen getrimmt wie in den USA. Dadurch wurde das japanische Kapital eben auch schlechter eingesetzt. Nicht umsonst sind viele japanische Firmen nach dem Kurs-Buchwertverhältnis günstig.
@Matthäus Piksa
Genau sowas halte ich für die mit Abstand schlechteste Idee. Dann werden a) die belohnt die eh viele Kinder haben und b) die belohnt die viele Kinder bekommen. Und die Familien die viele Kinder bekommen, sind oftmals genau die, von denen es nicht hilfreich ist, wenn sie viele Kinder bekommen.
Am Ende laufen noch mehr “seltsame” Leute auf der Straße rum und an der Macht sind die, die Freibier für alle Versprechen.
Meiner Meinung nach sollte das durch die Unternehmen mehr gefördert werden und Unternehmen sollten Zuschüsse bekommen, wenn sie ihre Mitarbeiterinnen zum Kinder bekommen auffordern.
Viele Grüße, Christian
@Chris
Sie können davon ausgehen, dass ich hier nie Ideen vorstelle, die sich nicht an den Ideen, Vorschlägen, Expertisen, Gedankengängen von Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Justiz, Kirche, Medien, Kultur und Gesellschaft etc. orientieren. Wieso sollte ich mir auch die Mühe machen eigene Ideen zu entwickeln, wenn man bedenkt, dass ohnehin alle Themen irgendwie/irgendwo/irgendwann diskutiert werden oder wurden.
Konkret:
Ranghohe Politiker (Dirk Niebel – FDP-Entwicklungsminister/Hermann Otto Solms – FDP-Haushaltsexperte/Wolfgang Thierse – SPD-Ex-Bundestagspräsident/Jens Spahn – CDU-Rentenexperte etc.pp.) machen parteiübergreifend schon seit Jahren auf den demografischen Wandel aufmerksam und diskutieren entsprechende Lösungsansätze.
So toll es ist, dass die Lebenserwartung bei uns steigt, so augenscheinlich ist die Gefahr, dass wir uns in Richtung einer Rentnerdemokratie bewegen, in der Senioren – laut der von Tim oben vorgestellten OECD-Studie 55% der Gesamtbevölkerung im Jahr 2060 – immer mehr (wahl-)politische Macht erhalten. Daher muss man sich über neue und innovative Lösungen Gedanken machen, die auf den ersten Blick vielleicht Befremden auslösen können.
Hier habe ich Ihnen mal einen lesenswerten Antrag aus der Mitte des BTs verlinkt, der weitere Argumente zu der von mir oben kurz vorgestellten Änderung des Wahlrechts enthält.
Gruß