Ich glaube eine der größten Gefahren an der Börse sind unsere Gefühle. Die Gier raubt uns den Verstand. Wer entspannt und wohl kalkuliert investiert, der schneidet besser ab. Als Langfristanleger sind mir die täglichen Kursschwankungen ohnehin egal. Heute ein Prozent runter, morgen ein Prozent rauf. Die Schwankungen interessieren mich nicht die Bohne. Meldungen, ob nun die Erfolgsunternehmen VW, BASF, Nike, Kraft oder SAP mit ihren Quartalsergebnissen die Analystenprognosen um einen oder zwei Cent verfehlt haben, was soll der Käse bitte? In meinen Augen ist das viel Wind um nichts. Mit all diesen Meldungen verliert man den Blick für das Wesentliche. Was produziert meine Firma? Hat das eine Zukunft? Wie stark ist die Stellung? Was macht die Konkurrenz? Wie hoch fällt das langjährige Wachstum aus? Wie innovativ ist der Vorstand? Welche Margen verdient mein Aktienfavorit? Wie hat sich der Marktanteil entwickelt?
Ich habe gelernt genügsamer zu sein. Was soll es, wenn meine Aktie in einem Jahr sich schwach auf dem Börsenparkett entwickelt? Das kann passieren und ist kein Beinbruch. Wenn es sich um eine Qualitätsaktie handelt, wird der Markt das irgendwann ausgleichen. Sicher ist mir jedenfalls die Dividende. Mir ist es Wurst, ob meine Aktie um zehn, 20 oder 30 Prozent im vorigen Jahr gestiegen ist. Ich möchte das Papier ja nicht verkaufen und bleibe investiert. Ich möchte als Anleger lernen, wie ein Unternehmer zu denken. Ein Gründer schmeisst ja nicht das Handtuch – nur weil es ein schwaches Jahr war. Ich bin der Meinung: Das ist das Spannende am Investieren. Als Anleger baue ich Vertrauen auf. Ich steige jedenfalls nicht bei jeder kleinen Kurskorrektur aus. Das Trading überlasse ich den Profis. Das können die Goldmänner, Deutsch Banker und UBSler besser. Die wissen mehr als ich. Die haben die Werkzeuge und die Erfahrung. Die Profis kann ich jedenfalls nicht schlagen. Wenn ich mir anschaue, was manch ein Hobby-Börsianer an Depotgebühren jedes Jahr aus dem Fenster wirft, ist das erschreckend.
In meinem Blog erhalte ich immer wieder spannende Anmerkungen. Besonders kritisch ist „Hubsen“. Er hat exzellente Einwände und Links, hält aber leider nicht viel von „Buy and Hold“. Er hat schlechte Erfahrungen mit dieser Strategie gemacht. Ich verstehe seine Kritik. Ich habe auch schon Lehrgeld bezahlt. Dennoch glaube ich, trotz der Schwachpunkte handelt es sich um die beste Strategie. Gerne lese ich zudem die Kommentare von „Hajue“. Er ist ein Mann der Genügsamkeit. Er will gar nicht den großen Reibach an der Börse machen. Wenn seine Aktie mal sinken sollte, sagt er sich: Macht nichts. Seine Argumentation ist super: Wenn ich das Geld nicht in Aktien angelegt hätte, dann wäre es anderweitig ausgegeben worden: Kino, Urlaub, Auto. Für den Konsum eben.
In der Tat ist die materialistische Grundeinstellung in der westlichen Welt manchmal beängstigend: Die Menschen scheinen dem Geld hinterherzurennen. Immer mehr, mehr, mehr. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr. Keine Rückschläge darf es geben. Das Vermögen muss auf dem Konto und im Portfolio wachsen. Es muss zusätzlich der neueste PC auf dem Tisch stehen, das edelste Handy in der Hosentasche stecken und das schnellste Auto vor der Haustür parken. Danke „Hubsen“, danke „Hajue“ für Eure Kommentare! Von Leser Matthäus Piksa erhielt ich auch jede Menge spannende Kommentare und Links. An all die anderen Leser geht ebenso mein Dank.
Darf es ein bisschen mehr sein: Gier oder Genügsamkeit
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Hallo Tim,
ich habe mich in letzter Zeit auf das kopfnickende Mitlesen beschränkt. Ich habe ihren Beiträgen einfach nichts hinzuzufügen und lese statt dessen mit stoischer Gelassenheit/Beharrlichkeit mit. Außerdem trainiere ich derzeit fast täglich, weil ich mich wieder für den halben Ironman in Wiesbaden angemeldet habe. http://www.ironman703.de
Meine Ziel ist diesmal eine Zeit um bzw. unter 6:30 Stunden.
Viele Grüße nach New York (“Big lights will inspire you” => Alicia Keys – New York) :)
Matthäus
Hi Matthäus, ich wünsche viel Kraft fürs Training und Erfolg beim Wettkampf. Ihr gestecktes Ziel schaffen Sie. Danke für die Rückmeldung. Ich werde dann mal mehr über Ihr Lieblingsthema Hedgefonds schreiben. Beste Grüße von der Wall Street, Tim
Hi Matthäus, ja das ist ein schönes Lied von Rapper Jay-Z (mit Alicia Keys) über seine Heimatstadt New York:
ah ok, das wird das offizielle Video sein, ich meinte allerdings den Soloauftritt auf folgendem Link: http://www.youtube.com/watch?v=6PHOeXIPNZE, geht unter die Haut auch wenn dieses Video nicht so bildgewaltig ist wie das offizielle Video.
Gruß
Hi Matthäus, danke für das Update. Das ist auch ein sehr schöner Song!
Hallo Tim, ich lese den Blog schon seit längerem. Für mich sind die Kommentare sehr gut. Folgende Anmerkung hat mich inspiriert.
“Die Menschen rennen dem Geld hinterher!”
Mir hat einmal ein für mich kluger Mann gesagt, dass Geld die Eigenschaft hat vor den Menschen wegzulaufen. Geld folgt aber dem Erfolg. Seine Schlußfolgerung, sei erfolgreich und kümmere die nicht um das Geld. Wenn du erfolgreich bist, kommt das Geld einfach hinterher und du kannst dich nicht gagegen wehren.
Hi Mario, das klingt interessant. Danke dafür. Da besteht durchaus ein Zusammenhang. Was wir aus unserem Leben machen, hängst sehr stark mit unserer Denkweise und unseren Gefühlen zusammen. Ich habe ein Youtube-Video entdeckt. Zunächst hört es sich etwas Sekten-ähnlich an, es steckt aber viel Wahres in den Aussagen. Hier ist der Link: http://youtu.be/mR2EEarMNEQ Beste Grüße aus NYC, Tim
Hi Matthäus, ich wollte noch hier Ihren favorisierten New-York-Song von Alicia Keys einbetten, ein wunderschönes Lied: