Nach der Finanz- und Immobilienkrise fokussiere ich mich natürlich auf Finanzaktien, weil die Aktien brutal unter die Räder gekommen sind. Selbst stabile Banken wie JP Morgan befinden sich auf einem Niveau, das sie bereits vor zwölf Jahren erreicht hatten. Die Citigroup befindet sich gar auf einem Level, das der Bankriese schon vor 24 Jahren gesehen hatte. Wer also hier Mitte der 1980er Jahre investierte, hat über all die Jahre keine Rendite erzielt.
Wie aber finde ich die richtige Bank für mein Depot? Nun, da gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Ich achte vor allem auf die historische Ergebnisentwicklung und schließe von diesen Datensätzen auf die zukünftige Entwicklung. Es ist eine sehr einfache Methode und sie ist sicherlich nicht akkurat. Dennoch hilft mir diese vereinfachte Betrachtung erheblich. Nehmen Sie etwa die Bank of America. Im Jahr 2006 verdiente Amerikas größtes Bankhaus nach Steuern 21,1 Milliarden Dollar. Ich glaube, dass das Institut an dieses Resultat bald wieder anknüpfen kann. Bei einem Börsenwert von 140 Milliarden (aktueller Kurs 16,26 Dollar) taxiert die Bank of America insofern nur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp sechs, was sehr billig ist. Ebenfalls ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) mit 0,7 spottbillig. Sprich Sie bekommen die Bank mit einem satten Abschlag zum Buchwert. Börsianer sind also noch skeptisch, ob die Bank es schafft, nachhaltig in die Gewinnzone zurückzukehren. Ich bin zuversichtlich.
Die Citigroup taxiert sogar mit nur einem lausigen Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,57. Mit anderen Worten bekommen Sie die Aktie fast zum halben Eigenkapital. Hier fürchten die Börsianer wohl, dass noch milliardenschwere Abschreibungen in der Bilanz lauern. Auch hier bin ich zuversichtlich, dass die Citigroup gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Etwas teuerer wird es bei Wells Fargo. Den Kaliforniern billigt Wall Street immerhin den 1,5-fachen Buchwert zu. Das ist recht üppig. Recht günstig ist dagegen JP Morgan Chase mit einem KBV von nur 1,1. Sie zahlen also nur eine Prämie von zehn Prozent auf den reinen Buchwert.
Es gibt trotz der Krise aber auch abenteuerliche Bewertungen. Nehmen Sie die Chinesen. Die China Merchants Bank bringt 48 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage, das KBV beträgt verrückte 4,3. Mir ist das zu teuer. Die Aktie ist damit die teuerste in dem Sektor weltweit! Auf Rang zwei befindet sich die China Citic Bank mit einem KBV von 3,4. Es folgen die chinesische ICBC und China Construction mit jeweils 3,1.
Mehr Informationen zu den Bewertungen und zu den teuersten Banken der Welt finden Sie in einem Artikel der Financial Times hier. Die obige Grafik habe ich ebenfalls der Financial Times entnommen. Auf der Darstellung sehen Sie in der linken Spalte, dass die US-Banken vor zehn Jahren die teuersten der Welt waren mit KBVs von 3,3 bis 6,6. Wahnsinn! Zehn Jahre später sind sie nach einem brutalen Kursverfall die billigsten rund um den Globus. Wenn ich den Schluss ziehen darf: Im Jahr 2020 sind die chinesischen Banken abgestürzt. Kurzum: Ich würde keine Banken in China kaufen, sondern in den USA: Dort notieren die Aktien gerade zum Buchwert oder sogar unter dem Substanzwert. Kehrt das Vertrauen zurück, sind deutlich höhere Notierungen drin.