Börsengänge: Aufpassen! Die meisten sind ihr Geld nicht wert

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Die meisten Börsengänge sind es nicht wert, um bei der Zeichnung dabei zu sein. Sie haben ein unnötig großes Risiko, wenn Sie von Anbeginn dabei sein wollen. Wenn ein Novize das Börsenparkett betritt, rate ich zunächst einmal, abzuwarten, ob sich der Neuling bewährt. Warum? Sie wissen schlichtweg nicht, ob das Management seinen Job gut macht. Oft scheitert die Führungsspitze an den hohen Erwartungen der Wall Street. Kaufen Sie nicht einfach die Katze im Sack, sondern überlegen Sie sich sehr genau, ob sich das Risiko lohnt, einzugehen.
Die Emissionsbanken tragen eine Mitschuld daran, dass vielen Kandidaten nach der Notierungsaufnahme die Anfangseuphorie entweicht: Denn die Analysten machen gerne ambitionierte Prognosen, um einen möglichst hohen Emissionserlös herauszuschinden. Das ist logisch. Je mehr Geld beim IPO eingesammelt wird, desto mehr Gebühren kassieren die Banken. Insofern besteht ein Interessenskonflikt. Auch die Altaktionäre haben ein Interesse daran, einen möglichst hohen Ausgabepreis zu erzielen.
Als Anleger sollten Sie daher extrem vorsichtig sein. Die meisten Kapitalerhöhungen beziehungsweise IPOs finden ohnehin immer dann statt, wenn die Kurse entsprechend hoch stehen. Zu diesem Aspekt gibt es jede Menge Studien. Können Sie sich noch an die IT-Boomjahre 1998 und 1999 erinnern? Damals war die Stimmung exzellent. Die Menschen glaubten, mit dem Internet könne man zu schnellem Reichtum kommen. Massenweise gingen Firmen mit absurden Bewertungen an die Börse. Die meisten Emporkömmlinge scheiterten jedoch schnell. Im Frühjahr 2000 platzte die Dotcom-Blase und die Zahl der IPOs brach brutal ein. Sie können stets das gleiche Phänomen beobachten, wenn sich Blasen bilden: Es gehen IPOs in nie zuvor gesehenen Mengen über die Bühne.
Seien Sie also bei jedem neuen Kandidaten skeptisch. Hinterfragen Sie die Strategie, die Pläne, Produkte, Story. Warum erfolgt der Börsengang gerade jetzt? Wer steht an der Unternehmensspitze? Was haben die Altaktionäre vor? Wie hoch ist die Verschuldung? Wenn Private-Equity-Gesellschaften beim IPO die Regie führen, haben sie häufig hohe Kreditlasten bei ihren Töchtern angehäuft und überlassen diese Last gerne den neuen Aktionären.
Momentan bereitet das „Empire State Building“ den Börsengang vor.
Warum gerade jetzt? Nun, der Immobilienmarkt in New York City hat sich extrem stabil gehalten. Und die Aussichtsplattform des 102 Stockwerke hohen Wolkenkratzers ist ein Magnet für Touristen. Es ist eine Kultstätte! Vier Millionen Touristen stiegen 2010 auf die Aussichtsplattform. Mit diesen Gästen verdiente das Gebäude 60 Millionen Dollar nach Steuern. Es handelt sich um eine Gelddruckmaschine. Mit den Büroflächen verdient die Verwaltung dagegen kaum Geld. Nun streben die Besitzer einen Börsenwert von fünf Milliarden Dollar an.
Mich macht all das stutzig. Einer der Beweggründe könnte der neue Freedom Tower, auch One World Trade Center genannt, sein. Momentan entsteht dieser Glas-Stahl-Gigant am Ground Zero im Finanzviertel New Yorks. Ich habe das Foto (oben) vorige Woche gemacht. Sie sehen, dass schätzungsweise 70 bis 80 Prozent der Fassade fertig sind. Wenn der neue Turm im Frühjahr 2013 wie geplant seine Pforten öffnet, soll eine Aussichtsplattform Touristen anlocken. Fünf Millionen Touristen könnten dann pro Jahr auf das höchste Gebäude der USA streben. Das wäre ein ernstzunehmender Konkurrent für das Empire State Building. Insofern leuchtet der geplante Börsengang des Kult-Gebäudes in Midtown ein. Es handelt sich schließlich um den am häufigsten fotografierten Ort der Welt. Es scheinen nun aber, die Felle davon zu schwimmen.
Nicht zuletzt ist längst ein knallharter Wettbewerb um gewerbliche Mieter im vollen Gange. Beide Adressen haben eine unglaubliche Symbolkraft. Es handelt sich um Ikonen. Ikonen des amerikanischen Traums, des Aufbaus, der Hoffnung.
„Schnell, schnell an die Börse – bevor uns der neue Erzrivale einen Strich durch die Rechnung macht“, denken sich wohl die Initiatoren des Börsengangs. Gewiss: In den 1990er Jahren kamen nicht mehr als zwei Millionen Menschen pro Jahr auf die oberste Etage der Zwillingstürme des World Trade Centers. Dieses Mal könnte die Aufmerksamkeit umso größer sein. Der „Friedens-Turm“ hat Symbolkraft und er ist nagelneu. Allein das zählt.

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12 Jahre zuvor

Sicherlich nutzen nicht wenige Börsenaspiranten das IPO, um selbst “einfach nur” Kasse zu machen. An sich ist das nicht verwerflich, aber für den potenziellen Neuaktionär kann sich hieraus ein Nachteil ergeben. Nämlich dann, wenn der Alteigentümer und Chef das Interesse am Unternehmen verloren hat und daher das IPO eher eine Art Rückzug für ihn darstellt.

Des Weiteren solte man schauen, ob das Unternehmen das Geld wirklich für seine Strategie benötigt und auch die Verlässlichkeit der Angaben im Prospekt überprüfen. Damit meine ich natürlich zuvorderst rein auf Validität! Also z.B., ob das Management schon länger an Bord ist und ob das Unternehmen stetig wächst, oder ob der Geschäftsverlauf von starken Schwankungen geprägt ist.

Wenn die Zahlen und die Story stimmen, dann können IPOs tolle Chancen sein. Ist der Ausgabepreis aber zu hoch (und die Story stimmt trotzdem), kann man auch ggf. bei niedrigeren Kursen nach dem IPO einsteigen. Das Gute an der Börse ist ja, dass man nicht jetzt und heute agieren muss, sondern sich den richtigen Zeitpunkt aussuchen kann: wenn die Aktie unterbewertet ist und die Perspektiven vermuten lassen, dass sich diese Unterbewertung künftig auflösen wird.

12 Jahre zuvor

@ Michael C. Kissig, danke für die exzellente Ergänzung!

Zudem ist ratsam zu schauen, ob der Emissionserlös dem Unternehmen zugute kommt oder sich nur die Altaktionäre die Taschen vollstopfen. Mit anderen Worten: Gibt es neue Aktien oder werden alte Anteilsscheine umplatziert?

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