Das Jahr geht zu Ende. 2013 steht vor der Tür. Zeit, um einen kleinen persönlichen Rückblick zu wagen. In meinem Depot war zu viel Aktivität. Wenn ich mein Portfolio so betrachte, war es ein großer Fehler, was ich im Frühjahr 2012 tat. Ich habe Teilverkäufe vorgenommen und erst Monate später wieder den Einstieg gewagt. Ich hatte das Geld anderweitig gebraucht. Das hat mir geschadet. Ich versuche nun, strikter das Portfolio so zu lassen, wie es ist.
Wer starke Firmen besitzt, sollte diese liegen lassen.
Ich mache einen weiteren Fehler: Ich schaue zu oft nach den Kursen. Das sollte ich abstellen. Was soll der Mehrwert sein, ständig die Kurse abzurufen? Eigentlich ist das Quatsch. Meine Aktien werden sich gut auf lange Sicht entwickeln. Mir sollte der Tageskurs egal sein.
Im Endeffekt führt meine Kurs-Glotzerei dazu, dass ich Angst bekomme, wenn eine Aktie zu korrigieren beginnt. Wenn ein Blue Chip stärker fällt, neigt man dazu, die Reißleine zu ziehen. Meist ist das im falschen Moment. Auf einem zu niedrigen Niveau.
Nehmen Sie BP. Das Unglück im Golf von Mexiko war ein Desaster für alle. Für die Menschen, für die Natur, für das Image, für die Aktionäre.
Was bringt es, nach der Katastrophe zu verkaufen, wenn die Aktie abgestürzt ist? Der BP-Kurs hat sich längst von dem Tief erholt. Nach dem Absturz geht es aufwärts – und nicht abwärts. Wichtig ist natürlich, ein an sich starkes Geschäft zu besitzen (hohe Cash Flows, kernige Gewinne).
Ein weiteres Beispiel ist die New York Stock Exchange. Nachdem die Fusion mit der Deutschen Börse gescheitert war, geriet die Aktie aus dem Blickfeld. Der Börsenhandel litt dramatisch unter der Finanzkrise. Hinzu kam die Rezession. Schauen Sie sich nur mal den Kursverlauf der Traditionsbörse an. Schlicht grauenvoll.
Jetzt wird das 220 Jahre alte Institut von einem nur zwölf Jahre alten Konkurrenten geschluckt. Der Kurs schoss diese Woche aufgrund der Übernahmeofferte in die Höhe. Das zeigt, man braucht zweierlei: Qualität und Geduld. Ich schrieb im Februar 2012 über die krasse Unterbewertung der NYSE Euronext, damals lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei winzigen 1,1. Für ein profitables Dividendenpapier mit einer so phantastischen Historie konnte das nur ein Scherz sein.
Man braucht keine hellseherische Kräfte zu haben, um zu erkennen, dass sich so etwas wieder zum Positiven wenden muss. Zumal es genug Hinweise gab: Das Management hatte sich über die zu niedrige Bewertung beklagt und Aktien wie verrückt zurückgekauft.
Für das Neue Jahr rate ich Ihnen (und mir) zu mehr Gelassenheit. Ich empfehle Ihnen, das Vorwort der Geschäftsberichte zu lesen, die in einigen Monaten veröffentlicht werden. Die meisten Vorstände reden Klartext. Manch einer klagt offenherzig über zu niedrige Kurse. Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl.
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Auf welcher Seite schaust Du Dir das KBV an? Oder nimmst Du die Geschäftsberichte? Berkshire hat bei Finanzen.net ein KBV von 1,36. Finde es oft etwas verwirrend, wenn verschiedene Berechnungen oder Werte auf den Homepages zu Grunde gelegt werden.
Hallo Tim,
wünsche Die ein erfolgreiches Jahr für 2013 und hoffe dass du Deine Ziele auch einhältst.
Ich denke in der momentanen Situation sollte man sich konträr zur Masse verhalten. Auch sehr viele Hedgefonds haben diese Jahr schlecht abgeschlossen, da sehr viele wie Du sich im Frühjahr von Aktien verabschiedet haben. Wie es auch im echten Leben ist, verliert die Masse immer und nur die Minderheit gewinnt. Daher halte ich die Stimmungen in den Foren und den Zeitungen als sehr gute Indikatoren für die zukünftige Entwicklung an den Börsen. Sind zuverlassiger als die Sentix Daten.
Für 2013 gefällt es mir nicht, dass schon viel positives berichtet wird. Viele sehen das Jahr 2013 als ein ruhiges Börsenjahr.
Ich denke, dass es 2013 nochmal die Chance geben wird sich günstig in Aktien zu positionieren, da wahrscheinlich die Erwartungen de Masse kurzfristig nicht erfüllt werden.
Gruß
Meine Investmentvorsätze für das neue Jahr sind ähnlich…
ich will auf jeden Fall ruhiger werden was das schauen ins Depot anbelangt…
ich will mich weniger freuen wenn das Portfolio hoch geht und
weniger trauern wenn es runter geht
ich will regelmäsig einzahlen/kaufen, quasi cost avarage jedoch mit eigener Aktienauswahl… gewinn ist nicht so wichtig, wichtiger ist nichts zu verlieren…
(meine Bank gibt jeden Monat eine Portfolio zusammenfassung raus, mein Beta war niedriger als das jedes wichtigen Indexes, Beta ist jedoch kein Risiko)
Ich will mich noch mehr auf „Forever-Stocks“ konzentrieren… Ich will keine Aktien verkaufen müssen/wollen…
Ich will die Ausgabenseite möglichst beschränken…
Ich will besser im analysieren werden, wenn ich mir die Bill Ackman Analyse von HLF ansehe, dann kann ich nur erahnen wie gut man sein kann…
@Markus1
Finanzen.net mag ich nicht zuviel Werbung – zu oft fällt mir das Wort Derivate ins Auge. Mir gefällt die graphische Darstellung der Ingdiba. Aber das sind Geschmäcker.
Am Ende muss immer selbst in den Geschäftsberichten nachschauen daran
kommt nicht vorbei.
Berkshire B Kurs Heute: 89,83 USD
Buchwert Jahr 2011: 66,57 USD
Buchwert Jahr 2012: ca.76,00USD
KBV 2011= 1,35
KBV 2012= ca. 1,20
Buffet möchte bis KBV 1,20 (ca. der derzeitige Kurs) eigene Aktien zurückkaufen – damit ist Berkshire die einzige Aktie die den berühmt berüchtigten „Boden“ hat.
Damit ist Berkshire derzeit besser als Cash.
Fair Value = ca. 120,00 USD
damit hat Aktie 30 – 40 % potential.
@ Peter
Danke. Sehr gut. Das KBV von Berkshire liegt mit 1,2 weit unter dem langjährigen Schnitt. Man muss wissen, dass der Buchwert konservativ ermittelt wird. Etwa Grundstücke. Die stehen mit den historischen Anschaffungskosten in den Büchern, werden nie hochgeschrieben. Wenn also die Textilfabrik vor 50 oder 100 Jahren Land gekauft hat, steht das mit den damaligen Kosten in den Büchern.
In der Werbung wird das Trading so glanzvoll dargestellt. Ich glaube, dass Anleger vor dem Internetzeitalter besser abschnitten, weil sie mehr Geduld hatten. Die Werbung für den Broker Charles Schwab ist krass. Da wird ein Trader in seinem Loft gezeigt, reich, erfolgreich, smart:
Wie sollte man sich denn verhalten, wenn man sogar noch Altbestand von vor 2009 hat?
Ich halte den Altbestand einfach – egal was passiert. Höchstens würde ich mal einen Put an der Eurex ordern, aber an sich mag ich Derivate nicht.
Ansonsten gucke ich mir die Fundamentaldaten in Relation zu den Preisen an und nicht nur die Kursentwicklung. Auch die Entwicklung des Renditeaufschlags von Aktien im Vergleich zu risikolosen Staatsanleihen (equity risk premium) finde ich aufschlussreich, um bei (Re)investitionen zwischen Aktien und Anleihen zu entscheiden.
Frohes Fest!
Hallo Tim, ich wünsche Dir auch ein tolltes Jahr 2013 und das Deine Wünsche in Erfüllung gehen. Ich denke für die Börse sind wir auf jedenfall gelassen.
Guten Abend Herr Schäfer,
ich muss eine Frage stellen, die mir schon länger auf den Nägeln brennt.
Ich verfolge ihren Blog seit diesem Jahr und ich freue mich über jeden neuen Beitrag. Meine Frage bezieht sich auf die „buy and hold“-Strategie. Wie muss ich mir diese vorstellen. Kaufen Sie bzw. die anderen Blog-besucher die Aktien und lassen diese ewig/für immer im Depot? Werden bei diese Strategie die positiven Übertreibungen an der Börse nicht auch mal zum Verkauf genutzt?
Ich frage, weil ich momentan noch in der „Findungsphase“ für meine persönliche Strategie bin. Ich kaufe Werte, die ich nicht für immer halten möchte, z.B. Lufthansa, Metro, Renault, Salzgitter. Aus diesem Grund habe ich mir „Zielkorridore“ gesetzt, bei deren erreichen ich den Verkaufsknopf drücke. Damit habe ich bis jetzt gute Erfahrungen gemacht. In der Haltephase bekomme ich eine Dividende und dann kommt zum Schluss noch der Kursgewinn dazu. Wie handhaben Sie das mit der „buy and hold“-Strategie??? Vielleicht noch ein Beispiel, damit Sie verstehen, worauf ich hinaus möchte: Ich habe BASF vor Monaten zu ca. 40€ gekauft und habe vor ein paar Tagen Kasse gemacht. Nun frage ich mich die ganze Zeit, ob ich die Aktien nicht hätte einfach behalten sollen, weiter Dividende kassieren um in einer eventuellen Schwächephase aufzustocken..??? Bei Werten wie Metro, sehe ich zwar erhebliches Potential, aber für immer möchte ich nicht daran beteiligt sein. Sie merken, irgendwie stecke ich in einem Zwiespalt…
Ich wünsche Ihnen allen ein ruhiges und glückliches Weihnachtsfest sowie ein erfolgreiches neues Jahr.
Bleiben Sie gesund.
Rico Schanze
@ Martin
Die Kunst besteht meiner Meinung nach darin, nicht zu handeln. Handeln klingt aufregend, es scheint, als ob man das Heft in der Hand hält. Das Gegenteil ist aber der Fall. Die meisten Anleger werden Opfer einer Selbstüberschätzung.
Buy and hold ist langweilig, aber dafür eine erfolgreiche Strategie. Siehe Buffett. Siehe dieser Fall einer alten, sparsamen Dame.
@ Finanzielle Freiheit mit Dividenden Blog
Danke. Dir ebenfalls alles Gute und frohe Weihnachten. Und allen anderen natürlich auch.
@ Rico Schanze
Ich habe kürzlich über Linn Energy geschrieben. Mich hat hier die Macht der Dividende (knapp 8%) besonders beeindruckt. In der PDF-Präsentation empfehle ich Ihnen die Seite 20.
Dort können Sie sehen, was der Trick beim Buy + Hold ist. Es ist der Zinseszins, die Akkumulation der Dividende. Die Dividenden machen bis zu 40 % der Gesamtperformance aus. Viele Anleger unterschätzen den Effekt. Zudem steigt der Kurs bei guten Firmen langfristig. Wer hin und her springt, der kann die besten Tage versäumen. Sehen Sie bitte in dieser Anmerkung oben den Beispielfall der alten Dame.
Auch Ihnen alles Gute, Gesundheit und ein frohes Weihnachtsfest.
@Peter
Danke
@Rico
Prinzipiell finde ich für mich persönlich die „buy & hold Strategie“ am sinnvollsten bzw. am einfachsten über Dekaden durch zu ziehen. Dafür nehme ich Werte wie Nestlè oder Berkshire. Eine andere Alternative ist ein „etf-Weltportfolio“ nach BIP-Gewichtung. Bei entsprechender Größe kann man auch small & value leicht übergewichten. Wichtige Punkte sind das Reinvestieren von Dividenden (wenn es vom Betrag Sinn macht), rebalancen und ein zusätzlicher Sparplan ,10 – 50 Prozent, je nachdem wieviel man bereit ist für Vermögen in 25 – 30 Jahren aufzubringen. Sich selbst zu bezahlen ist ein Aspekt, denn viele vernachlässigen. Allerdings ist die Balance wichtig und man sollte sich oder anderen auch mal was gönnen.
Bei größeren Anlagesummen würde ich aktuell quartalsweise oder halbjährlich die Einstiegspunkte streuen. Nicht zu vernachlässigen sind das eigene Alter / Anlagehorizont, die Gesundheit und die Lebensumstände (Familie, Haus usw.)…
Jeder muss seine Strategie finden, die er denkt durchhalten zu können bzw. auch den festen Glauben daran hat, dass die Strategie richtig ist. Bei dieser Findungsphase können Bücher, Blogs und Vorbilder helfen. Garantien gibt es keine, außer der Erfahrung, dass Aktien mit am besten Weltkriege und Währungsreformen überstanden haben. In Zukunft kann natürlich die Überalterung und Verschuldung ein Knackpunkt für die Rendite sein. Aber bei entrechender Hartnäckigkeit und Sparsamkeit wird der Fleissigere allein durch Spar-Raten sich etwas aufbauen können. Wenn der Zinseszinseffekt zusätzlich noch zum Tragen kommt ist alles in Ordnung.;-)
Ich halte wenig von Timing-Strategien, aber ein Blick auf die Bewertung (shiller kgv, Geschäftsberichte, strong value etf`s) kann beim Einstiegszeitpunkt sicher nicht schaden.
Hallo
ich habe eine Frage, auf die noch nirgends eingegangen wurde, evtl. wäre das ein Thema für den nächsten Blog-Eintrag.
Und zwar: Wieviele Prozent der Value-Aktien steigen tatsächlich (in den nächsten 10 Jahren) wieder in die Nähe ihres Buchwetes oä?
Und wie lange dauert das im Durchschnitt?
Weil ich bin ein neu beginnender Value-Anleger, aber ich würde lieber im Durchschnitt (klar wirds krasse Abweichungen geben) nur 2-4 Jahre statt 10-20 Jahre warten müssen bis zu einer gewissen Kurskorrektur.
Habe übrigens ne eigene Formel entwickelt:
Ich nehme den Kehrwert des KBV, dann den Kehrwert des KGV und diesen mal 10. Und die Dividendenrendite in % durch 10.
Beispiel: KBV 0.8, KGV 10, Dividende 5%:
1.2+1+0.5=2.7.
Ich kaufe nur Aktien mit einem Wert von über 2.5 und wenn die Gründe für den Kursverlust bekannt und vorübergehend sind.
Gruss
Alex
Hi Alex,
Danke für die Formel. Interessant.
Alle 5 bis 10 Jahre gibt es eine Rezession. Hier ist eine gute Übersicht zu finden. Irgendwann gerät auch die Börse unter Druck. Klar, wenn der Leitindex um 10 oder 15 % korrigiert, ist das eine Chance.
Aber insgesamt würde ich nicht darauf warten, sondern einen Gutteil des Anlagevermögens jetzt investieren. Das exakte „timen“ des Marktes ist schwierig. Einen schönen Teil des Anlagestocks würde ich in Cash belassen, eben für den Fall einer Korrektur oder eines Crashes.
Sagen wir, Du hast 10.000 Schweizer Franken. Ich würde 7.000 in Aktien investieren und 3.000 auf dem Tagesgeldkonto lassen, um nachkaufen zu können.
Die Jahrhundertchance bietet sich nur 1 bis 2 Mal im Jahrhundert. Das ist dann der Fall, wenn sich der Index halbiert. Das war während der Finanzkrise und in der Großen Depression der Fall.
Übrigens klingt Dein Blog interessant. Du hast super Ziele.
Viele Grüße
Tim