Ich erhielt einen weiteren Leserbrief. Dieses Mal schrieb mir Matthias. Der Leserbrief ist sehr ausführlich, was umso besser ist. Dieser Text liest sich flüssig. Ich wollte nicht aufhören zu lesen. Matthias hat mit seiner Frau eine ordentliche Sparquote von 26 Prozent. Respekt! Gut, sie verdienen ordentlich. Aber vergessen wir die 3 Kinder nicht. Es ist eine runde Story. Er ist zufrieden. Ich finde, er soll seinen Weg gehen. Er wird seine Ziele locker erreichen.
Ich finde super, dass er offen über seine Fehler spricht. Natürlich ist nie ein Weg perfekt. Wir machen alle Fehler. Daher geht bitte freundlich mit meinen Lesern um, die ihre Story hier präsentieren.
Das Vermögen von Matthias ist schwerpunktmäßig in Immobilien investiert. Nur ein kleiner Anteil in ETFs. Aber dieser ETF-Anteil nimmt zu. Mein Anteil ist grob 50:50 Immobilien zu Aktien. Im Endeffekt ist es ratsam, den Aktien/ETF-Anteil als Schwerpunkt zu haben, weil hier die höchste Rendite langfristig winkt.
Besonders bei Senioren fällt mir der Schwerpunkt in Spareinlagen auf. Es liegt an der Angst vor den Kursschwankungen. Börse ist für Rentner wie ein rotes Tuch. Dabei sollte es nicht so sein. Es liegt mitunter an den Medien, die Krisen schlimmer darstellen, als sie tatsächlich sind.
Gerade die Deutschen lieben das Bausparen, Festgeld und Sparbuch. Dabei ist es ein grottenschlechtes Instrument, um sein Geld anzulegen.
Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es mit dem Konsum handhabe. Ich gebe mein Geld gerne für gesunde Ernährung, Sport und Entertainment aus. Aber in Maßen. Gar nicht in Frage kommt für mich Edelkleidung oder ein Clownauto. Ich kann damit nichts anfangen.
Ich höre von Lesern, die sagen: „Mir macht mein Job Spaß. Ich möchte nicht früher in Rente. Ich gehe gerne zur Arbeit und würde sie vermissen.“ Dann antworte ich: „OK. Mag sein. Denke aber daran, dass Du gezwungenermaßen Deinen Job vorher verlieren kannst, als Du denkst. Du weißt es nicht. Krankheit, Arbeitslosigkeit, Krise… und schon bist Du Deinen Job früher los, als gedacht.“
Daher ist Sparen Pflicht. Sorge frühzeitig vor. Zu investieren ist smart. Je mehr, desto besser. Dann kannst Du mit solchen Problemen viel lockerer umgehen. Das beziehe ich jetzt nicht speziell auf Matthias. Ich finde, seine Story ist gut. Er denkt nach. Er hat einen Plan. Er schaut nach vorne.
Hi Tim,
falls Interesse und Bedarf besteht, möchte ich mich auch gerne in die Vorstellung der Leser einreihen. Ich hoffe, mit unserem Konzept des Nebeneinanders von Immobilien (auch selbstgenutzter) und Wertpapieren etwas zur Aufweichung der diesbezüglich oft bestehenden Fronten beitragen zu können und würde auch gerne meine Überlegungen dazu erläutern.
Falls Du Dich entscheidest, dies zu veröffentlichen, bitte ich Dich, dies anonymisiert zu tun. Natürlich kannst Du gerne kürzen und redigieren, ist etwas länger geworden… So ist der Abschnitt über Versicherungen absolut verzichtbar, scheint nur oft viele Leute zu interessieren, daher habe ich das drin gelassen.
Falls Du dies nicht veröffentlichst, habe ich zumindest durch die Niederschrift für mich Klarheit gewonnen, so dass die Mühe auf keinen Fall vergeblich war.
Schönen Gruß
xyAuf geht’s:
Kindheit und Jugend
Meine Eltern waren leidlich sparsam, haben immer betont, wie wichtig Sparsamkeit und Reserven sind, haben aber nach meinem heutigen Verständnis nicht wirklich danach gehandelt. Da sie selbstständig waren, habe ich schon in früher Jugend schwankende Einkommen erlebt. Auch wenn es uns nie wirklich schlecht ging, waren Geld und Einkommen doch oft Thema bei uns zu Hause. Jetzt im Alter ist es bei ihnen ziemlich knapp, was daran liegt, dass mein Vater eine Menge Geld mit Trading, Timing und Stock-Picking verbrannt hat.Als Kind und Jugendlicher war ich sehr sparsam, erst brav mit Kindersparbuch. Danach, als ich die ersten 1000DM zusammen hatte, Bundesschatzbriefe (gab, glaube ich, ansteigend von 4,5% bis 6.5% damals in den 80ern, ich bin Ende der 70er geboren). Anschließend dann einen Aktienfonds von ADIG. Damit habe ich in den 90ern Plus gemacht, wenn auch nur moderat.
Börsenerfahrung und Dotcom-Crash
Nach dem Abitur folge Wehr-/Zivildienst. Ich hatte das erste Mal nennenswert eigenes Einkommen. Das reichte auf jeden Fall schon für ein gutes Leben und weiteres bescheidenes Ansparen. Während des anschließenden dualen Studiums bezog ich eine Ausbildungsvergütung meines Arbeitgebers. Wir waren jetzt 2000/2001. Ich nutzte die Gunst der Stunde, mich mit attraktiven Internetaktionfonds voll in die Dotcom-Blase zu werfen (Nordinternet und Nordasia sowie Telekom).Zum Glück doch nicht ganz „voll“, einen Teil Standardwerte bzw. nicht nur Internet (DIT Industrie und DIT Technologie oder so ähnlich) hielt ich weiterhin. So habe ich zwar einiges an Verlusten gemacht, relativ gesehen war das aber immer noch recht günstiges Lehrgeld, so dass ich diese Phase nicht als vergeblich empfinde.
Berufseinstieg und Immobilien
Mit dem ersten richtigen Job 2004 kam dann ein regelmäßiges volles Einkommen. Davon habe ich gespart, aber eher unbewusst und nicht eisern. Ich könnte heute nicht sagen, wieviel im Monat oder bis auf welchen Betrag ich gespart habe. Tendenziell habe ich da schon eher mehr Geld ausgegeben, aber zum Glück keine Schulden gemacht, sondern dann die Ablösung des alten Autos mit einem Gebrauchten ohne Kredit gewuppt. Zumindest wuchs soviel Geld auf, dass ich nach wenigen Jahren mit meiner Freundin (jetzt Frau) eine Wohnung kaufen konnte.Da es noch etwas dauerte, bis diese fertiggestellt war, haben wir deutlich länger als geplant in meiner sehr günstigen Studentenbude gewohnt, was dem Eigenkapital deutlich zu Gute kam. Wir waren schon damals sicher, irgendwein ein Haus haben zu wollen. Unser Konzept war, erstmal Wohnung kaufen, später Haus kaufen und Wohnung vermieten. Das war damals vielen Freunden nicht verständlich. „Warum kauft Ihr jetzt eine Wohnung? Wollt Ihr nicht mal ein Haus haben?“
Das Konzept ging auf. Wir haben 5 Jahre später gebaut und die Wohnung (bislang) erfolgreich vermietet. Da die Raten der Wohnung überschaubar waren und wir nur eine recht moderate Lifestyle-Inflation hatten, konnten wir trotz Geburt der ersten zwei Kinder Eigenkapital aufbauen, sind dann aber bewusst mit sehr geringem Eigenkapitaleinsatz in das Bauprojekt gestartet, da wir einen Teil des Geldes in einen Fonds vor der Abgeltungssteuer angelegt hatten und es dort belassen wollten.
Mittlerweile wohnen wir seit mehreren Jahren zufrieden in unserem Haus und zu den ersten beiden hat sich noch ein drittes Kind dazu gesellt. Von daher sind wir jetzt „angekommen“, sowohl was Wohnsituation, als auch was Familiengröße betrifft. Finanzplanung sollte immer der Lebensplanung folgen bzw. noch besser ihr dienen. Finanzplanung sollte nie Selbstzweck sein.
Strukturiertes Sparen und Anlegen
Nachdem ich mich ab ca. 2014 intensiver in das Thema persönliche Finanzen eingelesen hatte (Dank geht hier insbesondere an den Finanzwesir Albert Warnecke, Gerd Kommer, Burton Malkiel und Jack Bogle), haben wir den „abgeltungssteuer geschützen“ Fonds wegen hoher Kosten (TER 2,7% + 1% Jahres-Beratungsgebühr für den Berater…) und schwacher Performance verkauft und komplett auf ein ETF-Portfolio für das Einmal-Investment und den darauf aufbauenden Sparplan gesetzt. Zugegeben waren die Jahre des Hausbaus und die ersten zwei Jahre danach spartechnisch „verloren“, da auch nachdem das Haus stand, noch einiges zu tun war (Carport, Grünanlagen, Elternzeit für drittes Kind, neues Auto für 5….). Aber da ich beruflich vorankam und meine Frau zwischen den Kinden immer wieder in Teilzeit in ihren Beruf zurückkehrte, war alles ohne Einschränkungen oder Sorgen gut machbar.Versicherungen
Zwischenzeitlich hatten wir Kapital-Lebensversicherungen mit Steuerprivileg von 2004 laufen. Diese haben wir aber vor kurzem gekündigt, das Geld in den ETFs angelegt und versuchen jetzt, über das Vehikel des Widerspruchs noch die Abschlusskosten zurückzubekommen. Ausgang ungewiss. Grund für die Kündigung war die mehr als schwache Performance, die auch der vermeindliche Steuervorteil nicht aufzuwiegen mochte. Das war mir seit 2014 klar, aber da erst jetzt die 12 Jahre um sind (falls der Widerspruch nicht durchkommt) und jetzt erst die ersten rechtskräftigen Urteile zum Widerruf vorliegen, haben wir damit noch gewartet.Ansonsten versuchen wir, die großen Risiken abzusichern, was für uns als Familie heißt:
-Private Krankenversicherung und Unfallversicherung für alle
-Familien Privat-Haftpflicht
-Risiko-Leben und Berufsunfähigkeit für meine Frau und mich
-Wohngebäude und Hausratsversicherung
-KFZ-VersicherungNochmal Immobilie
2014 haben wir neben dem regelmäßigen ETF-Sparplan die Tilgung der selbstgenutzten Immobilie von den standardmäßigen 1% p.a. auf 2% erhöht sowie regelmäßig bei Prämienzahlungen noch 1% p.a. Sondertilgung geleistet. Ziel ist, parallel sowohl die Hypothek zu reduzieren, als auch ein ETF-Depot aufzubauen.Viele sagen ja, erst die Schulden abbezahlen. Ich bin da etwas ambivalent. Aktuell zahlen wir zwar noch ~4% Zinsen für die Hypothek, aber die schon vereinbarte Anschlussfinanzierung geht auf ~1,7% runter, so dass ich da eine positive Renditemarge für unsere Wertpapiere erwarte. Teilweise liest man, wenn man seine Schulden noch nicht abbezahlt hat und schon Wertpapiere kauft, das wäre Spekulation auf Kredit. Zum einen sehe ich unsere Wertpapiere nicht als Spekulation. Zum anderen ist an dieser Stelle die Fristigkeit entscheidend. Wenn man einerseits Schulden hat und andererseits investiert, ist das wesentlich weniger fragil, wenn die Schulden eine hohe Laufzeit haben. Unsere liegen jetzt bei >10 Jahren. Das ist ein sinnvoller Horizont für die Anlage in Wertpapieren (auch wenn unser Zielhorizont deutlich länger ist). Wenn die Schulden in 2 Jahren fällig würden, wäre es töricht, damit in Wertpapiere zu gehen.
Eine Anmerkung zum Thema „Ist die selbstgenutzte Immobilie ein Asset oder eine Verbindlichkeit?“: Definitiv ist das Haus eine Lifestyle-Entscheidung. Für uns war klar, wenn Familie und Kinder, dann ein Haus mit Garten. Natürlich kann man mieten. Aber die Auswahl attraktiver Häuser zur Miete ist (wie ich aus Vermieter-Sicht gut nachvollziehen kann, ich würde auch kein Haus vermieten wollen) überschaubar. Und natürlich bedeutet ein Haus viele, auch finanzielle Verpflichtungen.
Wir ziehen monatlich einen Nutzen, den wir sonst in Form von Miete zahlen müssten, da eine kostengünstige 2,5-Zimmer-Wohnung für uns und unser Lebensmodell keine Alternative wäre. Wenn ich Geld ausgebe für etwas, was ich dann nicht mehr laufend bezahlen muss, ist das für mich ein Asset. Es erzeugt keinen Mittelzufluss, verhindert aber Mittelabfluss. Natürlich hilft es, wenn man vernünftig, also ohne goldene Wasserhähne, mit solider Qualität und zu guten Konditionen baut.
Weiterhin ist in unserem Leben die Selbstbestimmung ein entscheidender Motivator. Mit dem eigenen Haus konnten wir sehr viel selbst bestimmen, sowohl was die Gestaltung, als auch die Bewirtschaftung (Finanzierung, Versorger, …) betrifft. Das gefällt uns und gibt uns das Gefühl, selber im Fahrersitz zu sein. Kündigung wegen Eigenbedarf? Für mich als Student oder als Paar völlig egal, findet man eine andere Wohnung. Für mich als Familienvater mit Kindern in KiTa und Schule und guter Verwurzelung im lokalen Umfeld und ohne Sicherheit, in dieser Gegend etwas vergleichbares zur Miete zu finden? Ganz und gar inakzeptabel für uns. Wir möchten selber bestimmen, wo (genau wo!) und wie wir wohnen.
Situation heute
Wir stehen finanziell solide da. Die finanzielle Freiheit ist aber noch lange nicht in Sicht. Meine Frau und ich sind jetzt Ende 30, die Kinder 1 bis 7. Aktuell haben wir ~50k€ in ETFs, eine Cashreserve von ~10k€ und die zwei Immobilien. Die Selbstbewohnte wird bei gleichbleibender Entwicklung in ca. 14 Jahren abbezahlt sein, die vermietete Wohnung wird deutlich länger gestreckt, da der Zins gegen die Mieteinnahmen steuerlich gegengerechnet wird, gibt es keinen Grund, aggressiv zu tilgen. Wir sparen ~800€ im Monat in ETFs plus insgesamt 100€ für die Kinder (auch in ETFs).Glücklicherweise haben wir beide Immobilien vor der dynamischen Preisentwicklung der letzten Jahre gekauft, so dass wir bei beiden schon signifikante Buchgewinne haben. Das ist einerseits natürlich Glück und war nicht geplant. Andererseits gilt hier das Prinzip von Time-in-the-Market. Nur wer in einem Markt investiert ist, kann von einer Entwicklung profitieren (oder unter ihr leiden…).
Aktuell haben wir ein Nettovermögen von ca. 250k€ (davon ca. 35k€ Buchgewinn der Immobilien, ist eher konservativ gerechnet) und einer Sparquote von ~1800€ (900€ in ETFs, ~700€ in Immo-Tilgung, 100€ Betr. Altersvorsorge). Das entspricht einer Sparquote von ~26% und ist damit natürlich deutlich unter dem, was andere hier auf die Beine stellen. Für uns stellt es genau die richtige Balance zwischen „Leben heute“ und „Leben morgen“ dar.
Wenn alles mehr oder weniger stabil so weiter läuft, dürften wir in 20+- Jahren, also mit Ende 50, weitestgehend unabhängig sein. Die Kinder sollten dann auf eigenen Beinen stehen oder den Rest der Ausbildung mit dem angesparten Kinder-Depots bestreiten können, das Haus ist abbezahlt und das Depot würde bei linearer Entwicklung bei ~500k€ liegen. Das ist aber ziemlich grob und von vielen Faktoren abhängig. Dann könnte man das Haus zu Cash machen, in die fast abbezahlte (dann abzulösende) Wohnung zurück ziehen oder zur Miete wohnen und sich entscheiden, ob und in welchem Umfang man arbeiten möchte.
Zusätzlich zu „unserer“ Sparquote spenden wir monatlich an Unicef und über das Jahr verteilt zusätzlich an ausgewählte Organisationen oder anlassbezogen. Größenordnung insgesamt ~600€ p.a. Ich finde, dieser Aspekt kommt bei vielen Diskussionen um Finanzen zu kurz. Wir sind überzeugt, dass es uns (sowie fast allen anderen, die das Glück haben, in Europa oder einem anderen entwickelten Land leben und arbeiten zu dürfen) global gesehen sehr gut geht und dass dies eine Verpflichtung mitbringt, an Leute zu denken, denen es weniger gut geht. Ich halte es fast für einen zwangsläufigen Zusammenhang, wenn man sich mit Sparen und finanzieller Freiheit beschäftigt, an die zu denken, die nicht mal heute genug zu Essen haben. Ich würde mich freuen, wenn dies etwas mehr in den Fokus in Deutschland gerät. Nach meinem Eindruck ist das Thema Charity in den USA wesentlich präsenter.
Asset Allocation
Ich finde das zwar nicht sehr spektakulär, aber da immer großes Interesse an der Asset-Aufteilung besteht, hier unser Konstrukt, angelehnt an Herrn Kommer, grob und vereinfacht BIP-gewichtet, allerdings ohne Rohstoffe. Ich bin der Ansicht, dass Rohstoffe an sich keinen Wert erwirtschaften, daher lassen wir die aus.Alles ETFs verschiedener Anbieter, Hauptkriterium ist günstige Verfügbarkeit im Sparplan meines bevorzugten Brokers:
Je 17% in US und Europa large caps
Je 8,5% in US und Europa mid/small caps
8,5% in Asia / Pacific large caps
25,5% in Emerging Markets large caps
15% in REITs (global)Anfangs hatten wir noch 15% World Dividend A0F5UH. Diese habe ich jedoch im Rahmen des letzten Rebalancings aufgelöst und danach alle übrigen, mit leichtem Schwerpunkt auf Emerging Markets, erhöht. Grund war, dass ich nach Recherchen nicht sicher bin, ob die Dividendentitel bei dieser Zusammenstellung einen deutlichen Mehrwert bieten und ich im Zweifel weniger ETFs bevorzuge. Wobei einige die 7 ETFs jetzt noch zuviel finden dürften.
Recap
Insgesamt ist diese Konstruktion mit stufenweisen Immobilien-Erwerb und gleichzeitigem Sparen bei hoher Lebensqualität und 3 Kindern bei uns möglich, da meine Frau als Beamtin im höheren Dienst ein sehr sicheres und auch in Teilzeit noch attraktives Gehalt hat und ich in der freien Wirtschaft mit mittlerweile ~100k€ Jahresgehalt deutlich überdurchschnittlich verdiene. Das ist uns auch klar. Aber dieses Geld könnte man locker durchbringen ;-)Wären wir glücklicher, wenn wir Beserkersparen >40% betreiben würden und wüssten, dass wir mit 50 in Rente gehen könnten? Ich denke nicht, uns beiden macht unser Job Spaß und wir möchte die Herausforderungen aber auch die Impulse nicht missen. Meine Frau war in der Elternzeit nach 12 Monaten regelmäßig wieder „reif“ für den Job, da den ganzen Tag nur Kinder und Babys nach 5 Jahren Hochschulstudium zwar nett, aber geistig für sie nicht sehr stimulierend. Damit will ich auf keinen Fall Mütter (oder auch Väter), die länger zu Hause bleiben, diskreditieren. Dafür habe ich höchsten Respekt. Es wäre für uns beide nur einfach nicht der richtige Weg gewesen.
Wir spüren im Alltag keine signifikanten Einschränkungen. Dinge, die uns wichtig sind (Hobbys, wir fahren gerne mit unserer Familie und Freunden in den Urlaub, ich habe ein Faible für Technik), können wir uns uns aus dem laufenden Einkommen leisten und normalerweise ist die Frage bei allen Anschaffungen „wollen wir uns das leisten“ und nicht „können wir uns das leisten“. Das finde ich sehr angenehm, da es einem selber die Entscheidung überlässt und wir uns nicht von (vermeintlich) äußeren Umständen abhängig machen.
Letzte Worte
Ich bin meinen Eltern dankbar, mir grundsätzliche Sparsamkeit beigebracht zu haben und speziell meinem Vater dafür, mich früh mit der Börse in Kontakt gebracht zu haben, so dass ich nie Berührungsängste hatte. Es macht mich traurig, dass mein Vater leider die typischen Fehler von Privatinvestoren / Tradern gemacht hat. Es ginge ihnen, und auch mir heute besser, wenn er das gelassen hätte. So ist es aber immerhin für mich Beispiel und Hinweis, was ich nicht tun werde, so dass hier im Schlechten etwas Positives zu sehen ist.Last but not least: Bei manchen Leuten scheint die Sparquote über alles zu gehen. Kinder sind schlecht für die Sparquote. Außerdem schläft man schlecht und wenig und manchmal nerven sie auch. Ich habe viel mehr graue Haare als früher. Mein Sportpensum ist signifikant zurück gegangen. Dennoch ist das, was sie mir bedeutet, mit nichts anderem aufzuwiegen oder zu vergleichen. Es gibt viele gute Gründe, keine Kinder zu haben oder haben zu wollen. Aber eine bestimmte Ziel-Sparquote gehört zu den schlechtesten Gründen überhaupt. Real living is living for others (Bruce Lee).
Ich fühle mich eigentlich nicht in der Rolle, hochtrabende Ratschläge zu geben, aber wenn ich mir anschaue, was mich im Leben und finanziell weiter gebracht hat, war es, eine eigene Meinung zu haben und diese umzusetzen. Ohne Ideen, Mut um Umsetzungs-/Entscheidungsstärke bleibt man im Mainstream hängen und macht, was alle machen. Logischerweise ist dann das Ergebnis im besten Falle das, was alle erreichen. Und die Mehrzahl der Mitmenschen erreicht leider oft keine sehr große Lebenszufriedenheit, von finanzieller Unabhängigkeit ganz zu schweigen, und das ist schade. Andererseits muss man sich natürlich im Klaren sein, dass eine Gesellschaft in der alle finanziell unabhängig sind, nicht funktionieren kann. Aber davon sind wir ja ziemlich weit entfernt…
Nachfragen beantworte ich gerne in den Kommentaren. Mir ist wichtig, dass alles geschriebene UNSERE Lösung ist und die ideale Lösung für jeden anderen völlig anders aussehen kann. Ich habe keinerlei Allgemeingültigkeitsanspruch.
Schönen Gruß
Matthias
Das sind seine anderen Urlaubsbilder:
Hallo Matthias,
vielen Dank, dass Du Euren Weg hier so offen darstellst.
Besonders gefällt mir, dass er frei von den häufig vorkommenden Absolutheitsansprüchen ist, z.B. was Sparquote und Immobilien betrifft.
Ich finde Deine Argumentation sehr schlüssig für Euer Lebensmodell, man merkt Ihr habt einen Plan und geht sehr reflektiert an die Sache heran. Den Spagat zwischen jetzt leben und für später vorgesorgt zu haben, setzt Ihr nach meiner Meinung toll um.
Wenn nur mehr der Menschen so planvoll an das Thema Geld herangehen würden, wäre vieles besser.
Natürlich habt Ihr auch eine sehr auskömmliche Einkommensituation, die Euer Vorgehen begünstigt, das muss man erst mal hinbekommen. Tolle Leistung.
Danke das ist sehr motivierend.
Finanzonkel
Den nordasia.com hatte ich auch. Kaufpreis bei mir 110 Euro. Preis heute: 70 Euro. In 17 Jahren keine Erholung. Aber das Lehrgeld damals hat sich auf jeden Fall gelohnt ;)
Einkommen top, aber Sparrate deutlich ausbaufähig. Es werden ja gerade mal die gesparte Miete und Mieteinnahmen investiert bzw. für die Tilgung benutzt. Da scheint noch einiges an Geld in Lifestyle zu versickern.
Tolle Story, kann mich in vielen Punkten mit Kindern, Haus, ETFs wiedererkennen. Danke fürs teilen.
Ja, aber wie er ja schreibt, für sie stellt es eine gute Balance zwischen „heute leben“ und „morgen leben“ dar. Und das finde ich in Ordnung. Man muss es nicht übertreiben mit dem Sparen und sich gar nichts mehr gönnen. Sie sorgen (mit Immobilien und Aktien) vor und das ist in meinen Augen das wichtigste.
Man muss sich auch heute mal was gönnen. So ist mittlerweile meine Erkenntnis. Denn ICH werde sonst nicht glücklich, wenn ich auf Teufel komm raus mein ganzes Geld spare, um auf verdacht irgendwann mal reich zu sein. Mit 80 kann ich mit der Kohle auch nix mehr machen, dann laufe ich mit nem Gehwagen rum.
Ein toller Leserbrief mit einem ehrlichen Statement zu vielen Themen wie z.b. Kinder. „Kinder sind schlecht für die Sparquote.“ Leider ist das in der Praxis wirklich oft so. Aber Kinder möchte keiner wieder her geben der welche hat und psychisch nicht gerade auffällig ist.
Was aber Fakt ist: Man hat es z.B. als Mutter einfach schwieriger, später wieder vernünftig in den Beruf einzusteigen. So geht es derzeit meiner Frau. Die Kinderbetreuung hat oft nicht so hin wie erforderlich (Oma hat keinen Bock, Betreuungsangebote vor Ort schlecht ausgebaut) und Arbeitgeber nehmen immer noch häufig keine große Rücksicht auf arbeitende Mütter bzw. haben größere Vorbehalte bei der Einstellung. Teilzeitstellen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten z.B. sind bei uns in der Region sehr rar und heißbegehrt. Und bei Krankheit der Kinder oder langen Ferienphasen fangen die Probleme oft richtig an.
Aber immer schön dran bleiben. Weiter so!
Hi Chaos und Gurki,
genau so ist es, maximale Sparquote ist nicht das Ziel.
Und die Miete ist nicht gespart, da neben der Tilgung, die als Sparen betrachtet wird, natürlich auch noch Zins, also Kapitalmiete, anfällt, der so gezahlt werden muss. Gleiches bei der vermieteten Immobilie, die ist (noch) quasi cash-flow neutral und wird erst mit der nächsten Finanzierungsrunde Ende ’17 deutlich positiv.
Gruß
Matthias
@chaostrader Ich glaube die Message ist nicht ganz rüber gekommen oder der Kommentar ist sarkastisch.
Es ist sein weg mit der er und seine Familie zufrieden sind.
Ich finde die Lebensgeschichte top. Hier zeigt sich Bodenständigkeit gepaart mit Weitsicht. Die Lebensplanung ist langfristig auf Zufriedenheit angelegt. Mein Respekt verdient diese Einstellung. Hier sehe ich mich ebenfalls wieder. Die Sparquote ist nicht alles. Zum Leben gehören Familie, Freunde, Urlaube, Sport, Hobbys, etc. Daher glaube ich an ein erfülltes Leben. Nur der Sparquote (allen anderen Maximalen) hinterherzulaufen ist das gleiche Hamsterrad.
Allen ein schönes WE!
Bin auch der Meinung absolut in Ordnung.
freilich geht immer mehr. Die Frage ist nur mit welchen Aufwand. Beispiel aus einem anderen Bereich der zeigt wieviel Steigerung kosten kann. Die viel beschworenen letzten Wiederholungen beim Krafttraining für Muskelaufbau 5-10% relevant für Verletzungsgefahr 80%. Für Freizeitsportler sehr ungünstiges Nutzen Risiko Verhältnis. Ich selbst denke sparen und finanzielle Freizeit sollte nicht als Leistungssport betrieben werden ausser jemand will das so. Auf das viele den für sie richtigen Weg finden.
Gruß Steve
Vielen Dank an Matthias für seinen (Erfahrngs-) Bericht und an Tim für die Veröffentlichung!
Eine Bemerkung: Ich würde den Anteil an REITs im ETF-Depot überdenken, denn der Immobilienanteil ist ja durch die (vermietete) Immobilie(n) im Verhältnis mehr als genug abgedeckt. Natürlich sind REITs als börsennotierte Gesellschaften nicht direkt mit eigenen Immobilien zu vergleichen. Ich würde überlegen diesen Anteil auf die anderen ETFs verteilen. Oder mir als Ergänzung ein Thema suchen, von dem ich überzeugt bin. (Ich habe z.B. als Themen-ETFs (auch vor der Einführung der Abgeltungsteuer gekauft!) Food & Beverage, Healthcare, Water/Infrastucture.)
Alles Gute für die Zukunft!
Beste Grüße
Carsten
Hallo Matthias,
vielen Dank für die tolle Geschichte. Grad was du zum Thema Kinder geschrieben hast seh ich genauso. Ich habe zwei, 1 und 3 Jahre. Sicher bleibt da nicht mehr viel fürs sparen aber nichts ist schöner als Kinder zu haben. Da schieb ich doch gerne die finanzielle Freiheit nach hinten.
Ich habe aber noch eine andere an euch alle: Ich möchte mein Depot auf 30 Werte reduzieren, 1 Wert müsste ich noch verkaufen. Welchen Wert aus der Liste würdet ihr verkaufen:
Roche, Starbucks, Walt Disney, Nike, Colgate, Church & Dwight, Reckitt Benckiser, General Mills, Novo Nordisk
@Björn
Keinen!!!!
Hallo ,
Sehr schön geschrieben , toll.
am schönsten finde Ich das auch mal das Thema Spenden aufgegriffen wird.
toll , das macht das Ganze sehr sympathisch .
alles gute Euch ,
Lieben Gruß ,
michael Dierolf
@Björn
ich sehe auch keinen der sich zum verkaufen anbietet. Wieso sich willkürlich Grenzen setzen. Jetzt hast du 31 werte na und um auf 30 zu kommen einmal Verkaufsgebuehren und nochmal für den Kauf. Und wies immer läuft hinterher merkst du das du einen top performer rausgeworfen hast. Sind ja alles blue chips was du zur Auswahl hast.
Gruß Steve
@ Björn
siehe Slazenger…
Hallo Matthias,
du hast einen tollen Leserbrief verfasst, bei dem es nichts hinzuzufügen gibt.
Alle Bereiche sind klar definiert und es ist EUER Leben.
Ebenso hat mich der kleine Abstecher zu den Spenden sehr gefreut und trifft es auf den Punkt.
Ich gönne euch euer hohes Einkommen der euch den Weg ebnet.
Gerne hätte ich mal eine Geschichte von einem Geringverdiener, hierbei sind die Steine auf dem Weg zur FF bestimmt wesentlich größer.
LG und Alles Gute
Kai
P.S: @Tim.
Ich habe dich mit Simon B.auf dem Webinar gehört( Konnte mich aber erst später einloggen) Kann man das irgendwo nochmals nachlesen, bzw. sich ansehen? Mir geht es in erste Linie um die von Dir zwei vorgestellten Werte/ETF´s. Glaube Berkshire und ein ETF auf den MSCI World und das reicht aus ?? Vielen Dank
Das weiß man immer erst hinterher. Langfristig vermute ich mal eher nein.
Mir wärs 1.viel zu amilastig, 2. warum keine Emerging Markets? und 3. wie soll man sowas rebalancieren?
Bonjour,
ich finde es mutig, interessant und anregend, dass Leser dieses Blogs ihre persönliche Situation und individuelle Geschichte darstellen (bis auf die etwas skurrile Griechenland Story mit Buchanpreisung-aber das kann man durchgehen lassen). Darüber zu urteilen, finde ich unangemessen. Ratschläge, Nachfragen, oder Anregungen sind wünschenswert.
Matthias und seine Frau haben einen Weg gewählt, den ich aus ihrer Sicht nachvollziehen kann. Natürlich gibt es auch da Risiken. Doch wo und bei wem gibt es die nicht?
ETF sind und bleiben mir persönlich irgendwie fremd und komisch. Wahrscheinlich ist das irrational. Aber für mich ist da zufiel Herdentrieb.
Trotz all meiner Fehler (darüber könnte ich einen richtig langen Beitrag schreiben), orientiere ich mich aktuell lieber an einzelnen Aktien und Fonds.
Deshalb Björn: Bei den Klassikern würde ich keine verkaufen. Außer wenn du Cash brauchst.
Dorothea-falls du es liest: War nett in Frankfurt. Glückwunsch zu deiner Entscheidung und alles Gute.
Letzte Anmerkung: Um allen Missverständnissen vorzubeugen, ich spende, bin Mitglied und aktiv in einem Wohlfahrtsverband (AWO).
Die Vorstellung, dass Spenden die „Welt retten“, halte ich für komplett falsch. Dazu bedarf es einer gerechteren Politik. Die könnte auch dazu führen, dass Kapitaleinkommen wie Arbeitseinkommen besteuert werden. Ich fände das in Ordnung, weil ich ein Anhänger des linearen Steuersatzes bin (als Gutverdiener).
Beste Grüße über den Teich
@Gurki
Das was Du schreibst ist vollkommen richtig.
Ich bin mittlerweile soweit das ich mir sage, selbst wenn ich die Ersparnisse nie ausgebe ist das überhaupt nicht schlimm, denn dann hatte ich immer noch die Sicherheit über viele Jahre und Jahrzehnte die mir das Geld gab / gibt für eventuelle Arbeitslosigkeit oder Engpässe.
Des Weiteren werden die Ersparnisse dann einfach vererbt und meine Kinder freuen sich darüber. So hat man gleich zwei positive Aspekte, da ich sowieso ein Mensch bin der alles lieber positiv als negativ sieht, ist das vielleicht auch ein Ansatz für Dich.
Das Geld muss nicht immer ausgegeben werden damit es einen Sinn erfüllt.
Viele Grüße
FjodorForex
Hallo Matthias,
tolle Vorstellung eurer Situation. Eine Balance ist wichtig im Leben, das macht ihr gut. :-)
Schöne Grüße
Jan
@ Kai
Danke fürs Reinhören. Wir haben das Webinar aufgezeichnet. Ich muss mich erkundigen, wo es abrufbar ist.
@ Kall
Großartig, dass Du dich für soziale Zwecke engagierst!
Hallo und danke Euch allen für das Feedback.
Nochmal kurz zum Thema Spenden: Ich glaube nicht, dass unsere 500€ die Welt retten. Das Problem muss woanders gelöst werden, da hat Kall Recht. Ich fürchte, ich werde das nicht lösen.
Aber: Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt (Talmud).
Ich gucke manchmal ganz gerne zur Orientierung in den Unicef Spendenshop (https://www.unicef.de/spenden/einmalig-spenden/hilfsgueter/uebersicht?taxonomy=8570)
Für 26€ kann Unicef Impfstoff für 60 Kinder gegen Polio und 160 Kinder gegen Tetanus kaufen. Das ist konkret, damit kann ich was anfangen.
Und jeder kleine Schritt hilft und neben der monetären Hilfe geht es auch um den Mindset, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und die eigene Situation im globalen Kontext zu sehen.
Schönes Wochenende!
Matthias
@Matthias
Hast Du schon mal darüber nachgedacht, Deine Spenden eher lokal und/oder nicht monetär einzusetzen?
Bei Unicef und andren großen NGOs kommen oftmals nur Mini-Beträge nach Abzug der ganzen Gebühren etc. an und ich denke mir, dass die UN genug Geld hätte, dass sie spenden könnte.
Ich biete meine Dienstleistung pro bono an (10% meiner Zeit ist mein Ziel) und biete Workshops in lokalen Gemeinden/Stadtteilen kostenfrei.
@ Wolle
Prima Idee und super Einstellung. Finde ich klasse.
@Wolle:
Lokal ist so ein Thema, auch den Leuten, denen es in meiner Nähe relativ schlecht geht, geht es global gesehen relativ gut. Außerdem wird bereits ein Großteil der von mir gezahlten Steuern sozusagen lokal eingesetzt, über die staatlichen Sozial- und Transfersysteme (die ich ausdrücklich befürworte), wohingegen nach wie vor nur ~0.7% des BIP in die Entwicklungshilfe gehen (und davon auch noch ein guter Teil in D bleibt).
Große, aber gute Organisationen schaffen ungefähr, die Verwaltungskostenquote auf <25% zu halten (https://www.unicef.de/informieren/ueber-uns/faq). Das ist für so eine Organisation gar nicht schlecht, für einen ETF wäre das natürlich katastrophal ;-)
Meine (beruflichen) Fähigkeiten sind lokal oder in kleinen Organisationen leider wenig hilfreich, dazu ist das etwas zu speziell. MeineFrau und ich arbeiten ehrenamtlich in verschiedenen Beiräten und im Vorstand einer gemeinnützigen Organisation mit, das ist alles lokal.
Schönen Gruß
Matthias