Ich besitze zwei Wohnungen. Ich weiß, dass Immobilien nicht so entzückende Renditen wie Aktien abwerfen. Trotzdem habe ich mich für Betongold entschieden. Ich zahle meine Hypotheken so schnell wie möglich zurück. Mir helfen die historisch niedrigen Zinsen.
Reiche Haushalte besitzen meiner Erfahrung nach alle ein Eigenheim. Ich glaube, dass das monatliche Zwangssparen bei Immobilien ungemein beim Vermögensaufbau hilft. Zins und Tilgung müssen einfach monatlich bezahlt werden. Es führt kein Weg daran vorbei. Weil das Geld eben gleich weg ist, steht es nicht für den Konsum zur freien Verfügung.
Das Problem der Lebemenschen ist: Sie verpulvern einfach ihr Einkommen bis zum Monatsende komplett. Sie haben keinerlei Disziplin Rücklagen zu bilden. Sparen Fehlanzeige! Das rächt sich irgendwann natürlich.
Die Deutschen besitzen im europäischen Vergleich wenig Immobilien, deshalb ist das Vermögen des Deutschen Michel ja so erschreckend mickrig.
Eine Studie der Deutschen Bundesbank schreibt dazu (PDF):
„Eine Auffälligkeit, die sich (…) ergibt, ist der enge Zusammenhang zwischen Immobilienbesitz und Vermögen. In Deutschland liegt das Nettovermögen der Mieter-Haushalte mit im Mittel 47.800 € deutlich unter dem der Haushalte mit Wohneigentum.“
Die Studie beziffert das Nettovermögen eines deutschen Haushalts mit 76.400 Euro. In Spanien, wo 83 Prozent Eigenheime besitzen, summiert sich das Vermögen auf 182.700 Euro, ist also mehr als doppelt so hoch. Italiener und Franzosen sind ebenfalls reicher, weil sie auf die eigenen vier Wände großen Wert legen.
Ich vermute, ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Mieter und Eigentümer ist: Die einen sparen, die anderen geben in der Tendenz mehr für Konsum aus.
Die Bundesbank sieht das jedenfalls so: „Die Pflicht, ein aufgenommenes Darlehen zu tilgen, wirkt als wichtiger Anreiz zum Sparen.“
Ein weiterer Vorteil an Immobilien versus Aktien ist: Die Bürger begreifen bei Immobilien, dass der Wert im Laufe der Zeit (viele Jahre) steigt und das Trading von Wohneigentum schädlich für den Vermögensbildungsprozess ist – wegen der hohen Transaktionsnebenkosten (Notar, Grunderwerbssteuer, Makler etc.).
Bei Aktien hat sich diese Erkenntnis zum positiven Effekt einer langen Anlagedauer kaum herumgesprochen. Für Aktien gilt genauso wie für Immobilien: Eine langjährige Anlagedauer wirkt erhöhend auf die Rendite. Viele Börsianer halten Aktien vielleicht ein halbes Jahr. Dann fliegt die Position wieder aus dem Depot, was ein Fehler ist. Es ist ratsam Aktien mindestens zehn Jahre durchzuhalten.
Mein Fazit: Wer strikt in Aktien langfristig investiert, der verdient an der Börse deutlich mehr Geld als mit Immobilien. Jeder fokussierte Aktiensparer wird mehr Vermögen schaffen. So oder so besteht die Kunst darin, zu sparen und den Konsum in Grenzen zu halten.
Klar Immobilien steigen im Laufe der Zeit. Was ist z.B in Detroit? Haus für 500$ gefällig?
Aktien auf lange Zeit halten? Viel Spaß mit der Commerzbank.
Durchschnittswerte sagen nix aus. Wenn einer 100000 besitzt und der andere 0, ist der Durchschnitt auch 50000. Der eine schlaft halt im kuschligen Bett und der andere unter der kalten Brücke.
@ Martin
Detroit und Commerzbank sind zwei extreme Beispiele.
Ich könnte hier noch Enron, Madoff, Kodak usw. anführen. Deshalb ist es ratsam zu streuen (was beim Eigenheim zugegebenermaßen nicht so einfach ist).
Trotzdem gilt: Grundsätzlich sind Immobilien ganz OK, Aktien noch besser auf lange Sicht.
Hi Tim,
findest Du das wirklich ein erstrebenswertes Ziel erst einen Kredit aufzunehmen, um sich durch diesen selbst auferlegten Zwang zum vernünftigen Umgang mit Geld zu disziplinieren?
Ich habe diesen Grund schon häufiger gehört, aber er überzeugt mich irgendwie nicht. Das muss doch auch ohne Kreditzwänge funktionieren.
Ein Kredit zieht einem erst einmal regelmäßig Geld aus der eigenen Tasche. Anstatt Zinsen und Dividenden zu erhalten, zahlt man selbst Zinsen.
Anders sieht die Sache aus, sollte man das Eigenheim – ob Wohnung oder Haus – unterm Strich (also netto nach allen Abzügen) profitabler vermietet bekommen als der Kreditzins beträgt. Dann ist das tatsächlich ein guter Deal, den man sogar noch expansiver betreiben sollte (Robert Kiyosaki lässt grüßen).
VG
Lars
@ Lars
Es waren die extrem niedrigen Zinsen ein Grund für den Kauf. Und der seinerzeit ausgebombte Immo-Markt zu Zeiten der Finanzkrise.
Grundsätzlich hast du Recht: Aktien rentieren weitaus besser.
Aber das Zinsniveau ist schon verrückt. So etwas gibt es selten, dass Du für 2,0 oder 2,5% eine langlaufende Hypothek bekommst. Das liegt fast unterhalb der Inflation.
Ich denke bei Immobilien geht es den Menschen zumal in diesen Krisenzeiten vor allem um Sicherheit. Wenn ich nicht weiß, ob der Euro im nächsten Jahr noch als Zahlungsmittel akzeptiert wird, ob die USA demnächst zahlungsunfähig sein werden, ob Berlusconi Italien in Chaos stürzt, dann stecke ich mein Geld doch lieber in etwas Sicheres. Und Wohnen muss ich auf jeden Fall (möglicherweise spart sich Tim das auch und vermietet seine beiden Objekte :-)).
Also wenn nicht gerade Kriege, Erdbeben und Vulkanausbrüche angesagt sind, dann bin ich mit einer Immobilie, Rendite hin oder her, erst mal auf der sicheren Seite.
Wir sollten in diesem Blog aber lieber über Aktien diskutieren. Mich würde interessieren, wie die anderen einschätzen, wo Google (oder Apple, oder Tesla) in 5 Jahren stehen.
Ich denke, wer das Luxusproblem hat unter Anlagedruck zu stehen, für den ist die Immobilienfrage längst gelöst.
Wenn man einen festen Zins und eine Laufzeit von min. 15 Jahren nimmt und zudem in der Zeit nicht umziehen muss, rechnet sich die selbstgenutzte Immobilie sehr sicher. Die Miete wäre vom Nettoeinkommen abgegangen und die Ersparnis wird nicht besteuert.
Bei niedrigen Zinsen lohnen sich zudem viele Einsparungen, welche als Eigentümer unproblematisch sind. Z.B. LEDs rechnen sich dadurch eher. Leider werden bei Tests die Zahlungsströme nicht abgezinst. Energiesparen lohnt sich bei diesen Zinsen eher als bei hohen Zinsen. Tim hat also als Eigentümer auch bessere Möglichkeiten die Nebenkosten zu optimieren.
Ich bin übrigens ein anderer Martin als vom 1.Kommentar.
Ob zu großen Teilen fremdfinanziertes Eigenheim sicherer ist, als ein Aktiendepot wenn es wirtschaftliche starke Verwerfungen gibt?
Arbeitslosigkeit kombiniert mit Krediten ist was ganz unschönes…
Die Eigenheimbesitzer lernen Disziplin beim sparen. Diese Disziplin kann man auch ohne Tilgung schaffen.
Sind Italiener durschnittlich reicher als Deutsche weil Sie um die 85 % Eigenheim haben? Welche Bewertungsmaßstäbe werden angesetzt? Deutlich massiver, gepflegter und moderner sind deutsche Immobilien…
@Markus1:
Die Wiedervereinigung hat die Durchschnittsvermögen abgesenkt. Norditalien ist wesentlich reicher als Deutschland im Schnitt und zieht Süditalien mit hoch, wo sich der Reichtum auf sehr sehr wenige verteilt.
Vorsicht bei Vergleichen mit Italien oder Spanien oder anderen europäischen Ländern! Diese Vergleiche zielen auf das durchschnittliche Vermögen pro Haushalt ab! Vorallem in südeuropäischen Ländern leben in einem Haushalt deutlich mehr Personen als beispielsweise in Deutschland. Wenn man das Vermögen von meiner Frau und mir mit dem unserer Eltern kombiniert kommt auch ein großer Betrag heraus!
Hallo,
niedrige Zinsen sind für mich kein Grund Immobilien zu kaufen da mit den niedrigen Zinsen gleichzeitig die Preise steigen. Vor allem für gute Lagen, und nur solche sollte man kaufen, rechnet sich ein Kauf in meinen Augen nicht. Diszipliniert bin ich auch ohne lebenslange Verschuldung bei einer Bank , der ich übrigens ein Bestehen für eine lange Geschäftsbeziehung nicht zutraue. Da ich Bilanzen von Banken nicht verstehen kann ( was wohl gewollt ist) würde ich niemals Bankaktien kaufen. Wenn ich aber nicht die Aktien kaufen würde , möchte ich auch keine Geschäftsbeziehung (schon gar keine langfristige) mit einer Bank haben.
Nach einem langen verschuldeten Leben wartet dann nicht eine kostenlose Immobilie im Alter auf mich sondern ein Sachwert der ständig Reparaturen und Modernisierungen mit sich bringt.
@Frank: Es ging um selbstgenutzte Immobilien. Die Lage muss also nicht die teuerste sein, sondern subjektiv gut sein. Preis und Leistung sind nicht das Gleiche.
Wie kommt man denn ohne Geschäftsbeziehung zu irgendeiner Bank aus? Ich brauche ein Girokonto und es gibt auch Banken, die ich verstehe. DAB und Comdirect sind z.B. an der Börse, wodurch man an Zahlen ran kommt. Die Bilanzen kann ich verstehen. Mein Girokonto habe ich bei einer Bank, die ich nicht verstehe, aber das Risiko sehe ich als gering an, da ich jederzeit woanders ein Konto eröffnen könnte.
Immobilien machen in meinen Augen nur Sinn, wenn man sie auch vermietet und dadurch einen Cashflow „erwirtschaftet“.
Wenn eine Investition kein Geld bringt, dann ist es eine Verbindlichkeit. So wie ein Auto oder eine Jacht…