Warum Familienunternehmen tausendmal besser sind als die anderen

bild

Ich bin ein Fan von Familienunternehmen. Bei diesen Firmen spielt das Erreichen bestimmter Quartalszahlen keine Rolle. Kurzfristige Ziele sind für sie nicht von Bedeutung. Gier-Manager sind so gut wie nie an der Spitze zu finden. Wilde Übernahmeschlachten sind ebenfalls die Ausnahme. Eher geht es Familienbetrieben darum, organisch zu wachsen, stets mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben. Sie stellen den Kunden in den Mittelpunkt und nicht den Aktionär. Das Image und die Qualität sind ihnen wichtiger, als alles andere.
Im CDAX befindet sich fast jedes zweite Unternehmen in Familienhand. Schauen Sie sich dort mal um, Sie finden massenweise erstklassige Aktien hier.
Der gute deutsche Mittelstand hat meiner Meinung nach durchaus seine Vorzüge. Mag sein, dass auf den ersten Blick viele Adressen ziemlich langweilig erscheinen mögen. Aber genau in dieser knochen-konservativen Ausrichtung steckt etwas Gutes: Verlässlichkeit, Kontinuität, Stabilität.
Die größten deutschen Namen in Familienbesitz sind Metro AG, BMW, Robert Bosch und die Schwarz Gruppe (Lidl). Selbstverständlich kann es selbst unter diesen traditionsreichen Namen Probleme geben. Krisen sind selten, aber durchaus möglich. Wie jetzt bei der Metro AG beispielsweise, wo um die zukünftige Ausrichtung des Händlers hinter den Kulissen gerungen wird. Doch alles in allem finde ich die Akzente, die gesetzt werden, beeindruckend. Was zählt schon ein Quartal? Das einzige, was zählt, ist der langfristige Erfolg.
Ich glaube, es kann kein Zufall sein, dass die erfolgreichsten Milliarden-Flaggschiffe von Familien gesteuert werden. Denken Sie nur an die Luxusanbieter Hermès (Logo oben), LVMH, Chanel, L Oreal oder PPR. Hinter diesen Kolossen stehen Familien, die sich seit Generationen für die höchste Qualität einsetzen. Die Rendite steht nicht an erster Stelle. Im Gegenteil. Es ist die Güte.
Meist finden Sie eine motivierte, starke Hand an der Spitze. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ist so einer, der die Richtung vorgibt und keine andere Meinung neben sich zählen lässt. Der Senior scheint stur zu sein. Gleichwohl hat er immer den Erfolg vor Augen.
Warren Buffett ist ein Anhänger von Familienunternehmen. Er hat ein ganzes Bündel privater Firmen aufgekauft. Bevorzugt ging er in seiner Heimat auf Shoppingtour. Meist steigt der Starinvestor ein, wenn es Nachfolgeprobleme gibt. Buffett hat ein enormes Vertrauen in diese Firmen. Er liest nicht tagelang deren Geschäftsberichte und geht nicht stundenlang irgendwelche Zahlenreihen durch. Nein, er spricht zunächst mit der Familie. Anschließend kauft der Milliardär per Handschlag. So hatte Buffett den „Nebraska Furniture Mart“, einen Möbelladen von der russischen Immigrantin Rose Blumkin übernommen. Er zahlte ganz einfach den Kaufpreis, den die alte Dame (er nannte sie „Mrs. B“) forderte. Und das war es. Was soll schon schiefgehen? Er kannte schließlich den Laden in seiner Heimat von seinen eigenen Möbelkäufen.
Ich rate Ihnen, sich auf Familienbetriebe auszurichten. Mit solchen hochsoliden Aktien können Sie eine Buy-and-Hold-Strategie umsetzen, um vom Zinseszinseffekt besser profitieren zu können. Je stärker die Marke, desto besser. Oftmals sind die Familien an einer flotten Dividendenausschüttung interessiert, schließlich profitieren sie als Großaktionär am meisten davon. Vor verrückten Deals sollten Sie ziemlich sicher bei ihnen sein. Wobei es auch hier vereinzelt zu Fehlgriffen kommen kann.
Von Buffett können wir ferner lernen, unser Insiderwissen einzusetzen. Buffett ist in seiner Heimatstadt Omaha natürlich ein Insider. Er kennt die Unternehmen dort. Wenn in Ihrer Region oder Stadt ebenfalls börsennotierte Firmen ansässig sind, so haben Sie eventuell einen Informationsvorsprung, weil Sie sich seit Jahren mit dem Unternehmen befassen, Freunde dort arbeiten und in der Lokalpresse ausführlich berichtet wird. Kurzum, Sie können viel besser die Geschäftsaussichten einschätzen als jemand, der fernab vom Schuss wohnt. Nutzen Sie dieses Wissen zu Ihrem Vorteil. Bitte wenden Sie natürlich nur legale Methoden an.
Hedgefonds-Manager schicken schon mal Mitarbeiter zu bestimmten Firmen, um dort das Kundeninteresse auszukundschaften. Bei Einzelhändlern können Sie die Kunden zählen, die Einkaufstaschen begutachten, an der Kasse die Lage beobachten. Bei Industriefirmen lassen Profianleger die LKWs zählen, die täglich durchs Tor donnern.

0 0 votes
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei

bitte lösen Sie diese einfache Aufgabe (Spamschutz) *Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Peili
13 Jahre zuvor

Interessant ist ein Vergleich vom GEX (Index für eigentümergeführte Unternehmen) im Vergleich zum DAX.
Auf den ersten Blick sehe ich kaum Unterschiede:

http://www.finanzen.net/index/GEX@pkZeit_100000
http://www.finanzen.net/index/DAX@pkZeit_100000

GEX: http://www.boerse-frankfurt.de/DE/index.aspx?pageID=44&NewsID=150

13 Jahre zuvor

Danke Peili für die interessanten Links.

Momentan befinden sich ja alle Kurse im Keller.

Das Problem am Vergleich des GEX mit dem DAX ist, dass im DAX viele Konzerne in Familienhand enthalten sind. Um den Vergleich zu machen, bräuchten wir einen Index ohne Familienbetriebe.

Im DAX werden folgende Adressen von Familien bzw. Stiftungen dominiert: BMW, Beiersdorf, Fresenius, FMC, HeidelbergCement, Henkel, Metro, SAP, ThyssenKrupp, VW.

Hier ist ein spannender Beitrag zum Vorteil des GEX und beteiligter Manager.
VG

13 Jahre zuvor

Ich wäre mir eigentlich garnicht so sicher, ob man mit Familienunternehmen generell höhere Renditen machen kann. Denn besser geführte Unternehmen machen höhere Gewinne und sind dementsprechend in der Regel höher bewertet.

Interessant finde ich Familienunternehmen aber vor allem schon aus dem bereits angesprochenen Grund, dass sie in der Regel konservativer geführt sind und auf langfristige Erfolge konzentriert sind. Das macht es leichter solche Unternehmen zu bewerten, da man nicht ganz so viele Überraschungen zu befürchten hat.

In so fern stimme ich dem Artikel auf alle Fälle zu: Viele Familienunternehmen sind für Value-Investoren einen Blick wert.

13 Jahre zuvor

Ein sehr interessanter Gedankensweg, den ich noch nie so gesehen habe.

Aber wie könnte man so einen Index schaffen? Ein Vergleich wäre schon gut, zwischen normal geführten Unternehmen und den Firmen in Familienhand.

Kaufst du denn nur solche Aktien, die Familien geführt sind?

13 Jahre zuvor

@ Stefan
@ Timo L.

Danke für die interessanten Anmerkungen.

Leider kenne ich keinen breiten Index ohne familiendominierte Unternehmen.

Ich kaufe durchaus schwerpunktmässig Familienunternehmen.

13 Jahre zuvor

Hallo Tim,

ich habe vor ungefähr 1 Jahr Alphaform gekauft, weil dieses Unternehmen, das interessantes GEX Unternehmen zu diesem Zeitpunkt war.
Außerdem waren / sind sie massiv unterbewertet mit einem KBV von 0,6 und einem zu diesem Zeitpunkt noch negativen KGV.

Da ich jedoch etwas Insight in die Maschinen- und Anlagenbauerbranche habe, bin ich für dieses Unternehmen sehr bullish eingestellt.
Hier ist mein Blogeintrag von August:

Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass Familienunternehmen keinen Fokus auf kurzfristige Renditen, sondern auf langfristigen Vermögenzuwachs setzen.

Außerdem ist hier das Prinzipal-Agent-Problem bei weitem nicht so schlimm, wie bei einem Dax Unternehmen, bei dem der Vorstand nur ein paar Aktien und Optionen hält. Es besteht ein echtes Interesse der Geschäftsführung das Vermögen zu vermehren.

Viele Grüße, Chris

13 Jahre zuvor

Danke Chris,

die Idee mit dieser Aktie klingt gut. Starke Großaktionäre sind immer von Vorteil. Ich kann mir leider kein Urteil über die Alphaform-Aktie erlauben, weil ich mich nicht ausreichend mit dem Papier beschäftigt habe.

Beste Grüße
Tim

Ähnliche Beiträge
0
Would love your thoughts, please comment.x