Ich traf Milliardär Wilbur Ross ein paar Mal in den vergangenen Wochen in Manhattan. Ich sprach ihn am Rande einer großen Investmentkonferenz. Ich besuchte ihn außerdem in seinem Büro. Hier können Sie mein Interview mit ihm lesen.
Der 74-jährige ist ein wirklich netter Profi-Anleger, er nahm sich für meine Fragen richtig viel Zeit. Bei einer Tasse Kaffee plauderten wir und plauderten und plauderten… Von solchen Gesprächen kann ich verdammt viel lernen.
Er verwaltetet zehn Milliarden Dollar. Er reisst sich bevorzugt marode Unternehmen unter den Nagel. Sein Spitzname: „König der Pleiten“. Reich geworden ist er mit Turnarounds in den Branchen Stahl, Kohle, Textilien. Oftmals sind die Firmen im Kern gesund, nur fehlt das nötige Kapital, das kann Ross zur Verfügung stellen beziehungsweise nach Lösungen suchen. Einer seiner Freunde ist Lakshmi Mittal, der indisch-stämmige Stahltycoon.
Das Magazin Forbes beziffert sein Privatvermögen auf 2,3 Milliarden Dollar. Bevor er sich selbständig machte, arbeitete der Harvard-Absolvent für die Rothschild Bank.
Gemeinsam mit Richard Branson kaufte er voriges Jahr die britische Bank Northern Rock.
Bei der angeschlagenen Bank of Ireland deckte er sich zu 0,09 Euro ein. Derzeit hebt der Kurs ab. Ross hat schon prächtig Geld verdient. Aktueller Kurs 0,12 Euro. Es handelt sich um die führende Bank auf der grünen Insel mit einem Marktanteil von 40 Prozent. Er investierte rund 300 Millionen Dollar, was zehn Prozent des Grundkapitals entspricht. Ross besitzt ca. 3 Milliarden Stücke. Die Bank notiert trotz der kleinen Rallye noch 57 Prozent unterhalb des Buchwerts.
Im Gegensatz zu “Hobby”-Anlegern hat Ross viel Erfahrung mit Sanierungsfällen. Seit Jahrzehnten ist das sein Brot- und Buttergeschäft. Er kann auf einen Mitarbeiterstab von mehr 50 Experten zurückgreifen, die jeden Stein vor seinem Einstieg umdrehen.
In Deutschland ist der New Yorker an dem Waggonvermieter VTG beteiligt. Sein Paket: 56 Prozent. Für seine Investments nimmt er sich in der Regel viele Jahre Zeit. Vom Trading hält er nichts.
Ich finde: Beide Aktienstorys sind irgendwie spannend. Das ist aber keine versteckte Kaufempfehlung. Ich besitze weder die eine noch die andere Aktie.
Das Foto oben machte ich von Wilbur Ross in seinem Büro.
Hey, Glückwunsch Tim!
Da hast du ja einen echten Hochkaräter treffen und interviewen dürfen.
Wenn du das jetzt noch bei Warren schaffen könntest :-)…
Gruss
Ein persönliches Interview mit Warren Buffet und das als Veröffentlichung auf Deinen Blog, dass wäre wirklich was tolles und auch für uns als Leser, wenn Du die richtigen Fragen stellst. ;-)
@ Stefan
@ Finanzielle Freiheit mit Dividenden
Nun, mit dem Warren hatte ich auch mal gesprochen auf seiner HV. Das waren 2 oder 3 Fragen. Leider kam damals kein vollständiges Interview zustande.
Aber ehrlich: So spannend sind seine Interviews manchmal gar nicht. Sehr viel wiederholt sich. Wir wissen ja alle, dass er brillant ist. Aber wichtigen Fragen weicht er immer aus. Da will er nix zu sagen, was verständlich ist.
VG
@Tim
Vielleicht klappt's ja noch eines Tages mit einem Interview mit dem Investmentguru.
Ich finde aber, dass Warren Buffett der Nachwelt genügend Dokumentationsmaterial in Interviews (in Zeitungen/Magazinen/TV/youtube) und Büchern hinterlassen wird, so dass die Idee des Value Investings nie verloren gehen wird.
Die Interviewpartner, die du hier vorstellst sind ohnehin klasse genug, um spannende Einblicke in die Welt des Investierens, speziell des Value Investings zu bekommen.
Die tradende Masse mag das langweilig finden, scheitert aber nahezu ausnahmslos infolge Selbstüberschätzung im “Kampf” gegen die Hochfrequenzhändler/Broker/Banker etc.
Du tust ja echt immer wieder Hochkaräter auf.
Was ich an deinem Interviewpartner und anderen interessant finde, dass diese immer wieder viel Geld riskieren und in Turnarounds-Storys investieren.
Selbst würde ich wenn ich wirklich reich wäre mein Geld in relativ sichere Sachen bringen und mich um andere Dinge kümmern.
Ist aber wohl auch bischen Spieltrieb und es ist bei diesen Menschen eh soviel Geld in der Hinterhand um Fehlgriffe weich abzufedern.
Hi Tim,
danke für solche sehr interessanten Interviews.
Ich denke, eine gewisse Anzahl von “Experten” benötigt man als Turnaround-Investor, um das Risiko von Fehlgriffen zu reduzieren. Du hast es im Beitrag ja auch geschrieben. Für einen (Hobby-) Privatanleger ist dies – trotz aller Informationen per Internet – schon riskanter eine echte Niete zu ziehen.
VG
Lars
@ Tim
Was für wichtige Fragen meinst du denen er immer ausweicht? Hab ich bis jetzt in Interviews noch nicht so erkennen können.
Dass sich viel wiederholt stimmt. Er macht auch immer die gleichen Witzchen.
Wie ist es denn neben ihm zu stehen? Spürt man eine gewisse Aura?
Hi Tim,
danke für solche Interviews. Ich finde immer wieder Interessant welche Gedankenansätze solche langfristig erfolgreiche Investoren haben. Man kann lernen und/oder sich mal den Wert VTG genauer anschauen… ;)
@ Stefan
Buffett geht Fragen zum Nachfolger aus dem Weg. Er meidet Äußerungen zu bestehenden Positionen, die er reduziert oder aufstocken möchte.
Eine Aura geht schon von ihm aus. Er hat seine Bodyguards stets mit. Seine Fans sind natürlich aufgeregt, wenn sie ihn sehen.
Ich habe ihn einmal gesehen, da saß er still und heimlich im Saalhintergrund und beobachtete alles in Ruhe. Kaum jemand hatte gemerkt, dass der Star im Raum war. Der Typ ist kult. Witzig.