Bekannte denken sich „PSSSCHHHH“, wenn ich ihnen von meiner Frührente erzähle. Sie haben kein Interesse. Sie leben lieber in den Tag hinein. Ein Problem sind ihre Gedanken. Sie denken, das Ziel ist zu weit entfernt. Sie mögen sich nicht so lange anstrengen. Dabei vergeht die Zeit sowieso. Ob sie an dem Ziel arbeiten oder nicht. Die Zeit vergeht. Insofern begreife ich nicht, warum sich Menschen nicht solche Ziele wie die finanzielle Freiheit stecken.
Ich denke so: „Je früher ich schuldenfrei und finanzstark bin, desto früher fängt mein Leben an.“ Also fangt damit an, Eure €€€€€ zurückzulegen. Wenn jemand 20 Jahre alt ist und das hier liest (oder eine andere Website mit ähnlicher Botschaft), der hat einen enormen Vorteil. Wer früh anfängt, hat den Zinseszins auf seiner Seite.
Was ein Trick in jungen Jahren ist: Einfach länger bei Mutti wohnen. Und später in WGs bzw. Studentenwohnheim ziehen (habe ich gemacht). Das senkt die Kosten und macht verdammt viel Spass. Wer so einen Start im Leben erwischt, hat all den anderen gegenüber einen Vorsprung aufgebaut. Es ist der Turbo.
Aber manche sagen sich Pustekuchen. In Stuttgart gibt es eine erstaunliche Entwicklung. Eigentlich sagt der Volksmund ja, dass die Schwaben sparsam sind. Doch das scheint sich zu ändern. Jedenfalls sind in der Schwabenmetropole immer mehr Haushalte überschuldet:
Zu den Hauptmerkmalen überschuldeter Haushalte gehören neben Bankkrediten, die nicht bedient werden können, vor allem Schulden beim Versandhandel und bei Telekommunikationsanbietern, weiß der Amtsrichter. Das „Kaufen auf Knopfdruck“ sei für viele Familien eine gefährlich Verführung.
Schuldnerberaterin Maria Bergs sagt: „Schulden machen krank, und durch Krankheit nimmt die Überschuldung zu.“
Kurz gesagt: Schulden sind Gift.
Es gibt Leute, die kommen in die Schuldenfalle, weil sie krank werden oder den Job verlieren. Ja, manche trifft es hart. Sie tun mir leid, wenn sie nicht an ihrer Misere schuld sind. Es gibt andere, die geben einfach ihr Einkommen mit vollen Händen aus. Und weil es ihnen nicht reicht, nehmen sie zusätzlich noch Schulden auf. So beginnt ein Teufelskreis.
Ich finde es frustrierend, wenn Leute mit einem super Job ihr Geld zum Fenster rauswerfen. Es fängt schon beim täglichen Starbucks-Kaffee an. Dann kaufen sie Autos auf Pump. (Ich zahlte immer Cash für meine Autos, das würden die Lebemenschen nie machen.) Sie leben in zu großen Häusern – und meinen, dass diese noch zu klein sind. Für sie sind Schulden wie eine Droge. Sie werden damit high. Hinterher kommt der Kater. Es kann schmerzvoll sein.
Es ist traurig, so viele Menschen zu sehen, die sich als reich darstellen – ohne es zu sein. Eben mit finanzierten Protzautos, Häusern, Möbeln usw.
Ich frage mich, was soll so eine Jeans für 900 Dollar bringen? Ich kann eine für 30 Dollar kaufen und Löcher reinmachen. Die sieht dann genauso aus. Was Leute für solch einen Plunder ausgeben, ist unglaublich.
Angeber glauben, sie werden von ihrem Umfeld für ihre teure Jeans oder Autos bewundert. Dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Sie werden eher bemitleidet für ihre Statussymbole. Respektiert wird man eher für Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Fürsorge etc.
Es geht auch anders. Im Internet entdecke ich massig Menschen, die finanziell frei sind. Es ist beeindruckend. Es geht. Selbst in jungen Jahren ist es möglich.
Dieser junge Amerikaner hat es geschafft. Er genießt es, reist viel und macht jede Menge Sport:
What It’s Like 6 Months After Quitting My Job #EarlyRetirement #FIRE #FinancialIndependence #Travel #HappyHolidays https://t.co/G1FaKN60np pic.twitter.com/zqptLkgsJw
— mrcrazykicks (@mrcrazykicks) December 20, 2016
Diese Familie hat es geschafft:
Diese Frau aus Montana ging mit 33 in Rente.
Sie schildert ihre Erfahrung so:
„Seitdem wir aufhörten zu arbeiten, sanken unsere Ausgaben sogar weiter, was ich überhaupt nicht erwartet hatte. Es gibt mehr kostenlose und schöne Dinge, an die ich gar nicht gedacht habe. Es ist leichter mit weniger Geld auszukommen, wenn Du die Zeit dazu hast. Und Deine Tage sind 50 Prozent weniger schlecht. Wir brauchen nicht den stressigen Job zu kompensieren.“
Ich finde dieses Paar aus Los Angeles sympathisch, das erst unter hohen Schulden litt und dann Millionär wurde. Er kämpfte sich außerdem durch einen Marathon und lebt seither gesünder:
Ich finde daneben dieses Paar aus Atlanta nett. Erst kaufte die Frau nach der Hochzeit zu viel Zeug auf Pump. Dann kam es zum Streit, der fast in der Scheidung endete. Es folgte die rettende Aussprache… und sie schafften es beide zur Million (Das zeigt Dir: Deine Partnerin/Partner sollten die gleichen Ziele verfolgen, sonst kriselt es):
Aus der Forschung wissen wir, wie wir ein langes zufriedenes Leben genießen können: indem wir wenig Stress haben. Wenn wir ausreichend schlafen, uns gesund ernähren, körperlich aktiv sind, uns keine Sorgen machen, geht die Lebenserwartung rauf. Hilfreich ist ferner auf Tabak und Alkohol zu verzichten. Wer sich dagegen graue Haare wachsen lässt wegen der Schulden, des Chefs oder der Arbeitskollegen, hat schlechte Karten. Insofern sorgt die finanzielle Freiheit für ein längeres Leben. Denn berufsbedingte und finanzielle Sorgen sind seltener. Wenn Du eine Million im Depot hast, sorgst Du Dich nicht wie andere um den möglichen Verlust Deines Arbeitsplatzes.
Wie habe ich die finanzielle Freiheit erreicht? So wie all die anderen: strikte Kostenkontrolle, Schulden tilgen, Aktiensparen. Zu meiner Aktienstrategie gibt es nicht viel zu sagen. Ich kaufe riesige Blue Chips und lasse sie liegen wie einen alten Schinken. Ich kaufe stetig mehr hinzu.
Ich habe übrigens festgestellt, dass es wenig bringt anderen von meinem Ziel des Frühruhestands zu erzählen. Die meisten Menschen haben dafür kein Verständnis. Sie können es sich nicht vorstellen. Wenn ich ihnen sage, dass ich 20 Prozent spare, würden sie vielleicht noch ein klein wenig Verständnis zeigen. Aber eine Sparquote von 50 Prozent und mehr sorgt für Kopfschütteln. Das verstehen sie nicht. Sie können sich das nicht erklären und denken, dass ich einen Sprung in der Schüssel habe.
Wenn Du eine uralte rostige Karre fährst, denkt Dein Umfeld, dass Du arm bist, was Dir aber völlig egal sein sollte. Sie werden Dir raten: „Es wird Zeit, dass Du Dir ein neues Auto (Sofa etc.) kaufst.“ Aber Du darfst auf Deine Freunde/Familie nicht hören. Und das ist schwierig.
Die typische Konsument ist eben so programmiert, alles auszugeben. Es sind immer die gleichen Kostenblöcke: Wohnen, Auto, Essen, Entertainment (Alkohol, Lotto, Rubellose, Zucker, Vögel).
Am besten ist es für Dich, wenn Du finanziell frei werden willst: Erzähl nicht zu viel von Deinem Plan. Wenn Du denen sagst „Ich habe gestern meinen ETF aufgestockt“, verstehen sie ohnehin nur Bahnhof.
Bist Du zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, denken sich einige: „Das macht nur die Unterschicht (oder Obdachlose)“. Wer reich ist, fährt mit der dicken Karre ums Eck, um Brötchen zu holen. Völlig absurd erscheint es mir, wenn Leute ein, zwei oder drei Kilometer zum Fitnessstudio mit dem Auto fahren, anstatt dorthin zu laufen. Lebst Du in der Großstadt, überlege Dein Auto zu verkaufen. Ist Dein Arbeitgeber weit entfernt von Deinem Zuhause, erwäge den Umzug in die Nähe.
Achso, weil ich gerade eine Frage zu meiner Hypothek erhielt: Ich habe für meine Hypothek eine vierprozentige Tilgungsrate vereinbart, die meisten tilgen standardmässig allenfalls ein oder zwei Prozent. Ich mache zudem vom Sondertilgungsrecht Gebrauch, die meisten denken nicht dran. Es ist eben alles eine Frage der Einstellung.
Ich habe mich ja immer gefragt wie sich die Leute so teure Karren leisten können. Hier fahren eigentlich so gut wie keine wirklich alten Autos mehr rum. Und vor allem meist auch so riesen Autos, SUV und Kombis. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Menschen verschuldet sind. Und kann es mir auch immer noch nicht – weshalb meine Frage eigentlich weiterhin offen bleibt. Aber wahrscheinlich muss ich mich damit auch abfinden, dass die Leute wohl doch nicht reich sind, sondern einfach Schulden haben.
Wobei ein Bekannter sagte, dass wohl auch viele mit einem Firmenwagen umherfahren. Das könnte ja auch sein.
Letztens habe ich in der Bank beim Geldholen (zum ausgeben), ein Gespräch verfolgt (zwangsläufig, posaunte das Mädchen doch alles schön laut aus): „95€ bei Douglas ausgegeben, 20€ hier, 30€ da und 50€ meine Rate die ich abzahlen muss“. Also hatte das Mädchen (schätzungsweise 18 j.) schon in diesem Alter Schulden, bzw. etwas auf Raten gekauft. Fand ich erschreckend!
Genau wie beim Saturn, als eine junge Frau sich ein Handy auf Raten gekauft hat. Dazu natürlich noch irgend so eine teure Versicherung dazu aufschwatzen hat lassen :)
Ich habe von Kindesalter an gelernt, wenn man sich etwas kaufen möchte, dann muss man sich das Geld verdienen und auch zusammensparen. Wenn ich mir etwas nicht leisten kann, spare ich so lange bis ich es mir kaufen kann oder kaufe etwas günstigeres. Ich habe noch nie etwas auf Raten gekauft. Oder der Drang sich das zu kaufen, was man sich kaufen wollte, verschwindet sowieso. Meist war das dann die bessere Lösung des „Problems“.
Den einzigen Kredit den ich aufnehmen würde, wäre für eine Immobilie und selbst da sehe ich eigentlich nicht ein der Bank noch extra Geld zu schenken.
Das nur mal so nebenbei.
P.S.: ein großes F*ck you an die Leute die sagen ich trolle ja schon wieder…. Siehe fyoumoney.de – „Wie viele „Fucks“ kannst du dir leisten?“
Sorry, aber bei Mutti wohnen bleiben ist für die Persönlichkeitsentwicklung sicher kein Turbo! ;-)
In diesem Land gibt es nun wirklich schon genug Nesthäkchen.
@ Gurki
Die Leute unterschätzen die Kosten eines Autos, denke ich. Der Unterhalt ist enorm (Inspektion, Öl, Reifen, Bremsen, Sprit…). Und einher geht mit jedem gefahrenen Kilometer der Wertverlust.
Beim Firmenfahrzeug muss ja auch der Geldwerte Vorteil versteuert werden.
@ Dominic
Ich finde das nicht. Früher spielte die Familie eine Schlüsselrolle. Das ist noch in Südeuropa zu beobachten. Ich finde das nicht von Nachteil, etwas länger bei Mutti zu wohnen. Das heißt nicht, dass man bis zur Rente dort wohnen muss. Im übrigen finde ich ein Mehrgenerationenhaus hat schon etwas schönes. Es ist eine Win-Win-Situation in vielerlei Hinsicht.
@Tim,
wie immer ein toller Beitrag, Deine Protagonisten schau ich mir später an, ist ja motivierend zu sehen was möglich ist, besonders wenn man jung anfängt.
@Dominic
also Alles kann man nicht haben, Geld sparen und noch die Persönlichkeit entwickeln, man muss Prioritäten setzen! *Spass*
ich bin mit exakt 17Jahren zuhause weg, habe meine Lehre in einem deutschen Kinderkrankenhaus begonnen, ich lernte ziemlich schnell worauf es ankommt, ich war nur klein und dünn und wenn es zum Mittagstisch in die Kantine ging, so musste ich neben der alten Oberschwester sitzen die aufpasste dass ich meinen Teller leer esse, so streng war meine Mutter niemals, also so viel zur Persönlichkeitsbildung… hi hi….aus meiner Sicht kam ich vom Regen in die Traufe. Lange ist das her…
Huhu Tim,
wirst du irgendwann vielleicht auch darüber schreiben, was dich deine kleine, aber feine Wohnung gekostet hat? Oder wohnst du dort zur Miete? Vor ein paar Jahren warst du ja mal auf Wohnungssuche und hat von Preisen um die 800k-1,3 Millionen für kleine Wohnungen erzählt. Wenn ich überlege, wie viel Geld man in eine solche Wohnung steckt und wie schnell sowas durch ein großes Unwetter zerstört werden kann. Selbst in Deutschland wurden die letzten Jahre schon viele Ortschaften durch Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen. Da möchte ich kein Hausbesitzer sein.
Wegen des Sparens: Viele werden das nie verstehen. Wenn mir jemand erzählt, wie schwer es wäre, eine Familie zu ernähren, denke ich mir jedes Mal: Tausch deinen Neuwagen gegen einen Gebrauchten und nimm die Zigarette aus der Hand, dann reden wir gerne weiter.
Ich gönne jedem sein Glück und habe auch nichts gegen den Konsum. Nur gegen den Konsum auf Pump. Man darf sie nie sagen lassen, was man „muss“. Ob man Haus, Auto und Haustiere wirklich für eine bessere Lebensqualität ist jedem selbst überlassen – man darf nur aus reiner Begierde nicht blind werden. Ich verstehe z.B. Leute nicht, die für ein Haus eine halbe Millionen ausgeben und sagen: „35 Jahre abbezahlen ist doch ok, dann bin ich mit der Rente fertig! In der Zeit werde ich sicherlich auch noch was erben. Besser als einen Vermieter das Geld in den Rachen zu schieben!“ Da habe ich dann aber auch wenig Mitleid, wenn es dann zu einer Zwangsversteigerung kommt, wenn sich das Paar nach 3 Jahren scheiden lässt. Die Leute denken zu kurzfristig.
Das Schlimmste ist die Verbitterung der Leute. Sie wollen nicht glauben, dass sie vieles hätten besser machen können. Denn wer mal 10-20 Jahre kein Geld sparen könnte, möchte nicht hören, dass es seine eigene Schuld war. Es sind immer die anderen Schuld.
Edit: Zuhause wohnen kam für mich auch nicht infrage. Ich habe nette Eltern, aber mein Vater lässt sich in sein Leben nicht reinreden. Mein großer Bruder und ich sind also schnell in die Stadt gezogen und die 350€ Miete wars absolut wert!
@Tim,
wegen der Sondertilgung Hypothek, vor ein paar Jahren musste ich meinen Hypothekarvertrag erneuern, ich hatte nicht genug um die Whg. abzahlen zu können, aber soviel fehlte auch nicht, ich wollte eine Festhypothek, leider gab es da einen Minimalbetrag, darunter wäre das nicht gegangen, jetzt steh ich da und könnte längst abzahlen, aber aus der Nummer komm ich vor Ablauf leider nicht raus. Sobald ich kann, leider erst in ein paar Jahren, ist die aber weg, der Zinssatz ist ja nicht das Problem, aber ich mag nicht mehr von einer Bank abhängig sein, das wurmt mich halt.
Auto brauch ich nicht, fahren zur Not Busse und Bahn, ich wohne nur 3km vom Arbeitsort entfernt, heute Abend lauf ich da es schneit, morgen früh nimmt mich eine liebe Kollegin mit zurück, in ihrem nigelnagelneuen tollen BMW, der natürlich auf Pump gekauft wurde. So hab ich heute Abend noch bisschen „Auslauf“ und morgen früh fahr ich wie eine Königin dann heim :) Besser geht nicht.
@ Ex-Studentin
Gut geschildert mit dem neuen Auto und der Kippe in der Hand.
Ja, eventuell schreibe ich mal detailliert über den Wohnungskauf in NYC. Ich schlug während der Finanzkrise zu. Da waren die Preise im Keller und der Verhandlungsspielraum groß. Gutes Timing. Um Katastrophen mache ich mir keine Sorgen. Das wäre unnötiger Stress in meinem Kopf. Ich sehe das alles ganz gelassen. Ich habe auch nur eine Krankenversicherung. Das wars in punkto Versicherungen.
@ Fit und Gesund
Du kannst mal nachfragen (oder im Vertrag nachschauen), eventuell besteht die Möglichkeit der Sondertilgung. Meist 5% der Darlehenssumme pro Jahr. Es gibt aber Fälle, da ist das nicht möglich. Sonst fallen Vorfälligkeitskosten an. (Vielleicht ist Deine Bank flexibel. Nachfragen kostet nichts.)
Dann musst Du eben in den sauren Apfel beißen und abwarten. Klar kann das nerven. Ich hasse auch Schulden.
Bonjour Tim,
das mit dem Ausziehen, sehe ich differenzierter. Klar sparen die „Kinder“, wenn sie lange zu Hause (übrigens manchmal auch bei Papa) bleiben. Ich finde es jedoch zumindest nicht verkehrt, wenn sich junge Menschen auf die eigenen Beine stellen, ein wenig autonom werden und lernen mit Geld umzugehen. Für mich war das hilfreich.
Du schreibst, dein investieren sei einfach. Und fügst hinzu, dass du dazu kaufst. Das finde ich allerdings eher ein wenig komplexer.
Kaufst du monatlich (viel Gebühren), quartalsweise, halbjährlich -(habe ich vor), oder in Krisen (wissen wir nie, wann eine kommt und geht)?
Beste Grüße über den Teich
Kall
Ob die finanzielle Freiheit für jeden so ein vorrangiges Ziel ist, glaube ich eigentlich nicht. Für mich ist das Leben viel komplexer.
Wenn man in soziale Strukturen eingebunden ist (Familie, Gemeinde, Eltern, Freundeskreis, Kollegen, Nachbarn, …) und sich gut kennt, dann hat man, denke ich, andere Ziele als wenn man anonym, möglicherweise ohne Familie und sozial isoliert in einer Großstadt lebt und obendrein noch einen nicht erfüllenden Job ausübt, der als Rattenrennen beschrieben wird. Aus einem solchen Leben würde ich auch so schnell aussteigen wollen wie irgend möglich. Im anderen Fall hat man einfach auch soziale Verpflichtungen gegenüber den oben genannten Personen. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, meine Kinder früh Morgens, wenn es noch dunkel ist, in die Schule zu schicken und mir selbst noch einmal die Decke über den Kopf zu ziehen. Freizeit ist eben auch dann nur wertvoll, wenn es als Gegenpol keine Freizeit gibt.
Ich habe nun über 40 Jahre Berufstätigkeit hinter mir. Sie war neben meiner Familie immer mein Lebensmittelpunkt. Im Beruf habe ich mich als Person entwickelt: Umfangreiche Fachkenntnisse angeeignet, Kompetenzen erworben, Projekte gemanagt, Verhandlungen und Leute geführt, Probleme gelöst, Konflikte durchgestanden, Karriere gemacht. Darauf führe ich wesentlich meine Persönlichkeitsentwicklung zurück. Das geht nicht als einsamer Wolf, der man mit 40 Jahren „allein zu Hause“ ist, weil alle andern arbeiten. Manche stürzen, wenn sie in die Arbeitslosigkeit geraten, sogar vollständig ab.
Dank dauerhaft hohem beruflichen Engagement habe ich quasi nebenbei immer mehr verdient und, weil auch ich immer unter meinen Verhältnissen gelebt habe, bin ich damit vermögend geworden. Ich habe mich aber nicht mit 20 Jahren hingesetzt, als Ziel FF ausgegeben, am Hungertuche nagend in einer Schimmelbude gehaust, um mit 40 aus den unbeliebten Job zu entkommen.
Von daher glaube ich, dass es auch viele Menschen geben wird, die am Anfang ihres Berufsleben sich zunächst etwas aufbauen wollen und müssen, wie: Familie gründen, Haus bauen, sich etwas gönnen, in den Urlaub fahren. Dann Kinder erziehen, ihre Ausbildung bezahlen, betagte Eltern pflegen usw. Daneben sich beruflich weiterentwickeln, sparen und investieren und wenn alles gut geht ist man mit 60 (nicht geschieden und) vermögend. Dann stehen die Kinder auf eigenen Beinen, das Haus ist längst abbezahlt, die Eltern sind verstorben, man hat Enkel und man Zeit und Geld und kann so noch vielleicht 20 Jahre gesund leben, reisen (das mache ich zZt. hauptsächlich). Dann kommt eh die Zeit, wo diese Dinge, um die es hier geht, keine so große Rolle mehr spielen. So sieht, glaube ich, für viele Menschen ein gelingendes Leben aus und so war es zumindest bei mir.
@ Kall
Ich finde, wenn jemand das Geld fehlt oder in der Ausbildung ist oder der Job wackelt, kann man durchaus zur Überbrückung 1 oder 2 Jahre dranhängen im Elternhaus. Oder wenn Du Dein Finanzpolster etwas aufbauen magst. Das muss jeder selbst wissen.
Ich kaufe immer im Frühjahr meine Aktien. Eventuell 1 Mal zusätzlich im Jahr. Außerdem reinvestiere ich meine Dividenden automatisch. Das passiert im Hintergrund ohne mein Zutun. Die Amis haben solche Drip-Pläne. Das kostet nichts und ist angenehm. So kommt der Schneeball ins Rollen, während Du schläfst.
Im übrigen: Ein monatlicher ETF-Sparplan lässt sich bestimmt zu fairen Konditionen finden.
@ Felix
Zum Glück hat jeder andere Ziele. Ich denke, Du bist besser in Blogs für Karriere und Konsum aufgehoben.
Die meisten Menschen wären liebend gerne finanziell frei. Sie wissen aber nicht wie sie das schaffen.
Wenn ich mir die Statistiken anschaue, sieht die Realität schlimm in Deutschland aus: Der Konsum geht durch die Decke. Schulden gehen rauf. Altersarmut explodiert. 40% der Deutschen hat Null gespart. Das ist die Realität.
http://www.focus.de/finanzen/videos/ungleichheit-waechst-top-oekonom-fratzscher-40-prozent-der-deutschen-haben-keine-ersparnisse_id_6463129.html
Hallo zusammen,
überall in den Finanzblogs ist die Rede davon, dass der Zinseszinseffekt so wichtig sei und dass man daher in jungen Jahren anfangen sollte, möglichst viel zu sparen.
Ich würde gerne mal den Zinseszinseffekt rückwärts rechnen. Sagen wir mal, jemand möchte mit 40 Jahren 150.000 Euro angespart haben. Der Kandidat ist aktuell 25 Jahre alt, der jährliche Zinssatz beträgt 7% und die monatliche Sparrate soll in den 15 Jahren gleich hoch sein. Wie hoch müsste dann die monatliche Sparrate sein, wenn man mit 25 Jahren mit 0 Euro anfängt?
Kann das jemand von euch ohne große Mühe sagen? Mit Excel könnte man es natürlich auch leicht programmieren…
Danke
@ Mattoc
480 Euro im Monat. 7% Rendite. Dann hast Du 150.000 Euro nach 15 Jahren.
http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php
Hallo Mattoc, das wären 480 Eur im Monat (mit Sparrechner verschiedene Beträge ausprobiert)
Jaaa….alles klar und danke Tim und Andrea. Habe die Rechner gefunden. :-)
@ Mattoc
Ich finde diesen Kurzfilm spannend von Bestsellerautor David Bach. Das Video zeigt, wie viel Du am Tag sparen musst, um Millionär zu werden im Alter von 65 Jahren. Er unterstellt zwar etwas zu viel Rendite (mit 12%). Trotzdem ist das Video sehr lehrreich, weil es zeigt, wie wichtig die Zeit ist. Zwei Dollar am Tag kann doch jeder schaffen zu sparen. Selbst 5 Dollar am Tag muss doch möglich sein.
https://www.youtube.com/watch?v=FhgCMv-abls
An Tim: Das denke ich auch. Auf jeden Fall kenne ich niemanden, der einen Lottogewinn oder eine Schenkung/Erbschaft ablehnen würde. Ob dahinter der Wunsch nach finanzieller Freiheit oder mehr Konsum steht, ist natürlich eine andere Frage. :-)
Sorry, aber bei Mutti wohnen bleiben ist für die Persönlichkeitsentwicklung sicher kein Turbo! ?
In diesem Land gibt es nun wirklich schon genug Nesthäkchen.
Viele Eltern lassen ihre Kinder leider erst dann in die Freiheit wenn sie geheiratet haben – und selbst dann mischen sie sich überall rein.
@ PIBE350
Exakt!!! Alle träumen doch vom großen Geld. Nenne mir einen, der gerne arm ist. Nenne mir einen, der gerne arbeitet, bis er ins Grab fällt.
@Mattoc: 479,26 €
http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php?paramid=qhaukw4ys5
Ich habe nun über 40 Jahre Berufstätigkeit hinter mir. Sie war neben meiner Familie immer mein Lebensmittelpunkt. Im Beruf habe ich mich als Person entwickelt: Umfangreiche Fachkenntnisse angeeignet, Kompetenzen erworben, Projekte gemanagt, Verhandlungen und Leute geführt, Probleme gelöst, Konflikte durchgestanden, Karriere gemacht. Darauf führe ich wesentlich meine Persönlichkeitsentwicklung zurück.
Schön für dich. Mein Respekt.
Bei mir ist es ganz anders gelaufen. Habe mit Erfolg Elektrotechnik studiert, aber hinterher nie einen Job für über 12€/h gefunden. In meinem aktuellen Job ist man auf meine Fachkompetenz angewiesen, aber mehr Geld als für einen Ungelernten springt dabei nicht raus. Da ich jetzt schon über 40 bin, werden die Chancen für mich nicht besser.
Die Zinsrechner sind sehr interessant. Hier kann man auch die Vermögensentwicklung mit verschiedenen jährlichen Renditen durchspielen.
Diese jährliche Renditesequenz zum Beispiel endet in der Gesamtsumme nach Ablauf von 8 Jahren immer noch positiv:
5 %
10 %
-25 %
-50 %
30 %
10 %
15 %
20 %
Damit mal zu spielen, kann einem die Angst vor dem Crash nehmen.
@Jochen: Jammern hilft gar nicht.
Sry,
wer derMeinung ist, 50% seines Einkommens zu sparen, ist entweder kinderlos oder verfügt über ein Einkommen fernab des Durschnitts.
Liebe Grüße ;)
PS: Und wer sich schon einige Jahre nach dem Studium in NY eine Immobilie anschaffen kann (Finanzkrise hin oder her), der hat das nötige Kapital wohl kaum durch eigenes Sparen angehäuft. ;)
Ich rechne nicht mit 7% Rendite im Jahr sondern nur mit sehr konservativen 3-4%, meine SWR wird auch nur 3% betragen wenn es denn soweit ist, oder eben das was die Dividenden hergeben, zumindest in den ersten Jahren, das muss man sowieso von Jahr zu Jahr neu anschauen,
es heisst ja nicht wenn man dann finanziell frei ist oder was auch immer dass dann die Sparerei ein Ende hat, das geht dann genauso mit dem frugalen Lebensstil weiter.
Ich nutze auch manchmal solche Rechner, aber das ist mehr Spielerei, die Glaskugel hat ja Niemand, kann auch mal 10Jahre nur seitwärts gehen.
@ Mattoc
Du hast eine gute Einstellung.
Leute machen gerne gewisse Umstände verantwortlich, wenn etwas nicht klappt (der Chef, die Gattin/Gatte….) Ich glaube nicht an die Umstände.
Du kannst Dir das Umfeld/Umstände so bauen, dass es funktioniert. Du kannst das erreichen, was Du erreichen willst. Es geht mit kleinen Schritten. Ja, Fehler passieren. Ja, Rückschläge gibt es. Aber man kann etwas verbessern.
Anstrengen. Motivieren. Nicht aufgeben. Weiter machen. Ziele setzen. Disziplin haben.
@Fit
Die durchschnittliche jährliche Rendite deiner Anlagen sollte allerdings höher als deine persönliche WR sein, sonst ist deine persönliche WR keine SWR. :-)
@Mattoc, dann halt 4% Rendite, aber ich bin schon älter und habe noch andere Einnahmequellen dann. :)
An Tim: Darin liegt aber auch das Problem. Natürlich sollten es schon ein paar Millionen sein, wenn man sich umhört. Am besten ein Leben wie bei den Geißens. Nur: Wie realistisch ist das? Und wie motiviert man sich überhaupt dafür? Lähmt es am Ende nicht sogar den Willen, überhaupt etwas an seinem Leben verändern/verbessern zu wollen? Vielleicht ziehe ich ja doch irgendwann den Hauptgewinn. Bis dahin lasse ich alles beim Alten.
Das Gute ist, dass man nicht erst Millionen braucht, weil man sich vorher schon um Stück für Stück immer freier fühlen kann. Man muss nur begreifen, dass man seine Denkweisen und das daraus resultierende Ausgabenverhalten selbst in der Hand hat.
Es geht schon bei der Schuldenfreiheit los. Ein herrliches Gefühl.
Danach kann man über ein Notfallpolster für unvorhergesehene Mehrausgaben nachdenken. Noch ein paar Gründe weniger für schlaflose Nächte.
Hat man sich dieses angelegt, lohnt ein Blick auf längere Durststrecken wegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit zu werfen. Wenn man beispielsweise 12 Monate ohne weitere Einnahmen überbrücken kann, hat man schon sehr viel erreicht.
Mit diesen tollen Gefühlen im Gepäck wird es einem immer leichter fallen, weitere Freiheitsstufen in Angriff zu nehmen. Man wird Geld immer mehr als Gut für Freiheit und weniger als Mittel für unnötige Konsumausgaben ansehen. :-)
@ Tim: Dein Kommentar für Felix wirkt etwas dünnhäutig, aber du hast es bestimmt nicht so gemeint. Er hat sich Mühe gegeben seinen Standpunkt freundlich darzulegen und inhaltlich kann ich in einigen Punkten mitgehen bei dem, was er sagt.
Dein Koch-Video von neulich hat übringes bei mir uns meiner Frau gerade Kult-Status. Wenn wir die lTage zusammen gekocht haben haben wir uns totgelacht und immer gesagt: „Ich schmeiss alles rein!“ Herrlich , danke dafür!
@ Jochen
Das tut mir leid und ist zugleich auch schwer verständlich, da in unserem Land doch angeblich Fachkräftemangel herrscht. Ich kenne ehrlich gesagt in meinem Umfeld keinen, der als Ingenieur unter Wert arbeiten müsste.
@ Alle
Ja, auch wenn es nicht jeden gefällt, wollte ich einfach mal eine Gegenposition aufbauen zum hier üblichen 20 Jahre Hardcore-Sparen und dann mit 40 Jahren mit Millionendepot aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Ich glaube, dass es das in Einzelfällen möglich ist, so wie es auch welche gibt, die 8000er besteigen. In Amerika offensichtlich noch öfter als hierzulande, manche sogar schon mit Anfang 30 (aus eigener Kraft?, wohl eher nicht). Viele junge, gut ausgebildete Amerikaner brauchen schon mal 10 Jahre, um ihre Studienkredite abzutragen.
Ich denke, man macht den meisten Leuten einfach etwas vor mit diesem Modell; es wird und kann für die Meisten nicht funktionieren. Wer jetzt groß in den Aktienmarkt einsteigt, könnte sein blaues Wunder erleben und Zeit seines Lebens finanziell nicht mehr richtig auf die Beine kommen. Wir haben seit 2009 eine fast beispiellose Aktienrallye hinter uns, die Tim und auch ich voll mitgenommen haben. Das wird sich im nächsten Jahrzehnt kaum so fortschreiben lassen, ich halte das für blauäugig. Ich habe Dividendenrenditen vom zum Teil 30% und mehr. Aber halt dort, wo ich 2008 eingestiegen bin. Da war der Dow bei 6500 und nicht bei 20.000 wie jetzt.
Was meinem Konsum anbelangt, so fahre ich einen 11 Jahre alten Golf mit knapp 300.000 km. Shoppen ist etwas, was mir fast schon körperliche Schmerzen anbelangt. Geld gebe ich in überschaubaren Rahmen für Reisen und für Bildung aus. Allerdinges wohne ich in einem abbezahlten Haus. Ich habe immer gespart, als Schulden hatte ich eine Hypothek für das Haus. Ich hatte noch nie 1 € Konsumschulden oder etwas auf Raten gekauft.
Vielleicht darf hier dennoch weiterlesen. Im Prinzip stimme ich ja überein, sehe es einfach etwas anders mit dem Millionendepot Anfang 40. Kommentarmäßig werde ich mich etwas zurücknehmen.
@Felix: Ich finde deine Kommentare sehr gut und bereichernd, schreibe gerne weiter! Bin auch weitesgehend bei dir, was deine Punkte angeht.
Nur in den Aktienmarkt werde ich weiter investieren, einfach weil die Alternative fehlt. Ich verdiene gut und kann nicht mit ansehen, wie das Geld auf dem Tagesgeldkonto rumliegt!
Ja, PIBE, allerdings ist für die meisten Menschen der Weg so unendlich lang und daher tun sie gar nichts. Gestern habe ich erst mit einer alleinerziehenden Mutter gesprochen, die 1500 Euro netto verdient. Sie sagt, dass selbst, wenn sie 100 Euro im Monat sparen würde, müsste sie über 3 Jahre sparen, bis sie so viel zusammen hat, dass 3 Monatsgehälter abgedeckt sind. Das erachtet sie für nicht sinnvoll.
Hallo Felix,
ich finde grundsätzlich auch sehr vernünftig, was du schreibst.
Aber das: „Wer jetzt groß in den Aktienmarkt einsteigt, könnte sein blaues Wunder erleben und Zeit seines Lebens finanziell nicht mehr richtig auf die Beine kommen. “ ist doch Quatsch.
Wer zum Beispiel jetzt ins Berufsleben einsteigt, kann und sollte doch wunderbar in den Aktienmarkt mit monatlichen Sparraten einsteigen. Zum Beispiel mit 500 Euro monatlich in den MSCI World. Das sind dann 6000 Euro Einzahlung im ersten Jahr. Dann passiert genau das, was viele vorhersagen, und der Aktienmarkt fällt um 50%. Dann würden aus den 6000 Euro 3000 Euro und er zahlt weiter monatlich seine 500 Euro ein. Nach 10 Jahren kann sich so jemand gar nicht mehr an den Crash erinnern, so gut wird sein Depot stehen. :-)
Mattoc
@ Mattoc
Sehe ich genau so. Deshalb habe ich geschrieben, wer jetzt „groß“ … einsteigt. Monatliche Raten sind auch aus meiner Sicht kein Problem. Hätte ich aber jetzt 100.000 € z.B. Aus einer Erbschaft (soll es geben), dann wäre ich damit eher zurückhaltend.
An Mattoc: Was wäre denn daran so schlimm, heute mit 100 Euro anzufangen? Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder (schwer kranke und behinderte Menschen ausgenommen) an der Verbesserung seiner finanziellen Situation arbeiten kann. Nicht jeder kann Millionär werden, aber sich um die eine oder andere Stufe verbessern.
Aber solche Begründungen kenne ich: ,,Was bringt es mir, XX Jahre lang jeden Monat XX oder XXX Euro zu sparen?“ Selbst 6-stellige Endsummen werden als lächerlich abgetan. Genau diese Denkweise finde ich fatal, weil auf der einen Seite ein hohes Anspruchsdenken besteht, aber auf der anderen Seite nur eine geringe Geldwertschätzung vorliegt.
Wer 1 Euro nicht wertschätzt, wird nicht zu 10 Euro kommen. Wer 10 Euro nicht wertschätzt, wird nicht zu 100 Euro kommen. Usw. ;-)
@Matze
50% Sparquote sind definitiv nicht selbstverständlich. Weder als single, noch als Familie. Andererseits wäre es auch irgendwie befremdlich, wenn selbst jede Friseurin Millionärin werden könnte (bei der richtigen Aktienwahl und Glück natürlich auch möglich..).
Aber andererseits habe ich da ein kleines Rechenbeispiel: Angenommen ein Paar verdient zusammen 60k brutto im Jahr (Er 35k, sie 25k) und fängt mit 21 an zu arbeiten, dann sind das ca. 40.000 netto im Jahr für beide zusammen. Wenn das Paar von 24.000 lebt, kann es jedes Jahr 16k sparen. Spart das Paar 9 Jahre (bis sie 30 sind) konnten sie bereits 144k zur Seite legen. Kaufen sie sich davon eine Wohnung, können sie nahezu mietfrei leben (oder sie legen es an und haben dadurch passives Einkommen..). Mit 2 Kindern fällt das Gehalt der Frau weg (bzw. bekommt teilweise Elterngeld) und arbeitet vielleicht auf 450€-Basis. Aber mit 35k Jahresgehalt, 450€-Job und 400€ Kindergeld landet man bei 3k netto. Mit 400€ Nebenkosten für die Wohnung, 700€ Lebensmittel, vielleicht 500€ Transport, bleiben noch 1400€ für Kleidung, Kita, Urlaub. Das klingt für mich an sich schon machbar. Zwar müssen es nicht unbedingt die 50% sein, aber man kann auf jeden Fall was sparen.
@Felix
Das ist eine „akademische Diskussion“, die in diversen Blogs schon hoch und runter geführt wurde. Du hast (ebenso wie ich) das Gefühl, dass der Aktienmarkt verhältnismäßig hoch steht. Ob das aber wirklich so ist, wissen wir nicht. Das kann auch noch einige Jahre so weiter gehen. Und die Finanztheorie sagt ja, dass es statistisch gesehen am besten ist, die volle Summe sofort zu investieren. Ich würde das aber jetzt auch nicht machen, wenn ich „nur“ einmalig 100.000 Euro zur Investion hätte. Dann würde ich es in eine Einmalsumme und monatliche Summen aufteilen.
Ein Kapital von 100.000 Euro jetzt einmalig investiert, ist aus meiner Perspektive auf Sicht von >10 Jahren ansonsten auch kein Problem, wenn die jährliche Sparsumme zusätzlich zwischen 10.000 und 30.000 Euro beträgt.
Ich würde immer versuchen, die jährliche Sparsumme in ein sinnvolles Verhältnis zur Einmalanlage zu setzen. Sinnvoll ist für mich persönlich, dass die jährliche Sparsumme zwischen 10% und 30% der Einmalanlage/des Depotwerts ausmacht. Das fühlt sich für mich sinnvoll an, weil ich dann mit den jährlichen Sparraten einen Crash der Einmalanlage noch ausgleichen/positiv beeinflussen/nutzen kann. Aber irgendwann, mit zunehmendem Depotwert, werden die Sparraten im Verhältnis zum Depot immer weniger wirken. Damit muss man sich wohl abfinden.
@Ex-Studentin
Warum denn von den knapp 150.000 Euro eine (viel zu kleine) Wohnung für eine 4-köpfige Familie kaufen? „Mein persönliches weibliches Umfeld“ will sowas auch immer mal wieder machen. :-) Ist das besser als das Geld im Aktienmarkt zu lassen? Man kann doch auch die Rendite aus dem Aktienmarkt mit einer ggf. höheren Miete für eine „schönere Wohnung“ im Hinterkopf verrechnen, wenn es denn sein muss. Dann ist man flexibler, das Geld ist noch da und man kann im Zweifelsfall, wenn das Schicksal zuschlägt, umziehen.
Ansers sieht es aus, wenn man deutlich mehr gespart hat als die Wohnung kostet. Dann könnte das eine sinnvolle Diversifizierung sein.
@ PIBE350
Genau. Die Masse möchte sich nicht anstrengen. Sie konsumiert gerne. Man schaue sich nur die extrem Medienzeiten pro Tag und Einwohner an. Über 10 Stunden. Irre.
http://www.adweek.com/news/television/us-adults-consume-entire-hour-more-media-day-they-did-just-last-year-172218
Da werden sie alle von der Werbung eingelullt. Dann wird der ganze Kram gekauft. Elektrischer Dosenöffner. Mixer. Innovativer Rasierer. Kanadische Gänse-Feder-Winterjacken für 1.000 Euro.
Amazon, Alibaba usw. melden Rekorde. Und die Autokonzerne haben Finanzabteilungen, die gigantische Ausmaße angenommen haben. Heute wird geleast statt bar bezahlt. Das Auto ist wichtiger als die Rente.
@ Skywalker
Ja, das war gegenüber Felix dünnhäutig. Stimme zu. Sorry Felix!
Zum Suppenvideo: Was ich damit sagen wollte: Immer frisch kochen. Ganzes Gemüse am Stück frisch kaufen. Am besten wenn es gerade in Saison ist. Was ist gerade so angesagt? Kartoffel, Karotten, Zwiebel, Sellerie, Kraut und so ein Zeug. Und wenns nicht schmeckt, werfe ich Käse darüber. Ein Topf und alles kommt hinein. Das gefällt nicht jedem. Klaro.
@ Ex-Studentin
Ok. Oder ganz einfach. Sagen wir ein Single oder Paar verdient gut. Sie legen stur und stetig jeden Monat 1.300 Euro in einen ETF an. Nach 25 Jahren sind sie Millionär. (7% Rendite)
@Mattoc
Eine Freundin von mir hat direkt nach dem Studium eine 85m²-Wohnung für 135k in Ludwigsburg gekauft (rollstuhlgerecht) mit vielen Parks in der Nähe. Mit Kinderzimmer und großem Wohnzimmer. 10-15 Jahre kann sie dort also sicherlich wohnen, weil das mit den Kindern noch einige Jahre dauern wird. Die 4-Wände zahlt sie nun mit 600€ ab (+400€ Nebenkosten). Zum Vergleich: Ich zahle 800 warm, wenn die Miete nicht steigt. Sie wird die Wohnung mal vermieten (Hochschulnähe) und kann die Wohnung theoretisch als Alterswohnsitz nutzen. Klingt für mich im ersten Moment eigentlich recht durchdacht. Wenn ich mal aus meiner jetzigen Wohnung raus müsste, würde ich so schnell nichts Zentrales in der Preislage finden.
Aber wenn es dich beruhigt: Ich habe mich mittlerweile gegen einen Wohnungskauf entschieden, obwohl ich noch regelmäßig Anzeigen lese. Liegt aber in erster Linie auch daran, dass ich gerne flexibel bleiben möchte. Ich sehe es realistisch: Ich habe keine Familie hier, weswegen ich nicht auf Teufel komm raus in der Gegend bleiben werde. Wer hingegen eine Wohnung 500m von den Eltern entfernt kauft, den kann ich sehr gut verstehen. Aber ich lass es nun erst mal auf mich zukommen. Erst mal warte ich ab, bis überhaupt mal Kinder da sind.
Es reicht an sich ja auch, wenn man sich mit 70 und 1 Millionen auf dem Konto irgendwo niederlässt, wenn man weitere Umzüge vermeiden möchte.
@Tim So geht es natürlich auch.. ;) Oder es dauert eben ein wenig länger, wenn man der Kinder zuliebe weniger arbeitet. Klingt für mich aber nach einem fairen Deal.
Also: Für 2 berufstätige Akademiker muss es doch locker (!) möglich sein, zusammen 1300 Euro im Monat zu sparen. Ich spare alleine 1500 Euro im Monat, obwohl ich geschieden bin und gerne Unterhalt für meine Tochter und ihr kommendes Studium bezahle. Aber ich lebe auch in einer kleinen 1-Zimmerwohnung am Stadtrand, die andere sicher als sehr ungemütlich bezeichnen würden. Für mich ist es das Paradies. :-) Ich komme gut zur Arbeit, Aldi ist direkt gegenüber und hinterm Haus ist der Wald.
@Ex-Sudentin
Beim Thema Immobilien scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Deshalb bringt die ganze Diskussion vermutlich wenig. Wenn ich aber 600 Euro mit 12 multipliziere und das mit 20, dann komme ich auf 144.000 Euro. Das heißt, deine Freundin wird aufgrund der Zinsen mehr als 20 Jahre damit beschäftigt sein, die Wohnung abzubezahlen. Für mich persönlich wäre das gar nichts. Ich würde nach dem Studium in eine „vermeintlich schlechte“, „möglichst kleine“, aber günstige Wohnung ziehen (gerne 1 Zimmer, dann lagert man nicht so viel Zeug ein). Sowas ist zwischen 300 Euro und 500 Euro Miete überall zu bekommen. Und die Differenz zu den 1000 Euro (Wohnungskauf) würde ich anlegen. Man weiß ja nach dem Studium ohnehin nicht, wo einen die Globalisierung so hinverachlägt. Wenig Zeug, große Flexibilität und berufliche Weiterentwicklung waren damals für mich Trumpf. Und dann kam die Liebe…:-) Und nachdem ich das alles hinter mich gebracht habe, bin ich nun in diesem Blog gelandet und freue mich jeden Tag, hier zu lesen und zu schreiben.
@ Mattoc
Super Sparrate. 1.500 Euro im Monat. Gratulation!
Das ist genau das Problem. Die Leute haben keinen Biß. Sie denken nicht an Morgen. Sie möchten nicht sparen.
Was ich immer wieder klagend höre: In den USA seien die Gehälter so hoch. Ja, das stimmt zum Teil. Aber dafür sind die Kosten auch hoch. Gerade in Großstädten wie San Francisco, New York, Boston sind die Mieten absurd geworden. Oder der TV-Kabel-Internet-Anschluss. Ich habe eine zeitlang 130 Dollar je Monat für einen Anschluss bezahlt.
Die Deutschen haben es gut mit Aldi und Lidl. Die gesetzliche Krankenkasse ist Gold wert, wenn man das mit den USA vergleicht. Die Unis sind ein Paradies in Deutschland. In den USA kosten sie ein Vermögen.
@Mattoc
Das geht. Das Ding nennt sich Rentenformel. Jemand zahlt 1000 € jährlich ein und das fünf Jahre lang zu 8 %:
1200 € * (1,08^5 -1) / (1,08 -1) = 7039,92 €
Wenn man monatlich einzahlt, gibt’s unterjährige Verzinsung:
100 € * (1,08^5 -1)/(1,08^(1/12) -1) = 7294,47 €
Sie wollen den umgekehrten Weg rechnen, für 15 Jahre und 7 % Rendite:
150000 € = a * (1,07^15 -1)/(1,07^(1/12)-1) = a * 311,104…
a = 482 €
In meinem Blog habe ich dazu kürzlich was geschrieben: „Der gebührensensitive Berserker“.
Anderes Gedankenexperiment: Eine Raucherkarriere beginnt in der Regel mit ca. 14 Jahren und endet mit dem Tod. Lassen wir sie doch 60 Jahre lang dauern.
a * (1,08^60-1)/(1,08^(1/365)-1) = 475434 a.
Sei a der durchschnittliche Preis, der täglich für Tabak ausgegeben wird. Der schwankt ja. Anfangs reicht eine Schachtel drei Tage, nach zehn Jahren raucht man täglich eine Schachtel. Und der Preis hängt ja auch stark von der Besteuerung ab. Selbst wenn a nur einen Euro beträgt, kommt da ein luxuriöses Einfamilienhaus heraus. 8 % ist das, was man an der Börse durchschnittlich erzielen kann. Wer mich kennt, weiß das schon. :-)
Die gesundheitlichen Folgekosten habe ich noch gar nicht berücksichtigt. Ich hab’s ja in einer Familie erlebt, wie negativ das Gerauche ist. Ich habe auch nie angefangen, weil es so widerlich fand. Ich habe als 13-/14-jähriger den Irrsinn auch schon hochgerechnet, aber ohne Zins. Das war mir schon zu viel.
@tim bzgl “ Nenne mir einen, der gerne arm ist. Nenne mir einen, der gerne arbeitet, bis er ins Grab fällt.“
nicht für jeden ist arbeit eine qual. mir fallen spontan ein paar bekannte ein, die workaholics bis zum tode waren. nicht für jeden ist „auf der faulen haut liegen“ toll. karl albrecht (aldi), steve jobs, prince sind beispiele dafür. auch im bekanntenkreis kenne ich welche, die gerne und gut bis zu ihrem tode gearbeitet haben.
ich bin jetzt 41, selbständig mit 13 mitarbeitern, habe ein eigenes haus, zwei kinder, zwei autos und rücklagen über derzeit ne halbe millionen inkl meinem depot. nur sparen halte ich für falsch, die gesunde mischung macht es aus. wer weiss was morgen ist. mein ziel ist es mit mindestens 55 sagen zu können, ich könnte aufhören wenn ich wollte ohne erhebliche einbussen im lebensalltag haben zu müssen. aber auch ich werde immer gerne arbeit haben wollen solange ich gesund bin. arbeit hält fit, sowohl geistig als auch körperlich.
@Mattoc
Besagte Freundin war zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet. :) Sie hat tatsächlich vorher sogar bereits in 1, dann in 2 und jetzt letztlich in 3 Zimmern mit ihrem Mann zusammen gewohnt. Durch Sondertilgungen wird sie schneller als die 20 Jahre sein, wollte sich mit der niedrigen Rate aber die Flexibilität erhalten, falls Kinder kommen. Da ihr Mann nun noch mal studiert und sein Gehalt nur geringer ausfällt, war das auch eine gute Entscheidung. Ist aber wirklich Geschmackssache. Ich bin durch das Bloggen auch ein ziemlicher Freigeist geworden und habe aktuell lieber viel Erspartes und ein Depot statt Schulden.
Hm. Vielleicht beschreibt Tim in seinem Blog ja wirklich die perfekte Welt, in der jeder die FF erreichen kann? Und ist das schlimm? Wenn wir heute in die Glotze schauen sehen wir doch auch nichts anderes. Jeder Movie hat ein Happy End, in jeder Kochsendung wird eine Existenz gerettet…. (Ihr wisst was ich meine)….
Vielleicht sollten wir uns alle mal fragen, ab wann sich ein Investment rentiert. Ist es, sobald wir einen sechsstelligen Betrag mit 4%-Rendit pa haben? Oder brauchen wir einen Betrag im siebenstelligen Bereich um glücklich zu sein. Genügt es nicht, wenn wir die monatlichen Lebensmitteleinkäufe oder die Miete / Rate für die Immobilie aus unserem Investment bestreiten können? Wann hört ihr auf zu investieren und traut euch die Erträge für Euer Leben zu verwenden?
@Felix: Ich war ziemlich genau zur Finanzkrise fertig mit meinem Studium und habe damals alles was ich hatte (was nicht viel war) am Aktienmarkt in deutsche Blue Chips investiert. Obwohl wir in den letzten Jahren steigende Aktienkurse gesehen haben und sich meine Investments rentiert haben, sind einige der Investments heute immer noch im roten Bereich.
Wir werden eine Krise erleben und viele von den hier mitlesenden werden die Nerven verlieren. Ich für meinen Teil (in den 30ern) bin in der Ansparphase und hoffe, dass ich das überstehen werde. Aber meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.
<\Reality>
@ Chrushin
Danke. Das sind schöne Beispiele. Klar. Ich ergänze: Warren Buffett, Charlie Munger, Diana Ross, George Soros, Carl Icahn, Sheldon Adelson, Leslie Wexner…
Diese Leute arbeiten aber nicht, weil sie arbeiten müssen. Das ist der Unterschied.
Diese Rentner müssen arbeiten. Ob sie so viel Spass dabei haben, weiß ich nicht:
http://www.br.de/nachrichten/minijobs-rentner-bayern-100.html
@Tim
Einfach war das am Anfang nicht, und ich muss auch zugeben, dass ich mich von vielem verabschiedet habe. Aber die Freude, die ich an meiner aktuellen Situation habe, kompensierte das alles locker.
Und imer am 24. eines jeden Monats werden 1500 Euro umgebucht. Das macht Spaß.
@ Chrushin
Glückwunsch! Solche Karrieren und Lebenseinstellungen sind selten.
Es geht mir persönlich überhaupt nicht darum, dass Arbeit eine Qual ist. Im Gegenteil, ohne gutbezahlte Arbeit wäre das Programm, das hier gefahren wird, gar nicht möglich. Es geht viel mehr darum, dass man mit den Jahren immer gelassener wird, was externe Einflüsse auf das eigene Berufsleben (abhängig beschäftigt) angeht. Wenn mir heute einer sagen würde, dass ich mit meinem jetzigen Gehalt bei voller Gesundheit noch 15 Jahre arbeiten könnte, dann würde ich möglicherweise auch jetzt schon etwas anders leben und nicht diese Sparquote fahren. Aber je älter man wird, desto unflexibler wird man persönlich und desto besser ist es, wenn man mit 50 sagen kann: Ich mache meine Arbeit sehr gut und sehr gerne. Wenn es aber anders kommt, dann ist es auch nicht schlimm und ich weiß dann viel mit meiner selbstfinanzierten Freizeit sinnvoll anzufangen.