In Deutschland werden die Familienunternehmen immer mächtiger. Das sehen wir jetzt an der Übernahme von Continental. Die Familie Schaeffler reißt sich für 75 Euro beziehungsweise rund zwölf Milliarden Euro den Kfz-Zulieferer aus Hannover unter den Nagel. Continental-Lenker Manfred Wennemer hatte den feindlichen Übernahmeversuch zunächst scharf kritisiert und alle möglichen Abwehrmaßnahmen in Betracht gezogen. Ich lernte Wennemer in New York anlässlich einer Analystenkonferenz persönlich kennen. Er hatte mich sehr beeindruckt. Der 60-jährige Manager tritt jetzt nach der geglückten Offerte zurück. Er war bekannt dafür, radikal die Kosten zu senken. Er verlagerte deutsche Werke in Billiglohnländer, erhöhte die Arbeitszeit. Kurzum: Er suchte überall nach Einsparmöglichkeiten. Der Hannoveraner Hersteller von Fahrzeugreifen und Elektronik fuhr voriges Jahr einen Umsatz von 16,6 Milliarden Euro in die Scheune. Vor Zinsen, Steuern und Schreibungen klingelten 2,5 Milliarden Euro in der Kasse, vor Zinsen und Steuern blieben immerhin noch gut 1,6 Milliarden übrig.
Bei Continental handelt es sich um ein klassisches Beispiel für Value Investing: Der Kurs war eingebrochen, die Aktie ein billiges Übernahmeziel. Nach dem Zukauf des Wettbewerbers Siemens VDO steuert Continental im laufenden Jahr auf einen Umsatz von mehr als 27 Milliarden Euro zu. Vor Zinsen und Steuern sollte eine Marge von rund zehn Prozent beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro zusammen kommen. Schaeffler zahlt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade einmal zehn für die laufende Periode. Das ist ein Witz! Das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt lausige 0,4. Sprich die Schaefflers zahlen gerade einmal 40 Prozent des Jahresumsatzes für den Traditionskonzern. Und selbst wenn die Konjunktur unter die Räder kommen sollte, schert das Conti kaum: Denn Autofahrer müssen ihre Reifen auswechseln, wenn sie abgefahren sind. Es ist ein stetiges Geschäft, das sich nicht aufschieben lässt. Wer möchte schon mit vier „Glatzköpfen“ (abgefahrenen Reifen) hinter dem Steuer sitzen. Wennemer hatte auf diesen Zusammenhang in New York ausdrücklich hingewiesen.
Viele deutsche Familien horten gigantische Kriegskassen. Ob Sie nun Bertelsmann, C&A, Aldi, Robert Bosch, Tchibo, Lidl & Schwarz, Sal. Oppenheim, Metro oder BMW nehmen – die Konzerne befinden sich in der Hand mächtiger Familien. Deren Barmittel werden immer größer. So schluckte die Quandt-Familie (BMW) gerade ein Fünftel des Windkraftanlagenbauers Nordex. Nordex bringt immerhin 1,5 Milliarden Euro auf die Börsenwaage. Robert Bosch akquirierte im Juni für 1,1 Milliarden Euro den Solarzellenhersteller Ersol.
Die Börsenkorrektur bietet also schöne Einstiegskurse. Folgen Sie den Superreichen. Sie schlagen in der Regel zu, wenn die Kurse abgestürzt sind. Vor einem Jahr notierte Continental noch bei 108 Euro. Jetzt steigen die Schaefflers mit einem Rabatt vom einstigen Hoch von immerhin 30 Prozent ein. Der Nordex-Kurs lag in der Spitze bei 100 Euro. Der Abschlag 75 Prozent! Kaufen Sie billig.
Hi Tim,
aber Reifenhersteller sehe ich grundsätzlich spektisch und bleine da raus.
VG
der Michael (Bergkamen)