Der gesunde Menschenverstand

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Wer an der Börse erfolgreich sein will, braucht einen klaren Verstand. Einfache Gedankengänge reichen völlig aus, um den Durchblick zu bekommen. Haben Sie schon Analysten im Fernsehen beobachtet, die einen Kauderwelsch daherreden? Wenn solche „Experten“ komplexe Formeln verwenden, 200-Tage-Linien erörtern, das Sharpe Ratio, Beta und Alpha erwähnen und die Wurzel aus irgendeinem Zeug ziehen, werde ich vorsichtig. Es kann nämlich sein, dass so jemand den Überblick verloren hat.
Der gesunde Menschenverstand genügt. Sie brauchen weder das Alpha noch das Beta berechnen. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die besten Stars wie Warren Buffett, Carl Icahn oder George Soros ganz simpel Zusammenhänge beschreiben?
Ist eine Währung überteuert oder eine Aktie aussichtsreich, lässt sich das klar und einfach erklären.
Bevor Buffett als Langfristinvestor eine Aktie kauft, überlegt er: Wie werden die Produkte wohl in zehn oder zwanzig Jahren verkauft? Gibt es für Coca-Cola-Dosen eine nachhaltige Nachfrage im Jahr 2020 oder handelt es sich eher um ein Modethema? Buffett schaut in die Bilanz, ob sie stabil ist. Er blickt in die Kapitalflussrechnung, ob das Cash schön sprudelt. Er nimmt die Dividende unter die Lupe, die Gewinne, die Historie usw. Komplexe Formeln hat der Guru aber nicht im Kopf.
Buffett sagt: “There is no perfect mathematical formula for pricing a business.“
Es gibt also keine perfekte Formel, um die Bewertung einer Aktie zu überprüfen. Es zählt der gesamte Eindruck eines Unternehmens. Value Investing ist eine Art Kunst. Sprudeln die Gewinne noch in zehn Jahren und ist die Bewertung nicht irre, ist ein Qualitätsunternehmen ein möglicher Kaufkandidat für Buffett.
So sollten Sie vorgehen. Ist die Börse um 30 bis 50 Prozent eingebrochen, was wollen Sie da groß berechnen? In einem solchen Fall bietet sich natürlich eine schöne Nachkaufchance. Ob nun die 200-Tage-Linie passt oder nicht, ist Wurst egal.
PS: Das Grafiti entdeckte ich in Reykjavík (Islands Hauptstadt).

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15 Kommentare
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11 Jahre zuvor

Hi Tim,

sofern der gesamte Markt um 30 oder 50% einbricht, sehe ich das Vorgehen genauso. Das sind gute Gelegenheiten neue Aktien hinzukaufen zu können, selbst wenn es (vorübergehend) sogar noch weiter abwärts geht.

Falls sich Einzel-Aktien deutlich schlechter als der Gesamtmarkt entwickeln, dann wäre ich bei diesem Titel vorsichtig. Dann könnte dort irgendetwas faul sein.

VG
Lars

stevoxx
11 Jahre zuvor

Sehr guter Artikel. Mir fällt dazu ein Zitat von L. da Vinci ein:

„Simplicity is the ultimate form of sophistication“!

Wir leben in einer extremen Komplexitätsgesellschaft, sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Kritisch denken und lernen zu lernen sind vielleicht die wichtigsten Eigenschaften überhaupt.

Tim, sollte der Markt um 30% bis 50% einbrechen, werde ich weiterhin Dividenden Aktien für mein Dividenden Depot kaufen. Kein Frage!

11 Jahre zuvor

@Lars

Wieso sollte man besondere Vorsicht walten lassen, nur weil sich eine Aktie schlechter als der Gesamtmarkt entwickelt? Damit würdest Du „dem Markt“ ja eine Allwissensmacht zubilligen, was dem Value-Investing-Ansatz komplett widerspricht. Denn der geht ja gerade von Marktineffizienzen aus, so dass man Aktien unterhalb ihres inneren Wertes kaufen kann, eben WEIL dieser vom Markt nicht erkannt wird.

Darüber hinaus ist ein Vergleich mit der Marktperformance doch eine Stichtagsbetrachtung bzgl. eines (willkürlich gewählten) Zeitraumes. Nimmt man z.B. den Kurs von Apple, so weist dieser bis Ende 2012 eine erheblich bessere Kursentwicklung als der Gesamtmarkt auf. Bezieht man die letzten Monate mit ein, ist diese Überperformance deutlich weniger ausgeprägt. Und betrachtet man nur das Ergebnis 2013 ist Apple ein Börsenkapitalvernichter par excellence und das in einer Zeit, wo der Dow Jones von einem historischen Höchststand zum nächsten eilt.

Die Markteffizienztheorie erklärt den Leuten, sie könnten auf das Denken verzichten und trotzdem an der Börse Geld machen. Deshalb ist sie populär. Ansonsten hat weist sie mehr Löcher auf als ein Schweizer Käse – und genau das ist sie auch: Käse.

Markus
11 Jahre zuvor

Sowohl die EMT als auch die Value-Analyse haben ihre „daseinsberechtigung“!

Gewinne zuverlässig in die Zukunft zu interpolieren hat schon etwas von Hellseherei.;-)

Zumindest seit Dez 2008 inklusive Immos, Liquidität und Rohstoffen hat die EMT manchen Anlegern um die 13,5 % p. a. nominal und nach Kosten gebracht…;-) Auf ein Gesamtdepot und nicht nur wieder die schönen Einzelbeispiele…

11 Jahre zuvor

Ich glaube, mit dem gesunden Menschenverstand fährt man langfristig einfach besser. Nicht nur was das Investieren betrifft.

Wenn ich ein Unternehmen gekauft habe von welchem ich überzeugt bin, dass es in 20 Jahren immer noch existiert und Gewinne abwirft, so kann es mir doch egal sein ob der Kurs teilweise um mehr als 50% eingebrochen ist.

Übrigens verstehen viele Unternehmen diese Aussage als Teil ihrer Corporate Identity. Mitarbeiter werden ermutigt in jeder Situation einfach nach ihrem gesunden Menschenverstand zu handeln.

Und siehe da – auf bestimmten Ebenen funktioniert es nachhaltig einfach!

11 Jahre zuvor

Ja, Einfachheit ist meistens am Besten.
Pareto eben, mit 20% Aufwand erreicht man 80% des Möglichen.
Die 100% schaffen nur Buffett & Co …

11 Jahre zuvor

Ich habe neulich Dirk Müllers neuestes Buch „Showdown“ gelesen. Seinen fragwürdigen Krisenerklärungsansatz, vereinfacht gesagt: die Amerikaner haben kein Interesse an einem starken Euro, die Russen haben kein Interesse an einem starken Europa, lasse ich mal außen vor, denn sein Konzept, wie man Europas Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen könnte, ist durchaus beachtenswert.

Er ist der Meinung, dass es eine gesamteuropäische Energiewende geben müsste. Mal abgesehen vom Klima- und Umweltschutz hätte das nämlich zur Folge, dass in Europa Arbeitsplätze entstehen würden. – Windkraft-, Photovoltaik-, Geothermie-, Biogas-, Wasserkraftanlagen und was es sonst noch alles gibt, müssten hergestellt, gewartet, verbessert, Stromtrassen gebaut werden etc.

Er erklärt auch, und das ist der beste Teil des Buches, wie die Energiewende finanziert werden könnte. Nämlich indem die Staaten und die EU die Investitionen in die Erneuerbaren mit einer Art staatlichen Ausfallgarantie belegen. Also Investoren, Gläubiger und Eigentümer schützen und zusätzlich den Versicherungen/Pensionskassen etc. erlauben, ausfallsicher in diese Produkte zu investieren. Da diese derzeit bekanntlich, praktisch alternativlos, in Staatsanleihen investieren müssen, gäbe es auch ein Rendite-Interesse seitens dieser institutionellen Investoren.

So viel zu seinem Buch. Er sprach noch davon, dass er überall wo er seine Konzepte und Ideen vorstellt, auf Begeisterung stößt. Na dann. ;-)

Interessant ist noch, dass BMW in diesem Jahr, ähnlich wie Tesla, ebenfalls ein Elektro-Auto auf den Markt bringen möchte. BMW rechnet damit, dass sie mit dem i3 durchaus mehrere zehntausend Stück verkaufen könnten und damit Gewinn mit dem Flitzer erzielen werden. O-Ton Reithofer

Sehr zuversichtlich äußerte sich ein BMW-Ingenieur, der davon sprach, dass die Leistungsfähigkeit der Batterien bis zum Ende der Dekade um das Zehnfache gesteigert werden könnte!

Fazit: Überall Optimisten. Wenn man sich überlegt, dass für Sprit in Deutschland dreistellige Milliardenbeträge ausgegeben werden und ein großer Teil hiervon ins Ausland geht (Ölunternehmen+Scheichs), dann kann man sich vorstellen, dass die Energiewende im Zusammenspiel mit einer modernen Fahrzeugantriebstechnik der Wirtschaft einen neuen Schwung verleihen könnte. Die Karten würden jedenfalls in einigen Branchen neu gemischt.

Ich werde die Nachrichtenlage in Zukunft jedenfalls in diese Richtung hin verfolgen.

Was viele Jahre und Jahrzehnte utopisch und visionär klang, um nicht zu sagen verträumt, scheint nunmehr durchaus erreichbar zu sein.
Fest steht jedoch, dass dies auf mehrere Jahre und Jahrzehnte ausgelegte Entwicklungen sind und hier vielerlei Interessen vermengt sind.

Gruß Matthäus

Mario
11 Jahre zuvor

Hallo zusammen,

ich halte die Methanisierung in dem Zusammenhang für viel beachtenswerter. Theoretisch sollten damit die Energieprobleme der Zukunft gelöst sein. Es gibt meines Wissens schon Pilotanlagen in Deutschland z. Bsp. (http://blog.audi.de/2012/12/14/audi-baut-weltweit-erste-e-gas-anlage/).

Eigentlich eine Technologie der Zukunft. Wir können nur hoffen, dass die Fehler der Solarenergie nicht wiederholt werden (Subventionierung).

Schöne Pfingsten an alle
Mario

Markus
11 Jahre zuvor

Ausfallgarantien des Staates… ;-)
Ich dachte, diese tolle Option hatten und haben wir aktuell noch bei den Banken. Das treibt solche Blüten und Ausartungen, dass das ganze nichts mehr mit nachhaltig zu tun hat.

Beim gesunden Menschenverstand müsste man sich überlegen, ob die stolzen Depotstände und Renditeangaben, die viele (mich eingeschlossen) momentan proklamieren, nicht ein Antiindikator sind. ;-)

11 Jahre zuvor

Die Ausfallgarantien oder auch Rettungsbemühungen haben sich bewährt. Keine systemrelevante Bank und kein systemrelevanter Staat steht kurz vor dem Zusammenbruch.

Bei all dem Erfolg den die Krisenmanager also haben wundert es mich nicht, dass Dirk Müller nun auf die Idee kommt, dieses bewährte Vorgehen auch auf den Bereich der Energiewende auszuweiten.

Ich schreibe das komplett ironiefrei. Die Wirtschaft hat sich seit 2009 erholt, die Börsen sind rasant gestiegen und ein Auseinanderbrechen des Euro ist solange denkbar unwahrscheinlich, wie das bestehende Team aus Bundesregierung, EZB und EU-Kommission an der Macht ist.

Der gesunde Menschenverstand sagt mir des Weiteren, dass es Sinn macht, die Energiewende in allen Bereichen voranzutreiben, weil dann ja das Geld, das für Energie ausgegeben wird im Inland bleibt. Wenn auch nicht komplett, bedenkt man die Globalisierung. Andererseits will die EU die einheimische Wirtschaft schützen und Solarzellen aus China mit Zöllen belegen… zum einen ziemlich spät, zum anderen entgegen den Regeln der freien Marktwirtschaft in einer globalisierten Welt… Wie dem auch sei.

„Cui buno? – Wem nützt es?“ – Diese Frage, empfiehlt Müller, sollten sich seine Leser immer wieder stellen.

Die Energiewende nützt im Grunde fast niemandem. Der Staat müsste auf seine Mineralölsteuereinnahmen verzichten, angenommen die Automobilfirmen würden ihre Boliden tatsächlich auf Elektro, eGas, Wasserstoff etc. umrüsten. Die russischen Oligarchen stünden, genauso wie die arabischen Scheichs, komplett leer da. Die Energiewirtschaft stünde vor gewaltigen Umbrüchen, Stromkonzerne (E.On, RWE etc.) genauso wie Ölunternehmen (Shell,Exxon etc.)
Kein Lobbyist außerhalb des Green-Technology-Bereichs hat ein Interesse, dass es so weit kommt. Das rohstoffreiche Russland hat kein Interesse, dass es so weit kommt. Und auch die Vereinigten Staaten haben kein Interesse, dass es so weit kommt, weil Rohöl bekanntlich in (Petro-) Dollar gehandelt wird.

Und trotzdem soll sie durchgeführt werden!

Fazit: Müllers Krisenerklärungsansätze sind fragwürdig, das schrieb ich bereits oben. Aber „seine“ (Stichwort Grüne/Greenpeace/Al Gore etc.) Idee einer gesamteuropäischen Energiewende hat, konsequent zu Ende gedacht, etwas revolutionäres.

11 Jahre zuvor

„Nämlich indem die Staaten und die EU die Investitionen in die Erneuerbaren mit einer Art staatlichen Ausfallgarantie belegen. Also Investoren, Gläubiger und Eigentümer schützen und zusätzlich den Versicherungen/Pensionskassen etc. erlauben, ausfallsicher in diese Produkte zu investieren.“

Das ist sehr genau der Weg mit den sich die USA ihre Immobilienkrise eingehandelt haben.

Markus
11 Jahre zuvor

Die Subventionierung hat den „deutschen“ Solarfirmen was gebracht?
Selbst Bosch steigt aus dem defizitären Geschäft aus, da sie marktwirtschaftlich keine Chance gegen China-Module haben.
Wie viele einstige Solarriesen sind pleite oder kurz davor?
Als erstes stürzen sich alle Firmen wie die Aasgeier auf eine staatliche Garantie, irgendwann wird die Umlage zu teuer (eeg), die ehemals hohen Renditen werden geringer und kurz darauf kommen die Firmenpleiten wenn Förderungen gekürzt werden, weil sie immer noch nicht wettbewerbsfähig sind… Und die Allgemeinheit darf dafür zahlen und schimpft über steigende Preise… Das Energie aus den alternativen billiger oder umsonst ist, ist ein Ammenmärchen.
Garantierte Gewinne für wenige, subventioniert durch viele…
Um wie viel Prozent ist der Strompreis seit Beginn der Förderung der erneuerbaren Energien gestiegen?
Aber gut, wir machen einfach den selben Mist nochmal 20 Jahre und dann ist der Strom umsonst, weil niemand daran verdienen möchte…;-)

11 Jahre zuvor

Das die Grünen in den Umfragen aktuell bei 14% liegen wundert mich auch, berücksichtigt man ihre aktuellen Steuererhöhungspläne. Der Grünen-Wähler will also netto weniger in der Tasche haben und von dem Weniger auch noch mehr für Strom bezahlen, damit sein grünes Öko-Gewissen beruhigt ist. So sieht die grüne Revolution aus.

11 Jahre zuvor

@ Michael

Es geht um „deutlich“ schlechter als der Gesamtmarkt. Also nicht 2 bis 5%, sondern eher Werte von 20% und mehr. In den allermeisten Fällen kann bei dieser Größenordnung nicht von einer Unterbewertung ausgegangen werden, sondern um größere Probleme beim Unternehmen.

Sofern ein Wert deutlich besser als der Gesamtmarkt abschneidet, ist die Lage m.E. nach schwieriger zu beurteilen. Der Grat zwischen einem stark wachsendem Unternehmen und einer Übertreibung (wie wir z.B. bei Apple gesehen haben), ist ziemlich schmal.

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