Folgen Sie den besten Insidern. Das ist die Soros-Strategie!

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Bevor ich über eine Aktiengesellschaft schreibe, schaue ich mir an, was die Insider machen. Kaufen sie? Verkaufen sie? Oder tut sich einfach nichts? Mich interessiert das brennend. Man kann sich ein gutes Bild von einer Firma machen, wenn man die Insider versteht.
Ich verfolge eine Reihe von Insidern, die ein verdammt gutes Händchen haben beim Timing. Mich interessieren vor allem die Käufe. Bei Verkäufen mache ich mir in der Regel keinerlei Sorgen, weil es vollkommen normal ist, dass Aktien ab und an versilbert werden. Manager haben nämlich jede Menge Anteilsscheine, durch Optionen werden es automatisch mehr. Insofern ist es logisch, dass tendenziell mehr Stücke verkauft anstatt gekauft werden.
Wichtig ist mir die Historie der Zukäufe. Die Kernfrage für mich ist: Wann hat eine bestimmte Person gekauft und wie hat sich der Kurs anschließend entwickelt? Als einen exzellenten Käufer entdeckte ich Finanzvorstand Jürgen Buchsteiner von Brenntag. Bei dem Spezialchemiekonzern hat Buchsteiner ein ungewöhnlich gutes Fingerspitzengefühl bewiesen. Er kennt nicht nur das Unternehmen, er hat auch die Gabe die Börsenstimmung einzuschätzen wie kaum ein anderer. So deckte er sich im März und Mai 2010 mit 12.060 Stücken ein. Er zahlte knapp 50 Euro je Anteilsschein. Schauen Sie auf dem Chart (oben), der Kurs erreichte nur in dieser einen Phase (und beim IPO zum Emissionspreis) das niedrige Niveau und hob danach ab.
Buchsteiner ging abermals auf Schnäppchenjagd, als der Kurs Ende 2011 korrigierte. Sein Durchschnittskurs betrug damals 68 Euro. Seine neu erworbenen 5.763 Aktien hatten einen Gegenwert von rund 390.000 Euro. Nun liegt die Notiz ein paar Monate später bei 84 Euro, also viel höher. Buchsteiner hat seine Gefühle extrem unter Kontrolle. Wenn der Kurs am Steigen ist, ordert er kein Stück.
Wie kam ich auf die Idee, die besten Insider zu identifizieren und ihnen zu folgen? Es ist die Strategie von Hedgefonds-Legende George Soros. Soros hat Listen mit den phänomenalsten Insidern erstellt. Jedes Mal, wenn diese Personen Aktien kaufen, folgt Soros ihnen. Je mehr gute Deals die Insider in Folge gemacht haben, desto größer ist seine Wertschätzung. Auch ist es dem Milliardär natürlich recht, wenn die Insider stattliche Summen einsetzen.
Darüber hinaus können Sie bei den Insidern erkennen, wenn etwas im Busch ist. Bei Douglas fiel mir beispielsweise im Oktober 2011 positiv auf, dass die Familie Kreke im großen Stil Aktien kaufte. Für ungewöhnlich hohe Beträge stockten die Krekes ihr Paket auf. Monate später kam heraus, dass sich der MDAX-Konzern in einem feindlichen Übernahmekampf befindet. Einen guten Überblick gibt Ihnen die Website Insiderdaten.de.
In den USA finde ich es spannend, den Insidern bei den Pennystocks auf die Finger zu schauen. Denn bei den Mini-Firmen, die übrigens Soros ebenfalls in sein Herz geschlossen hat, reagieren die Kurse viel extremer. Sprich Sie können eine viel bessere Performance in kurzer Zeit in die Scheune fahren als mit den Blue Chips. Allerdings sind dafür die Risiken größer.
Nun schildere ich Ihnen zwei Beispiele aus dem Reich der Pennystocks. FriendFinder betreibt mehrere Dating-Portale, etliche sind ziemlich schlüpfrig. Auch diverse Penthouse-Seiten gehören zu dem „Social-Media“-Gemischtwarenladen. Die Firma betrat voriges Jahr das Börsenparkett. Der Kurs lag in der Spitze bei zehn Dollar. Dann folgte der Absturz. Weit unter die 1-Dollar-Latte plumpste das Papierchen. Rote Zahlen, gigantische Schulden und hohe Kosten waren die Ursache. Nachdem der Kurs stetig unterhalb von einem Dollar herumlungerte, informierte die Nasdaq das Unternehmen Mitte Januar 2012, dass das Delisting droht. Nach dem Motto: Eine schlechte Nachricht kommt selten allein.
FriendFinder war voriges Jahr mit einem Kursverlust von 92 Prozent das schlechteste IPO in den USA. Es roch nach einer Pleite für den Dating-Sex-Dienstleister. Mit fast einer halben Milliarde Dollar Schulden im Rucksack, wäre das auch kaum verwunderlich gewesen.
Die Führungsspitze entwickelte einen Plan und kündigte kurzerhand Kostensenkungen an. Mit der Folge: Der Kurs drehte nach oben, der Mini explodierte förmlich. Dieses Jahr zählt die Aktie mit einem Plus von 200 Prozent zu den besten Performern. Als der Kurs im Keller notierte, deckten sich natürlich die Insider ein. Da hätte man in der Tat dabei sein müssen.
Ich würde das Papier nach dieser atemberaubenden Rallye nicht mehr mit der Kneifzange anfassen. Die angekündigten Kostensenkungen sind recht schwammig formuliert. Womöglich ging es nur darum, eine gute Stimmung auf dem Parkett zu erzeugen, um einem Delisting zuvor zu kommen.
Die zweite Aktie, die ich intensiv beobachte, ist Cosi. Es handelt sich um eine kleine Bistro-Kette in den USA, die frisch gebackenes Brot, leckere Salate, Suppen und Kaffee anbietet. Ich gehe in das Restaurant sehr gerne. Doch seit Jahren steckt der Filialist in den roten Zahlen. Ständig kam es zu Wechseln im Vorstand. Nie gelang der Turnaround.
Im Herbst 2011 wurde bekannt, dass der ehemalige Vorstandschef von Burger King, Brad Blum, sich still und heimlich bei Cosi mit einem großen Aktienpaket eingedeckt hat. Vor wenigen Tagen meldete Cosi, jetzt gemeinsam mit Blum an dem Turnaround zu arbeiten. Die Insider haben bei Cosi immer exzellent abgeschnitten. Es ist erstaunlich. Sie gehen rein in den Titel unter 0,70 Dollar. Und verkaufen, sobald der Kurs 1,20 oder 1,47 Dollar erreicht. Ich bin den Insidern eine Zeitlang gefolgt und habe wirklich gut mit den Trades verdient. So viel, dass ich einige Monate an einem schönen Sandstrand überwintern könnte. Mein Twitter-Account deutet im November und Dezember 2009 an, dass ich das ausgebombte Papier interessant finde. Der Insider wegen. Auch in diesem Blog skizzierte ich mein Interesse an der Aktie, was ich eigentlich nicht mache.
Sie wissen, dass ich kein Trader bin. Aber bei Cosi war die Erfolgssträhne der Insider so genial gut, da bin ich ihnen einfach gefolgt. Ich halte derzeit keine Cosi-Papiere mehr. Kürzlich berichtete sogar das „Wall Street Journal“ über Cosi, obgleich es nur 136 Filialen gibt und die Börsenwaage winzige 55 Millionen Dollar anzeigt.
Ich werde in diesem Blog hin und wieder erklären, wie Sie am besten den Insidern folgen. Einen Rat kann ich Ihnen schon mal geben: Achten Sie darauf, was Brenntag-Vorstand Jürgen Buchsteiner macht. Wenn der sich wieder im großen Stil mit Aktien eindeckt, würde ich überlegen, ebenfalls zuzuschlagen.

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Anonym
12 Jahre zuvor

Ein excellenter Post, vielen Dank!

12 Jahre zuvor

Danke für das Lob.

Ich wollte einfach mal erklären, dass man den Insidern nicht blind folgen sollte, sondern nur die Besten unter ihnen kopieren sollte.

Es gibt nämlich ziemlich schlechte Insider. Eine „Katastrophe“ ist zum Beispiel MLP-Gründer Manfred Lautenschläger. Er kauft seine Aktien viel zu teuer ein. Lautenschläger ist ein genialer Unternehmer, aber kein guter Aktienkäufer.

12 Jahre zuvor

Ich kann mich dem Lob für den Post nur anschliessen! Besonders der Gedanke, die Insidertransaktionen bei Pennystocks zu verfolgen, scheint interessant – denn solche Aktien ignoriere ich bisher.

12 Jahre zuvor

Hallo Tim,
ich halte von diesem Vorgehen nicht viel, da man lieber seine eigenen Hausaufgaben machen sollte und sich nicht auf irgendwelche Unbekannten verlassen sollte.
Immerhin ist der Beweggrund nicht klar. Also wieso der Insider die Aktien kauft und was er damit vor hat. Es könnte so viele Gründe geben und rein auf so eine Tatsache könnte ich noch nicht einmal dem Zeigefinger zucken.

Fragen die viel interessanter sind, sind diese hier: Was ist das Unternehmen wert, wie viel wird es wert sein, wieso wird es vermutlich wieviel wert sein…

Viele Grüße, Christian

12 Jahre zuvor

Danke Peter aka Dr. No!

Ich bin derart begeistert von den Insider-Transaktionen, dass ich jeden Tag Listen durchgehe – auf der Suche nach spannenden Aktien.

Ein Insider-Profi, der für namhafte US-Hedgefonds als Dienstleister arbeitet, hat mir die Hintergründe erklärt. Das hat mir geholfen, das System von Soros und Co. besser zu verstehen. Es ist eben mehr als die reine Insider-Transaktion. Die Profis schauen auf die Performance der Insider.

Bei den Pennystocks ist die Signal-Wirkung von Zukäufen natürlich enorm. Es ist eine Art self-fulfilling prophecy, wobei niemand Geld zu verschenken hat. Insofern steckt schon viel Wahrheit in erheblichen Zukäufen. Vorstände können den Aktionären viel erzählen. Wenn sie jedoch ihr privates Geld einsetzen, dann wird die Story umso glaubwürdiger.

12 Jahre zuvor

Hi Christian,

Verstehe. Jeder muss seine eigene Strategie finden. Das sind nur Ideen hier. Und keine Handlungsanweisungen. insofern freut mich auch dieser Kommentar!

In der Regel kaufen Vorstände die eigene Aktie, weil sie die Papiere für unterbewertet halten. Und mit dem Zukauf wollen sie Geld verdienen.

Klar, es kann sein, dass ein Insider ein symbolisches Zeichen setzen möchte. Nach dem Motto: „Sehet alle her, ich glaube an die Firma!“

Eventuell kann es auch sein, dass sich ein Insider gegen eine Übernahme zur Wehr setzen möchte, wie das bei Douglas der Fall ist.

Daneben kann es weitere Gründe geben, die aber meiner Meinung nach eher selten sind (eigene Übernahmeabsicht, Machtspiele, Geltungsdrang etc.)

Beste Grüße
Tim

Dominik
9 Jahre zuvor

Hi Tim,

Ich bin jetzt erst auf Ihre Seite gestoßen und finde diesen Artikel sehr hilfreich. Sie erklären in Ihrem Artikel, dass man Insidern folgen soll. Da Ich erst seit kurzem an der Börse tätig bin weiß ich leider nicht wie und wo ich die von Ihnen genannten Insider finde und Ihnen folgen kann. Könnten Sie mir vielleicht einen Hinweis geben ob und wenn ja wo man Trades von gewissen Personen folgen kann.

Ich bin über jeden Hinweis und Hilfe dankbar.

 

Viele Grüße

 

Dominik

 

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