Mein Haus, mein Bausparvertrag, meine Betriebsrente

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Puh. Wie altmodisch: Eigenes Haus, Bausparvertrag, Betriebsrente. Das sind die beliebtesten Anlageformen der Deutschen. Das hat eine neue Studie des GfK Vereins ergeben. Da sind wir gleich am Knackpunkt: Wir Deutsche sind zu konservativ. Wir scheuen das Risiko und daher verzichten wir auf Rendite.
Natürlich ist es ratsam, vorsichtig zu sein. Zu sparen, zu arbeiten, ein Haus zu bauen etc. Aber je konservativer wir die Anlageformen wählen, desto weniger Rendite kommt eben dabei herum.
Auf den vorderen Plätzen der Deutschen landet noch das gute alte Gold (Rang 4) und das langweilige Tagesgeldkonto (Rang 5). Es folgt die private Kapitallebensversicherung auf Position 6. Erschreckend finde ich: Auf den hinteren Plätzen liegen abgeschlagen die Investmentfonds. Das traurige Schlusslicht bilden: Aktien. Gerade jetzt, nach einem verlorenen Jahrzehnt an der Börse, wäre es doch clever, die Aktien nach oben auf die Lieblingsliste zu setzen. Nach dem Motto: Buy low, sell high.
Aber was machen die Menschen? Sie gehen mit dem Trend. Erst wenn die Börse wie am Schnürchen nach oben gelaufen ist und ständig neue Rekordmarken markiert, dann klettert die Aktie in der Skala schrittweise nach oben.
Wenn die gefürchtete Inflationswelle denn wirklich eines Tages auf uns zurollen sollte, werden all die Festgelder, Sparbücher, Tagesgeldkonten, Bausparverträge ziemlich plattgewalzt. Die konservativsten Anleger leiden unter der Geldentwertung am heftigsten. Kennen Sie den Spruch „Cash ist King“ (das Foto machte ich von einer Spendenbox im Museum)? Das ist Quatsch. Cash ist eben nicht King, sondern ziemlich schädlich.
In den USA, in Polen und Schweden wird die Aktie als Anlageform viel beliebter. Zu Recht! Die Menschen nehmen hier die Realität einfach besser wahr. Die Aktie ist nämlich im langfristigen Schnitt nachweislich das attraktivste Asset mit Blick auf die Rendite.
Zu den schlimmsten Anlagefehlern, die selbst super-schlaue Menschen machen, zählen:
Zu spät mit dem (Aktien-)Sparen anfangen.
Der Herde folgen, ohne den Verstand einzusetzen. Zu machen, was Freunde, Verwandte, Kollegen, Nachbarn tun, ist brandgefährlich. Mutige schwimmen gegen den Strom. Klar, das muss man nicht unbedingt tun. Es genügt ja schon nicht bei jedem Hype dabei sein zu müssen. Wenn alle Börsianer wie im Rausch Internetbuden kaufen, kann man sich ja einfach fernhalten.
Zu viele Transaktionen. Vermeiden Sie es, Ihr Depot zu oft umzudrehen. Haben Sie mehr Geduld.
Zu konservativ bei der Anlageform. Seien Sie bei Ihren Investments mutiger. Wie gesagt, zu konservativ zu sein, schadet Ihnen, weil Sie auf Rendite verzichten. All Ihr Vermögen auf das Sparbuch zu legen, ist keine ideale Lösung. Denn der Zinseszinseffekt kann sich nicht so gut entfalten.
Zu früh das Geld in sichere Anlage umschichten. Es gibt diese Standardaussage, dass es ratsam ist, wenn man älter wird, sein Depot umzuschichten. Weg von Aktien und stattdessen rein in konservativere Anlagen wie Staatsanleihen. Das ist alles schön und gut. Fragen Sie sich aber, ob Sie das Geld wirklich brauchen? Wenn nicht, können Sie es ja in konservativen Dividendentiteln schlummern lassen, denn das bietet in der Regel mehr Rendite als Staatsanleihen versprechen. Bedenken Sie zudem, dass die Lebenserwartung gestiegen ist. Und vergessen Sie Ihre Erben (Familie und so weiter) nicht. Die Erben freuen sich langfristig über ein Aktiendepot sicherlich mehr als über einen Sparstrumpf, der vor 20 Jahren gefüllt worden ist – nur aus reiner Vorsichtsmanie. Milliardenjongleur Charles D. Ellis hat diesen Fehler in seinem Buch Winning the Losers Game: Zeitlose Strategien für Ihre erfolgreiche Geldanlage gut beschrieben. Der ins Deutsche übersetzte Börsenratgeber ist wirklich empfehlenswert.

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Heidi H.
12 Jahre zuvor

Bei aller kritik an den Deutschen ist es ein gewaltiger Unterschied ob Du als alleinverdiener mit 2 kindern monatlich eine miete zahlen musst die netto ein drittel deines einkommens frisst oder ob du als junger dynamischer Berufstätiger mit arbeitendem Partner sorgloser in den tag leben kannst.

12 Jahre zuvor

Hallo Heidi H.,

jemand der Kinder zu versorgen hat, dem bleibt oft weniger Geld für die Geldanlage übrig als Alleinstehenden mit einem erfolgreichen Berufsweg. D.h. der Vermögensaufbau dauert länger, ist aber – mit Einschränkungen – in vielen Fällen dennoch zu schaffen.

Worauf Tim Schäfer meiner Auffassung nach hinaus wollte, ist die mangelhafte Aktienkultur in Deutschland. Aktien werden oft gleichgesetzt mit kurzfristigen Spekulationen auf Kursgewinne.
Dass Aktien von global aufgestellten Unternehmen längerfristig Gewinne und vor allem auch regelmäßig schöne Dividendenzahlungen bringen, sehen viele Leute nicht. Wer unsicher ist, ob ein derzeit starkes Unternehmen auch in einigen Jahren noch so gut dasteht, kann selbst bei Aktien konservativ anlegen, indem er Anteile von Fonds (oder noch besser kostengünstige ETFs) kauft, die in derartige Unternehmen anlegen.

VG

12 Jahre zuvor

Hi Lars, danke für die exzellente Antwort!

Hi Heidi, ja klar! Es ist verdammt schwer zu sparen mit einer Familie, wenn das Einkommen gerade so reicht. Die Kunst besteht darin, es trotzdem zu versuchen. Ein langer Atem ist wichtig. Ich würde vermutlich auf einem Festgeldkonto anfangen mit dem Sparen. Jedes Mal, wenn Du 2.500 Euro zur Verfügung hast, würde ich eine Position eines hochsoliden Dividendenzahlers kaufen.

Selbstverständlich ist es wichtig, ein Cash-Notpolster für Krisenfälle jederzeit zur Verfügung zu haben. Auch was Lars empfahl, über einen kostengünstigen (Index)-Fonds nachzudenken ist sicherlich nicht verkehrt.

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