Der New Yorker Hedgefondsmanager Carl Icahn hat ein Übernahmeangebot für den Reinigungsmittelhersteller Clorox vorgelegt. Der Milliardär hält bereits knapp zehn Prozent des Grundkapitals. Sein Angebot stösst auf Skepsis. Die Finanzierungszusage der Investmentbank Jefferies klingt in meinen Augen nicht gerade überzeugend. Lesen Sie selbst die wachsweiche Bescheinigung seiner Bank (siehe unten auf dem Link).
Obwohl Icahn seine Offerte auf 80 Dollar je Aktie beziehungsweise 10,7 Milliarden Dollar erhöhte, glaube ich, der Hedgefondsmanager spielt nur mit der Öffentlichkeit. Er hofft, dass Rivalen wie Colgate-Palmolive oder Henkel auf seine Offerte reagieren und ein Bieterwettkampf folgt. Das wäre gut für Icahns Aktienpaket. Eine tatsächliche Übernahme strebt er meiner Meinung nach gar nicht an, zumal er einen solchen Deal vermutlich nicht einmal finanzieren könnte. Icahn ist ein Raider. Einer, der zig Übernahmeangebote unterbreitet und jedes Mal versuchen könnte, aus den Kursbewegungen Gewinn zu schlagen. Warten wir ab! Der Langfrist-Chart von Clorox sieht jedenfalls exzellent aus.
Clorox stellt unzählige Wasch- und Reinigungsmittel her. Der Markenanbieter aus dem kalifornischen Oakland ist solide. Mit 2,3 Milliarden Dollar sind die Nettoschulden angesichts von 5,5 Milliarden Dollar Umsatz vertretbar. Seit Jahren steigen die Umsätze. Selbst während der Wirtschaftskrise baute der Gigant sein Geschäft aus. Seit 34 Jahren in Folge klettert schon die Dividende. Derzeit rentiert die Dividende mit 3,3 Prozent. Nach Branchenprimus Procter & Gamble ist Clorox die Nummer zwei in den USA. Zum Portfolio zählen Lappen, Müllbeutel, Katzenstreu oder Toilettenputzmittel. Ich habe etliche Produkte im Schrank und in der Küche. Führend ist Clorox im Heimatmarkt bei Holzkohle (73 Prozent), Brita-Wasserfiltern (68 Prozent), flüssiger Bleiche (64 Prozent) und Desinfektionstüchern (49 Prozent). Selbst Soßen und Salatdressings produziert der 1913 gegründete Putz-Titan. In mehr als 100 Ländern sind die Kalifornier vertreten, jedoch stammen aus dem Inland noch immer 80 Prozent der Gesamteinnahmen. In Europa sind sie praktisch nicht präsent. Die schwache Auslandspräsenz sehen viele an der Wall Street kritisch. Daher rechnet kaum jemand mit einem Gegenangebot. Immerhin fassten die Kalifornier in wachstumsstarken Ländern Lateinamerikas und Asiens Fuss. Wenn Icahn keine Offerte eines Konkurrenten provoziert, steht er mit leeren Händen da. Was macht er dann? Er bereitet vermutlich längst die nächste Offerte vor.
Im Geschäftsjahr 2009/10 (30. Juni) baute Clorox seinen Umsatz von 5,4 auf 5,5 Milliarden Dollar aus. Der Überschuss kam von 537 auf 603 Millionen Dollar voran. Mit 10,9 Prozent ist die Nettoumsatzrendite blitzsauber. Seit drei Jahren in Folge sprudelt stets ein operativer Cashflow von mehr als 700 Millionen Dollar. Übrigens schrieb ich kürzlich für „Euro am Sonntag“ über die jüngsten Insiderskandale an der Wall Street. Dutzende Hegefonds-Trader sind verhaftet worden. Ihnen drohen beinharte Gefängnisstrafen.
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