Ich war auf einer Reise in die Südstaaten. Ich begleitete den Vorstand eines deutschen Konzerns. Jetzt bin ich wieder zurück in New York. Leider konnte ich in der Zwischenzeit keinen neuen Blogeintrag schreiben. Es war schlichtweg zu stressig. Langsam wird es in New York sommerlich warm. Am Mittwoch strahlte die Sonne. Passend zum guten Wetter erholte sich die Wall Street ein wenig von ihren jüngsten Verlusten. Der Sender CNBC huldigte den ganzen Tag den verstorbenen Moderator Mark Haines. Ich war nie ein großer Fan des CNBC-Fernsehjournalisten. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich der 65-jährige kaum auf seine allmorgendliche Sendung vorbereitet hatte. Seine Kommentare und Interviews wirkten kantig, ja fast maulig, motzig. Eines aber konnte Haines brilliant: Er gab den Zuschauern eine Richtung vor. Er konnte aufgrund seiner Börsenerfahrung und seines hohen Alters die Zusammenhänge gut herausarbeiten. Wenn sich die Wall Street im Freundentaummel befand und von einem Hoch zum nächsten stürmte, riet der Moderator zur Vorsicht. Als der Markt im Zuge der Finanzkrise in den freien Fall überging, macht Haines den Menschen Mut, er nahm ihnen nicht die Hoffnung. Das ist genau das, was an der Börse wichtig ist. Denn die Horde macht stets das Falsche. Sie kauft dann wie verrückt Aktien, wenn wir auf Rekordständen notieren. Kommt es zum Crash, wirft die Masse ihre Aktien zu Tiefstständen auf den Markt, wenn es eigentlich an der Zeit wäre einzusteigen. Diese Zusammenhänge kann der Sender CNBC exzellent herausarbeiten.
Im Grunde genommen schneidet die Masse grottenschlecht an der Börse ab, weil sie sich von Angst, Gier und Herdenverhalten treiben lässt. Manch ein Aktiensparer hat diese schlechten Erfahrungen gemacht und erkannt, dass das Timing verdammt schwierig ist. Die Einsicht ist ja gut. Aber als Ausweg aus dem Dilemma setzen viele statt auf die eigenständige Aktienauswahl nach dem Konzept des Buy and Hold lieber auf einen Fonds oder ein Zertifikat. Die Hoffnung, damit das Kernproblem zu lösen, trügt. Problematisch ist nämlich: Bei Fonds und Zertifikaten werden bestimmte Themen auch zur falschen Zeit gewählt. Immobilienfonds gehen weg wie geschnitten Brot, wenn der Immobilienmarkt boomt. Jetzt, da Gold auf Rekordstände jagt, kaufen die Menschen wie im Rausch Goldmünzen, Goldminen und Gold-Zertifikate. Jedenfalls nervt mich die aggressive Fernsehwerbung der Münzhändler in den USA. Wenn sich alle sicher im Gold fühlen, dann ist wohl die Zeit des Absturzes gekommen. Hedgefondslegende George Soros rechnet mit dem Gold-Crash in Kürze. Daher hat sich der New Yorker Milliardär in den vergangenen Monaten von seinen Goldinvestments getrennt. Mal sehen, wann das gelbe Edelmetall abstürzt. Die Rallye kann vielleicht ein Jahr oder länger weiter gehen. Spekulant John Paulson hält indes an seinen Minenaktien fest. Irgendwann muss aber der Absturz folgen. So funktioniert nun mal die Börse.
Am Aktienmarkt selbst sehe ich keine Übertreibung. Die Großkonzerne sitzen auf gigantischen Cashbeständen, sie zahlen schöne Dividenden und die Bewertungen (KGVs) erscheinen mir nicht zu hoch. Die Auftragsbücher sind voll, Umsatz und Ergebnis steigen. Vor allem hat die breite Masse den Aktienmarkt bis dato noch nicht entdeckt. Wenn alle wild auf Aktien sind und täglich neue Börsengänge über die Bühne gehen, ist der nächste Crash nicht mehr fern. Aber bis dahin scheint es noch zu dauern. Hier finden Sie acht spannende Aktien, auf die Warren Buffett setzt und die alle eine Dividendenrendite von mehr als drei Prozent abwerfen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Auswahl von hochsoliden Einzelaktien langfristig mehr einbringt, als der Kauf von aktiv gemangten Aktienfonds oder Zertifikaten. Es gibt Zertifikate, die weisen Kosten von bis zu 20 Prozent aus. Ich frage mich, wie können Anleger mit einem solchen Gebührenmonster überhaupt Geld verdienen? Entschuldigung, aber so etwas ist die reinste Abzocke. Wie können Banken derart dreist ihre Kunden über den Tisch ziehen? Es ist höchste Eisenbahn, dass die Regierung beziehungsweise der Gesetzgeber hier eingreift. Die Branche ist offenbar nicht auf freiwilliger Basis in der Lage sich fair zu verhalten. Wer mehr zur Gebührenfalle Zertifikate lesen will, wird in diesem umfangreichen Handelsblatt-Artikel fündig.
Die Masse macht immer das Falsche, Vorsicht vor Zertifikaten
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Hallo Tim,
über die Entwicklung des Goldpreises staune ich selbst auch aber irgendwann wird der Goldpreis wieder zurückgehen. Nur die Frage ist wann und von welchem Niveau aus und wie weit wird er wieder zurückgehen. Als ich von den Goldverkäufen von Soros gelesen habe, habe ich mich auch gefragt, ob es jetzt Zeit ist, dass der Goldpreis wieder sinkt. Ich denke, mann muss bei den Goldverkäufen von Soros differenzierter hinschauen. Hat Soros physisches Gold verkauft? Ich weiß es nicht. Bekannt ist, dass er Anteile an Gold-ETFs verkauft hat, die mit Gold hinterlegt sind (?). Zum anderen hat er in seinem Aktiendepot Gold-Minen umgeschichtet. Wenn er so negativ für Gold wäre, dann hätte er wohl nicht weiter in Gold-Minen investiert. Ich denke, man kann nicht pauschal sagen, dass die Zeit für den Goldverkauf schon vorbei ist. Vorsichtig (so wie Soros)muss man aber auf jeden Fall sein, wenn man auf diesem Niveau noch in diese Assetklasse investiert will. Notenbanken wie die von Mexiko, Thailand und Russland habe kürzlich Gold in größeren Mengen gekauft. Hier muss man auch nach dem Warum fragen.
Grüße
Max B
Danke Max. Super Beitrag! Klar, der Goldpreis kann auf 2.000 oder 3.000 Dollar explodieren. Warum kaufen Entwicklungsländer Gold? Warum Mexiko? Warum China? …. Sie wollen damit zeigen: Schaut her, wir haben eine stabile Währung. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen. Es ist sicherlich nicht als reine Geldanlage gedacht.
Hallo Tim,
auch wenn vieles was über Zertifikate in den Links gesagt wurde absolut stimmt, so kann ich den generellen Zertifikatepessimismus nicht teilen. Ich verfolge das Thema Zertifikate anhand einiger Zertifikatenewsletter schon seit 2003 und teile die Ansicht von Röhl/Heussinger, dass es sich hierbei um eine echte Emanzipation der Geldanlage handelt.
Bsp: Ein Freund wurde mal auf der Hausbank von so einem Dolm ins Lächerliche gezogen weil er vor Jahren in Uran investieren wollte (mit dem Hinweis auf Schwierigkeiten bezüglich physischer Übergabe – sehr lustig). Den Boom hat er natürlich versäumt, aber Rohstoffzertifikate für jedermann, schon mit geringen Beträgen und jederzeitigem Kauf & Verkauf und laufender (oder mindestens 1x/Tag) Kursnotierung während der Börsezeiten waren damals auch für Uran und Uranexplorationsfirmen längst schon am Markt.
Also sowohl die Möglichkeit in frühere nicht mögliche Assetklassen als Kleinanleger einzusteigen als auch Zertifikate für spezielle Marktsituationen zu nutzen sind dadurch enorm gestiegen und haben den Kleinanleger aus der früheren Fondsabhängigkeit befreit (die aber auch in gewissen Bereichen/Themen durchaus Berechtigung haben – Schwellenländeranleihefonds z.B.) .
Mit Discountzertifikate, Bonuszertifikate (auch revers Bonus), mit Short Zertifikaten, Bandbreitenzertifikat z.B. auf den DAX, in Ö noch steuerfereie Hebel-Turbozertifikate gibt es für jede Marktsituation Gelegenheiten zu nutzen – aber ein wenig Wissen & Beschäftigung ist erforderlich.
-> Denn leider stimmt die erwähnte Vereinnahmung durch die Finanzindustrie in Richtung Kostenintransparenz, komplizierte Konstrukte, teure Garantiezertifikate, gelegentliche Abzockperformancekosten wie bei manchen (Hedge-)Fonds etc.
Sinnvoll wäre daher die Einführung einer verpflichtenden Bekanntgabe der TER (Total Expense Ratio) wie bei den Fonds und ebenso der eindeutige Spreadausweis beim Kauf.
Da sich ja die meisten angeblich Garantiezertifikate aufschwatzen lassen, hat die Finanzvertriebsindustrie natürlich wieder neue Opfer gefunden.
Resümee: Zertifikate sind durchaus eine Bereicherung für Kleinanleger – aber auf mögliche Fallen (Kosten) muss man trotzdem aufpassen – das erklären die Links ja ganz gut.
Übrigens eine meiner Lieblingssuchseiten- hier (keine Werbung): http://www.baadermarkets.de/DE/index.aspx?pageID=106
Beste Grüße nach N.Y.
Hubsen
Hubsen, es gibt sicherlich Produkte mit fairen Kostenstrukturen. Wenn ich aber bei manch einem Zertifikat lese, dass fünf Prozent Performancegbühr pro Quartal (!) kassiert werden – neben all den anderen Zusatzkosten, dann ist das der Wahnsinn. Sie haben ja weitere versteckte Kosten. Verkaufsprovision, Managementprovision etc. Vergessen Sie nicht die Opportunitätskosten: Wenn es sich zum Beispiel um ein Zertifikat auf Standardwerte handelt, entfallen ja die Dividenden. Mehr dazu in diesem Artikel:
http://www.n-tv.de/ratgeber/Versteckte-Kosten-trueben-Bild-article217509.html Beste Grüsse und schönes Wochenende
Hubsen, die Leute sollen selbst Ihre Geldanlage in die Hand nehmen. Die Händler und Emittenten, die dazwischen geschaltet sind (Banken, Fonds, Zertifikate-Jungs), verfolgen nicht in erster Linie die Interessen der Kunden. Sie verfolgen ureigene Ziele, das Ziel der Gewinnmaximierung. Warum nicht einfach einen großen, führenden Uran-Explorer kaufen, der börsennotiert ist? Ein kleines Paket kann man durchaus ins Depot mischen, wenn man von Uran überzeugt ist. Wir müssen uns aber alle frei von der Vorstellung machen, dass uns irgendjemand ehrlich und fair behandelt. Die Emittenten wollen unser Geld. Es geht um Ausgabeaufschläge, es geht um Provisionen und extrem fette Gebühren. In meinen Augen sieht das in manch einem Fall gar wie Wucher aus.
Hallo Tim,
bei den teilweise Kosten-Auswüchsen im Zertifikatesektor bin ich bei Ihnen und den in den Artikeln aufgezeigten Mängeln.
…und JA
ein verpflichtender Kostenausweis „TER“ (= Total Expense Ratio = Gesamtkosten) wie bei den Fonds wäre zu fordern!
das ändert aber nichts an der prinzipiellen Sinnhaftigkeit /Nützlichkeit der Zertifikate, als Investmentvehikel!
Wegen Madoffs Primeo-Fonds und der sehr oft üblichen hohen Fondskosten wir man ja auch nicht allen Fonds pauschal die Sinnhaftigkeit als Investmentvehikel absprechen (Z.B. nützliche Schwellenländer-Anleihefonds)
…und auch bei Aktien wird man nicht bei einzelnen Unregelmäßigkeiten (Enron, Immofinanz, …oder wie war das noch mit dem damals designierten Stellvertreter Warren Buffets?) nicht pauschal alle Aktien als Investmentvehikel in Frage stellen.
Mit Zertifikaten kann man die Geldanlage durchaus selbst in die Hand nehmen! – denn die Infos sind alle frei beim verfügbar.
In einen Performance-Index (DAX) gehen mit Zertifikate keine Dividende verloren (nur bei den häufigeren Preisindices!)
und ein DAX-Indexzertifikat hat z.B. sehr geringe Spreads (An-und Vkf.-Kosten)und strotzt mit der laufenden Kursnotierung nur so von echter Transparenz (Bsp. DAX-Kurs 7.310 Zertifikatekurs(e) VKF 0,73/ AK 0,74)
Röhl* und Heussinger (*habe selbst mal einen Klasse-Vortrag live miterlebt) haben 2003 ein wegweisendes Buch geschrieben: „Generation Zertifikate Generation Zertifikate – die Emanzipation der Geldanlage – Lassen Sie die Börsenlügen hinter sich und beherrschen sie den Markt“ von dem eine Amazonrezension so lautet:
Mein erstes Börsenbuch war „Souverän investieren mit Indexfonds … von Kommer“. Ein hervorragendes Buch. In den folgenden Monaten gönnte ich mir noch fünf weitere Bücher und las „Generation Zertifikate“. Beide Bücher sollten nach meiner Meinung als Paket verkauft werden.
Ich kenne zwar nur das (veraltete)Vorgängerbuch aus 2001 „Intelligent investieren mit Zertifikaten“ , aber das hat mir schon die Augen geöffnet.
Auf ihr neuestes Werk: „Aufgedeckt!: Wie Sie die Tricks der Finanzindustrie enttarnen und die Souveränität über Ihr Vermögen zurückgewinnen“ darf man also durchaus gespannt sein! ->
…diese „Jungs“ sind also keine Zertifikatevertriebler sondern Börsenkenner (die Werbung mache ich gerne mit gutem Gewissen).
Beste Grüße nach N.Y.!
Hubsen
PS:
Um konkret und nicht theoretisch zu sein:
Bei meinen persönlichen Praxiserfahrungen (mit Fonds, Aktien und Hebel-Bonus-Discount-Index Zertifikaten habe ich:
-> wertmäßig am meisten mit ganz wenigen Aktien verloren (und vor allem auch mit damals guten! wie Immofinanz, (heute auch wieder gut aber nur mehr mit 25% des Höchstwertes), MEL, Conwert und ein paar Rohrkrepierer (Thiel,Update…) an die ich viel zu lange geglaubt/festgehalten habe…
-> also hohe Aktienverluste trotz allgemein sehr guter Gewinner-Rate bei meiner Aktienauswahl!
Mit Fonds (vor Existenz der ETFs) habe ich vor knapp 10 Jahren auch sehr viel verloren (auch mit dem Templeton Valueinvesting, Fidelity & Co.),
…nur mit Zertifikaten bin ich absolut gesehen im Plus (hat in etwa meine früheren Fondsverluste kompensiert)
Also jeder hat – indivduell verschieden – für ein anderes Anlagevehikel ein mehr oder weniger „gutes Händchen“ – verbunden mit dem nötigen eigenen Know How, kann man alle Vehikel zu seinem Vorteil nutzen und viele Fallen vermeiden.
wichtiger Nachtrag:
in Zeiten wie diesen (Staatsschuldenkrise – und manche Banken als gefährdete Anleiheinhaber) natürlich das Emittentenrisiko! bei Zertifikate einkalkulieren -> dieses entfällt ja gänzlich bei Aktien, Fonds und ETFs (ausgenommen bei den nicht voll replizierenden ETFs -> aber dort auch nur etwa 10%)
Hubsen, danke für Ihre Anmerkungen. Wie immer sind sie eine wunderbare Ergänzung zum Blog. Zunächst einmal: Christian Röhl und seinen Geschäftspartner habe ich schon in Frankfurt vor etlichen Jahren interviewt. Das sind sehr clevere, erfolgreiche Geschäftsleute. Hubsen, dass Sie mit Zertifikaten gut abgeschnitten haben, ist super. Grundsätzlich ist es ja ratsam auf Indizes zu setzen. Das kann jeder mit ETFs oder Zertifikaten tun. Indexfonds schlagen meistens die aktiven Fondsmanager oder die individuellen Einzelinvestments der Anleger. Warum? Die Antwort ist einfach: Durch den Index sinkt das Risiko von einzelnen Missgriffen. Ein Index kann nicht pleite gehen, aber eine Hypo Real Estate oder Lehman Brothers dagegen schon. Das Hubsen, das haben Sie gut erklärt. Ich möchte mit meinem Blog zum Nachdenken anregen. Jeder sollte sich im Klaren darüber sein, welche Rolle die Bank und der Emittent solcher Papiere spielen. Die Banken verfolgen Gewinnerzielungsabsichten. Mit den Zielen der Anleger stimmt das selten überein. Das Geschäftsmodell der Banken ist nicht transparent für den Sparer gestaltet. Eigentlich sollte ja der Bankberater wie ein Treuhänder fungieren, dem ich mein Geld anvertraue. Wie ein Rechtsanwalt, der mich vertritt. Aber dieser Aufgabe wird mein Banker nicht gerecht. Insofern sollten wir uns Gedanken über die Produkte machen, die wir im Depot haben. Wie viel kassiert die Bank? Welche Gebühren kriegt der Emittent? Wer hat welche Interessen?