Vorsicht vor den Wachstumswundern und Lieblingen der Masse

Wann sollten Sie als Privatanleger zuschlagen? Am besten dann, wenn extremer Pessimismus über den Börsenmarkt oder eine einzelne Firma hereinbricht. Großkonzerne mit einem mächtigen Niederlassungsnetz und einer über 100 Jahre herangereiften Marke überstehen selbst heftige Krisen. Gefallene Engel, einstige Lieblinge der Börse, werden gerne übertrieben abgestraft. Der Markt reagiert nach oben wie nach unten extrem. Wenn eine Firma unterhalb des Buchwerts notiert, dann lohnt es sich in der Regel, zuzuschlagen. Auch eine Dividendenrendite von fünf Prozent und mehr sollte Sie zum Recherchieren veranlassen. Das kann ein exzellentes Schnäppchen beziehungsweise ein lukratives Langfristinvestment sein. Warren Buffett kauft übrigens auch etliche Firmen, die nahe des Allzeithochs notieren. Das ist kein Ausschlusskriterium für bahnbrechende Renditen. Vor schönen Chartverläufen nach oben sollten Sie also nicht grundsätzlich zurückschrecken. Auch solche Aktien sind gut. Buffetts jüngste Milliarden-Übernahme der Spezialchemiefirma Lubrizol zeigt dies deutlich. Ich persönlich finde es immer gut, wenn die Vorstände und Aufsichtsräte, sprich die Insider, große Aktienpakete halten. Das motiviert die Manager, ihre Firma nach vorne zu bringen. Die Manager setzen dann nicht leichtfertig die Firma an die Wand. Am besten gefallen mir Familienunternehmen. Schön konnten Sie den Zusammenhalt bei den beiden Familienstämmen Piech und Porsche sehen: Als deren Sportwagenimperium am Abgrund stand, da rafften sich alle zusammen und retteten die PS-Dynastie. Im GEX, dem German Entrepreneurial Index, finde ich immer gute Aktien-Ideen. Hier können Sie sich die Einzelwerte des Indexes anschauen.
Um was mache ich einen Bogen? Ich meide Aktien, die auf der Lieblingsliste aller stehen. Wenn alle glauben, das ist eine phantastische Aktie, dann ist es für einen Einstieg viel zu spät. Solche Lieblingsaktien der Masse sind überteuert und reif für eine heftige Korrektur. Was meide ich außerdem? Aktien mit wahnsinniger Wachstumsphantasie stoßen eines Tages an Grenzen. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel! Eines Tages lässt die Nachfrage einfach nach oder ein smarter Konkurrent kreuzt auf und übernimmt die Führung. Dann stürzen solche Überflieger ab. Also besser lassen Sie die Wachstumswunder links liegen. Statt Everbodys Darling nehmen Sie lieber ein Unternehmen mit Ecken und Kanten. Mir ist ein Unternehmen lieber, das verlässlich um fünf bis acht Prozent jährlich wächst, als eines, das um 100 Prozent explodiert – und keiner weiß, wie lange das noch so weiter geht.

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