Heute habe ich Ihnen 60 Börsentipps zusammengestellt. Ich möchte Ihnen aufzeigen, wie eine erfolgreiche Strategie funktioniert. Seien Sie grundsätzlich immer skeptisch, wenn Ihnen jemand ein „Erfolgsrezept“ verkaufen will, mit dem man schnell ohne Risiko reich werden kann. Das gibt es nämlich nicht.
Beim Value Investing handelt es sich um eine sehr langwierige Angelegenheit. Schnelle Konzepte funktionieren leider nicht. Wenn Ihnen jemand künstliche Finanzprodukte aufschwatzen will, seien Sie vorsichtig. Manchmal ist nur dem Verkäufer der Produkte geholfen, dem Anleger jedoch nicht. Ich bin ein großer Anhänger von direkten Investments in Unternehmen, sprich Aktien. Hier nun meine 60 Börsentipps:
1. Seien Sie zuversichtlich. Die Börse steigt langfristig. Der Dow Jones Index befindet sich seit über 100 Jahren in einem Aufwärtstrend. Der Index startete in den 1890er Jahren bei 40 Punkten. Heute steht der Index bei ca. 13.000. Auch bei den europäischen Indizes geht es trotz Krisen langfristig nur nach oben.
2. Denken und handeln Sie langfristig. Vermeiden Sie es, zu häufig zu traden.
3. Sparen Sie regelmässig in Aktien.
4. Fokussieren Sie sich auf solide Qualitätstitel.
5. Dividenden bilden eine schöne Nebeneinnahme.
6. Streuen Sie Ihr Depot. Verschiedene Sektoren, Länder, Währungen sind ratsam.
7. Allerdings achten Sie darauf, sich nicht zu verzetteln. 15 bis 20 Aktienpositionen sind durchaus ausreichend. Haben Sie weiteres Geld zur Anlage zur Verfügung, stocken Sie Ihre Bestände auf.
8. Haben Sie gute Aktien, vermeiden Sie unbedingt Verkäufe. Auch Krisenphasen können Sie aussitzen. Das haben die Krisen etwa von BP oder JPMorgan Chase gezeigt.
9. Verkäufe kosten Transaktionsgebühren.
10. Verkäufe lösen eine Steuerschuld aus. Unbedingt vermeiden.
11. Glauben Sie nicht all den Mist, den Bekannte erzählen. Ja, jeder ist so erfolgreich mit dem Trading. Alles blödes Zeug. 90 Prozent sind Verlierer. Es ist ein Glücksspiel. Die Menschen neigen dazu, ihre Fehler auszublenden. Es dient dem Selbstschutz, sonst wäre das Selbstwertgefühl im Keller. Ich kenne so jemanden: Immer wenn ich ihn sehe, erzählt er mir, was er gerade von seinen Aktiengewinnen gekauft hat (Auto, Urlaub, Computer etc.). Ich kann den Blödsinn echt nicht mehr hören. (Nur ganz wenige Trader schaffen es, besser als der Markt abzuschneiden.)
12. Trader leben in einer Phantasie-Welt. Sie bauen sich ihren Traum auf. Im Spielkasino gibt es Chips – kein Bargeld. So wird verborgen, dass Sie ihr Geld verzocken. Der Spielkasinobetreiber ist reich, nicht der Spieler. Bei Börsenspielen wird gerne ausführlich über die Gewinner berichtet, nie über die vielen Verlierer. Achten Sie auch auf die Verlierer.
13. Denken Sie doch mal nach, was Aktien sind: Es sind Firmenanteile und keine Lottoscheine.
14. Vermeiden Sie es, jedem heißen Trend (Biotech, Nanotech, Soziale Medien, Solar, Internet etc.) hinterherzujagen.
15. Was gerade ein heißes Anlagethema ist, muss nicht unbedingt in ein paar Jahren hipp sein. Traditionsreiche Unternehmen haben ihren Reiz.
16. Führen Sie Ihr Depot bei einer kostengünstigen Direktbank beziehungsweise Discountbroker.
17. Achten Sie darauf, dass Ihre Order nicht zu klein ist, weil sonst die Ordergebühren im Verhältnis zum investierten Betrag zu groß ist.
18. Legen Sie nur Geld an der Börse an, das Sie mittelfristig nicht brauchen.
19. Kaufen Sie keine Aktien auf Pump.
20. Machen Sie keine Schulden. Das ist Gift für Ihr Vermögen.
21. Haben Sie immer eine kleine Bargeldreserve. Aber nicht zu viel.
22. Profitable Firmen sind natürlich besser als defizitäre.
23. Nicht jeder Turnaround glückt.
24. Anerkannte und führende Unternehmen haben einen Vorteil.
25. Hochdefizitäre Forschungs-, Minen- oder Technologiefirmen mögen zwar nach einem spannenden Wirkstoff, Rohstoff oder Lösung suchen, ob aber der Treffer gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Daher sollten Sie extrem vorsichtig sein.
26. Hohe Schulden, ständige Managementwechsel und Qualitätsprobleme sind Alarmsignale. Meiden Sie solche Firmen.
27. Schillers Spruch hat auch für die Börse seine Bedeutung: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
28. Nehmen Sie Ihren Favoriten unter die Lupe, bevor Sie einsteigen. Lassen Sie sich Zeit, bevor Sie einsteigen.
29. Informieren Sie sich intensiv, bevor Sie einsteigen. Je mehr Sie wissen, desto besser.
30. Schauen Sie sich die Investor-Relations-Seite im Internet an.
31. Kaufen Sie nur, was Sie kennen und verstehen! In diesem Spruch steckt viel Weisheit.
32. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sollte nicht zu teuer sein. Als Faustformel gilt ein KGV von mehr als 25 ist recht ambitioniert.
33. Die Eigenkapitalrendite ist eine wichtige Erfolgskennziffer, sie steht für Qualität. Unternehmen, die 20 Prozent Eigenkapitalrendite (und mehr) erwirtschaften, sind in der Regel hochsolide.
34. Eine Dividendenkontinuität spricht für sich. Eine stabile, großzügige Ausschüttungspolitik ist ein gutes Zeichen.
35. Allerdings ist eine Ausschüttungsquote von 90 oder 100 Prozent zu viel des Guten.
36. Ich halte Ausschüttungsquoten zwischen 40 und 60 Prozent für ideal.
37. Neben den reinen Fakten hören Sie auf Ihre Intuition. Was sagt Ihre innere Stimme?
38. Lesen viel über die Börse und Ihre Aktienfavoriten. Online, Bücher, Magazine, Zeitungen etc.
39. Achten Sie auf die Insider. Kaufen Insider im großen Stil zum aktuellen Börsenpreis, ist das ein gutes Signal.
40. Wenn Großaktionäre und Insider im großen Stil aussteigen, kann das ein Alarmzeichen sein. Muss aber nicht.
41. Wie ist die Reputation von Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeitern? Ein guter Ruf hilft.
42. Affären, Skandale, Gesetzesbrüche können gefährlich werden, müssen aber nicht. Passen Sie auf, dass Ihre Gesellschaft nicht in Ihrer Existenz gefährdet werden kann.
43. Hängt ein Unternehmen von Subventionen ab, besteht immer eine Ungewissheit über den Fortbestand der Zuschüsse. Das sollten Sie stets berücksichtigen. Der Niedergang der deutschen Solarzellenhersteller zeigt klar die Gefahren von Subventionen.
44. Hohe Margen sind ein gutes Signal. Je mehr Cent ein Unternehmen pro 1,00 Euro Umsatz verdient, desto besser. Blicken Sie sowohl auf die operative Marge (Ebit) als auch die Nettomarge. Vergleichen Sie die erzielte Marge mit anderen Branchenvertretern.
45. Aktienrückkäufe sind ein gutes Signal. Wenn das Management von solchen Programmen Gebrauch macht, ist das ein Zeichen, dass man die Aktie für unterbewertet einstuft.
46. Einen exzellenten Anleger macht aus, eine Durststrecke durchstehen zu können. Diese Ansicht vertritt der berühmte Fondsmanager Jean Marie Eveillard, den ich übrigens schon in New York getroffen habe.
47. Selbst Qualitätsaktien wie Nestlé, Heineken, Colgate Palmolive, P&G, Unilever, Microsoft, Exxon usw. haben ab und an schwierige Phasen durchzustehen. Geduld ist also Trumpf.
48. Ein konservatives Management, das nicht zu viel riskiert und sich auf das Kerngeschäft fokussiert, ist von Vorteil.
49. Brisant sind Vorstände, die reihenweise Konkurrenten übernehmen. Das kann schiefgehen. Daimlers Akquisition von Chrysler entpuppte sich beispielsweise als Desaster ebenso der feindliche Übernahmeversuch von Porsche auf die zig Mal so große VW AG. Meiden Sie Unternehmen, die größenwahnsinnige Manager haben.
50. Bescheidene Manager sind ideal. Warren Buffett verdiente eine lange Zeit nur 100.000 Dollar pro Jahr als Vorstandschef von Berkshire Hathaway. Er ist der beste Anleger aller Zeiten. Vergleichen Sie Buffetts Gehalt mit den üppigen Millionengehältern von Fondsmanagern und Vorständen.
51. Gut sind auch familiendominierte Betriebe. Die gehen weniger Risiken ein und sind an einem langfristigen Erfolgskurs interessiert, statt auf kurzfristigen Jubelmeldungen aus.
52. Zu viele Aktienoptionen sind Gift für die Aktionäre, weil das Grundkapital damit nur verwässert wird. Gierige Manager sind gefährlich – wie die Finanzkrise gezeigt hat.
53. Passen Sie auf, wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein.
54. Ein KGV von vier ist Unfug. Da muss irgendwo ein Problem vorhanden sein.
55. Kaufen Sie keine IPOs.
56. Seien Sie sehr konservativ bei der Aktienauswahl.
57. Je traditionsreicher, je bekannter, je beliebter ein Produkt bzw. Dienstleistung ist, desto besser. Qualität zahlt sich aus.
58. Ich gebe Ihnen hier einige Langfristcharts mit auf den Weg. Es kommt natürlich auf den Zinseszinseffekt an. Je länger Sie dabei bleiben, desto besser. Denn die Wirtschaft wächst im langfristigen Schnitt um drei Prozent. Selbst Krisen sind hierin schon eingerechnet.
59. Schauen Sie sich den Langfrist-Chart von Pepsi oder den Chart von Exxon Mobil an. Solche Aktien in Ihrem Depot sind auf Dauer die reinsten Gelddruckmaschinen. Ich könnte Ihnen hier hunderte solcher Charts reinstellen.
60. Seien Sie bei strukturierten Produkten und Fonds vorsichtig, denn diese kosten eine Stange Geld.
Punkt 61:
Wenn möglich, besuchen Sie Hauptversammlungen. Es kann nicht schaden, die Firmenlenker mal persönlich zu sehen.
VG
Regel 62: Diesen und vorallem meinen Blog besuchen :)
Danke Anna! Danke Ulrich!
Mit Eurer Hilfe könnte ich noch 100 Tipps draus machen.
Ulrich, Dein Blog ist super. Weiter so!
Spannend fand ich u.a. diesen Beitrag über die Firmen-Abspaltungen in den USA: http://www.valueblog.de/?p=1396
Viele Grüße
Tim
Hi,
leider greift bei Abspaltungen erst einmal der deutsche Fiskus kräftig zu, habe es vor kurzem bei ConocoPhillips erlebt. Hoffentlich kanns die Steuererklärung richten.
Schönen Sonntag noch
Hallo Tim,
zu Punkt 12:
Ich glaube einmal ein Zitat von A. Kostolany gelesen zu haben welches lautete:
Das Geld ist nicht weg, es gehört jetzt nur anderen.
Hallo Anna,
leider behandelt die deutsche Regierung Börsianer sehr schlecht im Vergleich beispielsweise zu Immobilienbesitzern. Ich habe darüber ja schon ausführlich geschrieben:
Hier im Blog.
Die amerikanische Regierung setzt den Kapitalmarkt als Instrument zur Altersvorsorge effizienter ein. Die USA beteiligt die Bürger am Produktivkapital. Damit sind die USA uns Deutschen in diesem Aspekt einen Schritt voraus.
Warum die Deutschen so hoch besteuert werden mit pauschalen Abschlägen, leuchtet mir nicht ein. Selbst Geringverdiener werden zunächst zur Kasse gebeten – die wenigsten holen sich ihr Geld vermutlich über eine Steuererklärung zurück. Leider ist die Besteuerung in Deutschland meiner Meinung nach sehr unfair.
VG
Tim
Die Langfristcharts von Pepsi und Exxon sind beeindruckend… Vielleicht ist „buy and hold“ ja doch nicht so tot, wie in den letzten Jahren immer wieder zu lesen ist. Und wenn man dann noch die Dividenden dazurechnet…
Wenn man die richtigen Aktien hat, ist „buy and hold“ womöglich das beste, was man tun kann.
lg Peter
Eine super Zusammenfassung aller wichtigen Regeln für den langfristigen Börsenerfolg, danke!
Trotzdem meine Frage zu 45.: Könnte es nicht auch sein, dass dem Management (gerade) keine besseren Investitions-Möglichkeiten mehr einfallen als eigene Aktien zurückzukaufen? Bei HP jedenfalls hatte ich den Eindruck. Auf der anderen Seite sind aber auch viele Aktien tatsächlich gestiegen, nachdem das Unternehmen eigene Aktien zurückgekauft hat: Novo Nordisk ist eine dieser Erfolgsgeschichten. Vielleicht sind ja auch einige meiner „Blogwerte“ interessant? http://www.aktientagebuchblog.de
@ Peter. Buy and Hold ist die beste Strategie. Das Tanzen in und aus dem Markt bringt nix – außer Spesen, Steuern und Risiken natürlich.
@ Ingolf. Guter Punkt mit den Aktienrückkäufen. Nicht alle Manager schneiden da gut ab. JPMorgan Chase hat beispielsweise jahrelang zu hohen Kursen gewaltige Summen für das Rückkaufprogramm ausgegeben. Als der Kurs kollabierte, stoppte der Vorstand den Rückkauf, was keinen Sinn macht. Also ist Nr. 45 mit Vorsicht zu genießen. Gratulation zu Deiner Webseite, wirklich super Ideen.
„Warum die Deutschen so hoch besteuert werden mit pauschalen Abschlägen, leuchtet mir nicht ein. Selbst Geringverdiener werden zunächst zur Kasse gebeten – die wenigsten holen sich ihr Geld vermutlich über eine Steuererklärung zurück. Leider ist die Besteuerung in Deutschland meiner Meinung nach sehr unfair.“
Pauschal würde heißen, dass jeder X € bezahlen müsste. Prozentsätze sind dagegen nicht pauschal.
Für Leute, die viel Aktienbesitz haben, ist die Abgeltungssteuer ein Segen. Vor 2008 war es so, dass der persönliche Steuersatz herangezogen wurde.
Also ist das ein erheblicher Vorteil für Menschen, die einen persönlichen Steuersatz von 25%+ haben.
Für alle die einen kleineren persönlichen Steuersatz als die 25% haben, ist die Abgeltungssteuer ein Segen. Weiter hat man noch die Möglichkeit den Sparerfreibetrag anzurechnen (glaube 800€).
In meinen Augen hat sich das Steuersystem in den letzten Jahren eher positiv entwickelt.
Hi Christian,
danke für die Zeilen. Ich gehe nun auf die Änderung der Besteuerung von Aktiengewinnen in Deutschland ein.
Schauen wir uns folgende Situation vor der Abgeltungsteuer, also vor dem Jahr 2009, einmal an. Ich wähle zwei Beispiele:
A) Ein Normalsparer. Der hält eine Aktie über ein Jahr lang und verkauft diese mit einem Gewinn von 10.000 Euro. Der Gewinn ist komplett steuerfrei. 10.000 Euro Mehrertrag wandern auf sein Girokonto.
B) Ein Milliardär (etwa ein SAP-Gründer) verkauft ein Aktienpaket, das er mindestens ein Jahr lang gehalten hat. Ertrag: 100 Millionen Euro. Dieser Gewinn wandert ohne Abzug auf sein Privatkonto. Der gesamte Gewinn ist steuerfrei.
Nach der Gesetzesänderung nehme ich jetzt einfach mal den Abgeltungs-Satz von 25% (ich lasse den Soli und Kirchensteuer weg, der Einfachheit halber):
A) Der Normalsparer bekommt von seiner Bank 2.500 Euro abgezogen, die an das Finanzamt gehen. Der Nettoertrag schmilzt auf 7.500 Euro (statt vormals 10.000 Euro).
B) Der Milliardär muss auf 25 Millionen Euro verzichten, dieses Geld geht direkt an den Fiskus. Statt 100 Millionen „verdient“ der Milliardär also nur 75 Millionen Euro.
Fazit: Der Normalsparer und der Milliardär sind also schlechter gestellt. Beide verlieren Geld, das an den Fiskus geht.
Der Aktiensparer ist klar im Nachteil gegenüber dem Immobilienbesitzer. Wer sein Eigenheim mit Mehrertrag verkauft, der kann den gesamten Gewinn einstreichen. Steuerfrei! Wer sein vermietetes Objekt nach 10 Jahren mit Gewinn verkauft, kann ebenfalls den Ertrag komplett steuerfrei kassieren.
Für die Hauptversammlung braucht man aber einen Tag Urlaub von seiner Arbeit und die Anreise muss ja auch bezahlt werden. Der einzige Vorteil ist, dass man sich am Buffet verköstigen kann. Vorm Buffet alle Aktionäre gleich, egal ob mit 200 Aktien oder 100000. :-)
@Tim
Die Schlechterstellung der Aktionäre in Deutschland ist wirklich schlimm und eine Gefahr für die Demokratie.
Die Demokratie in den USA ist deshalb stark, weil es viel Privateigentum auf viele unterschiedliche Köpfe verteilt ist. Menschen, die an der Börse handeln und aktiv vorsorgen, sind auch sonst selbstbewusster und ein Gewinn für die Demokratie und für die Gesellschaft.
In Deutschland treibt man die Leute regelrecht in langfristige Versicherungsverträge, aus der man nur mit Verlust aussteigen kann. Bei Aktien kann das auch passieren, dass man unter Druck diese verkauft und Verlust macht. Aber man kann auch den Reibach machen. Und man muss ja nicht gleich das ganze Aktiendepot verkaufen, sondern man kann einzelne Titel verkaufen. Eine Riesterrente oder eine KLV kann man nur komplett kündigen oder gar nicht.
Das ist eine Gefahr für die Demokratie. Anders als „normaler Wahlbetrug“ wie eine Steuererhöhung nach der Wahl (wie z. B. die SPD bei der Umsatzsteuer im Jahre 2005) sorgt kurzzeitig für Empörung, der Schaden für das Ansehen der Politik und für das Staatswesen ist gering. Bei einem staatlich geförderten Milliarden-Betrug wie der Riesterrente sieht man die Folgen erst 30 Jahre später. Sowas erschüttert die Demokratie dauerhaft, wenn die Menschen im Alter vor dem Nichts stehen. Und Menschen, die nichts haben, gehen auch eher auf die Barrikaden und schlagen wild um sich. Sowohl die Kommunisten, als auch die Faschisten und Nazis haben vor allem Habenichtse hinter sich versammeln können.
Als ich mein Aktiendepot eröffnete, musste ich irgendeinen Wisch unterschreiben, der erklärt, man hätte mich belehrt. Da wird so getan, als seien Aktien besonders riskant. Als Aktionär gilt man gesetzlich als besonders risikofreudig. Ich aber halte Aktien nicht riskanter als langfristige angelegte Verträge. Verträge sind Verbindlichkeiten, also eine Belastung. Vor diesen sollte gewarnt werden. Als ich die Bank wechselte und das Depot mitnahm, musste ich auch bei der neuen Bank den Wisch unterschreiben.
In Deutschland züchtet man sich einen Haufen von armen Leuten heran. Das Geld landet bei den Versicherungen und Banken. Wenn ich erzähle, dass ich mit Aktien fürs Alter vorsorge, dann werde ich müde belächelt. Dämlich finde ich dagegen, wenn jemand mehrere zehntausend Euro auf einem Tagesgeldkonto parkt. Dann schauen die Leute auch noch, wo es mehr Zinsen gibt und dann wechseln die für 0,25 % mehr Zins die Bank.
Bei Focus.de und Spiegel.de findet man auch immer die gleichen Werbeeinblendungen: Holzinvestments mit abenteuerlichen 12 % Rendite, Windenergie mit Prokon, auch über 8 % und natürlich verschiedene Tagesgeldangebote. In sowas versenken die Leute ihr Geld.
Ein Investor sollte sein Investment suchen und nicht umgekehrt. Wenn für den Börsengang geworben wird, dann sollte man skeptisch sein. In Deutschland gab's zwei berühmte Fälle: Telekom (Manfred Krug) und Air Berlin (J. B. Kerner). Das sind die deutschen Facebooks, schlimmer noch.
Zur Schlechterstellung von Aktien gegenüber Immobilien.
Der steuerfreie Gewinn aus einem Immobilienverkauf ist etwas, was gerade die „kleinen Leute“ belastet. Ich kann als einfacher Arbeitnehmer am Anfang des Berufs nicht ein Haus kaufen, ohne mich zu verschulden. Ich kann aber Aktien kaufen, ohne mich zu verschulden. Und das mache ich auch.
Wer den „kleinen Leuten“ erzählt, Häuschen mit Garten wäre genau richtig für sie, aber Aktien wären nur etwas für Reiche, der ist ein Scharlatan.