Welcher Typ sind Sie? Konsummensch, Angstsparer, Immoliebhaber

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Warum besitzen so viele Deutsche keine Aktien? Weil sie die Börse nicht verstehen. Würde das Volk die Aktienmärkte wenigstens in den Grundzügen verstehen, wäre das Interesse weitaus größer.
Es dominieren im Grunde drei Bürgergruppen.
Die einen sind Konsummenschen, sie leben von der Hand in den Mund. Sie erfreuen sich an „Sachen“, an „Zeug“. Die Schränke sind vollgestopft, der Keller ist vollgepackt, das Girokonto leergefegt.
Die zweite Gruppe sind die Matratzensparer. Sie horten Cash auf Sparbüchern, Giro- und Festgeldkonten sowie in Lebensversicherungen. Sie haben Angst ihr Geld rentierlich anzulegen, sie scheuen jedwedes Risiko, sie sorgen sich vor Kursschwankungen. Daher horten sie enorme Barbestände und verschenken damit Rendite.
Die dritte Gruppe liebt Immobilien. Diese Hausliebhaber kaufen gerne mit einer Hypothek. Sie leben in den eigenen vier Wänden und sind manchmal sogar Vermieter.
Im Endeffekt ist ein gesunder Mix aus allen drei Gruppen ratsam – einschließlich dem Aktiensparen. Mit dem Aktiensparen rate ich, so früh wie möglich anzufangen. Wer seinen ersten Job antritt, sollte 15 bis 20 Prozent des Einkommens für Aktienkäufe nutzen. Legen Sie lieber etwas mehr zur Seite. Ziehen Sie das langfristig durch. Ich habe noch nie von jemanden gehört, der bereut hat, zu viel gespart zu haben.
Beim Konsum rate ich zum vorsichtigen Umgang mit teuren einmaligen Anschaffungen. Die meisten superteuren Käufe können Konsumenten vermeiden. Bei den kleinen Anschaffungen kann es sich lohnen, ebenfalls aufzupassen. Dazu hat der Schauspieler Hannes Jaenicke das Buch geschrieben: Die große Volksverarsche: Wie Industrie und Medien uns zum Narren halten. Ein Konsumenten-Navi. Jaenicke beschreibt unnötige Produkte und verlockende Fernsehwerbung. Grundsätzlich ist ein Haushaltsplan sinnvoll. Ich führe einen solchen nicht, habe aber gehört, dass er hilfreich ist und einem die Augen für unsinnigen Konsum öffnen kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich trotz einer gewissen Sparsamkeit nicht lohnt, zu geizig zu werden. Erlebnisse bereichern das Leben. Ein Urlaub, Ausflug, Konzert, Sportevent, eine Schifffahrt – ja das kann Spass machen. Sehr wahrscheinlich macht ein Erlebnis mehr Freude als „Sachen“.
Bei „Sachen“ bin ich extrem vorsichtig. Ich brauche nicht jeden neuen Fernseher, nicht jedes neue Handy, nicht jeden neuen Computer. Ich benutze meine alte Konsumelektronik so lange sie funktioniert.
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10 Jahre zuvor

Oh nein! Jetzt wird auch schon Hannes Jaenicke positiv erwähnt, dabei ist er doch schon Teil der “Verarsche”, schließlich macht er Propaganda für die öko-industriellen Komplex. Und von Büchern mit Kraftwort im Titel halte ich auch nichts.

10 Jahre zuvor

@ Der Couponschneider

Ich habe kürzlich Freunde in Deutschland besucht. Und die waren begeistert von dem Buch. Ich schaute mir das an und fand es gut gemacht, weil es zum Nachdenken anregt. Es geht um Produkte: Was ist das? Aus was besteht es? Was brauche ich? Wozu ist etwas wirklich nötig? Wie wird dafür geworben?

Bei dem “kostenlosen Girokonto” frage ich mich das in Deutschland oft. Da gibt es etliche Grundvoraussetzungen, also Hürden wie Mindestcashbestand, Gehaltseingänge, Aktivitäten…

Ich halte einen Werbeslogan für ein “Kostenloses Girokonto” für nicht gerechtfertigt, wenn es Bedingungen gibt. In den USA würde die Bankenaufsicht eine solche Werbung verbieten. Weil kostenlos ist eben kostenlos – ohne Wenn und Aber.

Stefan
10 Jahre zuvor

Hier ein Artikel der ins Bild passt:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/boerse-inside/geldanlage-die-deutschen-kehren-der-boerse-den-ruecken/9571558.html

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland sinkt kontinuierlich. Und das obwohl die Börsen seit längerem nach oben laufen…

Ist wieder das typische Bild: am Kleinanleger geht der Boom voll vorbei. Er lässt sich lieber von seiner Bank oder Versicherung abzocken…traurig, traurig.

Für eine Besserung der politischen Rahmenbedingungen oder gar Steuererleichterungen für Aktien sehe ich schwarz. Das würde denen keinen Stimmen bei den Wahlen bringen…

Gast
10 Jahre zuvor

die meisten Deutschen handeln strikt nach Warren Buffett :
Investiere nur in das, was Du verstehst.

Sie verstehen nichts von Börse und Aktien, also investieren sie auch nicht…. ganz schön clever diese Deutschen.

Stefan
10 Jahre zuvor

Hehe. So kann man das natürlich auch sehen!

10 Jahre zuvor

@ Stefan

Danke für den Link. Die schlechte Aktienkultur in Deutschland ist zum Teil auf die Bundesregierung zurückzuführen. Aufgabe der Politik ist es eine Leitungsfunktion zu übernehmen. Die Altersvorsorge wird ein ganz großes Problem werden, weil die Menschen immer älter werden.

Schon in der Schule müsste die Finanzbildung beginnen.

Das wird aber unterlassen. Es wird zu wenig informiert.

Das Problem, was wir in Deutschland haben, ist: Wenn schon die führenden Politiker die Börse nicht verstehen, wie soll dann das Volk die Börse verstehen?

Felix
10 Jahre zuvor

Jeder, der lesen kann und einen gesunden Menschenverstand hat, kann sich in unserem Informationszeitalter mehr als ausreichend informieren. Das Problem ist eher eine Informationsüberflutung als zu wenig Information. Jedem Werktag wird sogar im altbackenen öffentlich-rechtlichen Fernsehen von der Börse berichtet (Tagesschau, heute).
Im Schulunterricht ist das Anlegen in Aktien (außer vielleicht im Wirtschaftsunterricht der Oberstufe) kein Thema. Das muss es auch nicht sein, ebensowenig wie Autokauf kein Thema ist. Aber eine allgemeine Verbraucherschulung, die Tricks der Werbung usw. werden (zunehmend) behandelt.
Man kann auch nicht wirklich jeden empfehlen, in Einzelaktien zu investieren. Jemand, der sich 10.000 EUR vom Mund abgespart hat, und dann zusehen muss, wie die Börse mal kurz 10 % in einer Woche abgibt, ist ein gebranntes Kind. So abgebrüht können Kleinverdiener einfach nicht handeln, die. kriegen die Panik und verkaufen Hals über Kopf.
Und mal ehrlich, in USA hilft diese Anlageform doch auch nur den Reicheren aus der Patsche. Bei dieser Klasse reicht es dann sogar für einen Lebensabend in Florida. Und diejenigen, die vorher schon nicht viel verdient haben, verdingen sich bis sie Tod umfallen in irgendwelchen Aushilfsjobs.
Alles, was die Politik machen kann, sind steuerliche Anreize für die Altersversorgung setzen. Das hilft den gut Informierten, Gebildeten und Verdienenden. Also denen, die sich auch selbst helfen können. Die wirklich Armen wird man damit nicht erreichen, weil sie ohnehin keine Steuer bezahlen.

10 Jahre zuvor

@ Felix
Die amerikanische Mittelschicht profitiert schon von der steuerlichen Förderung des Aktiensparens für die Rente.

Wenn Du einen Aktienindex regelmässig kaufst, sagen wir für 30 Jahre auf Monatsbasis, ist das ein herrlicher Baustein für das Alter. Und wenn dabei die Regierung (Steuer) und der Arbeitgeber (Zuschuss) helfen, ist das etwas Vorbildliches.

Die Aufgabe eines Staates ist eine Lenkungsfunktion einzunehmen.

Smarte Leute wie Charlie Munger oder Peter Lynch raten genau das ihren Mitbürgern zu tun. Eben diese steuerlich geförderte Altersvorsorge anzupacken: Regelmässig etwas zurücklegen in ein Spezialdepot. Das ist clever. Und löst viele Finanzprobleme.

Ein Staat sollte jedem Bürger die Möglichkeit dazu geben. Was dann der einzelne daraus macht, muss natürlich jedem selbst überlassen werden.

Tino
10 Jahre zuvor

wer die Prinzipien der Börse verstanden hat, der hat auch keine Angst vor der Volatilität. Genauso wie es gutes und schlechtes Wetter gibt, Naturphänomene, ein ständiges Wechselspiel von Spannung und Entspannung. Es gehört zum Leben, Atmung, die Börse atmet halt auch und wir haben es eben speziell mit diesem manisch depressiven Charakter zu tun, der sicherlich nicht einfach zu nehmen ist. Hier hilft nur “Menschenkenntnis” und entsprechender Umgang. So kann Mr. Market auch ein Freund sein, auch wenn er einen manchmal ärgern, man kennt seine Sprunghaftigkeit und lässt sich davon einfach nicht kirre machen.

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