Was die Superreichen derzeit kaufen

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Ich hab schon etliche Male darüber geschrieben, aber ich will es hier nochmals tun: Mich interessiert, wie die reichsten Menschen der Welt derzeit am Aktienmarkt agieren. Die Wall Street bricht zusammen. Was tun aber Bill Gates, Warren Buffet und George Soros in diesem Umfeld? Sie gehen auf Schnäppchenjagd. Sie nutzen den Kurssturz an der Börse für Schnäppchenkäufe. Buffett, Gates und Soros reißen sich Aktien unter den Nagel, die tief gestürzt sind: Hotelketten, Investmentbanken und Sportgeschäfte stehen hoch in der Gunst der drei Milliardäre. Hier analysiere ich für Sie die Details. Beginnen wir mit Gates.
Im August wurde bekannt, dass sich der drittreichste Mann der Welt, Bill Gates, eine Million Aktien des Gummisandalenherstellers Crocs schnappte. Was überzeugte den Microsoft-Gründer? Der sinkende Absatz wohl kaum. Die knallbunten Crocs-Latschen sind aus der Mode gekommen. Der Kurs des einstigen Börsenlieblings ist vom Höchstkurs (75,21 Dollar) um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Sehen Sie sich nur den Chart oben an. Auf weniger als lausige 300 Millionen Dollar beläuft sich der Börsenwert, nachdem die Wachstumsfantasie entwichen ist. In diesem und nächsten Jahr rechnen Analysten mit einem Umsatzrückgang auf 817 beziehungsweise 766 Millionen – nach 847,35 Millionen Dollar im Vorjahr. Noch viel schlimmer entwickeln sich die Erträge: So sehen Analysten allein in der laufenden Periode das Ergebnis je Aktie von 2,00 auf 0,15 Dollar sinken. Was Bill Gates jedoch überzeugt hat: Die Aktie notiert unter Buchwert. So weist die Bilanz ein Eigenkapital von rund 460 Millionen beziehungsweise 5,55 Dollar je Aktie aus, sprich die aktuelle Notiz deckt nur Dreiviertel des inneren Wertes ab. Zudem ist die Bilanz solide. Crocs hat mit 51 Millionen deutlich mehr Barmittel als Schulden mit knapp 37 Millionen Dollar. Gut möglich, dass Crocs in das Übernahmevisier eines Schuh- oder Sportartikelkonzerns gerät. Für Nike oder Adidas käme die Akquisition wie der Griff in die Portokasse gleich.
Ebenfalls sammelte Gates in den vergangenen Monaten Aktien von Dicks Sporting Goods ein. Der Einzelhändler aus Pittsburgh bietet in 36 Bundesstaaten in 340 Filialen eine breite Palette von Produkten an – von Rennrädern über Laufschuhen bis hin zu Gewichtsscheiben oder Golfschlägern. Wegen der Konjunkturkrise machen Börsianer indes um Einzelhändler einen weiten Bogen, weil Konsumenten bei ihren Einkäufen sparen. Für das erste Quartal meldete der Filialist in der Tat einen rückläufigen Umsatz von drei Prozent auf vergleichbarer Fläche. Infolgedessen schickte die Börse den Kurs gen Süden. Doch das ist übertrieben. Im laufenden Jahr will Vorstandschef Edward Stack 44 neue Läden eröffnen, was den Gesamtumsatz steigern wird. Selbst auf den reduzierten Gewinnschätzungen für das kommende Geschäftsjahr 2009/10 (endet im Januar) beträgt das KGV nur 13. Zwar kann die Flaute dem Händler kurzfristig einen Dämpfer versetzen. Doch sind die langfristigen Perspektiven glänzend. Für Sport geben die Amerikaner immer mehr Geld aus. Zudem hat Manager Stack einen guten Spürsinn für Trends. Das zeigt sich eindrucksvoll am Chart. Seit Ende 2002 hat sich der Kurs verfünffacht.
Ähnlich wie Gates verhält sich sein Freund Warren Buffett. Der erfolgreichste Investor aller Zeiten kauft, was tief im Keller notiert. So erwarb Buffett Ende September für fünf Milliarden Dollar Vorzugsaktien der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs. Binnen Jahresfrist stürzte das Goldman-Papier im Zuge der Bankenkrise von 230 auf um die 90 Dollar ab. Die Schieflage von Bear Stearns im März und die Insolvenz von Lehman Brothers im September erschütterte die Wall Street. Börsianer warfen Finanztitel rund um den Globus panikartig auf den Markt. Nachdem Merrill Lynch von der Bank of America für 44 Milliarden Dollar in einem Notverkauf übernommen wurde, bleiben nur noch Morgan Stanley und Goldman Sachs als unabhängige Investmentbanken übrig. Buffett ließ sich seinen Einstieg jedoch versilbern: Seine Vorzugsaktien rentieren mit einer Dividende von zehn Prozent. Zudem erhielt er für die kommenden fünf Jahren die Option, weitere Goldman-Aktien für fünf Milliarden Dollar zum Preis von 115 Dollar zu erwerben. Sein Deal löste zunächst ein Kursfeuerwerk aus, weil der Fortbestand von Goldman gesichert ist. In der Folgewoche geriet jedoch der Kurs erneut unter Druck.
Auf Energiewerte fährt George Soros ab. Im zweiten Quartal deckte sich der legendäre Hedgefondsmanager vor allem im Energiesektor ein. Er nahm neu in sein Portfolio Petrobras, ConocoPhillips und Hess auf. Besonders überzeugt ist Soros aber von Discountern wie WalMart Stores, BJ’s Wholesale Club oder Costco Wholesale. Hier stockte er emsig seine Positionen auf. Das leuchtet ein, denn die amerikanischen Verbraucher erledigen ihre Einkäufe zunehmend bei den Billiganbietern. Deren Geschäft brummt, während das der teuren Warenhäuser und Spezialanbieter einbricht. Gewiss liegen die Superreichen auch mal daneben. Ganz böse hat es Soros erwischt. Er stockte seinen Anteil an Lehman Brothers bis zuletzt auf. Für die Anteile zahlte er zwischen 22 bis 37 Dollar. Mittlerweile ist die New Yorker Investmentbank pleite und die Aktie zählt zum Reich der Pennystocks.
Alles in allem fällt auf, dass die Milliardäre bevorzugt in Sektoren einsteigen, die von den meisten gemieden werden, sprich sie handeln antizyklisch. Der Vorteil liegt in den billigen Einstiegspreisen. Von Buffett können wir außerdem lernen, dass sich Geduld auszahlt. Hat sich der 78-Jährige für eine Aktie entschieden, bleibt er langfristig beziehungsweise für immer an Bord. Ich favorisiere Dick’s Sporting Goods und Goldman Sachs. Für spekulative Anleger bietet sich Crocs an.

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