Warum uns die täglichen Kursschwankungen verrückt machen

Endlich hat es der Dow Jones wieder über die 10.000er Marke geschafft. Nach etlichen Verlusttagen in Folge nimmt der Index wieder Fahrt auf. Ich möchte Sie hier in diesem Blog davon überzeugen, dass Buy-and-Hold die beste Strategie ist. Es gibt viele wissenschaftliche Studien zu diesem Thema. Jedoch besteht auf Seiten der Finanzindustrie kein Interesse daran, diese Erkenntnisse zu verbreiten. Denn Banken, Broker, Analysten, Fondsmanager und die Börse wollen ja Geld verdienen. Und mit Buy-and-Hold-Anhängern lässt sich leider so gut wie nichts verdienen.
Der Finanzsektor verbreitet daher die Botschaft, dass der aktive Handel große Renditen verspricht. Abgesehen von den Gebühren und Steuern, die hierbei anfallen, macht uns unsere eigene Gedankenwelt einen Strich durch die Rechnung. So hat sich der amerikanische Wissenschaftler Paul Andreassen in den 1980er Jahren intensiv damit befasst. Er untersuchte menschliche Verhaltensweisen. Es bildete zwei aktieninteressierte Gruppen: Die eine wurde über die ständigen Kursänderungen informiert, die andere erhielt lediglich Informationen über das Preisniveau (und nicht über die Kursschwankungen). Welche Gruppe schnitt besser ab? Drei Mal dürfen Sie raten. Die Gruppe, die sich auf das Wesentliche fokussierte, also auf das grobe Preisniveau der Aktien, fuhr eine Rendite in die Scheune, die fünf bis zehn Mal höher ausfiel als die „Über-Informierten“. Was lernen wir daraus? Es macht keinen Sinn, ständig die Kurse auf dem Bildschirm oder in der Zeitung anzustarren. Sie sitzen ohnehin machtlos da. Wie das Kaninchen vor der Schlange. Sie sollten die Kursschwankungen ertragen. Wenn Sie bei einem Qualitätstitel mit einer schönen Dividende eingestiegen sind, lehnen Sie sich einfach zurück und warten Sie ab. Kassieren Sie einfach die Dividende.
Unterstellen wir einmal, Sie haben 300.000 Euro angespart. Sie investieren Ihr Vermögen ausschließlich in solide Dividendentitel. Sie suchen sich diejenigen aus, mit den saftigsten Ausschüttungen. Jedoch achten Sie auf ein grundsolides Kerngeschäft. Im Schnitt bekommen Sie bei ihren Aktien sagen wir eine Dividendenrendite von sechs Prozent. Macht 18.000 Euro im Jahr. Auf den Monat heruntergebrochen kommt so eine schöne Auszahlung von 1.500 Euro zusammen. Wenn Sie sich gedanklich auf die 1.500 Euro im Monat fokussieren, kann Ihnen die Kursschwankung doch völlig wurscht sein! So können Sie Ihre schädlichen Gedanken (Angst, Gier, Sorgen) ausschalten. Langfristig steigen solide Aktien ohnehin. Zumal wenn sie fette Ausschüttungen vornehmen.

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hajue
13 Jahre zuvor

Überdurchschnittliche Renditen beim Trading sind möglich und verlockend, jedoch nicht einfach mal so realisierbar – man wird sich auf Dauer verzocken oder faselt unentwegt von Money Management in Situtaionen, wo man nur auf gut Glück Geld in den Markt wirft, bis man letztlich einen feinen Drawdown erlebt. Da gibt es massenweise Literatur über Swing-Trading im Buchladen, wo man nur den Kopf schütteln kann. Je kürzer der Zeitraum, desto irrationaler der mögliche Kursverlauf bei stark volatilen Titeln (auch bei den “Langweiligen”). Spekuliert man etwa auf den Dow Jones, so sollte man schon ein paar k als Sicherheit auf dem Konto haben. Da darf man sich nichts vormachen – hohe Renditen werden von vielen Privaten auf Hebel gehandelt. Es wird unheimlich viel riskiert – Stop-loss setzt man eh nur ungern. Zu den Gebühren gesellen sich teilweise noch moderate Zinsen für den Zock, falls man aufgrund einer Verlustsituation mal ein paar Tage länger halten möchte.

Neben meinem Long-Term-Depot lasse ich nebenbei ein CFD-Konto laufen – als Hobby. Sehr niedriger Einsatz, erstaunliche Ergebnisse – ab und an geht der Kurs auch mal in die richtige Richtung. Man wirft sich abends in die Kiste und am nächsten Morgen sind die Titel schon zum Tageswert gesprungen – der Dow Jons Industrial gibt fast immer die Richtung des Marktes vor – da kann man über die Berichterstattung des Dax in den Medien nur schmunzeln. Bevor die relevanten Infos verfügbar sind, ist der Kurs schon längst irgendwohin unterwegs. Man tradet intraday immer ins Blaue.

Anders schaut es beim Buy&Hold aus. Ein guter Titel, der etwa 4% Rendite p.a. in Form von Dividende verspricht, darf in den nächsten Jahren gerne um 20% im Wert fallen. Da kann man absolut stressfrei in die Zukunft schauen.

Meine Vermutung: Investoren werden bis zu dem Preis (nach-)kaufen, wo die Dividende dem Zinssatz am Kapitalmarkt entspricht – das macht Sinn, sowahr man die Zukunftsperspektive des jeweiligen Unternehmens ohne Illusionen einschätzten kann. Hinzu kommt der mögliche Kursanstieg, welcher bei der Anlage in Festgeld nicht gegeben ist.

Eine weitere Überlegung: Aktienhandel klingt lukrativ, jedoch zeigt sich hier ein krasser Widerspruch zum “normalen” Handel. Es fehlt in der Regel die “Umschlagsmenge”. Wenn man im Wochentakt günstig Waren einkauft und zu höherem Preis verkauft, so realisiert man kontinuierlich Gewinne. Verkauft man kurzfristig eine Aktie, so kann man sich den Kopf zerbrechen ob man shortet oder einen niedriegeren Kurs abwartet oder erneut long geht. Nimmt man jetzt eine Chance von 50/50 (also ohne Gebühren) wie der Kurs sich kurzfristig entwickelt, so liegt die Wahrscheinlichkeit viermal hintereinader richtig zu liegen bei knapp über sechs Prozent. Zweimal hintereinander richtig zu liegen bedeutet: man hat eine Chance von 25%. Bitteschön – warum in hohen Summen traden? Lieber geduldig sein und günstige Momente abwarten.

13 Jahre zuvor

Hallo Hajue,
Danke für Deinen wunderbaren Kommentar. Ich bin erstaunt über Deine Kenntnisse und Deine Erfahrung. Ich hatte mir bei drei Transaktionen mit Optionen derart die Finger verbrannt, dass ich einfach einen Bogen um diese Instrumente mache. Ich hatte auch ein paar Mal versucht, zu Traden. Und fiel auf die Nase. Ich habe einfach eingesehen, dass ich es nicht kann und überlasse das Feld anderen. Es kann gut sein, dass ich schlicht zu blöd bin. Es gibt mit Sicherheit interessante Techniken, die durchaus funktionieren können. Aber wie gesagt: Ich lasse besser die Finger weg.
Ich setze, wie ich hier gebetsmühlenartig schreibe, auf gute Dividendenzahler und auf Buy-and-Hold! Am liebsten sind mir Familienunternehmen. So stieg der Kurs des Gesundheits-Multis Fresenius in den vergangenen 20 Jahren um das 25-fache. Ohne die Dividende mit einzurechnen! Sprich aus 10.000 Euro Anfangsinvestment hätten Sie 250.000 Euro gemacht. Oder nehmen Sie BMW. In 20 Jahren kletterte hier der Kurs um das 8-fache. Beides sind Familienunternehmen. Der Vorteil ist, dass das Management keine hohen Risiken eingeht. Denn die Firmentradition und der gute Ruf müssen unbedingt bewahrt werden – das ist das höchste Gut. Nach dieser Maxime handeln die Familienunternehmen jeden Tag und jede Stunde. Wenn Sie sich hingegen Konzerne ohne einen starken Großaktionär anschauen, passieren immer wieder die dümmsten Dinge. Gerade in Deutschland gibt es jede Menge mittelständisch geprägte Familienunternehmen. Greifen Sie zu. Die Börsenbewertungen sind derzeit moderat.

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