Warum der Cash Flow so wichtig ist

Bevor Sie eine Aktie kaufen, sollten Sie sich immer den Cash Flow anschauen. Denn es gibt jede Menge Wachstumsfirmen, die haben schöne Umsatz- und Gewinnzuwächse, aber der Cash Flow ist lausig.
Bestes Beispiel ist der Hersteller von Kaffeekapseln Green Mountain Coffee Roasters. Raketenartig schoss der Nasdaq-Titel jahrelang auf neue Höhen. Das schien zunächst gerechtfertigt: Im Jahr 2011 explodierte in der Tat der Umsatz von 1,3 auf 2,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn zog von 79 auf 199 Millionen Dollar an. Gleichzeitig investierte der Vorstand wie verrückt.
Bei genauer Betrachtung war der Erfolg jedoch auf Sand gebaut. Das Unternehmen erwirtschaftete gar kein Geld. Ganze 785.000 Dollar blieben 2011 hängen, im Vorjahr wurde sogar Geld vernichtet (2,3 Millionen), obwohl offiziell ein Gewinn ausgewiesen worden ist. Nun ist der Kurs von Green Mountain Coffee Roasters nur noch ein Schatten seiner selbst.
Es gibt den Spruch: „Profits are an Opinion, only Cash is a fact.“ Das Zitat drückt aus, dass die Kapitalflussrechnung eine hohe neutrale Aussagekraft hat, während der Gewinn sehr meinungsgeladen ist. So lässt sich beispielsweise der Lagerbestand mit einem extrem kritischen Auge bewerten oder aber mit einem überaus optimistischen. Je nach Stimmung des Finanzvorstands können zwischen beiden Einstellungen Welten im Ergebnis liegen.
Am besten analysieren Sie also die Cash-Flüsse im Vorfeld, denn die lassen solche Interpretationen nicht zu, die Cash Flows lassen sich nicht manipulieren.
Ich muss zugeben: Nicht immer gewinnt man einen guten Eindruck beim Blick in die Kapitalflussrechnung. Sie können sich auch irren. Bei der abgestürzten DVD-Verleihkette Netflix hatte ich mich über den dramatischen Kurssturz gewundert, denn der Cash Flow sah drei Jahre lang exzellent aus. Es wurden jeweils rund 300 Millionen Dollar Bares erwirtschaftet. Im Idealfall rangiert der operative Cash Flow deutlich über dem Netto-Ergebnis, was bei Netflix der Fall war. Insofern schien alles prächtig zu laufen, was aber nicht der Fall war. Allein schon die Stagnation des Cash Flows hätte mich nachdenklich stimmen müssen. Nun im Rückblick ist natürlich immer alles klar.
Die Probleme der „New York Times“ können Sie dagegen gut anhand der Geldflüsse erkennen. Seit 2009 halbiert sich der operative Cashflow jährlich. Zuletzt sprudelten bloß noch 73 Millionen Dollar in der Kasse. Gleichzeitig blieben die Investitionen hoch, 45 Millionen Dollar wurden investiert. Es stellt sich die Frage: Was bleibt in dieser Situation übrig für die Aktionäre? Nichts. Keine Dividende. Kein Aktienrückkauf. Gar nichts. Kein Wunder, dass der Kurs des traditionsreichen Medienunternehmens im Keller sitzt.
Der Cash Flow zeigt Ihnen, wie viel Geld hängen bleibt. Und was der Vorstand dann damit macht. Entweder fließt es in Akquisitionen, Investitionen, in Aktienrückkäufe oder Dividenden. Oder einem Mix aus allem.
Fazit: Ohne Moos nix los.

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11 Jahre zuvor

Der Cashflow ist wichtig und gut – es gibt sogar einige große Investoren, die nur nach dem fCF investieren.
Jedoch sollte angemerkt werden, dass der fCF nicht der einzige Werttreiber des Aktienkurses ist.
Faktoren wie Risiko und TQM (Total Quality Management) sind ebenfalls relevante Faktoren für den Aktienkurs.

Ein Unternehmen kann noch so viel Umsatz machen, wenn es die Qualität seiner Produkte vernachlässigt, dann suchen sich die Kunden früher oder später einen neuen Anbieter. Und zack wirkt es sich auf den Umsatz aus.

Peter Lynch vertritt die Meinung, dass man nur Aktien von Unternehmen kaufen sollte, deren Produkt man großartig findet. Da hat er irgendwo schon Recht – leider verkleinert sich das Anlageuniversum dann rapide und wenn man noch auf den fCF fixiert ist, dann wird die Auswahl sehr schnell sehr klein.

Kommunikation mit den Shareholdern ist so ein weiterer wichtiger Punkt. Macht das Management konservative Prognosen und übertrifft gerne mal die Prognose oder liegen die Prognosen häufig daneben!

Viele Grüße,
Christian

11 Jahre zuvor

Hi Christian,

sehr gute Punkte. Da stimmen wir überein. Langfristig wirkt sich die Qualität der Produkte und der gute Ruf auch auf den Cashflow und Gewinn aus.

Wird schlechte Qualität verkauft, bricht der Umsatz schneller ein, als man denkt.

Aber in der Tat sind Deine Punkte sehr wichtig. Und natürlich ist die Kommunikation wichtig mit dem Markt.
VG
Tim

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