Warren Buffett schlägt bei IBM zu. Das können wir von ihm lernen

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Die Investmentlegende Warren Buffett kauft wie verrückt amerikanische Aktien. Daran sehen Sie, dass es sich bei der Finanzkrise um eine exzellente Chance für Anleger mit Geduld handelt. Für mehr als zehn Milliarden Dollar kaufte der Value-Jäger IBM-Aktien. Sein wichtiges Tech-Investment seit der Gründung der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway.
Jetzt melden sich natürlich wieder massenweise Kritiker zu Wort. Sie hinterfragen, warum der Altmeister nahe am Allzeithoch einsteigt. Das macht Buffett seit Jahrzehnten. Das ist nichts neues. Buffett kauft oft nahe des Allzeithochs. Das hängt damit zusammen, dass er starke Geschäftsmodelle erwirbt. Er setzt nur auf Marktführer mit glänzenden Marken und Margen.
Den Spezialchemiekonzern Lubrizol schluckte Buffett ebenfalls nahe des Hochs für neun Milliarden Dollar. Eine der wenigen Ausnahmen waren die Investments in General Electric, Goldman Sachs und Bank of America. Diese Beteiligungen ging er auf einem ausgebombten Kursniveau ein. Aber der wesentliche Unterschied lag darin, dass der Guru Vorzugsaktien mit einer garantierten Dividende von zehn beziehungsweise sechs Prozent kassierte. Kein Otto-Normal-Sparer war bei diesen Deals in der Lage, ähnliche Renditen einzufahren. Das liegt an Buffetts Verhandlungsgeschick. Zudem verleiht er angeschlagenen Konzernen dank seines guten Rufs ein besseres Image. Diese angeschlagenen Unternehmen hatten in der Krise seine Schützenhilfe gebraucht, um dem Markt zu signalisieren: „Wir gehen nicht unter. Einer der reichsten Menschen und der beste Investor der Welt steht uns bei.“
Werfen wir nun einen Blick auf IBM, an dem das Finanzgenie jetzt mit 5,5 Prozent beteiligt ist: Mit 1,6 Prozent fällt die Dividendenrendite ehrlich gesagt mager aus. Das wundert mich und entspricht nicht dem Geschmack des Stars. Einerseits ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) ist mit zehn stolz. Andererseits ist die Eigenkapitalrendite mit 70 Prozent fürstlich. Von einer solchen Kennziffer können andere nur träumen. SAP kann beispielsweise „nur“ 26 Prozent Eigenkapitalrendite vorweisen. Was Buffett an IBM gefällt, ist der Cash Flow: Jahr für Jahr wirft IBM zwischen 19 und 20 Milliarden Dollar Barmittel ab. Wahnsinn! Und das bei einem Umsatz von rund 100 Milliarden Dollar. Sprich 20 Cent von jedem Dollar Umsatz bleibt am Ende des Tages netto in der Kasse. Voriges Jahr gab IBM-Chef Samuel Palmisano von den rund 20 Milliarden Dollar Cashzufluss immerhin 11,6 Milliarden für Aktienrückkäufe und 3,2 Milliarden Dollar für Dividenden aus.
Ab März begann Buffett damit, IBM-Papiere einzusammeln. Er erhielt von der Börsenaufsicht SEC eine Ausnahmegenehmigung. Berkshire musste die Beteiligung nicht melden. Normalerweise sind Profianleger dazu verpflichtet, ihre Investments zu melden, wenn sie bestimmte Schwellen überwinden. Doch Berkshire Hathaway fürchtete, dass zu viele Anleger dem Genie folgen könnten und damit der IBM-Kurs durch die Decke gehen könnte. Daher beantragte Berkshire die Ausnahmegenehmigung.
Ich hatte übrigens in diesem Blog IBM auf einem extrem niedrigen Niveau schon 2009, als die Finanzkrise auf dem Höhepunkt war, empfohlen. Ein wenig Auf-die-Schulter-Klopfen sei mir an dieser Stelle erlaubt. Normalerweise empfehle ich in diesem Blog keine Aktien. Als die Kurse aber ein derart absurdes Niveau erreicht hatten, konnte ich mir diesen Hinweis seinerzeit nicht verkneifen.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein guter Value-Anleger lediglich abgestürzte Aktien einsammelt. Buffett zeigt, dass es sich langfristig durchaus lohnt, selbst nahe des Allzeithochs einzusteigen, wenn es sich um eine extrem starke Firma handelt. Qualität kommt eben von Quälen.
Dass Buffett der beste Anleger aller Zeiten ist, ist unbestritten: Seine Firma Berkshire Hathaway baut ihr Eigenkapital im Schnitt um 20 Prozent per annum seit dem Jahr 1965 aus. In der gleichen Zeit kam der S&P-500-Index bloss um 9,4 Prozent voran. Kumuliert legte die Berkshire-Aktie um sagenhafte 490.000 Prozent zu!
Von dem Senior können wir vor allem eines lernen: extrem geduldig zu sein. Wer es nicht verkraften kann, 50 Prozent Kursverlust mit einer Aktie zu erleiden, der sollte es besser lassen. Denn das kann eben an der Börse passieren. Buffett sitzt Krisen aus. Er hält fest an seinen Aktien.
Immer wieder gibt es Leute, die behaupten, dass das Buffett-Model heute nicht mehr funktioniert. Die Zeiten hätten sich geändert, fabulieren sie dann. Ich glaube diesen Blödsinn nicht. Seit 45 Jahren funktioniert das Modell der Legende. Es überlebte Kriege, brisante Inflationsphase, die Techblase, Crashs und Haussen. Es kann kein Zufall ein, dass das Orakel von Omaha 490.000 Prozent Rendite seinen Aktionären bescherte. So viel Glück kann kein Mensch haben.
Neben IBM sammelte Buffett in den vergangenen Monaten auch Aktien von der Drogeriekette CVS Caremark, dem Chipbauer Intel und der Kreditkartenfirma VISA ein.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Berkshire-Aktie in den kommenden zehn, zwanzig und dreißig Jahren besser als der Aktienmarkt abschneiden wird. Das Papier ist der Hammer. Selbst wenn der 81-jährige altersbedingt zurücktreten muss, so hat er einen hervorragend aufgestellten Laden seinem Nachfolger hinterlassen. Berkshire Hathaway ist auf lange Sicht besser als jeder Fonds oder jedes künstliches Produkt, das die Banken so gerne zusammenschnüren. Die Overhead-Kosten der Beteiligungsfirma sind extrem niedrig. Buffett und sein Vorstandskollege Charles Munger genehmigen sich nur ein Vorstandsgehalt von 500.000 beziehungsweise 100.000 Dollar jährlich. Aktienoptionen Fehlanzeige. Wo finden Sie so niedrige Gehälter noch an der Wall Street?
PS: Sorry, ich hatte mich in meinem Blog recht lange nicht zu Wort gemeldet. Ich war am Reisen. Ich besuchte das Silicon Valley, wo Internetfirmen wie Facebook, Yahoo oder Google zuhause sind. Danach reiste ich nach Hawaii weiter, wo Barack Obama und andere Regierungschefs sich für die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit des asiatisch-pazifischen Raums auf der APEC-Konferenz stark machten. Mehr zu diesem Thema an anderer Stelle.

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12 Jahre zuvor

Sehr interessant, da werde ich mir IBM mal genauer anschauen. Es ist immer wieder lehrreich, zu versuchen, Buffetts Gedanken nachzuvollziehen.

12 Jahre zuvor

Danke Stefan für das Interesse. Sie haben eine sehr spannende Website. Wir beackern das gleiche Thema. Ich werde bei Ihnen im Netz öfter mal vorbei schauen.
Beste Grüße
TS

12 Jahre zuvor

IBM ist mit Sicherheit keine Value-Aktie. Hier spricht einiges dagegen. Nicht nur die hohen Bewertungen, sondern auch die größe des Unternehmens.

Wie ich bereits oft gelesen habe hat Buffett einen Bluehip gesucht, bei dem er 10 Mrd.$ anlegen kann, ohne das die 10 Mrd.$ sich dezimieren.

Weiter sollte bei der Betrachtung von Berkshire gesehen werden, dass fast 50% der Einnahmen aus dem Versicherungsgeschäft gekommen sind.
Meiner Ansicht nach sind die globalen Unsicherheiten derzeit so groß, dass es sich kaum abschätzen lässt, wie sustainable das Versicherungsgeschäft ist – Thema: Black Swan.

Ansonsten ein guter Artikel!

Viele Grüße, Chris

12 Jahre zuvor

Hi Chris,
nun gigantisch große Konzerne können auch billig sein, sogar super-billig. Nehmen Sie nur Berkshire selbst.

Kurs-Buchwert-Verhältnis 1,2! Und die Berkshire-Bilanz ist knochen-konservativ.

IBM ist ein Value-Wert, weil der Intrinsic Value größer ist als der Börsenwert. Buffett hat seine Fundamental-Analyse gemacht. Und festgestellt, dass all die langjährigen Kundenverträge, die Marke, der Umsatz, Cash Flow etc. mehr wert sind, als die Börse IBM zubilligt.

Mehr zum Thema:
Intrinsic Value hier bei Wikipedia.

Andre
9 Jahre zuvor

Hallo Tim,

wirklich ein toller Artikel. Ich versuche Tag für Tag immer mehr über Buffett zu lernen. Deine Seite sowie Deine Artikel helfen mir wirklich genial dabei.

Intrinsic Value bedeutet “Innerer Wert”, allerdings lernte ich über Graham, dass man den folgendermaßen Rechnet: Gewinn je Aktie (netto) x (8,5 + 2 x Wachstum in %).
Da Buffett ein großer Fan von Graham war / ist, nehme ich Mal an, dass er weiterhin diese Formel benutzt, oder liege ich da falsch?

Außerdem wäre es toll, wenn man grundlegend alle wichtige Kennzahlen in einem Artikel zusammenfassen würde, die für Buffett ein gutes Investment ausmachen. Darunter Eigenkapitalrendite, bis zu welchem KGV kauft er, wie hoch muss für ihn der Cashflow und die Dividendenrendite sein etc.

Außerdem habe ich eine bitte an Dich lieber Tim:
Mein englisch ist ziemlich schlecht, weshalb ich folgende 2 Videos samt Formeln nicht interpretieren kann. Könnten diese bezüglich Buffett nützlich sein?

https://www.youtube.com/watch?v=UfEffyyvMBI

https://www.youtube.com/watch?v=UOWrhGmCsIA

 

Danke für im voraus und ich freue mich auf eine Antwort von Dir :-)

Andre
9 Jahre zuvor

Hallo Tim,

danke für deine schnelle Antwort und Deine Einschätzung.

Du sagtest, dass der Innere Wert über dem Börsenwert bei IBM lag, somit wurde dies ja auch über eine Formel eingeschätzt, oder?

Ich denke, dass die wichtigsten Kennzahlen für Buffett folgende sind:

-KGV (wobei er nach meiner einschätzung hierauf nicht viel gibt)

-Cashflow (sollte stetig steigen bzw auf einem gewissen Niveau sein)

-Dividendenrendite (hierzu muss man nichts sagen)

-Eigenkapital-Rendite (In meinen Augen für Buffett mit der wichtigste Wert)

Beispiel:
Wir alle wissen, dass Buffett bei ExxonMobil einstieg, doch wieso gerade da? Das KGV betrug 12,2 während das der Konkurenz um einiges günstiger lag (Shell:10,3, Chevron: 10,0 und Total 11,0).

Schaut man sich dann allerdings die EK-Rendite an erkennt man folgendes:

Exxon: 27,1  Shell: 14,1 Chevron: 19,2 Total: 14,7

Wie der Cashflow bei den Unternehmen aussah, weiß ich leider nicht, aber wir wissen das Buffett bei Exxon einstieg. Das KGV lag zwar höher ABER sie wirtschafteten produktiver als die Konkurrenz. Das entspricht wieder dem typischen Buffett Satz: “lieber ein wundervolles Unternehmen zu einem fairen Preis”.

Was mich dennoch irritiert: Buffett stieg damals bei der Münchner Rück ein. Die Ek-Rendite lag soweit ich mich erinnern kann bei ca 14%, ein Jahr danach nur noch bei ca. 3%.

 

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