Value Investing: Kaufen, was keinen interessiert

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Eine der wichtigsten Hausaufgaben beim Value Investing ist die Bilanzanalyse! Hat eine Gesellschaft beispielsweise drei Milliarden Dollar auf dem Bankkonto, aber gleichzeitig Finanzschulden in Höhe von zehn Milliarden Dollar, ist der Kassenbestand gar nicht so toll, wie er zunächst aussieht. Aus der Differenz ergibt sich ein Netto-Schuldenstand von sieben Milliarden Dollar (zehn Milliarden Kredit minus drei Milliarden Cash).
Angenommen die Gesellschaft hat einen Börsenwert von einer Milliarde, addieren Sie nun den Netto-Schuldenstand von sieben Milliarden, ergibt sich ein Enterprise Value von satten acht Milliarden Dollar. Ein Aufkäufer muss also acht Milliarden Dollar hinblättern statt der eigentlichen Marktkapitalisierung von einer Milliarde. Mit anderen Worten: Es genügt nicht den Börsenwert isoliert zu betrachten. Achten Sie auf die Kreditlast und den Kassenbestand.
Wichtig ist ebenfalls der Buchwert beziehungsweise das Eigenkapital. Eine exzellente Firma kostet üblicherweise deutlich mehr als das ausgewiesene Eigenkapital. Eine Firma kann trotz des sagen wir mal zweifachen Eigenkapitals (Kurs-Buchwert 2,0) noch ein exzellentes Investment sein. Das Kurs-Buchwertverhältnis gibt Ihnen jedoch eine gewisse Grobeinschätzung zur Hand. Es bewahrt Sie auch davor Blödsinn zu tun – etwa das eintausendfache des Buchwerts zu zahlen.
Grundsätzlich suche ich mir Aktien aus, die aus der Mode gekommen sind, die tief im Keller notieren. Mir gefallen Aktien, die etwa 60 oder 65 Prozent vom Höchstkurs entfernt sind und einen Boden ausgebildet haben. Solche Situationen finden Sie derzeit zuhauf im Finanzsektor. Sehen Sie nur den Chart oben!
Hippe Gesellschaften, die täglich im Fernsehen von morgens bis abends besprochen werden wie Google oder Apple – da ist die Rallye meist schon gelaufen. Anders dagegen Turnaround-Situationen. Auf solche Aktien achten nur wenige. Analysten oder Medien haben sie selten im Visier. Wenn Sie hier investieren, haben Sie Geduld! Es kann Monate, ja sogar Jahre dauern, bis solche Titel „entdeckt“ werden. Das Warten zahlt sich aber meistens aus.
Der legendäre John Templeton soll angeblich im Jahr 1939 rund 100 Aktien gekauft haben, die alle unterhalb von einem Dollars notierten. Er investierte rund 10.000 Dollar in die Pennystocks. Darunter waren sogar 34 Firmen, die insolvent waren. Alles in allem zahlte sich das Investment fürstlich aus. Vier Jahre später war sein Investment insgesamt 40.000 Dollar wert, also das Vierfache seines Einsatzes. Er hatte auf Titel gesetzt, die völlig aus der Mode waren.

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