Kaufen Sie langweilige Aktien

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An der Börse gibt es eine ominöse Kennzahl. Sie heißt Beta. Sie drückt aus, wie nervös eine Aktie hin und her springt. Ein Beta von mehr als 1,0 bedeutet, die Aktie ist volatiler als der Index. Ein Beta unterhalb von 1,0 heißt: Das ist ein Langweiler. Kaum Reaktion. Der Kurs ist stabil. Egal, was passiert.
Die Masse der Privatanleger mitsamt den Fondsmanagern lieben die hektischen Papiere. Also das hohe Beta. Denn die springen schön. Diese Aktien sind in aller Munde. Die hohen Beta-Aktien stehen überall im Internet und in den Zeitungen auf Seite 1.
Ich rate Ihnen jedoch, die Langweiler zu kaufen. Die sind in der Regel günstiger (KGV, KBV, KUV, höhere Dividendenrendite …).
Nur wenige schauen sich die Langweiler an, weil sie eben langweilig sind. Analysten scheuen sie, weil sie mit den Modeaktien mehr Geschäft (Trades) erzeugen können. Privatanleger meiden sie, weil sich die Kurse (vermeintlich) kaum ändern.
Schwimmen Sie gegen den Strom. Kaufen Sie Hersteller von Unterhosen, Lebensmittel, Käse, Seifen, Cremes, Wischtücher, Fischzüchter, Möbelfabriken.
Schwimmen Sie gegen den Strom, indem Sie Geduld haben. Behalten Sie ihren Toilettenschüsselhersteller für ein paar Jahrzehnte. Die anderen traden jeden Monat.
Es gibt zu dem Thema Studien, die bestätigen: Ein niedriges Beta hat langfristig einen Renditevorteil.
Der Privatanleger hat den Druck, besonders gut abschneiden zu wollen. Schließlich wollen wir dem Arbeitskollegen erzählen können, wie toll wir sind. Daher gehen wir gerne hohe Risiken ein. Das rächt sich natürlich. Passen Sie gut auf, was Sie machen. Sie werden es im Rentenalter bereuen, wenn Sie zu viel Risiken an der Börse eingegangen sind.
Der gesunde Menschenverstand sagt uns ja: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Nur schauen eben alle auf die Taube. Es hängt mit unserer Gier zusammen gepaart mit der Selbstüberschätzung.
Wer stetig ein paar Euro jeden Tag in jungen Jahren in sichere Aktien bunkert, kann ein Traumdepot im Alter haben. Passen Sie natürlich hierbei auf die Gebühren auf. Je mehr Geld Sie anderen geben (Gebühren), desto weniger bleibt für Sie am Ende des Tages übrig.
Bündeln Sie Orders. Drei Aktien für 100 Euro zu kaufen, kostet zu viel Gebühren. Lieber auf einem Festgeldkonto ansparen, um später einen größeren Batzen einzusetzen.
PS: Das Haus oben auf dem Foto habe ich Island entdeckt. Ganz einfaches Wohnen. Wie die Vorfahren.

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10 Jahre zuvor

Gut beschrieben, Tim. Wer traden möchte, benötigt volatile Aktien, also solche Titel mit hohem Beta. Wer langfristig anlegt und dabei ruhig schlafen möchte, wie es André Kostolany ja empfohlen hat, sollte niedrige Betas aussuchen. Allerdings müssen die anderen Bewertungskennzahlen ebenfalls stimmen, denn nur wenn das Unternehmen wirlich gesund ist, gut geführt wird und eine attraktive Bewertung aufweist, sollte an zugreifen. Bei (zu) teuer bewerteten Aktien hilft auch ein niedriges Beta nichts, die werden irgendwann sinken.

Martin
10 Jahre zuvor

ein gutes Beispiel für solche Aktien ist General Mills, wie wäre es mit einer Liste weiter Unternehmen dieser Art?

10 Jahre zuvor

@ Michael
Stimmt. Die Qualität ist natürlich bei den Langweilern wichtig. Wenn eine Aktie extrem günstig bewertet wird, ist oft irgendetwas faul.

@ Martin
In den großen Indizes gibt es ein paar Langweiler. Ich bin kein Fan von einzelnen Empfehlungen hier im Blog. Da sollte schon jeder das Passende für sich selbst herausfinden.

Vorschläge, Ideen, Gedanken sind jederzeit willkommen.
General Mills ist ein Gigant. Spannend, ja durchaus. Ich finde übrigens die neueste TV-Werbung urkomisch:

10 Jahre zuvor

Kenne das Beta jetzt nicht, aber eigentlich langweiliges Geschäftsmodell und dennoch eine tolle Aktie: Sherwin-Williams Co.

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