Fonds: Viele kurzzeitige Stars deren Träume wie Ballons platzen

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Inspiriert für den heutigen Blogeintrag haben mich Bücher von John Bogle. Der 83-jährige Bogle hat die Fondsgesellschaft Vanguard gegründet und innovative, kostengünstige Produkte für die Verbraucher mit seinen Indexfonds geschaffen. Er ist ein scharfer Kritiker der Branche. Warren Buffett und Charlie Munger sind Fans von Bogle. Sie finden seine Kritik an dem Sektor ist gerechtfertigt.
Was für Fondsbesitzer an Mehrgewinn erwirtschaftet wird, müssen Sie mit der Lupe suchen. Vermutlich werden Sie nichts finden. Die Liste der Versager wird länger und länger. Es hat sich herumgesprochen, dass der Großteil der Fonds Geld zum Fenster hinauswirft, sie schneiden einfach schlechter als der Vergleichsindex ab. Ich behaupte nicht, dass Fondsgesellschaften unseriös oder betrügerisch handeln. Nein, keinesfalls. Es handelt sich um eine seriöse Branche mit smarten Menschen.
Aber ich bin der Meinung, wer sich die Performance in der Summe anschaut, kommt zu dem Schluss: Es gibt kaum einen Grund, einem Fondsmanager sein mühsam Erspartes anzuvertrauen. Da kaufe ich lieber selbst Qualitätsaktien und lasse diese Jahrzehnte liegen. Oder aber ich lege mir einen guten Indexfonds zu.
Es ist ja gar nicht verwunderlich, warum die Performance der „Geldzauberer“ so lausig ausfällt. All die Einzelteile des Marktes können ja aus rein logischen Gründen akkumuliert nicht besser abschneiden als die Gesamtheit, also der Markt. Sie müssen sich das so vorstellen: Verkauft ein Manager X seine Hewlett-Packard-Position, greift im selben Moment ein anderer Profi-Verwalter Y zu. Bedenken Sie hierbei die Gebühren, Kosten, Gehälter, die teure Werbung für die Fonds. Das müssen die Kunden bezahlen.
Jeder Fonds wird im Schnitt einmal pro Jahr gedreht. Verwaltet ein Fonds drei Milliarden Euro, so werden jedes Jahr Aktien im Wert von drei Milliarden abgestoßen und wieder Aktien im Wert von drei Milliarden Euro gekauft. Bei diesem Hin und Her geht mehr Geld verloren, als es sich auf den ersten Blick erschließt. So ist nicht nur die Provision für den Händler zu bezahlen, es besteht ferner zwischen dem Bid und dem Ask eine Lücke. Große Fonds machen sich mit ihren hohen Ordervolumina die Kurse „kaputt“. Was oft vergessen wird: Fonds müssen eine gewisse Liquidität vorhalten, was gegenüber dem reinen Index-Investment eine entgangene Chance ist.
Im Schnitt können Sie davon ausgehen, dass ein Fonds 2,0 Prozent per annum kostet. Hinzu kommt der Vermittler (Bank, Vertreter, Berater), der zwischen 3,0 und 4,0 Prozent einmalig kassiert. Wenn Sie diese beiden Kostenblöcke addieren, fehlen Ihnen schon 5,0 bis 6,0 Prozent im ersten Jahr. Danach entfällt zwar der Ausgabeaufschlag. Trotzdem ist das ein Haufen Geld. Kein Wunder, dass die Fonds nach Abzug der Kosten keine Goldgrube für die Verbraucher sein können.
Was Ihnen an Geld in Ihrem Arbeitsleben als Fondskunde verloren geht (aufgrund der enormen aufsummierten Kostenbelastung) möchte ich nun kurz skizzieren: Gehen Sie davon aus, dass die Börse im Schnitt um zehn Prozent per annum zulegt. Ich möchte jetzt konservativ kalkulieren: Ziehen wir „nur“ 2,5 Prozent Kosten für den Fonds ab (darin ist das Millionengehalt für den Verwalter, das Salär für Analysten, Assistenten, Buchhalter, Marketingleute, Anwälte, Vermittler usw. enthalten). Nehmen wir also die 10,0 Prozent Indexanstieg minus 2,5 Prozent Fondskosten, verbleiben 7,5 Prozent für Sie als Fondsanleger. Der Indexsparer verdient dagegen Jahr für Jahr fast 10,0 Prozent. Es fehlen Ihnen also als Fondskunde 2,5 Prozent.
Angenommen, Sie legen einmalig 12.000 Euro an. Es handelt sich um ein kleines Erbe einer Tante, sie sind 20 Jahre alt. Sie sparen für die Rente, für 45 Jahre. Der Indexsparer (ETF) macht aus den 12.000 Euro Anfangskapital bis zum Rentenbeginn 875.000 Euro (10%). Der Fondssparer kommt nach 45 Jahren bei dem gleichen Startkapital auf nur 311.000 Euro (7,5%).
Nachvollziehen können Sie solche Zinseszins-Kalkulationen am einfachsten mit einem Online-Rechner.
Die Differenz ist krass, es sind 564.000 Euro. Das Geld landet in der Finanzbranche. Es fehlt dem Fonds-Kunden.
Sie sehen also, warum die Branche so intensiv Lobbyarbeit betreibt. Ganze Vermögen heimst die Branche in dem Leben eines Kunden ein. Ob Riester- oder Rürup-Fondssparpläne oder andere Fonds, sie haben die Schwäche der dauernd anfallenden Kosten. Ganz abgesehen von den immensen Abschlusskosten (Provisionen).
Dass die Branche in einer Krise steckt, sehen Sie an der Wall Street. Nehmen Sie die Fondsgesellschaft Legg Mason, der Kurs notiert tief im Keller. Etliche Führungskräfte mussten ihre Koffer packen. Gerade deren „Value-Stars“ haben schlicht und ergreifend nicht die Performance erbracht, die sich die Anleger erhofft hatten. Es ist ein Albtraum für Anleger, die an diese umjubelten Fondsmanager geglaubt haben. Der „legendäre Bill Miller“ mit seinem „Value Trust Fonds“ entpuppte sich nach ein paar miesen Jahren als gar nicht so legendär.
Unter den Hedgefonds ist ein ähnlicher Abwärtstrend zu beobachten. Denken Sie an den allseits bewunderten John Paulson. Seine Glückssträhne ist offenbar zu Ende. Mehr Schein als Sein – so weit das Auge reicht.
Es mag einzelne Überflieger geben. Diese Stars zum richtigen Zeitpunkt zu finden, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Wir haben als Anleger ein gravierendes Problem: Die Performance aus der Vergangenheit ist keine Garantie für die Zukunft. Manchmal ist es sogar so, dass ein sehr erfolgreicher Manager urplötzlich am unteren Ende der Liste landet. John Paulson ist so ein klassisches Beispiel. Er war einmal ein Star. Jetzt raten schon die Banken ihren Kunden, ihr Geld von Paulson schnellstmöglich abzuziehen und wegzurennen, bevor es zu spät ist.
Oje. So schnell wird ein Star zu einer Gefahr. In der Musik gibt es ja auch die One-Hit-Wonder. So wie die Sängerin Nena mit ihren „99 Luftballons“. Ob Paulson auch so ein einmaliger Glückspilz ist, wird sich zeigen. Vielleicht kriegt der noch die Kurve.
Ein Bekannter arbeitet für einen Hedgefonds in New York. Der sagte mir kürzlich beim Mittagessen: “Das ist alles ein riesiges Schauspiel, ein Game.”

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11 Jahre zuvor

Hi Tim,

das Thema Kosten bei der Geldanlage ist enorm wichtig. Es gibt nicht wenige, die sagen, naja, es kostet halt 1 bis 1,5% mehr, aber dafür kann der Fondsmanager in schwierigen Zeiten entsprechend reagieren, um Verluste zu vermeiden. Das ist ein Trugschluss. Entweder er reagiert gar nicht oder erst, wenn der Markt bereits abgerutscht ist, um dann viel zu spät wieder mehr in Aktien zu investieren. Das habe ich mir 2008/2009 und im Sommer 2011 ausführlich angeschaut.

Aus dem Grund kommen für mich ebenfalls Einzel-Aktien in Frage, solange man sie im Überblick behält. Oder man greift auf ETFs zurück. Diese kosten zwar ebenfalls etwas Geld, meist 0,3 bis 0,6% p.a., dafür hat man den ganzen Markt im Depot und hat einige andere Annehmlichkeiten (wie die lästige zu hohe Doppel-Besteuerung bei Auslandsaktien, um die man sich bei ETfs nicht kümmern muss).

VG
Lars

11 Jahre zuvor

@Lars: Gerade bei replizierenden, ausländischen ETFs mit Thesaurierungen bzw. Teilthesaurierungen kann die Besteuerung auch ganz schön kompliziert werden. Die Thesaurierungen müssen dann manuell versteuert werden, bei Verkauf werden diese automatisch besteuert und man muss sich dann manuell die Steuern zurückholen und nachweisen, dass man immer bezahlt hat. Ich finde das kompliziert und würde mich nicht als Laie bezeichnen. Da finde ich es sogar leichter die Quellensteuer z.B. aus der Schweiz zurückzufordern. Letztendlich investiere ich nur noch direkt in Aktien und Anleihen.
Bei Fonds würden für mich nur Kurse unter NAV in Frage kommen. Dies ist bei geschlossenen Fonds ja durchaus möglich. Dann relativiert sich der Kostennachteil.

Jan
11 Jahre zuvor

Ich denke ein großes Problem der aktiven Fonds ist das window dressing, wobei am Ende des Jahres noch wild einige Positionen gehandelt werden um irgendwie die Performance und den “Depoteindruck” zu verbessern. Hier wird ebenfalls ein großer Teil der Gebühren sinnlos erzeugt, da eigentlch nur die Ergebnisse zeitlich ein wenig verschoben werden

Larry
11 Jahre zuvor

Hi Tim, guter Artikel mit der richtigen Intention, allerdings möchte ich an dieser Stelle nochmal einhaken:

“Hinzu kommt der Vermittler (Bank, Vertreter, Berater), der zwischen 3,0 und 4,0 Prozent kassiert.”

Das klingt fast so als würde man jährlich die Vermittlerprovision (=Ausgabeaufschlag) zahlen, diese fällt jedoch nur einmalig bei Kauf an und im Zeitalter der Direktbanken gibt es viele Fonds AA-frei.

Die Gesamtbelastung der Kosten inkl. Ordergebühren hast du aber mit 2,5 % – 3 % p.a. gut getroffen. Die Fondsbranche ist mein Brötchengeber, aber ich rate jedem davon ab in aktive Fonds zu investieren. Liegt sogar weniger an den Managern selbst, sondern einfach an der nachteiligen Gebührenstruktur und den Anlagerichtlinien.

Für Anleger gibt es eigentlich nur zwei Alternativen: passivieren mit kostengünstigsten ETFs oder Qualitatsaktien! (Je nach Kenntnisstand und Bereitschaft zum Zeitaufwand). Ich setze persönlich auf letzteres.

11 Jahre zuvor

@ Lars
Ich finde, auf die Krise zu reagieren ist immer brisant. Denn, wie Du sagst, als Anleger reagiert man zu spät. In der Krise sind immer alle negativ eingestellt, die Angst ist groß. Dabei müsste die Zuversicht und der Mut enorm sein. Fazit: Besser nicht verkaufen. Eher zukaufen.

@ Martin
Die Besteuerung ist ein Problem. Ich finde es schlicht unfair, dass Aktionäre ihre Altersvorsorge derart versteuern müssen. Berlin wach auf! Ein Eigenheimnutzer kann steuerfrei zocken wie er will. Unglaublich, diese Bevorzugung von Immobilien.

@ Jan
Danke für den Beitrag. Ja, window dressing ist ein weiteres Problem, das unnötig dem Fondsanleger Geld kosten kann.

@ Larry
Danke für die Ergänzung. Ich werde versuchen, den Text an der unklaren Stelle zu ergänzen. Und hoffe, dass die Einmaligkeit des Ausgabeaufschlags besser rüber kommt.

Danke an alle. VG Tim

11 Jahre zuvor

@Tim: Bei Immobilien ist immerhin die Grunderwerbssteuer zu bezahlen. Nachvollziehen kann ich die Steuergesetzgebung schon lange nicht.

Aktien Fonds habe ich seit 2005/2006 keine mehr in meinen Depot. Dann folgten 2 Jahre rein ETFs in meinem Depot und seit 2007 halte ich nur noch Dividenden Aktien in meinem Dividenden Depot.

Jan
11 Jahre zuvor

Hallo Tim,

erstmal Danke für diesen wirklich interessanten und informativen Blog! Ich gehöre zu den Neuen hier und auch in der Welt der Anleger. Da es für wirtschaftliche Themen bei mir leider noch nicht reicht, hier nur ein kleiner inhaltlicher Kommentar: Nena war mit Sicherheit kein One-Hit-Wonder ;-).

Weiter so…
VG, Jan

11 Jahre zuvor

“All die Einzelteile des Marktes können ja aus rein logischen Gründen akkumuliert nicht besser abschneiden als die Gesamtheit, also der Markt.”

Genau das ist möglich durch Diversifikation und das schöne ist, Diversifikation ist kostenlos ;)
(Trade-off zwischen Risiko und Rendite)

7 Jahre zuvor

Die Kosten sollten im keinen Fall unterschätzt werden, was letztendlich doch immer wieder passiert. Entsprechende Geldanlagen sollten verglichen werden, so findet jeder etwas passenden, auf das zurückgegriffen werden kann.

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