Es kommt nicht auf das Timing an, sondern auf die Time

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Was tun mit der Apple-Aktie? Was tun mit Google, Berkshire und GE? Halten, Zukaufen, Verkaufen? Ständig melden Analysten eine Neueinschätzung. Am häufigsten regnet es Kaufempfehlungen an der Wall Street, wie diese Studie aufzeigt (PDF).
Durch Kaufempfehlungen verdienen unsere Banken am meisten Geld. Kritisch setzt sich die amerikanische Regulierungsbehörde Finra mit Analysteneinschätzungen auseinander, sie warnt eindringlich vor den Interessenkonflikten von Analysten bzw. Banken:
„Privatanleger mögen glauben, dass die meisten Analysten für sie arbeiten – dass die investierende Bevölkerung deren Kernverpflichtung sei. Aber in Wahrheit ist die Sache viel komplizierter.“
„Retail investors may believe that most analysts work for them — that their primary obligation is to the investing public. But in fact, the full story is much more complicated.“ (Ich mache den Banken wegen ihrer Interessenskonflikte keine Vorwürfe, praktisch bestehen in jedem Unternehmen irgendwo Konflikte.)
Ich habe schon oft in diesem Blog geschrieben, dass es viele Vorteile hat Qualitätsaktien einfach durchzuhalten. Es zahlt sich aus, in aller Ruhe Geld zunächst auf dem Festgeldkonto anzusparen. Ist das Cashpolster groß genug, genügt es, alle paar Monate (oder so) jeweils eine neue Position ins Depot zu packen oder eine bestehende Position aufzustocken. Was schließlich im Depot gelandet ist, würde ich liegen lassen.
An der Börse ist das Timing zwar wichtig, aber viel wichtiger ist die Zeit nach dem Kauf. Achten Sie also eher auf die Time (Haltedauer) anstatt auf das richtige Timing. Das perfekte Timing ist ohnehin eine Wissenschaft für sich. Es ist nahezu unmöglich den idealen Einstiegszeitpunkt zu erwischen – außer das Glück spielt mit.
Geduld zahlt sich fürstlich aus. Denn langfristig läuft die Börse wie eine Maschine nach oben. Das lehrt sie uns der Dow-Jones-Index seit mehr als 100 Jahren. Das zeigt uns der wachsende Wohlstand rund um den Globus.
Es gibt Leute, die behaupten, die Kaufen-und-Halten-Strategie funktioniere heute nicht mehr, weil die Zeiten anders seien und sich vieles ändere. Das mag sein, dass Umbrüche stattfinden. Was soll sich aber an einer Nestle, Siemens, Adidas, Nike, Anheuser-Busch oder BASF Gravierendes ändern? Wenn Sie alle paar Monate eine tolle Aktienposition zum Depot hinzufügen, wird in einigen Jahrzehnten ein herrliches Portfolio heranreifen. Dazu sind keine Umschichtungen nötig.
Warum ich mir da so sicher bin? Weil es massenweise Fälle gibt, in denen genau diese Halte-Strategie riesige Vermögen zur Folge hatte. Wichtig ist ausreichend zu streuen und auf eine hohe Qualität der Unternehmen zu achten.
Die Lehrerin Kathleen Magowan aus Connecticut hinterließ mehr als sechs Millionen Dollar, als sie 2011 im Alter von 87 Jahren starb. Sie hatte Aktien einfach jahrzehntelang durchgehalten. Sie vermachte ihr Vermögen Schulen, Kirchen, Stiftungen. Von dem enormen Aktienschatz (Urkunden) in ihren Schubladen wusste sie gar nichts. Sie hatte die Hebelwirkung des Zinseszinses unterschätzt, als sie ihr Testament verfasste.
Fazit: Wem das Buy-and-Hold schwer fällt, dem ist schon damit geholfen, einfach die Umschlaggeschwindigkeit im Depot etwas zu reduzieren. In der Ruhe liegt die Kraft.

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Marc
10 Jahre zuvor

“Das zeigt uns der wachsende Wohlstand rund um den Globus.”

Wo ist denn der wachsende Wohlstand in Amerika? Wenn das so wäre, würden doch nicht z.B immer mehr Amerikaner Lebensmittelmarken bekommen müssen.

Tom
10 Jahre zuvor

hallo,

wenn die masse nur wüsste wie das ganze funktioniert… und die wohlhabenden kennen das spiel wo geld nur noch mehr geld macht…

Markus
10 Jahre zuvor

Kaufen und halten funktioniert nach wie vor. Allerdings sollte man ein paar Details berücksichtigen:

– Einstieg von großen Investitionssummen würde ich persönlich nicht bei 5 Jahres-Höchstständen machen. Kleine Positionen bzw. im Verhältnis günstige Werte kann man nach wie vor kaufen.

– Monatliche, Quartalsweise Sparpläne gehen immer. Man sollte aber auf die Kosten achten und evtl. mehrere Monate ansammeln.

Siemens hätte ich aus Tim`s Beispielen nicht genommen. Aber da gehen die Meinungen auseinander…

10 Jahre zuvor

@ Marc
Ja, da gibt es in der Tat ein Problem. Es ist die Schere zw. Arm und Reich, die geht weiter auseinander. Roboter und Computer ersetzen massenweise Arbeiter. Es gibt krasse Niedriglöhne. Ja, das stimmt.

Trotzdem muss ich sagen, dass das Leben alles in allem für die Mehrheit besser wird. Vergleiche mal das Leben heute mit dem Dasein vor 50 oder 100 Jahren. Medizin, Transport, Menschenrechte, Ernährung (bedingt), Lebenserwartung, Informationsmöglichkeiten, Reisen, Demokratie, Sicherheit… vieles wird besser – auch für die Armen.

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