Der Sinn des Lebens: Konsumrausch? Weniger Zeug und dafür Ziele

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In New York zu wohnen hat einen Vorteil. Plunder können Sie kaum anhäufen. Die Wohnungen sind im Regelfall mini, jeder Quadratmeter extra geht richtig ins Geld. Stauraum ist dementsprechend Mangelware. Ein zwei mal zwei Meter großer Eisenkäfig im Keller kostet 200 Dollar Miete monatlich. Nachbarn mieten das, um ihre alten Sachen dort zu lagern. Das macht ökonomisch keinen Sinn, finde ich.Es ist ein Milliardengeschäft in den USA geworden Container zu vermieten. Die Leute können sich einfach vom alten Staubsauger und Kühlschrank, den schon Oma nutzte, nicht trennen. Mit Bekannten bin ich schon mitgefahren und dachte: „Meine Güte. Dafür jedes Jahr Tausende auszugeben. Was für ein Unfug.“ Natürlich geht es um Emotionen. Natürlich kann es schwer fallen, Erinnerungsstücke zu entsorgen. Aber warum spenden die Leute nicht lieber das Geld für einen guten Zweck?Ich werfe lieber gleich alles Unnötige weg. Oder kaufe es erst gar nicht. Ich glaube, die Gedanken sind freier, wenn man weniger Zeug besitzt. Elon Musk, der Gründer der Tesla-Elektroautofirma, lebt zwar in einem schicken Haus in Kalifornien mit Blick aufs Meer. Ein privater Pool nebst Tennisplatz gehören dazu. Doch ist die Villa gemietet. Im Inneren ist es leer. Kein Buch. Kein Zeug. Nichts.Es gibt Leute, die sind wie im Rausch, wenn sie irgendwo ein Sonderangebot sehen. Sofort landet das Schnäppchen im Einkaufswagen. Ganz egal, ob sie es tatsächlich brauchen oder nicht. Hauptsache billig.Was der „normale Konsument“ nicht begreift ist: Wie spärlich Reiche tatsächlich leben. Viele Reiche, der typische steinreiche Nachbar eben, brauchen keine Statussymbole, sie halten sich von einem Kaufrausch fern und haben die Kosten unter Kontrolle. Sie kaufen die Weinflasche für zehn Dollar. Ihr Haarschnitt kostet circa 16 Dollar einschließlich Trinkgeld. Sie fahren Toyota. Sie wohnen in Häusern, die weniger als 300.000 Dollar wert sind.Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich von meinen Eltern lernte, recht bescheiden zu leben und immer etwas zu sparen. Aldi statt Schlemmerladen, Gebraucht statt Neu.Reiche nutzen ihre uralten Möbel, fahren alte Autos, kaufen Billigkleidung bei Wal-Mart. Statistiken zeigen, je mehr Milliardäre für wohltätige Zwecke spenden wollen, desto reicher werden sie. Hehre Ziele wirken scheinbar wie ein Katalysator, wie ein Beschleuniger.Ich finde die Tips des Hong Konger Milliardärs Li Ka-Shing, das Foto oben ist von Flickr, imposant. Er rät, das monatliche Einkommen in fünf Spardosen aufzuteilen:Die erste Dose ist für die Lebenshaltungskosten. Er empfiehlt, ein gesundes Frühstück, Mittagessen und Abendessen zuhause einzunehmen. Eier, Früchte, Gemüse, Milch. Das Kochen am heimischen Herd ist ja nicht nur billiger, sondern gleichzeitig gesünder (als außer Haus Essen zu gehen).Spannend, was der Asiate über Freundschaften denkt. Er rät, die zweite Spardose zum Networking zu nutzen, sich mit Freunden zu umgeben, von denen Sie lernen können. Die dritte Kasse ist für Bücher da. Sie sollten viel Literatur kaufen, begierig lernen, um das Wissen mit anderen zu teilen.Die vierte Haushaltsdose ist für seine Leidenschaft, das Reisen. Auf Reisen ins Ausland sollten Sie keinesfalls verzichten. Er muntert dazu auf. Reisen gäbe Ihnen Kraft für die Arbeit. Es sei nicht angebracht in teure Hotels zu gehen, sondern einfache Herbergen genügten.Schließlich sollten Sie das fünfte Marmeladenglas mit Ihren Spargroschen nutzen, um sich nebenberuflich selbständig zu machen. Wenn Ihnen ein Fehler unterläuft, Sie Geld verlieren, denken Sie sich: „Kein Problem“. Lernen Sie aus Ihren Fehlern. So lautet jedenfalls das Motto des Moguls.Als Nebenjob sollten Sie einen Vertriebsjob annehmen, um das Verkaufen zu lernen, was als Erfahrung für das Leben wichtig sei. Sie sollen auf Ihre Gesundheit achten, stetig dazu lernen, Weisheit aufbauen, neue Freunde kennenlernen, kein unnötiges Geld für Kleidung und dergleichen zum Fenster hinauswerfen. Gute Qualitätskleidung ja, aber nicht in Unmengen.Im Kern sagt Li: Sei sparsam, begrenze den Konsum, sei ehrgeizig, netzwerke, helfe anderen, spende, lese, lerne, reise, sei zuversichtlich, akzeptiere Fehler, mache Fortschritte, habe Ziele, lebe gesund.Li steht morgens vor 6 Uhr auf, um eineinhalb Stunden Golf mit einem Freund zu spielen. Mittags geht der 86-jährige für eine Viertelstunde aufs Laufband. Er schläft acht Stunden täglich. Fit sieht er aus. Er kleidet sich bescheiden.Die Mittelschicht handelt irgendwie anders. Sie hat kaum Ziele, steckt im Hamsterrad fest, hat Schulden angehäuft und quält sich durch Jobs, die keinen Spaß machen. Sie kaufen Zeug im Überfluss und sind kaum bereit, zu lernen. Am liebsten schaut die Masse täglich stundenlang in die Röhre. Sie ernährt sich ungesund. Anstatt Verzicht zu üben, wird konsumiert – so viel wie nur geht. Autos, Kleidung, Eigenheim, Schmuck, Möbel, Plunder. Alles teuer, toll, neu, auf Pump. Dabei bringen all die Statussymbole keine Zufriedenheit. Die Schulden erzeugen einen stetigen Druck. Es ist eine Illusion. Weniger ist manchmal mehr.Ich lese gerne die Tweets von Dalai Lama. In seinen kurzen Sätzen steckt unglaublich viel. Er will uns helfen, unserem Leben mehr Bedeutung zu geben:

Im Leben sollte das Oberziel nicht das Geld sein. Sondern anderen zu helfen. Bill Gates, Bill Clinton, Warren Buffett, Michael Bloomberg sind bewundernswerte Persönlichkeiten, weil sie genau das tun:

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Tino
9 Jahre zuvor

aufschlussreicher Artikel, entdecke da auch viele Parallelen zu meiner eigenen Einstellung, konnte noch nie dem Präsentieren von Statussymbolen etwas abgewinnen, bzw. finde es immer wieder amüsant, wenn sich z. B. um ein Fahrzeug Grüppchen bilden, nur um die neuen Felgen von “Schlagmichtot” zu bestaunen oder wenn sich eine ganze Familie provokativ nur mit “Jack's Wolfshaut” draussen zeigt, inkl. allermöglichen teuren Accessoires, überall mit Pfoten drauf, lebende Werbeträger. eigentlich müsste der Hersteller dafür zahlen. Beim Vergleich von Discounter- und Markenkleidung kann man viele Schnäppchen machen, da bei bestimmten Kleidungsstücken, auch für Kinder die Marke nicht unbedingt besser ist, nur weil sie teurer ist. Wir investieren z. B. mehr in Gesellschaft, in Form von Familienfeiern, geben Geld also für andere aus, Geschenke, soziale Höhepunkte. Dafür auch dann gern mal etwas mehr, im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten. Das Erlebnis (vgl. Reise) mach ungleich zufriedener und glücklicher als jeder materielle Wertgegenstand der nur zur Schau getragen wird. Wertiges kaufen, seien es Lebensmittel, Technik, ja, aber zur einem vernünftigen Preis (der sieht für jeden anders aus) und auch vieles Gebrauchtes, Lego für Kinder z. B., Auto, Möbel haben wir auch schon oft wiederverkauft, z. B. Kindermöbel, usw. das Geld daraus für nichtmaterielle Dinge eingesetzt, oder halt auch an der Börse.

Stefan
9 Jahre zuvor

Am schlimmsten sind die, die sich zB. im Türkei-Urlaub mit Fake-Ware eindecken und es auch noch toll finden. Denen geht es wirklich nur darum eine “Marke” zu tragen. Und finden sich auch noch clever da sie nicht so viel dafür zahlen wie die anderen “Idioten”.

Deutschland-Trikots gibts dort für 5 EUR…

Felix
9 Jahre zuvor

Dass den Dalai Lama viele im Westen so hipp finden, erstaunt mich. Seine Kalendersprüche sind ja ganz nett. Schaut man sich hingegen Tibet an, so ist es ein sehr rückständiges, dem Mittelalter verhaftetes Land. Und der geistige Führer desselben hat Gefallen daran. Mit Geisterglaube und Reinkarnation lässt sich auf Kosten der Gläubigen jedenfalls gut leben.

Und die Menschen im Westen, die alle Errungenschaften der Zivilisation und Wissenschaften haben, sehnen sich nach so einer Figur, seltsam.

Leo
9 Jahre zuvor

Das mit den fünf Spardosen, welche klaren Zielen zugeordnet sind finde ich eine sehr gute Idee. Kluger Mann, der Herr Li Ka-Shing.

Frank / Berlin
9 Jahre zuvor

zum Teil kann ich mich in der Philosophie dieses Herren wiederfinden.
aber warum man eine Spardose 2 braucht? Freundschaften sind kostenlos und Networking sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. merkwürdig, dass da in Asien Geld fließt.
Einen Nebenjob würde ich niemals nur um des Lerneffekts wegen annehmen. Da würde ich doch immer die Konzentration auf die Haupteinnahmequelle bevorzugen und versuchen besser zu werden in dem was ich gut kann.

9 Jahre zuvor

@ Felix

Ich finde, Reichtum, Statussymbole, Geld, Verdienst, Villa usw. ist nicht wirklich anziehend.

Anziehend finde ich vielmehr, wenn Menschen mit wenig Geld auskommen. Wenn Sie vorsichtig handeln, sich mit wenigen Dingen begnügen können. Das lehrt uns irgendwie Dalai Lama. Das Rennen nach mehr Luxus und Geld ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wir werden so nie glücklich.

Ein abendliches Lagerfeuer am Strand kann schöner sein als ein Edeldinner im Waldorf Astoria.

Die Amis haben 2 tolle Begriffe dafür: humble und humility.

Eben Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Bedürfnislosigkeit.

Frank
9 Jahre zuvor

@ Tim,
ein abendliches Essen am Lagerfeuer schmeckt dann am besten, wenn man sich das Essen im Waldorf leisten könnte , es aber nicht braucht um sich gut zu fühlen. Ein Essen am Lagerfeuer, weil man sich anderes nicht leisten kann, hat dann nichts romantisches mehr.

9 Jahre zuvor

@ Frank

Ja, das hat einen spannenden Ansatz.

Weil ein Stück weit Freizeit mit einfliesst – sonst hätte man kaum Zeit fürs Lagerfeuer.

Es gibt an der Wall Street Karriereleute, die arbeiten extrem viel. Sie haben extrem viel Geld. Sie können sich das Nobelhotel jederzeit leisten. Aber die Frage ist, ob sie wirklich glücklich sind.

Geld allein macht nicht happy. Was macht glücklich? Zufriedenheit mit dem, was man hat. Anderen helfen. Freizeit. Mitmenschen… es ist nicht einfach zu beantworten. Ich versuche im Blog, das Thema anzuschneiden.

Bill Gates, Michael Bloomberg, George Soros, Warren Buffett haben erkannt, dass Geld nicht alles im Leben ist. Sie spenden einen Großteil für wohltätige Zwecke. Sie haben eine Mission. Eine Aufgabe: anderen zu helfen. Das bringt wohl Zufriedenheit.

Daher auch das Sprichwort: Vom Geld ausgeben ist noch niemand reich geworden!
Schönes Wochenende Tim.
Gruß
Alex

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