Beiersdorf: Die ersten Insider greifen in den Creme-Topf

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Heftig abgeschmiert ist die Aktie des weltweit größten Herstellers von Haut- und Pflegecremes. Seit Mai stürzte das Papier von 54 auf zuletzt 40,85 Euro. Der Kursabschlag summiert sich schon auf 24 Prozent. Für einen so soliden Wert ist das ungewöhnlich. Schon tauchen die ersten Insider auf und sammeln das Papier ein. Cornelia Herz kaufte im Juni und Juli zwei kleinere Pakete zu Kursen von 48,68 beziehungsweise 41,88 Euro. Die Familie Herz vom Kaffeeröster Tchibo hält mehr als 50 Prozent des Grundkapitals.
Als Value-Investor beobachten Sie natürlich solche Insidertransaktionen und solche Kursschwächen. Mein Rat: Behalten Sie den Nivea-Produzenten im Auge. Ich würde zugreifen auf diesem Niveau. Passend zum 125. Firmenjubiläum legte der blaue Kosmetikriese nämlich exzellente Zahlen für 2007 vor: Die Einnahmen klettern währungsbereinigt um 9,1 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte Überschuss steigt von 387 auf 486 Millionen Euro. Die Nettoumsatzrendite schöne 8,9 Prozent. An die Aktionäre schüttete Vorstandschef Thomas-Bernd Quaas zur Hauptversammlung Ende April Dividenden in Höhe von 159 Millionen beziehungsweise 0,70 Euro je Aktie aus.
Im ersten Quartal setzte sich der Aufschwung fort. Der Umsatz legte von rund 1,4 auf 1,5 Milliarden Euro zu. Der Überschuss kam von 112 auf 144 Millionen voran. Quaas will bis zum Jahr 2010 den Weltmarktanteil auf 5,5 Prozent ausbauen. Als Erfolgsrezept sieht der Manager den klaren Fokus auf Haut- und Schönheitsprodukte an – andere Zielrichtungen möchte er nicht anrühren. Auch abenteuerliche Übernahmen können Sie sich abschminken. Der Konzern wird konservativ geführt.
Besonders viel Potential sieht Quaas in den aufstrebenden Regionen China, Russland, Brasilien und Indien. In allen vier Märkten legten zuletzt die Umsätze spürbar zu. In China erwarben die Hamburger Ende letzten Jahres den Anbieter von Haarpflegeartikeln C-Bons Hair Care. Die lokal erfolgreichen Marken und das gut ausgebaute Vertriebsnetz sollen die bereits eingeführten Produkte NIVEA und Eucerin in dem gelben Riesenreich ergänzen. 2006 setzte C-Bones 115 Millionen Euro um, die Wachstumsraten liegen bei 50 Prozent. Der Kaufpreis betrug 317 Millionen Euro. Quaas verfolgt eine viel aggressivere Expansionspolitik als in der Vergangenheit: Bekannt waren die Hamburger dafür, zunächst ein Land zu erobern und dann abzuwarten, bis sie dort Fuß gefasst hatten. Nun betreten die Hanseaten gleichzeitig mehrere Märkte. Zudem erreicht das Marketingbudget immer größere Dimensionen: 30 Prozent der Umsätze investiert Beiersdorf in die Werbung. Auch die zweite Sparte, Tesa, entwickelt sich prächtig: 2007 stieg der Umsatz von 793 auf 846 Millionen. Vor Zinsen und Steuern blieben 88 Millionen kleben nach 73 Millionen im Jahr zuvor.
Der laufende Turnus dürfte abermals mit Rekorden enden, zumal das Restrukturierungsprogramm erste Früchte trägt. Fünf Fabriken ließ Quaas in Europa schließen. Zwar summierten sich die Schließungskosten auf rund 70 Millionen Euro im vorigen Jahr. Doch erwartet Finanzvorstand Bernhard Düttmann Einsparungen von rund 100 Millionen Euro ab 2009 jährlich.
Auf die Börsenwaage bringt der Creme-Gigant 10,4 Milliarden Euro. Dem steht im laufenden Jahr ein Umsatz von sechs Milliarden Euro gegenüber. Sprich Sie zahlen fast den zweifachen Umsatz. Ein absolutes Schnäppchen ist das nicht. Aber absolut gerechtfertig angesichts der starken Markenbekanntheit und hohen Kundenloyalität. Im laufenden Jahr sollte der Überschuss auf mehr als 600 Millionen anziehen. Macht ein Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) von 17.
Warren Buffett war jahrelang bei Gillette Großaktionär. Der Rasiererproduzent wurde stets mit einem recht hohen KGV gehandelt. Grund: Bekannte Markenhersteller wie Gillette oder Beiersdorf werfen sehr hohe Margen ab und weisen kaum Geschäftsrisiken auf. Konsumenten suchen gezielt nach diesen Produkten. Einzelhändler müssen die Artikel daher im Regal haben, so stark ist die Nachfrage der Kunden. Buffett fädelte später den Gillette-Verkauf an Procter & Gamble (P&G) ein. Jetzt ist er ein bedeutender P&G-Aktionär: Mit Windeln und Toilettenpapier verdient er nun dicke Margen. Mit Creme ist das nicht anders.

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Michael (Bergkamen)
3 Jahre zuvor

Hi Tim,

leider ist die Creme viel zu teuer. Es gibt genug Produkte, die günstiger sind und in der Qualität ebenbürtig.

VG

der Michael (Bergkamen9

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