10. Kosten unter die Lupe nehmen

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Ich setze meine lose Serie der Finanztipps fort. Heute folgt Tipp Nummer 10: Informieren Sie sich über die Gebühren von Finanzprodukten. Mehr als zwei Drittel der Deutschen weiß nicht Bescheid über die Höhe der Provisionen. Die Verbraucher fühlen sich mehrheitlich nicht ausreichend informiert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der GfK, die das Portal moneymeets.com in Auftrag gegeben hat (in der Grafik oben).
Erstaunlich daran ist: Laut Gesetz müssen Banken ihren Kunden offenlegen, wie viel sie bei der Vermittlung von Finanzprodukten, zum Beispiel von Investmentfonds oder Wertpapieren, verdienen. Irgendwie ist es schon komisch, wenn trotzdem Kunden im Dunkeln tappen.
Kaum ein Kunde weiß, wie viel Rückvergütungen aus den Ausgabeaufschlägen an den Berater fließen, wie viel Bestands- Vertriebsfolgeprovisionen sprudeln.
Ich glaube gerade wegen dieser Intransparenz wird sich das Aldi-Prinzip in der Finanzbranche durchsetzen. Transparente, einfache Produkte haben eine große Zukunft. Das ist ja der Grund, warum Discountbroker den Siegeszug gegen die stationären Bankfilialen angetreten haben. Der Preis stimmt, die Transparenz auch.
Je klarer die Kosten strukturiert sind, desto besser. Ich werde vorsichtig, wenn Produkte kompliziert sind. Wer soll da durchblicken? Faire Berater werden vor einem Boom stehen.
Kommt der Verbraucher dahinter, dass Gebühren in einem Produkt im Kleingedruckten versteckt sind, geht das Vertrauen flöten. So baut sich ein Institut einen schlechten Ruf auf. Über Soziale Medien kann sich ein schlechtes Image blitzschnell verbreiten.
Wer Heerscharen an Rechtsanwälten durch die Gerichte gegen seine Kunden jagt, schadet sich mehrfach. Es ist ein Schuss ins Knie.
Dass Verbraucher Provisionen und Rückvergütungen nicht kennen, ist nichts Neues. Das bringen Studien seit Jahren zum Vorschein.
Ähnliches ist in den USA zu beobachten. Die Marktforschungsfirma Cerulli Associates fand heraus: 64 Prozent der Befragten glauben die Beratung ist kostenlos, obgleich sie etwas kostet.
Die Börsenaufsicht SEC übt derzeit Druck auf Fonds und Hedgefonds aus. Unnötig hohe Kosten lässt sich die Behörde erklären. Wenn ein Fondsmanager mit Kollegen nach Hawaii zu einer Konferenz in der ersten Klasse fliegt, möchte die SEC wissen, ob die Reise wirklich im Sinne der Anleger war.
Mein Tipp: Wer von einem aktiven Fonds in einen Indexfonds umschichtet, kann zwischen 1,5 und 2,0 Prozent pro Jahr an Gebühren sparen. Angenommen Sie investieren ein Anfangskapital von 10.000 Euro in einen Fonds, der um zehn Prozent per annum steigt und operative Kosten von 1,5 Prozent berechnet. Dann haben Sie in diesem Fall nach 20 Jahren ein Vermögen von 49.765 Euro. Betragen die Gebühren dagegen nur 0,5 Prozent, hätten Sie satt dessen 60.858 Euro.

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14 Kommentare
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Ulrich
10 Jahre zuvor

Was interessieren mich die Kosten? Die Rendite entscheidet. Ich bevorzuge deshalb Fonds, die in schöner Regelmäßigkeit ihren Vergleichsindex auch nach Kosten schlagen. Die Kickbacks hole ich mir über den richtigen Anbieter zurück.

ETFs werden überbewertet.

Tom
10 Jahre zuvor

Hallo Tim,

Kein Wunder, dass Banken und Co. immer grössere Gewinne machen. Es ist eine versteckte Steuer – auf den ersten Blick klein, aber auf die Jahrzehnte gesehen wird es zu einem enormen Summe. Und die Leute machen sich zu wenig Gedanken über Ihre Finanzen. Sie verschenken regelrecht das Geld den Finanzdienstleistern. Solange die Menschen nicht gelernt haben wie das Kapitalistische System funktioniert, werden Sie legal beraubt.

Hallo Tim,

ich investiere einfach wie Du es in Deinem Artikel beschreibst in Dividenden Aktien. Da fällt einmal eine Kaufgebühr über meinen Discount Online Broker an und das war es! Keine versteckten Kosten und Provisionen.

VG, Markos

10 Jahre zuvor

@ Ulrich

Nun das Problem ist hierbei: Wenige Fonds schaffen es, “in schöner Regelmäßigkeit ihren Vergleichsindex nach Kosten” zu schlagen.

Ein weiteres Problem: Vorher weiß das niemand. Erst hinterher. Denn die Rendite der Vergangenheit sagt nichts über die Rendite in der Zukunft aus.

Je nach Statistik versagen zwischen 70 bis 80% der aktiven Fonds, sprich sie schneiden schlechter als der Index ab.

Martin
10 Jahre zuvor

Ich glaube die Banken müssen erst seit Kurzem die Provisionen offenlegen. Vielleicht wissen die Kunden deshalb noch nicht bescheid. Oder reicht es dies im Kleingedrucktem verschwinden zu lassen?

Die Finanztransaktionssteuer wäre ein weiterer Vorteil für ETFs, da diese im Vergleich zu aktiven Fonds wenig umschichten.

Man kann auch bei bekannter erwarteter Rendite ganz einfach ausrechnen, wieviel die jährliche Gebühr kostet. Nehmen wir 2% Gebühr und 5% erwartete Rendite an, ergibt sich 2/0,05=40%. Ein geschlossener Fonds müsste dann sogar mit 40% Abschlag auf den NAV handeln, wenn es kostenlose Alternativen gibt. Das könnte man auch als 40% Ausgabeaufschlag betrachten… Je höher die Rendite desto weniger schlimm sind die jährlichen Kosten. Bei einem Anleihenfonds wären 2% also “tödlich”.

10 Jahre zuvor

@Ulrich

Sie wollen doch nicht etwa normale Aktienfonds, vielleicht sogar aktiv gemanagte Fonds, befürworten. Ich halte davon nichts.

Ich selbst habe mich vor zwei Jahren mit der Frage herumgeschlagen, ob ich nicht in einen Aktienfonds investieren sollte, um zu diversifizieren. Zwei Sachen haben mich davon abgehalten:

1. Ich weiß nicht, was die mit den Dividenden machen. Ich hätte gerne auch Dividenden direkt und nicht ein automatisches Reinvestment, denn was passiert, wenn ich mal auf dieses Zusatzeinkommen angewiesen bin?

2. Ich habe vor fünf Jahren einen Beitrag im Fernsehen gesehen. Prof. Krämer (http://www.statistik.tu-dortmund.de/kraemer.html) hat Studenten mit Dartpfeilen auf die Börsenseiten der FAZ werfen lassen und Fonds zufällig zusammenstellen lassen. Diese Fonds waren im Durchschnitt besser als die der Experten. Daher verwundern mich neuere Experimente mit Schimpansen überhaupt nicht.

3. Die Fondsmanager kassieren viel zu viel Gebühren. Und ein ETF ist zwar günstiger, mir immer noch viel zu teuer.

Diversifizierung erreicht man auch anders. Wenn man beispielsweise Nestle ins Depot legt, hat man nicht die Schweiz ins Depot gelegt, sondern fast alle Nationen bis auf Nordkorea und vielleicht Kuba, weil Nestle auf diesen Märkten präsent ist. Und es gibt selbst Versorger, die international aufgestellt sind beispielsweise Endesa bzw. Enel, das große Anteil an Endesa hält.

Der Sitz des Unternehmens spielt nur bei der Betrachtung politischer und steuerlicher Risiken eine Rolle. US-Unternehmen sind beispielsweise französischen Unternehmen im Vorteil, weil Amerikaner Eigentum als Grundrecht begreifen und hochhalten. In Frankreich gibt's durchgeknallte Gewerkschafter, durchgeknallte Politiker und tollkühne Wähler, die diese Leute auch noch unterstützen. Frankreich hat keine selbstbewusste und unabhängige Bourgeoisie mehr. In Frankreich bandeln daher besonders viele Menschen mit dem Staat an.

10 Jahre zuvor

Hallo Tim,

Ich hoffe auch, dass faire Berater einen Boom erleben werden und Menschen auch aktiv gute, faire und transparente Beratungen fordern und nicht einfach blind vertrauen, da der Bankberater ja eh sicher nur das Beste für mich will und ich mich selbst nicht auskenne, weil ja eh alles so kompliziert ist.

Zum Thema Fonds (aktiv vs. passiv)

Für “Standardmärkte” DAX, Dow usw. sind ETF's sicherlich zu bevorzugen. Aktiv gemanagte Fonds können aber in Spezialgebieten, in denen man von der Expertise des Fondsmanagers profitieren kann, die weiter höheren Kosten wert sein.

freundliche Grüße
Andreas

Markus
10 Jahre zuvor

Das Argument mit den Spezialmärkten ist auch schon mehrfach wiederlegt.

Auch bei Einzelaktien kann man jährliche Gebühren bis zu 2-3 % Kosten schaffen, wenn man nicht buy & holdler ist…
Bei niedrig kapitalisierten Titeln sind teilweise nette Spreads drauf.

Buy & Hold auf Nestlè, Coke, Berkshire, Procter, Colgate, Nike, BAT, Reckitt Benckiser, Unilever u. v. w. kann wiederum 0,3 % billiger wie etf`s sein…

Der Unterschied von 0,3 % ist nicht so gravierend wie die 1 – 2 % von häufigen Handeln, Abeltungssteuer, Quellensteuerproblematik und aktive Aktienfonds.

Ist aber jedem sein Bier, wie er investieren will… ;-)

Martin
10 Jahre zuvor

:
Das sehe ich auch so. In der Total Expense Ratio (TER) sind ja noch nicht einmal die Handelskosten.
Irgendwie vertraue ich da generell eher der TER von ETFs.

Ulrich
10 Jahre zuvor

@Tim:

Wie du schon schreibst: man kann in zahlreichen Statistiken alles ganz genau nachlesen. Auch die 2.000 (!) von 10.000 in Deutschland handelbaren Fonds, die ihren Preis einfach wert sind. Was interessiert mich der Rest?

Ich finde übrigens, dass die Risiken vieler ETFs (Swap-Geschäfte) und ihre Destabilisierungs-Effekte auf das Finanzsystem viel zu selten erwähnt werden.

http://www.nzz.ch/finanzen/uebersicht/portfolio/die-glaubensfrage-der-etf-1.17484111

http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/0,2828,890012,00.html

@Turing:

Naja, Einzelaktien aus Deutschland und/oder Europa hängen mir dann doch sehr im jeweiligen Landes-Index, auch wenn sie noch so gut global aufgestellt sein mögen.

Markus
10 Jahre zuvor

@Ulrich

Zwei kurze Journalistenartikel, welche durch viele fehlende wissenschaftliche Fakten auffallen… sollen was beweisen?

Seltsam, dass man viele der Top-Performer wie DWS Vermögensbildungsfonds I, Lingohr Systematic Value, Tempelton Growth, Fidelity European Growth u. v. w. nicht mehr an den fordersten Stellen der Stiftung Warentest findet… Auch werden immer wieder Äpfel mit Birnen verglichen… Der Carmignac investissement mit einem msci World zu vergleich ist nicht die korrekte Benchmark!!!

Aber egal, wenn Du Dich mit Aktienfonds wohler fühlst ist es sicherlich ok für Dich. Jeder macht sowieso das nach seinem besten Wissen und Gewissen. Ein anderer fühlt sich evtl. nur mit hohen Dividendenwerten und wieder ein anderer nur mit multinationalen Marktführer wohl…

Wer in 30 Jahren der beste ist…??? Keine Ahnung… ständiges lesen und finanzielle Weiterbildung oder stupides festhalten an bestimmten Werten oder eine Kombination aus Beidem…

Ulrich
10 Jahre zuvor

:
War mir schon klar, dass das hier zum guten Ton gehört, grundsätzlich gegen aktive Fonds zu sein. Aber es kann auch nicht schaden, sich auch mal mit etwas unerfreulicheren Fragen zum Thema ETFs zu beschäftigen.

Sie können außer den von mir zitierten “kurzen Journalistenartikeln” leicht auch noch Abhandlungen finden, in denen die Probleme ausführlicher behandelt werden. Die kritischen Themen werden außerdem nicht von Journalisten in den Raum gestellt, sondern es werden Experten zitiert. Ja, man kann natürlich die Kompetenz jedes Experten in Frage stellen. Und ja, man kann die Nachteile von ETFs natürlich auch komplett ignorieren, wenn sie nicht ins persönliche Weltbild passen, das so schön unkompliziert war: ETF = gut, aktiver Fonds = böse.

Markus
10 Jahre zuvor

@Ulrich

Nein, ich bin nicht so starrsinnig wie mein 90 jähriger Opa oder manch anderer, der meint er habe die eierlegende Wollmichsau gefunden! ;-)

Sicher gibt es auch Nachteile bei etf`s und ich kenne ein paar. Die Diskussion Aktiv vs Passiv kann unendlich weitergeführt werden…

Für mich persönlich sind meine voll replizierenden etf`s sehr gute Möglichkeiten kostengünstig in eine der besten Wertpapierformen anzulegen, die es in den letzen Jahrzehnten gegeben hat. Auch ein 10 % Swap, der mit 120 % übersichert ist, ist für mich kein System, dass gefährliche Züge für unser Finanzsystem einnimmt…

Die wissenschaftliche Lehrmeinung und die Professoren werden grob geschätzt zu 90 % pro passiv sein.

Die Banken, Fondsmanager, Vertriebler werden zu 90 % wieder pro aktiv sein… ;-)

Wieso soll man einen Fondsmanager zahlen, wenn man sich selbst die besten multinationalen Konzerne mit Marke in einem Einzelaktiendepot zusammen stellen kann??? Hier würden mich wieder rigorose Passivler angreifen…

Jeder muss seine Strategie finden, mit der er gut schlafen kann!!!

Diese kann für unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Risikoeinstellungen durchaus unterschiedlich sein bzw. sie wird zwangsläufig unterschiedlich sein! ;-)

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